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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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ist, gehört hierher: die Schlachtn, werden hier geschlagen/' -- Ueber den Beruf
Preußens ist viel ErnstdnrchdachteS gesagt, und überhaupt enthält das kleine Schrift-
chen weit mehr, als man nach seinem Umfang (von nur 5" Seiten) vermuthen
sollte, --''

Kcrkcrwonne. Historischer Roman aus dem Anfang des 18, Jahrhunderts,
von W, Bach manu. Berlin, Decker, Wie die beiden frühern Romane des Ver¬
fassers (Fürst Liebchen, 185"! und Schloß Krnkau 1858) dem Original des Grafen
Rzcwnsti nachgebildet, -- Ein eigentlich belletristisches Interesse zu erregen, Scheit
nicht eiunial im Plane des Verfassers gelegen zu haben; denn von Einheit der
Handlung ist, abgesehen von der Einheit der Person, um welche sich Alles dreht,
nicht die Rede; dagegen ist die historische Farbe der Zeit in vortrefflicher Frische n>'d
Deutlichkeit wiedergegeben, und wir werden aufs lebendigste in die polnischen Zu¬
stünde ans der Periode Johann SobicSkis und seiner Nachfolger versetzt. Dieser
historische Werth des Buchs ist um so hoher anzuschlagen, je unbekannter jene
Zeiträume im Ganzen dem größern Publikum sind.

Englisches Lesebuch. enthaltend chronologisch geordnete Meisterstücke der
Hanptiepläsentantcn der einzelnen Gattungen englischer Prosa, Biographien, Kri¬
tiken und eine kurze Geschichte englischer Prosa von F. A. Mu n mal. Leipzig, Gräb-
ner. -- Von der ersten Periode der englischen Literatur (bis 1558) ist nur wenig
angeführt, mit Recht, wegen der pädagogischen Bestiinnnuig des Buches; reichhaltiger ist
schon die zweite (bis 1In>0) vertreten, namentlich durch starke Auszüge aus Bacon; wie
den" überhaupt das Buch einen durchweg ernsten Charakter hat; der historisch-philoft'-
phische Theil übcnviegt, wenn auch die Romane und humoristischen Schriften, ">it
zweckmäßiger Auswahl (namentlich Ficlting, Sterne, Scott. Bulwer, Irving,
Dickens). nicht verschmäht werden. Die weiter" Perioden (bis 1702. 1727, 17^,
1800, 1830) sind ziemlich gleichmäßig bedacht. El" poetischer Theil soll folgen. ^




Jacob Grimm über Schiller.
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.
Rede auf Schiller.

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Gehalte" in der feierlichen Sitzung der kön. Akademie
der Wissenschaften am 10. Nov. 1850 von Jacob Grimm. Berlin. Dünunlcr.
-- Zu bei" große" Nativnalscste hat Jeder. gering oder erheblich, sein Scherflein
beigetragen; hier aber spricht ni" Mann, vor den, wir alle verstummen müssen. An
Jahren ein Greis, an Lebensfrijche und Lebensmuth noch ein Jüngling, gibt J^ob
Grin.in vo" der Bedeutung Schillers einen seharfgcprägte" Umriß, den sich Jeder
ins Gedächtniß eingraben sollte. -- Wir lassen ihn zuerst in dem Felde reden, das
>h"r eigentlich angehört. -- "Unleugbar besitzt Goethe die größere Sprachgcwalt, ja
eine so seltene und vorragende, daß insgemein kein andrer'unsrer deutschen Schrift'
steiler es ihn. darin gleichthut. Wo er seine Feder ansetzt, ist unnachahmlicher Reiz


ist, gehört hierher: die Schlachtn, werden hier geschlagen/' — Ueber den Beruf
Preußens ist viel ErnstdnrchdachteS gesagt, und überhaupt enthält das kleine Schrift-
chen weit mehr, als man nach seinem Umfang (von nur 5« Seiten) vermuthen
sollte, —''

Kcrkcrwonne. Historischer Roman aus dem Anfang des 18, Jahrhunderts,
von W, Bach manu. Berlin, Decker, Wie die beiden frühern Romane des Ver¬
fassers (Fürst Liebchen, 185«! und Schloß Krnkau 1858) dem Original des Grafen
Rzcwnsti nachgebildet, — Ein eigentlich belletristisches Interesse zu erregen, Scheit
nicht eiunial im Plane des Verfassers gelegen zu haben; denn von Einheit der
Handlung ist, abgesehen von der Einheit der Person, um welche sich Alles dreht,
nicht die Rede; dagegen ist die historische Farbe der Zeit in vortrefflicher Frische n>'d
Deutlichkeit wiedergegeben, und wir werden aufs lebendigste in die polnischen Zu¬
stünde ans der Periode Johann SobicSkis und seiner Nachfolger versetzt. Dieser
historische Werth des Buchs ist um so hoher anzuschlagen, je unbekannter jene
Zeiträume im Ganzen dem größern Publikum sind.

Englisches Lesebuch. enthaltend chronologisch geordnete Meisterstücke der
Hanptiepläsentantcn der einzelnen Gattungen englischer Prosa, Biographien, Kri¬
tiken und eine kurze Geschichte englischer Prosa von F. A. Mu n mal. Leipzig, Gräb-
ner. — Von der ersten Periode der englischen Literatur (bis 1558) ist nur wenig
angeführt, mit Recht, wegen der pädagogischen Bestiinnnuig des Buches; reichhaltiger ist
schon die zweite (bis 1In>0) vertreten, namentlich durch starke Auszüge aus Bacon; wie
den» überhaupt das Buch einen durchweg ernsten Charakter hat; der historisch-philoft'-
phische Theil übcnviegt, wenn auch die Romane und humoristischen Schriften, »>it
zweckmäßiger Auswahl (namentlich Ficlting, Sterne, Scott. Bulwer, Irving,
Dickens). nicht verschmäht werden. Die weiter» Perioden (bis 1702. 1727, 17^,
1800, 1830) sind ziemlich gleichmäßig bedacht. El» poetischer Theil soll folgen. ^




Jacob Grimm über Schiller.
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Rede auf Schiller.

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Gehalte» in der feierlichen Sitzung der kön. Akademie
der Wissenschaften am 10. Nov. 1850 von Jacob Grimm. Berlin. Dünunlcr.
— Zu bei» große» Nativnalscste hat Jeder. gering oder erheblich, sein Scherflein
beigetragen; hier aber spricht ni» Mann, vor den, wir alle verstummen müssen. An
Jahren ein Greis, an Lebensfrijche und Lebensmuth noch ein Jüngling, gibt J^ob
Grin.in vo» der Bedeutung Schillers einen seharfgcprägte» Umriß, den sich Jeder
ins Gedächtniß eingraben sollte. — Wir lassen ihn zuerst in dem Felde reden, das
>h»r eigentlich angehört. — „Unleugbar besitzt Goethe die größere Sprachgcwalt, ja
eine so seltene und vorragende, daß insgemein kein andrer'unsrer deutschen Schrift'
steiler es ihn. darin gleichthut. Wo er seine Feder ansetzt, ist unnachahmlicher Reiz


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/490>, abgerufen am 26.06.2024.