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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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sogar gern, indem sie den Christen den Zugang erschwert und so als Schutz
der Stadt gegen ein Bombardement dient.

.Tanger, die nächste Stadt Marokkos, welche durch die spanische Ex¬
pedition bedroht wird, liegt südwestlich von Ceuta. an der Meerenge von
Gibraltar. Es ist ziemlich fest, und zwar sowol durch seine Lage als durch
seine wohlbewaffneten Batterien, obschon von einem laugen Widerstand gegen
einen Augriff durch eine europäische Flotte und Armee jetzt natürlich noch viel
weniger die Rede sein kann, als im letzten Kriege Frankreichs mit Marokko.
Tangers Anblick vom Meer aus gleicht sehr dem der Vorstadt Bab, EI Wat
in Algier. Es liegt auf dem Abhang eines Kalkberges, von dem ein Theil
unbebaut ist und mit seinen unbebauten Seiten einen trübseligen Anblick ge¬
währt. Die Stadt ist mit einer von Thürmen flankirten Mauer umgeben,
vor welcher sich ein Graben hinzieht, der jedoch keine Contrescarpe hat. Die
Mauer hat einen Umfang von etwa 7000 Fuß. Eine maurische Kasbah von
gewaltigen Dimensionen und ein von den Portugiesen erbautes jetzt sehr ver-
fallnes Fort mit modernen Bastionen dienen der Stadt zum Schutz. Die
Kasbah ist mit zwölf Geschützen besetzt, die sämmtlich nach der Meerenge von
Gibraltar hinausblicken. Die Gräben der Stadt, zum Theil verschüttet, sind
voll Bäume und werden als Gemüsegärten benutzt, und werden als solche
vom Gouverneur verpachtet, der sich deshalb hütet, sie wieder ausliefen und in
Bertheidigungsstand setzen zu lassen. In der Nähe des Hafens liegt ein klei¬
nes, mit der Kasbah durch eine Reihe von Staffelmauern, die den Berg hinan¬
laufen, verbundenes Fort. Der Wall, welcher dem Meer gegenüberliegt, hat zwei
terrassenförmige Stockwerke mit Einschnitten. in welchen Kanonen aufgepflanzt
sind. Im Norden der Stadt senken sich schroffe Felsabhänge, welche dieselbe
hier sturmfrei erscheinen lassen. Bor dem Ausladungsplatz, un Winkel des
Hafenthorcs befinden sich die Hauptverthcidigungswerke. Hier erheben sich
zwei Stufen Batterien, die mit 60 groben Geschützen und 8 Mörsern armirt
sind und den Hasen nach allen Richtungen beherrschen. Indeß sind die Plat^
formen zu schmal, die Brustwehren nur drei Fuß dick und die Schießscharte"
nicht weit genug von einander entfernt, was ebenfalls die Stärke des Bau¬
werks vermindert. Der Landungsplatz ist rechts und links noch von einer
Batterie flankirt. Die Bai von Tanger endlich wird außerdem durch sechs
gemauerte Batterien geschützt. Bon diesen letztern erhebt sich eine ans dem
Kap Malabata und eine aus den Ruinen des alten Tanger. Sie enthalten
zusammen 40 Stück Geschütze. Die Batterie, welche die Rhede aus den beide"
äußersten Landpunkten beschützen, liegen auf Höhen von 150 Fuß über dein
Meer, die andern ungefähr auf gleichem Niveau mit dem Wasserspiegel.

Wenn man also einen Angriff vom Meer her unternähme, so hätte man
erst diese Batterien zusammenzuschießen und dann sich quer vor den Hast"


sogar gern, indem sie den Christen den Zugang erschwert und so als Schutz
der Stadt gegen ein Bombardement dient.

.Tanger, die nächste Stadt Marokkos, welche durch die spanische Ex¬
pedition bedroht wird, liegt südwestlich von Ceuta. an der Meerenge von
Gibraltar. Es ist ziemlich fest, und zwar sowol durch seine Lage als durch
seine wohlbewaffneten Batterien, obschon von einem laugen Widerstand gegen
einen Augriff durch eine europäische Flotte und Armee jetzt natürlich noch viel
weniger die Rede sein kann, als im letzten Kriege Frankreichs mit Marokko.
Tangers Anblick vom Meer aus gleicht sehr dem der Vorstadt Bab, EI Wat
in Algier. Es liegt auf dem Abhang eines Kalkberges, von dem ein Theil
unbebaut ist und mit seinen unbebauten Seiten einen trübseligen Anblick ge¬
währt. Die Stadt ist mit einer von Thürmen flankirten Mauer umgeben,
vor welcher sich ein Graben hinzieht, der jedoch keine Contrescarpe hat. Die
Mauer hat einen Umfang von etwa 7000 Fuß. Eine maurische Kasbah von
gewaltigen Dimensionen und ein von den Portugiesen erbautes jetzt sehr ver-
fallnes Fort mit modernen Bastionen dienen der Stadt zum Schutz. Die
Kasbah ist mit zwölf Geschützen besetzt, die sämmtlich nach der Meerenge von
Gibraltar hinausblicken. Die Gräben der Stadt, zum Theil verschüttet, sind
voll Bäume und werden als Gemüsegärten benutzt, und werden als solche
vom Gouverneur verpachtet, der sich deshalb hütet, sie wieder ausliefen und in
Bertheidigungsstand setzen zu lassen. In der Nähe des Hafens liegt ein klei¬
nes, mit der Kasbah durch eine Reihe von Staffelmauern, die den Berg hinan¬
laufen, verbundenes Fort. Der Wall, welcher dem Meer gegenüberliegt, hat zwei
terrassenförmige Stockwerke mit Einschnitten. in welchen Kanonen aufgepflanzt
sind. Im Norden der Stadt senken sich schroffe Felsabhänge, welche dieselbe
hier sturmfrei erscheinen lassen. Bor dem Ausladungsplatz, un Winkel des
Hafenthorcs befinden sich die Hauptverthcidigungswerke. Hier erheben sich
zwei Stufen Batterien, die mit 60 groben Geschützen und 8 Mörsern armirt
sind und den Hasen nach allen Richtungen beherrschen. Indeß sind die Plat^
formen zu schmal, die Brustwehren nur drei Fuß dick und die Schießscharte"
nicht weit genug von einander entfernt, was ebenfalls die Stärke des Bau¬
werks vermindert. Der Landungsplatz ist rechts und links noch von einer
Batterie flankirt. Die Bai von Tanger endlich wird außerdem durch sechs
gemauerte Batterien geschützt. Bon diesen letztern erhebt sich eine ans dem
Kap Malabata und eine aus den Ruinen des alten Tanger. Sie enthalten
zusammen 40 Stück Geschütze. Die Batterie, welche die Rhede aus den beide»
äußersten Landpunkten beschützen, liegen auf Höhen von 150 Fuß über dein
Meer, die andern ungefähr auf gleichem Niveau mit dem Wasserspiegel.

Wenn man also einen Angriff vom Meer her unternähme, so hätte man
erst diese Batterien zusammenzuschießen und dann sich quer vor den Hast"


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[0476] sogar gern, indem sie den Christen den Zugang erschwert und so als Schutz der Stadt gegen ein Bombardement dient. .Tanger, die nächste Stadt Marokkos, welche durch die spanische Ex¬ pedition bedroht wird, liegt südwestlich von Ceuta. an der Meerenge von Gibraltar. Es ist ziemlich fest, und zwar sowol durch seine Lage als durch seine wohlbewaffneten Batterien, obschon von einem laugen Widerstand gegen einen Augriff durch eine europäische Flotte und Armee jetzt natürlich noch viel weniger die Rede sein kann, als im letzten Kriege Frankreichs mit Marokko. Tangers Anblick vom Meer aus gleicht sehr dem der Vorstadt Bab, EI Wat in Algier. Es liegt auf dem Abhang eines Kalkberges, von dem ein Theil unbebaut ist und mit seinen unbebauten Seiten einen trübseligen Anblick ge¬ währt. Die Stadt ist mit einer von Thürmen flankirten Mauer umgeben, vor welcher sich ein Graben hinzieht, der jedoch keine Contrescarpe hat. Die Mauer hat einen Umfang von etwa 7000 Fuß. Eine maurische Kasbah von gewaltigen Dimensionen und ein von den Portugiesen erbautes jetzt sehr ver- fallnes Fort mit modernen Bastionen dienen der Stadt zum Schutz. Die Kasbah ist mit zwölf Geschützen besetzt, die sämmtlich nach der Meerenge von Gibraltar hinausblicken. Die Gräben der Stadt, zum Theil verschüttet, sind voll Bäume und werden als Gemüsegärten benutzt, und werden als solche vom Gouverneur verpachtet, der sich deshalb hütet, sie wieder ausliefen und in Bertheidigungsstand setzen zu lassen. In der Nähe des Hafens liegt ein klei¬ nes, mit der Kasbah durch eine Reihe von Staffelmauern, die den Berg hinan¬ laufen, verbundenes Fort. Der Wall, welcher dem Meer gegenüberliegt, hat zwei terrassenförmige Stockwerke mit Einschnitten. in welchen Kanonen aufgepflanzt sind. Im Norden der Stadt senken sich schroffe Felsabhänge, welche dieselbe hier sturmfrei erscheinen lassen. Bor dem Ausladungsplatz, un Winkel des Hafenthorcs befinden sich die Hauptverthcidigungswerke. Hier erheben sich zwei Stufen Batterien, die mit 60 groben Geschützen und 8 Mörsern armirt sind und den Hasen nach allen Richtungen beherrschen. Indeß sind die Plat^ formen zu schmal, die Brustwehren nur drei Fuß dick und die Schießscharte" nicht weit genug von einander entfernt, was ebenfalls die Stärke des Bau¬ werks vermindert. Der Landungsplatz ist rechts und links noch von einer Batterie flankirt. Die Bai von Tanger endlich wird außerdem durch sechs gemauerte Batterien geschützt. Bon diesen letztern erhebt sich eine ans dem Kap Malabata und eine aus den Ruinen des alten Tanger. Sie enthalten zusammen 40 Stück Geschütze. Die Batterie, welche die Rhede aus den beide» äußersten Landpunkten beschützen, liegen auf Höhen von 150 Fuß über dein Meer, die andern ungefähr auf gleichem Niveau mit dem Wasserspiegel. Wenn man also einen Angriff vom Meer her unternähme, so hätte man erst diese Batterien zusammenzuschießen und dann sich quer vor den Hast"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/476>, abgerufen am 26.06.2024.