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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Nicht einmal der Adel seit Ursache sich der Förderung dieser Künstler zu rühmen.
Den Hauptabsatz der düsseldorfer Erzeugnisse haben die Kunstausstellungen
^ Wege gebracht, die als Mittel, die Schätze der Kunst auch den weniger
begüterten zugänglich zu mache" und den, Künstler Kunden und Ruf zu er¬
zielen, vor der Hand bleiben müssey wie sie sind. Daß der kleinere Künstler
dadurch am meisten gefordert wird, ist gut; deun ohne sie wird es keine großen
geben. Ich konnte endlich, um zu beweisen, daß die neuere deutsche Kunst nichts
weniger als eine Hofkunst ist, wie die Menge noch immer glaubt, die Namen
einzelner bedeutender durch alle Gaue unsres Vaterlandes verstreuter Künstler
""führen; ich unterlasse es, indem ich nur uoch bitte, jener bescheidenen Na¬
turen wie Richter*) hierbei nicht ganz zu vergessen, die so recht eigenlich für
die Schichten des Volkes durch ihre reizenden, Groß und Klein erfreuenden
Illustrationen gewirkt haben. Wer einmal so recht herzlich über die Zeich¬
nungen der fliegenden Blätter oder der düsseldorfer Monatshefte gelackt hat,
der denke in Zukunft daran, daß sie größtentheils von Leuten um des Lebens
Nahrung und Nothdurft entworfen sind, die am Beginn ihrer künstlerischen
Laufbahn stehen, meist ohne Aussicht, in Zukunft je mehr zu verdienen als
sie gerade brauchen, ohne Aussicht auf Ruf und Erfolg.

Unsere Leser könnten leicht auf den Gedanken kommen, es sei unsre Ab¬
sicht, den beiden Fürsten, denen vorzüglich der Ruhm gebührt, bisher deutsche
Kunst gefördert zu haben, König Ludwig von Baiern und Friedrich Wilhelm
dem Vierten, den wohlverdienten Ruf zu schmälern. Das sei fern von uns!
Was sie aus eignen Mitteln für die Kunst gethan haben, gebührt thuen auch
"klein; was sie aber aus Staatsmitteln bewilligt haben, davon müssen sie
billig ein Theil dem deutschen Volke abtreten, in dessen Geist und Sinn sie
handelten. Bleibt ihnen doch unverkümmert der Nuhm. nicht nur zwei
Kunstgönner, sondern auch zwei Kunstkenner gewesen zu sein; auch waren
sie die echten Kinder der Zeit, welcher sie entsprossen waren, die beiden letzten
sachlichen Romantiker des achtzehnten Jahrhunderts, wenn diese Bezeichnung
^stattet ist. Es war in ihnen ganz derselbe Geist thätig, der sich in Schrift¬
stellern wie Tieck, Schlegel, Novalis, Wackenroder wirksam zeigte, der in Malern
^le Cornelius. Overbeck. Veit und Schadow sich geltend machte, ein Geist,
bei bedeutenden Naturen die angeborne Kraft nicht unterdrücken konnte,
dn kleinlich angelegten, bei dem Durchschnittsschlag der Menschen, in Ver¬
götterung der Vergangenheit. Verkennung der Gegenwart und ihres Berufes.



" Wir machen hierbei auf ein im Erscheinen begriffenes neues Werk Richters "Für's
^"us, Dresden, Verlag von Gader und Richter" aufmerksam, von dem uns 27 Blätter vor-
"2°"- Es ist wieder sehr viel Anmuthiges' darunter, und das Ganze eignet sich zu einem
^°'h-wchtsgeschenk.

Nicht einmal der Adel seit Ursache sich der Förderung dieser Künstler zu rühmen.
Den Hauptabsatz der düsseldorfer Erzeugnisse haben die Kunstausstellungen
^ Wege gebracht, die als Mittel, die Schätze der Kunst auch den weniger
begüterten zugänglich zu mache« und den, Künstler Kunden und Ruf zu er¬
zielen, vor der Hand bleiben müssey wie sie sind. Daß der kleinere Künstler
dadurch am meisten gefordert wird, ist gut; deun ohne sie wird es keine großen
geben. Ich konnte endlich, um zu beweisen, daß die neuere deutsche Kunst nichts
weniger als eine Hofkunst ist, wie die Menge noch immer glaubt, die Namen
einzelner bedeutender durch alle Gaue unsres Vaterlandes verstreuter Künstler
«»führen; ich unterlasse es, indem ich nur uoch bitte, jener bescheidenen Na¬
turen wie Richter*) hierbei nicht ganz zu vergessen, die so recht eigenlich für
die Schichten des Volkes durch ihre reizenden, Groß und Klein erfreuenden
Illustrationen gewirkt haben. Wer einmal so recht herzlich über die Zeich¬
nungen der fliegenden Blätter oder der düsseldorfer Monatshefte gelackt hat,
der denke in Zukunft daran, daß sie größtentheils von Leuten um des Lebens
Nahrung und Nothdurft entworfen sind, die am Beginn ihrer künstlerischen
Laufbahn stehen, meist ohne Aussicht, in Zukunft je mehr zu verdienen als
sie gerade brauchen, ohne Aussicht auf Ruf und Erfolg.

Unsere Leser könnten leicht auf den Gedanken kommen, es sei unsre Ab¬
sicht, den beiden Fürsten, denen vorzüglich der Ruhm gebührt, bisher deutsche
Kunst gefördert zu haben, König Ludwig von Baiern und Friedrich Wilhelm
dem Vierten, den wohlverdienten Ruf zu schmälern. Das sei fern von uns!
Was sie aus eignen Mitteln für die Kunst gethan haben, gebührt thuen auch
"klein; was sie aber aus Staatsmitteln bewilligt haben, davon müssen sie
billig ein Theil dem deutschen Volke abtreten, in dessen Geist und Sinn sie
handelten. Bleibt ihnen doch unverkümmert der Nuhm. nicht nur zwei
Kunstgönner, sondern auch zwei Kunstkenner gewesen zu sein; auch waren
sie die echten Kinder der Zeit, welcher sie entsprossen waren, die beiden letzten
sachlichen Romantiker des achtzehnten Jahrhunderts, wenn diese Bezeichnung
^stattet ist. Es war in ihnen ganz derselbe Geist thätig, der sich in Schrift¬
stellern wie Tieck, Schlegel, Novalis, Wackenroder wirksam zeigte, der in Malern
^le Cornelius. Overbeck. Veit und Schadow sich geltend machte, ein Geist,
bei bedeutenden Naturen die angeborne Kraft nicht unterdrücken konnte,
dn kleinlich angelegten, bei dem Durchschnittsschlag der Menschen, in Ver¬
götterung der Vergangenheit. Verkennung der Gegenwart und ihres Berufes.



« Wir machen hierbei auf ein im Erscheinen begriffenes neues Werk Richters „Für's
^"us, Dresden, Verlag von Gader und Richter" aufmerksam, von dem uns 27 Blätter vor-
«2°»- Es ist wieder sehr viel Anmuthiges' darunter, und das Ganze eignet sich zu einem
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[0441] Nicht einmal der Adel seit Ursache sich der Förderung dieser Künstler zu rühmen. Den Hauptabsatz der düsseldorfer Erzeugnisse haben die Kunstausstellungen ^ Wege gebracht, die als Mittel, die Schätze der Kunst auch den weniger begüterten zugänglich zu mache« und den, Künstler Kunden und Ruf zu er¬ zielen, vor der Hand bleiben müssey wie sie sind. Daß der kleinere Künstler dadurch am meisten gefordert wird, ist gut; deun ohne sie wird es keine großen geben. Ich konnte endlich, um zu beweisen, daß die neuere deutsche Kunst nichts weniger als eine Hofkunst ist, wie die Menge noch immer glaubt, die Namen einzelner bedeutender durch alle Gaue unsres Vaterlandes verstreuter Künstler «»führen; ich unterlasse es, indem ich nur uoch bitte, jener bescheidenen Na¬ turen wie Richter*) hierbei nicht ganz zu vergessen, die so recht eigenlich für die Schichten des Volkes durch ihre reizenden, Groß und Klein erfreuenden Illustrationen gewirkt haben. Wer einmal so recht herzlich über die Zeich¬ nungen der fliegenden Blätter oder der düsseldorfer Monatshefte gelackt hat, der denke in Zukunft daran, daß sie größtentheils von Leuten um des Lebens Nahrung und Nothdurft entworfen sind, die am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen, meist ohne Aussicht, in Zukunft je mehr zu verdienen als sie gerade brauchen, ohne Aussicht auf Ruf und Erfolg. Unsere Leser könnten leicht auf den Gedanken kommen, es sei unsre Ab¬ sicht, den beiden Fürsten, denen vorzüglich der Ruhm gebührt, bisher deutsche Kunst gefördert zu haben, König Ludwig von Baiern und Friedrich Wilhelm dem Vierten, den wohlverdienten Ruf zu schmälern. Das sei fern von uns! Was sie aus eignen Mitteln für die Kunst gethan haben, gebührt thuen auch "klein; was sie aber aus Staatsmitteln bewilligt haben, davon müssen sie billig ein Theil dem deutschen Volke abtreten, in dessen Geist und Sinn sie handelten. Bleibt ihnen doch unverkümmert der Nuhm. nicht nur zwei Kunstgönner, sondern auch zwei Kunstkenner gewesen zu sein; auch waren sie die echten Kinder der Zeit, welcher sie entsprossen waren, die beiden letzten sachlichen Romantiker des achtzehnten Jahrhunderts, wenn diese Bezeichnung ^stattet ist. Es war in ihnen ganz derselbe Geist thätig, der sich in Schrift¬ stellern wie Tieck, Schlegel, Novalis, Wackenroder wirksam zeigte, der in Malern ^le Cornelius. Overbeck. Veit und Schadow sich geltend machte, ein Geist, bei bedeutenden Naturen die angeborne Kraft nicht unterdrücken konnte, dn kleinlich angelegten, bei dem Durchschnittsschlag der Menschen, in Ver¬ götterung der Vergangenheit. Verkennung der Gegenwart und ihres Berufes. « Wir machen hierbei auf ein im Erscheinen begriffenes neues Werk Richters „Für's ^"us, Dresden, Verlag von Gader und Richter" aufmerksam, von dem uns 27 Blätter vor- «2°»- Es ist wieder sehr viel Anmuthiges' darunter, und das Ganze eignet sich zu einem ^°'h-wchtsgeschenk.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/441>, abgerufen am 26.06.2024.