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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Verzeichnis; zu finden: der eigentlich referirende und urtheilende Theil des
Handbuches ist zwar sehr kurz, aber aus dem Vollen geschöpft, er enthält
durchweg die zur Orientirung nothwendigen Gesichtspunkte. -- Wir haben
einen Theil des Buchs bisher gar nickt betrachtet, der in der That aus dem¬
selben heraustritt: die Lebensbeschreibungen von Goethe und Schiller. Der
Verfasser hat selber gefühlt, daß sie nicht hineingehören; er hat einen Scparal-
abdruck davon veranstaltet (Goethe und Schiller von K. Goedeke. 2. durch¬
gesehene Auflage. Hannover. Ehlermaun); u.ut bei einer neuen Ausgabe des
Handbuchs wären sie dort in Wegfall zu bringen. An sich betrachtet, gehören
die beiden Lebensbeschreibungen zu dem besten, was in diesem Fach bei uns
geleistet ist: kurz, gedrungen, fast jedes Wort aus den Quellen geschöpft, voll¬
ständig in den Daten, und wo ein Urtheil hervortritt, eindringend und geist¬
voll. Goedekes Werk wird auf den Fortgang unserer Literaturgeschichte sehr
segensreich einwirken; für Jeden, der sich ernsthaft damit beschäftigen will, ist
es ein unentbehrliches Handbuch.

Goethe's Leben von Heinrich Viehoff. Dritte verbesserte und
vielfach bereicherte Auflage in 4 Bd. Mit Goethe's Portrait nach May. --
Stuttgart Becher. -- Wenn sich das Werk v.on Lewcs seiner drastischen Dar¬
stellung wegen eine größere Popularität verschafft hat. als seine deutsche"
Concurrenten. so müssen doch alle, die sich eine gründliche Kenntniß verschaffen
wollen, auf Viehoff zurückgehen, da Dünher, dessen sorgfältige Arbeiten in
diesen, Fach gern anerkannt werden sollen, sich bisher auf Vorarbeiten beschränkt
hat. -- Eine beiläufige Bemerkung für die Besser des vortrefflichen Werkes
von Düntzcr: Goethes Freunde. Es ist zweckmäßig, an den Seiten die
Jahreszahlen nachzutragen, da Dünlzcr zwar von Monat zu Monat foutgehl,
aber in den meisten Füllen die Jahreszahl vergißt. -- In den letzten Bänden
hätte Viehoff noch manches nachtragen können: in eine so ausführliche Bio¬
graphie wie die seinige gehörte doch z. B. eine genauere Auseinander-
sejznng der Beziehungen zu Bettina Brentano und Minna Herzlich, über
welche gegenwärtig schon Material vollauf zu finden ist. In dem Urtheil
über die Werke kann man ihm nicht immer beipflichten; aber das Ganze ist
doch ein sehr gutes, mit Liebe und Gewissenhaftigkeit gearbeitetes Werk, und
darf in keiner Bibliothek fehlen. -- ,

Eutiner Skizzen. Zur Cultur- und Literaturgeschichte des achtzehnte"
Jahrhunderts. Von Wilhelm von Bippen. -- Weimar, Bostan. -- Den
Lebenskreis von Voß und Stolberg, seinen gemüthlichen Inhalt und die all-
mälig sich ergebenden Zerwürfnisse zu sckildern. ist eine sehr dankbare Aufgabe;
der Verfasser hat sorgfältige Studien gemacht und den angemessenen Ton ge-
funden. Leider fehlt seinem Bilde die Ordnung und feste Gruppirung. seu"
Erzählung läuft bunt durch einander, und selbst bei seinen historischen Not>-


Verzeichnis; zu finden: der eigentlich referirende und urtheilende Theil des
Handbuches ist zwar sehr kurz, aber aus dem Vollen geschöpft, er enthält
durchweg die zur Orientirung nothwendigen Gesichtspunkte. — Wir haben
einen Theil des Buchs bisher gar nickt betrachtet, der in der That aus dem¬
selben heraustritt: die Lebensbeschreibungen von Goethe und Schiller. Der
Verfasser hat selber gefühlt, daß sie nicht hineingehören; er hat einen Scparal-
abdruck davon veranstaltet (Goethe und Schiller von K. Goedeke. 2. durch¬
gesehene Auflage. Hannover. Ehlermaun); u.ut bei einer neuen Ausgabe des
Handbuchs wären sie dort in Wegfall zu bringen. An sich betrachtet, gehören
die beiden Lebensbeschreibungen zu dem besten, was in diesem Fach bei uns
geleistet ist: kurz, gedrungen, fast jedes Wort aus den Quellen geschöpft, voll¬
ständig in den Daten, und wo ein Urtheil hervortritt, eindringend und geist¬
voll. Goedekes Werk wird auf den Fortgang unserer Literaturgeschichte sehr
segensreich einwirken; für Jeden, der sich ernsthaft damit beschäftigen will, ist
es ein unentbehrliches Handbuch.

Goethe's Leben von Heinrich Viehoff. Dritte verbesserte und
vielfach bereicherte Auflage in 4 Bd. Mit Goethe's Portrait nach May. —
Stuttgart Becher. — Wenn sich das Werk v.on Lewcs seiner drastischen Dar¬
stellung wegen eine größere Popularität verschafft hat. als seine deutsche"
Concurrenten. so müssen doch alle, die sich eine gründliche Kenntniß verschaffen
wollen, auf Viehoff zurückgehen, da Dünher, dessen sorgfältige Arbeiten in
diesen, Fach gern anerkannt werden sollen, sich bisher auf Vorarbeiten beschränkt
hat. — Eine beiläufige Bemerkung für die Besser des vortrefflichen Werkes
von Düntzcr: Goethes Freunde. Es ist zweckmäßig, an den Seiten die
Jahreszahlen nachzutragen, da Dünlzcr zwar von Monat zu Monat foutgehl,
aber in den meisten Füllen die Jahreszahl vergißt. — In den letzten Bänden
hätte Viehoff noch manches nachtragen können: in eine so ausführliche Bio¬
graphie wie die seinige gehörte doch z. B. eine genauere Auseinander-
sejznng der Beziehungen zu Bettina Brentano und Minna Herzlich, über
welche gegenwärtig schon Material vollauf zu finden ist. In dem Urtheil
über die Werke kann man ihm nicht immer beipflichten; aber das Ganze ist
doch ein sehr gutes, mit Liebe und Gewissenhaftigkeit gearbeitetes Werk, und
darf in keiner Bibliothek fehlen. — ,

Eutiner Skizzen. Zur Cultur- und Literaturgeschichte des achtzehnte»
Jahrhunderts. Von Wilhelm von Bippen. — Weimar, Bostan. — Den
Lebenskreis von Voß und Stolberg, seinen gemüthlichen Inhalt und die all-
mälig sich ergebenden Zerwürfnisse zu sckildern. ist eine sehr dankbare Aufgabe;
der Verfasser hat sorgfältige Studien gemacht und den angemessenen Ton ge-
funden. Leider fehlt seinem Bilde die Ordnung und feste Gruppirung. seu"
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[0434] Verzeichnis; zu finden: der eigentlich referirende und urtheilende Theil des Handbuches ist zwar sehr kurz, aber aus dem Vollen geschöpft, er enthält durchweg die zur Orientirung nothwendigen Gesichtspunkte. — Wir haben einen Theil des Buchs bisher gar nickt betrachtet, der in der That aus dem¬ selben heraustritt: die Lebensbeschreibungen von Goethe und Schiller. Der Verfasser hat selber gefühlt, daß sie nicht hineingehören; er hat einen Scparal- abdruck davon veranstaltet (Goethe und Schiller von K. Goedeke. 2. durch¬ gesehene Auflage. Hannover. Ehlermaun); u.ut bei einer neuen Ausgabe des Handbuchs wären sie dort in Wegfall zu bringen. An sich betrachtet, gehören die beiden Lebensbeschreibungen zu dem besten, was in diesem Fach bei uns geleistet ist: kurz, gedrungen, fast jedes Wort aus den Quellen geschöpft, voll¬ ständig in den Daten, und wo ein Urtheil hervortritt, eindringend und geist¬ voll. Goedekes Werk wird auf den Fortgang unserer Literaturgeschichte sehr segensreich einwirken; für Jeden, der sich ernsthaft damit beschäftigen will, ist es ein unentbehrliches Handbuch. Goethe's Leben von Heinrich Viehoff. Dritte verbesserte und vielfach bereicherte Auflage in 4 Bd. Mit Goethe's Portrait nach May. — Stuttgart Becher. — Wenn sich das Werk v.on Lewcs seiner drastischen Dar¬ stellung wegen eine größere Popularität verschafft hat. als seine deutsche" Concurrenten. so müssen doch alle, die sich eine gründliche Kenntniß verschaffen wollen, auf Viehoff zurückgehen, da Dünher, dessen sorgfältige Arbeiten in diesen, Fach gern anerkannt werden sollen, sich bisher auf Vorarbeiten beschränkt hat. — Eine beiläufige Bemerkung für die Besser des vortrefflichen Werkes von Düntzcr: Goethes Freunde. Es ist zweckmäßig, an den Seiten die Jahreszahlen nachzutragen, da Dünlzcr zwar von Monat zu Monat foutgehl, aber in den meisten Füllen die Jahreszahl vergißt. — In den letzten Bänden hätte Viehoff noch manches nachtragen können: in eine so ausführliche Bio¬ graphie wie die seinige gehörte doch z. B. eine genauere Auseinander- sejznng der Beziehungen zu Bettina Brentano und Minna Herzlich, über welche gegenwärtig schon Material vollauf zu finden ist. In dem Urtheil über die Werke kann man ihm nicht immer beipflichten; aber das Ganze ist doch ein sehr gutes, mit Liebe und Gewissenhaftigkeit gearbeitetes Werk, und darf in keiner Bibliothek fehlen. — , Eutiner Skizzen. Zur Cultur- und Literaturgeschichte des achtzehnte» Jahrhunderts. Von Wilhelm von Bippen. — Weimar, Bostan. — Den Lebenskreis von Voß und Stolberg, seinen gemüthlichen Inhalt und die all- mälig sich ergebenden Zerwürfnisse zu sckildern. ist eine sehr dankbare Aufgabe; der Verfasser hat sorgfältige Studien gemacht und den angemessenen Ton ge- funden. Leider fehlt seinem Bilde die Ordnung und feste Gruppirung. seu" Erzählung läuft bunt durch einander, und selbst bei seinen historischen Not>-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/434>, abgerufen am 26.06.2024.