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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Wagen. Der Concentrirungspunkt ist und bleibt Cöln. Wir brauchen wol nicht erst
5U sagen, daß wir nicht darunter verstehen, als ob die ganze preußische Armee in
dieser Stadt untergebracht werden sollte; wir haben ja früher schon das Dreieck
Aachen. Düsseldorf, Cöln als Concentrirungsgebiet bezeichnet, und daß man
""f einen Tagemarsch über seine Grenzen, die Eisenbahnen nord- und süd¬
wärts hinaus, so wie rückwärts aufs rechte Rheinufer bis Elberfeld und Sieg¬
burg mit den Cantonnirungen zurückgehen könne, versteht sich von selbst. Wir
sprechen uns nur dagegen aus, daß -- nach beliebter Manier -- Preußen
B. die ersten hunderttausend Mann Feldtruppen, die es an den Rhein
^lügt, die ganze Linie dieses Stromes entlang von Mainz bis Schenkcn-
schanz vertheile, statt sie auf einem verhältnißmäßig kleinen Gebiete zusammen¬
zuhalten. Falls nun die Preußen und ihre Verbündeten -- sofern sie diese
haben -- den Feldzug nicht von vornherein mit Glück eröffnen, wird endlich
der Kampf an die Nheinlinie gespielt werden. Die Umstände, unter denen dies
Antreten kann, sind folgende: i.bei dem von uns angenommenen Bundesvcr-
bältniß, nachdem die Franzosen, die alle Angriffe der Preußen an der Maaslinie
abgeschlagen, Antwerpen erobert haben; 2, bei demselben Bundcsver-
hältniß, bevor die Franzosen Antwerpen, welches sie vielmehr nur beobachten,
Robert haben; 3, wenn Preußen gar keine westlichen Bundesgenossen hat.
von vornherein. In allen diesen Fällen wird der Kampf um die Nheinlinie
von Seiten der Preußen eine Vertheidigung dieser Stromlinie sein; in allen
Fällen muß er offensive Elemente in sich aufnehmen, kann dies aber am besten
u>'d unter den günstigsten Verhältnissen in dem zweiten Falle. -- Wir wollen
Uns jetzt unter der Voraussetzung des Kampfes um die Nheinlinie die Preußen
diesem Strome aufgestellt denken.

Die Vertheidigung, welche an einen Strom anknüpft, sich auf ihn stützt,
sucht ihre Starke darin, daß sie mit Sicherheit auf jedem der beiden Strom¬
ufer auftreten kann und auf jedem nach Belieben mit ganzer Macht, während
d°r Feind immer zeitweise zu Trennungen seiner Kraft. Theilung derselben
auf beide Ufer gezwungen ist. Inwieweit Festungen dieses Spiel begünstigen,
haben wir schon einmal die Gelegenheit gehabt, in diesen Blättern zu erlau¬
bn. (S. No. 27. Ausblicke auf den Kriegsschauplatz, d.) Was wir eine
^'uppe nennen, das bietet sich allerdings an dem preußischen Rheinstrome
U'ehe dar. Eigentlich preußische Festungen sind längs der Nheinlinie Koblenz,
6bin. Wesel. Von Cöln als Centrum liegt jeder der beiden andern Plätze
Üleichwcit, ungefähr 12 Meilen oder 4 Tagemarsche entfernt. Mainz würde
wahrscheinlich als preußischer Platz behandelt werden können; es ist in gerader
^''"e 18'/. Meilen von Coblenz entfernt. Jülich. Luxemburg (falls dieses.
anzunehmen, in preußischen Händen bliebe). Saarlouis können nur auf
s°hr indirecte Weise für die Rheinverthcidigung mitwirken, indem sie den Feind


Grenzbotkn IV. 165V. ^

Wagen. Der Concentrirungspunkt ist und bleibt Cöln. Wir brauchen wol nicht erst
5U sagen, daß wir nicht darunter verstehen, als ob die ganze preußische Armee in
dieser Stadt untergebracht werden sollte; wir haben ja früher schon das Dreieck
Aachen. Düsseldorf, Cöln als Concentrirungsgebiet bezeichnet, und daß man
""f einen Tagemarsch über seine Grenzen, die Eisenbahnen nord- und süd¬
wärts hinaus, so wie rückwärts aufs rechte Rheinufer bis Elberfeld und Sieg¬
burg mit den Cantonnirungen zurückgehen könne, versteht sich von selbst. Wir
sprechen uns nur dagegen aus, daß — nach beliebter Manier — Preußen
B. die ersten hunderttausend Mann Feldtruppen, die es an den Rhein
^lügt, die ganze Linie dieses Stromes entlang von Mainz bis Schenkcn-
schanz vertheile, statt sie auf einem verhältnißmäßig kleinen Gebiete zusammen¬
zuhalten. Falls nun die Preußen und ihre Verbündeten — sofern sie diese
haben — den Feldzug nicht von vornherein mit Glück eröffnen, wird endlich
der Kampf an die Nheinlinie gespielt werden. Die Umstände, unter denen dies
Antreten kann, sind folgende: i.bei dem von uns angenommenen Bundesvcr-
bältniß, nachdem die Franzosen, die alle Angriffe der Preußen an der Maaslinie
abgeschlagen, Antwerpen erobert haben; 2, bei demselben Bundcsver-
hältniß, bevor die Franzosen Antwerpen, welches sie vielmehr nur beobachten,
Robert haben; 3, wenn Preußen gar keine westlichen Bundesgenossen hat.
von vornherein. In allen diesen Fällen wird der Kampf um die Nheinlinie
von Seiten der Preußen eine Vertheidigung dieser Stromlinie sein; in allen
Fällen muß er offensive Elemente in sich aufnehmen, kann dies aber am besten
u>'d unter den günstigsten Verhältnissen in dem zweiten Falle. — Wir wollen
Uns jetzt unter der Voraussetzung des Kampfes um die Nheinlinie die Preußen
diesem Strome aufgestellt denken.

Die Vertheidigung, welche an einen Strom anknüpft, sich auf ihn stützt,
sucht ihre Starke darin, daß sie mit Sicherheit auf jedem der beiden Strom¬
ufer auftreten kann und auf jedem nach Belieben mit ganzer Macht, während
d°r Feind immer zeitweise zu Trennungen seiner Kraft. Theilung derselben
auf beide Ufer gezwungen ist. Inwieweit Festungen dieses Spiel begünstigen,
haben wir schon einmal die Gelegenheit gehabt, in diesen Blättern zu erlau¬
bn. (S. No. 27. Ausblicke auf den Kriegsschauplatz, d.) Was wir eine
^'uppe nennen, das bietet sich allerdings an dem preußischen Rheinstrome
U'ehe dar. Eigentlich preußische Festungen sind längs der Nheinlinie Koblenz,
6bin. Wesel. Von Cöln als Centrum liegt jeder der beiden andern Plätze
Üleichwcit, ungefähr 12 Meilen oder 4 Tagemarsche entfernt. Mainz würde
wahrscheinlich als preußischer Platz behandelt werden können; es ist in gerader
^''"e 18'/. Meilen von Coblenz entfernt. Jülich. Luxemburg (falls dieses.
anzunehmen, in preußischen Händen bliebe). Saarlouis können nur auf
s°hr indirecte Weise für die Rheinverthcidigung mitwirken, indem sie den Feind


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[0429] Wagen. Der Concentrirungspunkt ist und bleibt Cöln. Wir brauchen wol nicht erst 5U sagen, daß wir nicht darunter verstehen, als ob die ganze preußische Armee in dieser Stadt untergebracht werden sollte; wir haben ja früher schon das Dreieck Aachen. Düsseldorf, Cöln als Concentrirungsgebiet bezeichnet, und daß man ""f einen Tagemarsch über seine Grenzen, die Eisenbahnen nord- und süd¬ wärts hinaus, so wie rückwärts aufs rechte Rheinufer bis Elberfeld und Sieg¬ burg mit den Cantonnirungen zurückgehen könne, versteht sich von selbst. Wir sprechen uns nur dagegen aus, daß — nach beliebter Manier — Preußen B. die ersten hunderttausend Mann Feldtruppen, die es an den Rhein ^lügt, die ganze Linie dieses Stromes entlang von Mainz bis Schenkcn- schanz vertheile, statt sie auf einem verhältnißmäßig kleinen Gebiete zusammen¬ zuhalten. Falls nun die Preußen und ihre Verbündeten — sofern sie diese haben — den Feldzug nicht von vornherein mit Glück eröffnen, wird endlich der Kampf an die Nheinlinie gespielt werden. Die Umstände, unter denen dies Antreten kann, sind folgende: i.bei dem von uns angenommenen Bundesvcr- bältniß, nachdem die Franzosen, die alle Angriffe der Preußen an der Maaslinie abgeschlagen, Antwerpen erobert haben; 2, bei demselben Bundcsver- hältniß, bevor die Franzosen Antwerpen, welches sie vielmehr nur beobachten, Robert haben; 3, wenn Preußen gar keine westlichen Bundesgenossen hat. von vornherein. In allen diesen Fällen wird der Kampf um die Nheinlinie von Seiten der Preußen eine Vertheidigung dieser Stromlinie sein; in allen Fällen muß er offensive Elemente in sich aufnehmen, kann dies aber am besten u>'d unter den günstigsten Verhältnissen in dem zweiten Falle. — Wir wollen Uns jetzt unter der Voraussetzung des Kampfes um die Nheinlinie die Preußen diesem Strome aufgestellt denken. Die Vertheidigung, welche an einen Strom anknüpft, sich auf ihn stützt, sucht ihre Starke darin, daß sie mit Sicherheit auf jedem der beiden Strom¬ ufer auftreten kann und auf jedem nach Belieben mit ganzer Macht, während d°r Feind immer zeitweise zu Trennungen seiner Kraft. Theilung derselben auf beide Ufer gezwungen ist. Inwieweit Festungen dieses Spiel begünstigen, haben wir schon einmal die Gelegenheit gehabt, in diesen Blättern zu erlau¬ bn. (S. No. 27. Ausblicke auf den Kriegsschauplatz, d.) Was wir eine ^'uppe nennen, das bietet sich allerdings an dem preußischen Rheinstrome U'ehe dar. Eigentlich preußische Festungen sind längs der Nheinlinie Koblenz, 6bin. Wesel. Von Cöln als Centrum liegt jeder der beiden andern Plätze Üleichwcit, ungefähr 12 Meilen oder 4 Tagemarsche entfernt. Mainz würde wahrscheinlich als preußischer Platz behandelt werden können; es ist in gerader ^''"e 18'/. Meilen von Coblenz entfernt. Jülich. Luxemburg (falls dieses. anzunehmen, in preußischen Händen bliebe). Saarlouis können nur auf s°hr indirecte Weise für die Rheinverthcidigung mitwirken, indem sie den Feind Grenzbotkn IV. 165V. ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/429>, abgerufen am 26.06.2024.