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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Doch es wird das Recht Recht bleiben und siegen! Mag Vilmar und
mit ihm Pastorenkonferenzcn erklären, daß die niederhessische Kirche, trotzdem
daß sie die Synode zu Dortrecht beschickt und die heldenmüthige Landgräfin
Amalie Elisabeth die Gleichberechtigung der reformirten Kirche mit der luthe¬
rischen im westphälischen Friedensschluß allein durchgesetzt hat, eine lutherische
sei. es wird doch die Wahrheit bestehen bleiben. Denn wie sollte die Kirche,
welche die aus Sachsen und Schlesien, der Pfalz und Frankreich vertriebenen
Reformirten brüderlich aufgenommen hat. uns, die Nachkommen dieser Blut¬
zeugen, zwingen können, dem Glauben ihrer Väter mit lutheranischen Dog¬
men zu vertauschen? Noch gibt es keinen kirchlichen Bundestag, der "außer
Kraft setzen" kann, was von Gott und Rechtswegen besteht.




Militärische Tagesfragen.
10.
Das niederrheinische Kriegstheater.
k. Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder¬
rheinische Kriegstheater insbesondere.

Wie man sieht, haben wir uns in den vorigen Artikeln gemäß demjenigen'
was wir einleitungsweise sagten, darauf beschränkt, den leitenden Gedanken
für die Knegshandlung der Verbündeten zu suchen, daraus die Aufstellung
entwickeln und nun die Wahrscheinlichkeiten, welche sich für den ersten großen
Zusammenstoß, die erste Hauptschlacht, ergeben. Alles dieses sind Dinge, die
an dem Faden eines leitenden Gedankens und einer gesunden Einsicht i>n
Voraus entwickelt werden können und die nun, einmal hingestellt, unwillkürlich
Wegweiser für das Nachfolgende abgeben.

Wollte man über diese Grenze hinausgehen, so verlöre man sich gänzlich
in das Gebiet vager Voraussetzungen. Um sich dies recht deutlich zu machen,
erinnere man sich nur, daß wir gegen die erste Aufstellung der Verbündeten
schon drei mögliche strategische Angriffsrichtungen fanden. Gegen jeden oder
in Folge jedes dieser drei Angriffe sind zwei bis drei verschiedene Verfahrungs"
arten der Verbündeten möglich. Auf diese Weise kommt man schon etwa zu


Doch es wird das Recht Recht bleiben und siegen! Mag Vilmar und
mit ihm Pastorenkonferenzcn erklären, daß die niederhessische Kirche, trotzdem
daß sie die Synode zu Dortrecht beschickt und die heldenmüthige Landgräfin
Amalie Elisabeth die Gleichberechtigung der reformirten Kirche mit der luthe¬
rischen im westphälischen Friedensschluß allein durchgesetzt hat, eine lutherische
sei. es wird doch die Wahrheit bestehen bleiben. Denn wie sollte die Kirche,
welche die aus Sachsen und Schlesien, der Pfalz und Frankreich vertriebenen
Reformirten brüderlich aufgenommen hat. uns, die Nachkommen dieser Blut¬
zeugen, zwingen können, dem Glauben ihrer Väter mit lutheranischen Dog¬
men zu vertauschen? Noch gibt es keinen kirchlichen Bundestag, der „außer
Kraft setzen" kann, was von Gott und Rechtswegen besteht.




Militärische Tagesfragen.
10.
Das niederrheinische Kriegstheater.
k. Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder¬
rheinische Kriegstheater insbesondere.

Wie man sieht, haben wir uns in den vorigen Artikeln gemäß demjenigen'
was wir einleitungsweise sagten, darauf beschränkt, den leitenden Gedanken
für die Knegshandlung der Verbündeten zu suchen, daraus die Aufstellung
entwickeln und nun die Wahrscheinlichkeiten, welche sich für den ersten großen
Zusammenstoß, die erste Hauptschlacht, ergeben. Alles dieses sind Dinge, die
an dem Faden eines leitenden Gedankens und einer gesunden Einsicht i>n
Voraus entwickelt werden können und die nun, einmal hingestellt, unwillkürlich
Wegweiser für das Nachfolgende abgeben.

Wollte man über diese Grenze hinausgehen, so verlöre man sich gänzlich
in das Gebiet vager Voraussetzungen. Um sich dies recht deutlich zu machen,
erinnere man sich nur, daß wir gegen die erste Aufstellung der Verbündeten
schon drei mögliche strategische Angriffsrichtungen fanden. Gegen jeden oder
in Folge jedes dieser drei Angriffe sind zwei bis drei verschiedene Verfahrungs"
arten der Verbündeten möglich. Auf diese Weise kommt man schon etwa zu


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[0420] Doch es wird das Recht Recht bleiben und siegen! Mag Vilmar und mit ihm Pastorenkonferenzcn erklären, daß die niederhessische Kirche, trotzdem daß sie die Synode zu Dortrecht beschickt und die heldenmüthige Landgräfin Amalie Elisabeth die Gleichberechtigung der reformirten Kirche mit der luthe¬ rischen im westphälischen Friedensschluß allein durchgesetzt hat, eine lutherische sei. es wird doch die Wahrheit bestehen bleiben. Denn wie sollte die Kirche, welche die aus Sachsen und Schlesien, der Pfalz und Frankreich vertriebenen Reformirten brüderlich aufgenommen hat. uns, die Nachkommen dieser Blut¬ zeugen, zwingen können, dem Glauben ihrer Väter mit lutheranischen Dog¬ men zu vertauschen? Noch gibt es keinen kirchlichen Bundestag, der „außer Kraft setzen" kann, was von Gott und Rechtswegen besteht. Militärische Tagesfragen. 10. Das niederrheinische Kriegstheater. k. Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Allgemeinen und solche für das nieder¬ rheinische Kriegstheater insbesondere. Wie man sieht, haben wir uns in den vorigen Artikeln gemäß demjenigen' was wir einleitungsweise sagten, darauf beschränkt, den leitenden Gedanken für die Knegshandlung der Verbündeten zu suchen, daraus die Aufstellung entwickeln und nun die Wahrscheinlichkeiten, welche sich für den ersten großen Zusammenstoß, die erste Hauptschlacht, ergeben. Alles dieses sind Dinge, die an dem Faden eines leitenden Gedankens und einer gesunden Einsicht i>n Voraus entwickelt werden können und die nun, einmal hingestellt, unwillkürlich Wegweiser für das Nachfolgende abgeben. Wollte man über diese Grenze hinausgehen, so verlöre man sich gänzlich in das Gebiet vager Voraussetzungen. Um sich dies recht deutlich zu machen, erinnere man sich nur, daß wir gegen die erste Aufstellung der Verbündeten schon drei mögliche strategische Angriffsrichtungen fanden. Gegen jeden oder in Folge jedes dieser drei Angriffe sind zwei bis drei verschiedene Verfahrungs" arten der Verbündeten möglich. Auf diese Weise kommt man schon etwa zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/420>, abgerufen am 26.06.2024.