Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.wie sehr die persönlichen Beziehungen darauf influirten. -- Bei Fr. Schlegel § 332. S. 2334. -- Literaturhistorische Bestrebungen der Schule Zwar habe ich von vornherein bemerkt, daß ich Kobersteins Arbeit im wie sehr die persönlichen Beziehungen darauf influirten. — Bei Fr. Schlegel § 332. S. 2334. — Literaturhistorische Bestrebungen der Schule Zwar habe ich von vornherein bemerkt, daß ich Kobersteins Arbeit im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0401" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108531"/> <p xml:id="ID_1264" prev="#ID_1263"> wie sehr die persönlichen Beziehungen darauf influirten. — Bei Fr. Schlegel<lb/> und namentlich bei Bernhardt war das freilich noch viel schlimmer als bei<lb/> A. W. Schlegel und Tieck. — Bernhardts Behauptung S, 23,0. daß Schau¬<lb/> spielkunst und dramatische Dichtkunst (1802!) im tiefsten Verfall lägen, hätte<lb/> allenfalls auch ein Ausrufungszeichen verdient. — S. 2313. Tiecks Abneigung<lb/> gegen Wtcland war wol zum Theil Reaction gegen seine eigne eben überwun¬<lb/> dene Richtung. — S. 2319. A. W. Schlegels Declamatwnen über den Ber¬<lb/> yll der schönen Künste. 1802 erscheinen in ihrer Naivetät, wenn man daran<lb/> denkt, was grade damals in der Musik geleistet wurde. Das „allgemeine Ver¬<lb/> kennen der Ideen, wo nicht gar Verschwinden derselben von der Erde" ist eine<lb/> Fichtesche Reminiscenz. Fichte hat den Gedanken freilich erst in den „Grund-<lb/> Zügen" weiter ausgeführt, aber er klingt durch alle seine frühern Schriften durch.<lb/> Die Anklagen gegen Newton und die Buchdruckerkunst S. 2320 ff., die<lb/> Vertheidigung der Astrologie, Magie, des Ultramontanismus u. s. w. hätten<lb/> wie gesperrter Schrift gedruckt werden sollen: man steht doch, daß die so hart<lb/> angefochtenen Gegner der Romantik allen Grund hatten, gegen ein System<lb/> anzukämpfen, das, wenn es nicht zugleich lächerlich gewesen wäre, der Cultur<lb/> dulde den größten Schaden thun müssen, was auch zum Theil geschehen ist.<lb/> Das ist die Folge, wenn die „Poesie" urtheilen will.</p><lb/> <p xml:id="ID_1265"> § 332. S. 2334. — Literaturhistorische Bestrebungen der Schule<lb/> (ist noch nicht vollendet). — Die Verdienste der Romantiker um Shakespeare.<lb/> Namentlich durch die Übersetzung, sind augenscheinlich; ob unsere Dichtung<lb/> (Wohl zu unterscheiden vom urtheilenden Publicum) dadurch in unmittelbarere<lb/> und lebendigere Berührung mit Shakespeare gekommen sei, ist mir zweifelhaft.<lb/> ^- Einiges war für die Spanier schon früher geschehn; so hatte Gcrstenberg<lb/> in dem Aufsatz über Shakespeare (1766) Calderon gar nicht uneben gelobt. Die<lb/> "poetische" Kritik der Romantiker über Calderon hat das Urtheil nicht aufgeklärt,<lb/> sondern verwirrt; Bouterweck urtheilte viel unbefangener. — Daß es mit un¬<lb/> srer Poesie weit besser stände, wenn Calderon niemals übersehe wäre, spreche<lb/> ich als bescheidene Privatmeinung aus; was übrigens kein Tadel gegen die<lb/> Übersetzer sein soll.---</p><lb/> <p xml:id="ID_1266" next="#ID_1267"> Zwar habe ich von vornherein bemerkt, daß ich Kobersteins Arbeit im<lb/> allgemeinen bewundere und ihm durchweg beipflichte, wo ich nicht die Ab¬<lb/> weichung ausdrücklich anmerke; aber man könnte doch fragen, warum ich grade<lb/> das letztere Hervorteten lasse, statt mich ausführlich über die Vorzüge des Buches<lb/> ZU verbreiten. Aber diese Vorzüge sind dem wissenschaftlichen Publikum —<lb/> Und dieses allein hat das Werk im Auge — hinreichend bekannt, und der<lb/> süchtige Blick aus jede beliebige Seite gibt einen hinreichenden Beleg dafür,<lb/> dagegen scheint es mir von der größten Wichtigkeit, daß in der Literaturge-<lb/> schichte, für die jetzt sehr viel geschieht, in der aber die Ansichten noch so sehr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0401]
wie sehr die persönlichen Beziehungen darauf influirten. — Bei Fr. Schlegel
und namentlich bei Bernhardt war das freilich noch viel schlimmer als bei
A. W. Schlegel und Tieck. — Bernhardts Behauptung S, 23,0. daß Schau¬
spielkunst und dramatische Dichtkunst (1802!) im tiefsten Verfall lägen, hätte
allenfalls auch ein Ausrufungszeichen verdient. — S. 2313. Tiecks Abneigung
gegen Wtcland war wol zum Theil Reaction gegen seine eigne eben überwun¬
dene Richtung. — S. 2319. A. W. Schlegels Declamatwnen über den Ber¬
yll der schönen Künste. 1802 erscheinen in ihrer Naivetät, wenn man daran
denkt, was grade damals in der Musik geleistet wurde. Das „allgemeine Ver¬
kennen der Ideen, wo nicht gar Verschwinden derselben von der Erde" ist eine
Fichtesche Reminiscenz. Fichte hat den Gedanken freilich erst in den „Grund-
Zügen" weiter ausgeführt, aber er klingt durch alle seine frühern Schriften durch.
Die Anklagen gegen Newton und die Buchdruckerkunst S. 2320 ff., die
Vertheidigung der Astrologie, Magie, des Ultramontanismus u. s. w. hätten
wie gesperrter Schrift gedruckt werden sollen: man steht doch, daß die so hart
angefochtenen Gegner der Romantik allen Grund hatten, gegen ein System
anzukämpfen, das, wenn es nicht zugleich lächerlich gewesen wäre, der Cultur
dulde den größten Schaden thun müssen, was auch zum Theil geschehen ist.
Das ist die Folge, wenn die „Poesie" urtheilen will.
§ 332. S. 2334. — Literaturhistorische Bestrebungen der Schule
(ist noch nicht vollendet). — Die Verdienste der Romantiker um Shakespeare.
Namentlich durch die Übersetzung, sind augenscheinlich; ob unsere Dichtung
(Wohl zu unterscheiden vom urtheilenden Publicum) dadurch in unmittelbarere
und lebendigere Berührung mit Shakespeare gekommen sei, ist mir zweifelhaft.
^- Einiges war für die Spanier schon früher geschehn; so hatte Gcrstenberg
in dem Aufsatz über Shakespeare (1766) Calderon gar nicht uneben gelobt. Die
"poetische" Kritik der Romantiker über Calderon hat das Urtheil nicht aufgeklärt,
sondern verwirrt; Bouterweck urtheilte viel unbefangener. — Daß es mit un¬
srer Poesie weit besser stände, wenn Calderon niemals übersehe wäre, spreche
ich als bescheidene Privatmeinung aus; was übrigens kein Tadel gegen die
Übersetzer sein soll.---
Zwar habe ich von vornherein bemerkt, daß ich Kobersteins Arbeit im
allgemeinen bewundere und ihm durchweg beipflichte, wo ich nicht die Ab¬
weichung ausdrücklich anmerke; aber man könnte doch fragen, warum ich grade
das letztere Hervorteten lasse, statt mich ausführlich über die Vorzüge des Buches
ZU verbreiten. Aber diese Vorzüge sind dem wissenschaftlichen Publikum —
Und dieses allein hat das Werk im Auge — hinreichend bekannt, und der
süchtige Blick aus jede beliebige Seite gibt einen hinreichenden Beleg dafür,
dagegen scheint es mir von der größten Wichtigkeit, daß in der Literaturge-
schichte, für die jetzt sehr viel geschieht, in der aber die Ansichten noch so sehr
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