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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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linie liegt, in welcher die Ausnahmsstellung für die Verbündeten zu suchen ist>
Um einzelne Richtungen aus Frankreich nach Holland und Deutschland hinein
zu bezeichnen, können wir also je nach der Bequemlichkeit die zweiten Punkte
entweder in dieser Gürtelbahn oder in der Nheinlinie wählen. Die Stellung,
in welcher die Verbündeten abwarten wollen, kann von den Franzosen wesent¬
lich in drei Richtungen angegriffen werden: 1. der französische Angriff geht
von Metz aus oder statt dessen auch von Mezieres und Sedan gegen die linke
Flanke der Verbündeten; 2. derselbe geht von Valenciennes und Maubeuge
aus aus Ncnnur oder Mons, also auf das Centrum der Verbündeten; 3- er
geht von Lille aus Courtray gegen die rechte Flanke der Verbündeten. Dies
sind die drei wesentlich möglichen einfachen Angriffsrichtungen; Complicationen
werden leichter verständlich sein, wenn wir uns über das Einfache als die
Grundlage des Complicirter verständigt haben.

Die Richtung gegen die linke Flanke wäre diejenige, welche am einfachstes
und sichersten zu dem Dinge führt, welches man einen strategischen Sieg
nennen sich angewöhnt hat. Nehmen wir beispielsweise an, die Richtung der
französischen Märsche ginge von Metz oder von Mezieres auf Lüttich und
Lüttich würde von den Franzosen erreicht, ohne daß die Verbündeten es hin'
dem könnten, so würden die Franzosen hier zwischen der verbündeten Armee
und dem Rheine, das heißt deren Hauptaufnahmsstcllung stehen. Diese Op^
ration kann nun nachstehende Folgen haben: 1) die Verbündeten trennen sieh,
die Preußen und Deutschen marschiren links ab auf Mastricht und Aachen-
um diese Punkte und die Verbindung mit dem Rheine so schnell als möglich
und vor den Franzosen wieder zu gewinnen, während die niederländisch-eng-
lische Armee ihren Rückzug auf Antwerpen antritt, um sich, allein gelassen
^und nicht fähig das freie Feld zu behaupten, dort in Sicherheit zu bringen"
Dies wäre ein ungemeiner Erfolg für die Franzosen. Nicht blos daß sie die
zuerst dastehende compacte Masse durch einen bloßen Marsch auseinander ge"
sprengt hätten, sie hätten nun auch wol die Aussicht, die mit Hast zurück¬
gehenden Preußen im Marsch anzufallen und zu schlagen. Man wird viel¬
leicht sagen, es wäre gar nicht denkbar, daß die verbündete Armee sich durch
einen bloßen Marsch der Franzosen zu einem so gewaltigen Fehler, wie die
frühzeitige Trennung wäre, bestimmen ließe. Indessen sind schon ärger
Dinge vorgekommen. Man muß daher darauf gefaßt sein, und dadurch, tap
man daran bei Zeiten erinnert, beugt man ihm möglicher Weise vor. 2)
Die Verbündeten concentriren sich auf Namur und gehen von da den von
Lüttich vorrückenden Franzosen entgegen *). Es kommt zur Schlacht zwischen



Wir müssen wiederholt darauf aufmerksam machen, das, es hier wesentlich nur daraus
ankommen kann, Richtungen zu bezeichnen. Da nun diese nicht anders als durch P""
bezeichnet werden können, so müssen auch wir uns diesem Gesetze unterwerfen. Wenn w

linie liegt, in welcher die Ausnahmsstellung für die Verbündeten zu suchen ist>
Um einzelne Richtungen aus Frankreich nach Holland und Deutschland hinein
zu bezeichnen, können wir also je nach der Bequemlichkeit die zweiten Punkte
entweder in dieser Gürtelbahn oder in der Nheinlinie wählen. Die Stellung,
in welcher die Verbündeten abwarten wollen, kann von den Franzosen wesent¬
lich in drei Richtungen angegriffen werden: 1. der französische Angriff geht
von Metz aus oder statt dessen auch von Mezieres und Sedan gegen die linke
Flanke der Verbündeten; 2. derselbe geht von Valenciennes und Maubeuge
aus aus Ncnnur oder Mons, also auf das Centrum der Verbündeten; 3- er
geht von Lille aus Courtray gegen die rechte Flanke der Verbündeten. Dies
sind die drei wesentlich möglichen einfachen Angriffsrichtungen; Complicationen
werden leichter verständlich sein, wenn wir uns über das Einfache als die
Grundlage des Complicirter verständigt haben.

Die Richtung gegen die linke Flanke wäre diejenige, welche am einfachstes
und sichersten zu dem Dinge führt, welches man einen strategischen Sieg
nennen sich angewöhnt hat. Nehmen wir beispielsweise an, die Richtung der
französischen Märsche ginge von Metz oder von Mezieres auf Lüttich und
Lüttich würde von den Franzosen erreicht, ohne daß die Verbündeten es hin'
dem könnten, so würden die Franzosen hier zwischen der verbündeten Armee
und dem Rheine, das heißt deren Hauptaufnahmsstcllung stehen. Diese Op^
ration kann nun nachstehende Folgen haben: 1) die Verbündeten trennen sieh,
die Preußen und Deutschen marschiren links ab auf Mastricht und Aachen-
um diese Punkte und die Verbindung mit dem Rheine so schnell als möglich
und vor den Franzosen wieder zu gewinnen, während die niederländisch-eng-
lische Armee ihren Rückzug auf Antwerpen antritt, um sich, allein gelassen
^und nicht fähig das freie Feld zu behaupten, dort in Sicherheit zu bringen«
Dies wäre ein ungemeiner Erfolg für die Franzosen. Nicht blos daß sie die
zuerst dastehende compacte Masse durch einen bloßen Marsch auseinander ge"
sprengt hätten, sie hätten nun auch wol die Aussicht, die mit Hast zurück¬
gehenden Preußen im Marsch anzufallen und zu schlagen. Man wird viel¬
leicht sagen, es wäre gar nicht denkbar, daß die verbündete Armee sich durch
einen bloßen Marsch der Franzosen zu einem so gewaltigen Fehler, wie die
frühzeitige Trennung wäre, bestimmen ließe. Indessen sind schon ärger
Dinge vorgekommen. Man muß daher darauf gefaßt sein, und dadurch, tap
man daran bei Zeiten erinnert, beugt man ihm möglicher Weise vor. 2)
Die Verbündeten concentriren sich auf Namur und gehen von da den von
Lüttich vorrückenden Franzosen entgegen *). Es kommt zur Schlacht zwischen



Wir müssen wiederholt darauf aufmerksam machen, das, es hier wesentlich nur daraus
ankommen kann, Richtungen zu bezeichnen. Da nun diese nicht anders als durch P""
bezeichnet werden können, so müssen auch wir uns diesem Gesetze unterwerfen. Wenn w
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[0352] linie liegt, in welcher die Ausnahmsstellung für die Verbündeten zu suchen ist> Um einzelne Richtungen aus Frankreich nach Holland und Deutschland hinein zu bezeichnen, können wir also je nach der Bequemlichkeit die zweiten Punkte entweder in dieser Gürtelbahn oder in der Nheinlinie wählen. Die Stellung, in welcher die Verbündeten abwarten wollen, kann von den Franzosen wesent¬ lich in drei Richtungen angegriffen werden: 1. der französische Angriff geht von Metz aus oder statt dessen auch von Mezieres und Sedan gegen die linke Flanke der Verbündeten; 2. derselbe geht von Valenciennes und Maubeuge aus aus Ncnnur oder Mons, also auf das Centrum der Verbündeten; 3- er geht von Lille aus Courtray gegen die rechte Flanke der Verbündeten. Dies sind die drei wesentlich möglichen einfachen Angriffsrichtungen; Complicationen werden leichter verständlich sein, wenn wir uns über das Einfache als die Grundlage des Complicirter verständigt haben. Die Richtung gegen die linke Flanke wäre diejenige, welche am einfachstes und sichersten zu dem Dinge führt, welches man einen strategischen Sieg nennen sich angewöhnt hat. Nehmen wir beispielsweise an, die Richtung der französischen Märsche ginge von Metz oder von Mezieres auf Lüttich und Lüttich würde von den Franzosen erreicht, ohne daß die Verbündeten es hin' dem könnten, so würden die Franzosen hier zwischen der verbündeten Armee und dem Rheine, das heißt deren Hauptaufnahmsstcllung stehen. Diese Op^ ration kann nun nachstehende Folgen haben: 1) die Verbündeten trennen sieh, die Preußen und Deutschen marschiren links ab auf Mastricht und Aachen- um diese Punkte und die Verbindung mit dem Rheine so schnell als möglich und vor den Franzosen wieder zu gewinnen, während die niederländisch-eng- lische Armee ihren Rückzug auf Antwerpen antritt, um sich, allein gelassen ^und nicht fähig das freie Feld zu behaupten, dort in Sicherheit zu bringen« Dies wäre ein ungemeiner Erfolg für die Franzosen. Nicht blos daß sie die zuerst dastehende compacte Masse durch einen bloßen Marsch auseinander ge" sprengt hätten, sie hätten nun auch wol die Aussicht, die mit Hast zurück¬ gehenden Preußen im Marsch anzufallen und zu schlagen. Man wird viel¬ leicht sagen, es wäre gar nicht denkbar, daß die verbündete Armee sich durch einen bloßen Marsch der Franzosen zu einem so gewaltigen Fehler, wie die frühzeitige Trennung wäre, bestimmen ließe. Indessen sind schon ärger Dinge vorgekommen. Man muß daher darauf gefaßt sein, und dadurch, tap man daran bei Zeiten erinnert, beugt man ihm möglicher Weise vor. 2) Die Verbündeten concentriren sich auf Namur und gehen von da den von Lüttich vorrückenden Franzosen entgegen *). Es kommt zur Schlacht zwischen Wir müssen wiederholt darauf aufmerksam machen, das, es hier wesentlich nur daraus ankommen kann, Richtungen zu bezeichnen. Da nun diese nicht anders als durch P"" bezeichnet werden können, so müssen auch wir uns diesem Gesetze unterwerfen. Wenn w

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/352>, abgerufen am 03.07.2024.