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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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tan, während die noch immer fortdauernde Unzulänglichkeit der Creditgesehe
auch den Kapitalisten die Zurückziehung ihrer Einlagen aus den Reichscredit-
nnstalten nicht vortheilhaft erscheinen lassen mochte. Die Errichtung von
Communalbanken machte gleichfalls nur äußerst zaghafte und langsame Fort'
schritte und am Schlüsse des Jahres erschien der große Mangel an Baargeld,
so wie die fortschreitende Verschlechterung der Valutaverhältnisse abermals als
die der Abhilfe am dringendsten bedürftige Verlegenheit.

Im April 1858 trat der Senator Kniajewitsch als Finanzminister an die
Stelle des Hrn. v. Brock. Man versicherte, er werde sofort die gewaltigste"
Reformen des ganzen Finanzsystems ins Leben treten lassen. Sein Amts¬
antritt wurde auch wirklich durch einen kaiserlichen Mas inaugurirt, welche
die sofortige Zurückziehung von 60 Mill. SR. in Reichscreditbillets aus dem
Verkehr anordnete. Es hieß darin: "In der Absicht, so schnell als möglich
zur Verminderung der Zahl der Reichscreditbillcts zu schreiten, befehlen Wu',
ohne den dreijährigen Termin abzuwarten, von den verschiedenen uns nach¬
gewiesenen, der Staatskasse gehörenden Capitalien 00 Mill. Silberrubel ^
entnehmen und zur Tilgung der Reichscreditbillete der Expedition der Reichs
creditbillete zu übermachen." Schon wenige Wochen später (Juni) wurde eine
innere Subscriptionsanleihc, auf 30--40 Mill. SN. berechnet, d. 4V-°/" 3>us"
und mit einer Einzahlung von 82°/", des Nominalwertes, g,1 pari rückzahlbar
emittirt, als deren Bestimmung abermals jene Verminderung der Reichscredit'
billets angegeben wurde. Entweder waren also jene nachgewiesenen Fonds
der Staatskasse unzureichend oder sie bestanden gleichfalls aus Reichscrcdit-
billets oder aber sie waren von laufenden Bedürfnissen unter der Hand aus'
gezehrt worden. Vielleicht machte diese Erwägung, vielleicht auch der A^g'
wohn, daß es dieser Anleihe ebenso ergehen könne, die Capitalisten Zw'U^
haltend, vielleicht war der Mangel an disponiblen Geld auch wirklich so
-- kurz, trotz aller Gunst der gebotenen Bedingungen ergaben die Subscnp'
livrer ein so geringfügiges Resultat, daß nach kurzer Zeit die auswärtigen
Blätter der russischen Inspiration für gut fanden, die ganze Existenz dM"
mißglückter inneren Anleihe in Abrede zu stellen. .
"

Im März 1859 schloß aber der dreijährige Termin, nach dessen Abka>
der Ukas vom Jan. 1855 die allmälige Zurückziehung der für die außer^
deutlichen Kriegsbedürfnisse ausgegebenen Reichscreditbillets verheißen .
Schon seit dem Winter pflog nun die Regierung verschiedene Verhandlung
wegen einer großen fundirten Anleihe. Allein die gewohnten Vermittler
selben mochten sich entweder überhaupt oder unter dem Eindrucke des ^ose"
den europäischen Krieges schwierig gezeigt, oder zu ungünstige Bedingung^
geboten haben -- genug, zu allgemeiner Uebenaschung erschien endlich
bei derartigen Geschäften noch wenig genanntes Consortium (Thomson, ^


tan, während die noch immer fortdauernde Unzulänglichkeit der Creditgesehe
auch den Kapitalisten die Zurückziehung ihrer Einlagen aus den Reichscredit-
nnstalten nicht vortheilhaft erscheinen lassen mochte. Die Errichtung von
Communalbanken machte gleichfalls nur äußerst zaghafte und langsame Fort'
schritte und am Schlüsse des Jahres erschien der große Mangel an Baargeld,
so wie die fortschreitende Verschlechterung der Valutaverhältnisse abermals als
die der Abhilfe am dringendsten bedürftige Verlegenheit.

Im April 1858 trat der Senator Kniajewitsch als Finanzminister an die
Stelle des Hrn. v. Brock. Man versicherte, er werde sofort die gewaltigste"
Reformen des ganzen Finanzsystems ins Leben treten lassen. Sein Amts¬
antritt wurde auch wirklich durch einen kaiserlichen Mas inaugurirt, welche
die sofortige Zurückziehung von 60 Mill. SR. in Reichscreditbillets aus dem
Verkehr anordnete. Es hieß darin: „In der Absicht, so schnell als möglich
zur Verminderung der Zahl der Reichscreditbillcts zu schreiten, befehlen Wu',
ohne den dreijährigen Termin abzuwarten, von den verschiedenen uns nach¬
gewiesenen, der Staatskasse gehörenden Capitalien 00 Mill. Silberrubel ^
entnehmen und zur Tilgung der Reichscreditbillete der Expedition der Reichs
creditbillete zu übermachen." Schon wenige Wochen später (Juni) wurde eine
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und mit einer Einzahlung von 82°/«, des Nominalwertes, g,1 pari rückzahlbar
emittirt, als deren Bestimmung abermals jene Verminderung der Reichscredit'
billets angegeben wurde. Entweder waren also jene nachgewiesenen Fonds
der Staatskasse unzureichend oder sie bestanden gleichfalls aus Reichscrcdit-
billets oder aber sie waren von laufenden Bedürfnissen unter der Hand aus'
gezehrt worden. Vielleicht machte diese Erwägung, vielleicht auch der A^g'
wohn, daß es dieser Anleihe ebenso ergehen könne, die Capitalisten Zw'U^
haltend, vielleicht war der Mangel an disponiblen Geld auch wirklich so
— kurz, trotz aller Gunst der gebotenen Bedingungen ergaben die Subscnp'
livrer ein so geringfügiges Resultat, daß nach kurzer Zeit die auswärtigen
Blätter der russischen Inspiration für gut fanden, die ganze Existenz dM"
mißglückter inneren Anleihe in Abrede zu stellen. .
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Im März 1859 schloß aber der dreijährige Termin, nach dessen Abka>
der Ukas vom Jan. 1855 die allmälige Zurückziehung der für die außer^
deutlichen Kriegsbedürfnisse ausgegebenen Reichscreditbillets verheißen .
Schon seit dem Winter pflog nun die Regierung verschiedene Verhandlung
wegen einer großen fundirten Anleihe. Allein die gewohnten Vermittler
selben mochten sich entweder überhaupt oder unter dem Eindrucke des ^ose"
den europäischen Krieges schwierig gezeigt, oder zu ungünstige Bedingung^
geboten haben — genug, zu allgemeiner Uebenaschung erschien endlich
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/342>, abgerufen am 28.09.2024.