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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Mit dem Beginn des Kriegs entzog sich das Verhältniß zwischen Aus¬
gabe und Einnahme selbst jeder annähernden Berechnung. Jetzt mißlangen
""es verschiedene Versuche zu ausländischen Anleihen, und erst 1357 ward in
Uzender Weise der Stand der Gesammtschuld vom 1. Jan. 1855 veröffent¬
licht:

1' fundirt- Auswärtige Terminschuld 53.448.000 holl. Gutt, (Verminderung -
z""^ i45.338.045 SN. (Vermehrung 3.759,670 SR.)
Unkündbare Schuld 267.990.012 SR. (Vermehrung ^.Ss SR.)
Eisenbsch. 5.060.000 Pfd. (Verminderung 110,00" Psv.)
2- unfundirt: Assignaten in BR, 252.000 (unverändert)
Ncichscreditkass-röcheln^356^337.021 SR^ (Vermehrung^^^^,
e
csmnmtsch.auf Silberrubel reducirt 833.204.060 (Vermehrung 81.762,807 SN.)

Bis zu diesem Momente hatte die Geschäftswelt die umlaufende Masse
d" nufnotirten Werthzeichcn wenigstens ungefähr überblicken rönnen; mit
dem Beginn des Jahres 1855 aber hörte diese Möglichkeit auf. Denn
um Mas vom Januar ermächtigte den Finanzminister "alle außerordentlichen
Kriegskosten" durch temporäre Emission von Reichskreditbillets zu decken, wah¬
rend auch die Creirung neuer Schatzscheinserien 5 vier Millionen SN. fort¬
dauerte. Die Papierausgabe fand also prinzipiell von diesem Moment an
""e einzige Begrenzung in der Befriedigung der momentanen Bedürfnisse des
Staates; die einzige Verpflichtung, welche dieser übernahm, bestand in dem
versprechen, das jetzt ausgegebene Papier ..drei Jahre nach Abschluß des
Friedens und wo möglich früher" allmälig wieder einziehen zu wollen. Die
Nnanzwirthschast befand sich demzufolge wieder genau auf demselben abjchussi-
S°n Wege, welcher unter Alexander dem Elster mit der großen Assignatenkala-
""tut geendet hatte. Damals hatte die Ausgabe von etwa fünfhundert
Millionen Rubel hingereicht, sie zum Ausbruche zu bringen. Jetzt war dies
allerdings zunächst nicht zu fürchten; aber man darf nicht vergessen, daß das
System der unbeschränkten Ausgabe vou Neichscreditbillets seitdem conse-
^neue fortbesteht, während die materiellen Garantien, auf denen der Credit
^ Papiergeldes beruht, sich nach verschiedenen Richtungen hin vermindert
haben.

Die Erbschaft, welche Alexander der 'Zweite auch in dieser Beziehung bei
lewer Thronbesteigung im März 1855 übernahm, und zwar nothwendig ohne
d"s Benefiz des Inventars übernehmen mußte. war allerdings d.e schwierigste,
^lebe sich denken läßt. Fast schon auf dem Sterbebett hatte Kaiser
^kolaus in politischer Hinsicht das Kaiserreich vollends isolirt und jenes Iwlts-
^waffnungsmanisest erlassen, welches auch die letzten Kreise der produce.ven
Medensarbeit im Innern auflöste, um den gesammten Staat un Knegszwecr
^fgehen zu lassen. Das Kriegsjahr 1855- 185K rief mehr als zwei Pro-
^'t der Gesammtbevölkerung des Reichs und mehr als zehn Prozent der


Mit dem Beginn des Kriegs entzog sich das Verhältniß zwischen Aus¬
gabe und Einnahme selbst jeder annähernden Berechnung. Jetzt mißlangen
""es verschiedene Versuche zu ausländischen Anleihen, und erst 1357 ward in
Uzender Weise der Stand der Gesammtschuld vom 1. Jan. 1855 veröffent¬
licht:

1' fundirt- Auswärtige Terminschuld 53.448.000 holl. Gutt, (Verminderung -
z„„^ i45.338.045 SN. (Vermehrung 3.759,670 SR.)
Unkündbare Schuld 267.990.012 SR. (Vermehrung ^.Ss SR.)
Eisenbsch. 5.060.000 Pfd. (Verminderung 110,00» Psv.)
2- unfundirt: Assignaten in BR, 252.000 (unverändert)
Ncichscreditkass-röcheln^356^337.021 SR^ (Vermehrung^^^^,
e
csmnmtsch.auf Silberrubel reducirt 833.204.060 (Vermehrung 81.762,807 SN.)

Bis zu diesem Momente hatte die Geschäftswelt die umlaufende Masse
d" nufnotirten Werthzeichcn wenigstens ungefähr überblicken rönnen; mit
dem Beginn des Jahres 1855 aber hörte diese Möglichkeit auf. Denn
um Mas vom Januar ermächtigte den Finanzminister „alle außerordentlichen
Kriegskosten" durch temporäre Emission von Reichskreditbillets zu decken, wah¬
rend auch die Creirung neuer Schatzscheinserien 5 vier Millionen SN. fort¬
dauerte. Die Papierausgabe fand also prinzipiell von diesem Moment an
""e einzige Begrenzung in der Befriedigung der momentanen Bedürfnisse des
Staates; die einzige Verpflichtung, welche dieser übernahm, bestand in dem
versprechen, das jetzt ausgegebene Papier ..drei Jahre nach Abschluß des
Friedens und wo möglich früher" allmälig wieder einziehen zu wollen. Die
Nnanzwirthschast befand sich demzufolge wieder genau auf demselben abjchussi-
S°n Wege, welcher unter Alexander dem Elster mit der großen Assignatenkala-
""tut geendet hatte. Damals hatte die Ausgabe von etwa fünfhundert
Millionen Rubel hingereicht, sie zum Ausbruche zu bringen. Jetzt war dies
allerdings zunächst nicht zu fürchten; aber man darf nicht vergessen, daß das
System der unbeschränkten Ausgabe vou Neichscreditbillets seitdem conse-
^neue fortbesteht, während die materiellen Garantien, auf denen der Credit
^ Papiergeldes beruht, sich nach verschiedenen Richtungen hin vermindert
haben.

Die Erbschaft, welche Alexander der 'Zweite auch in dieser Beziehung bei
lewer Thronbesteigung im März 1855 übernahm, und zwar nothwendig ohne
d"s Benefiz des Inventars übernehmen mußte. war allerdings d.e schwierigste,
^lebe sich denken läßt. Fast schon auf dem Sterbebett hatte Kaiser
^kolaus in politischer Hinsicht das Kaiserreich vollends isolirt und jenes Iwlts-
^waffnungsmanisest erlassen, welches auch die letzten Kreise der produce.ven
Medensarbeit im Innern auflöste, um den gesammten Staat un Knegszwecr
^fgehen zu lassen. Das Kriegsjahr 1855- 185K rief mehr als zwei Pro-
^'t der Gesammtbevölkerung des Reichs und mehr als zehn Prozent der


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[0337] Mit dem Beginn des Kriegs entzog sich das Verhältniß zwischen Aus¬ gabe und Einnahme selbst jeder annähernden Berechnung. Jetzt mißlangen ""es verschiedene Versuche zu ausländischen Anleihen, und erst 1357 ward in Uzender Weise der Stand der Gesammtschuld vom 1. Jan. 1855 veröffent¬ licht: 1' fundirt- Auswärtige Terminschuld 53.448.000 holl. Gutt, (Verminderung - z„„^ i45.338.045 SN. (Vermehrung 3.759,670 SR.) Unkündbare Schuld 267.990.012 SR. (Vermehrung ^.Ss SR.) Eisenbsch. 5.060.000 Pfd. (Verminderung 110,00» Psv.) 2- unfundirt: Assignaten in BR, 252.000 (unverändert) Ncichscreditkass-röcheln^356^337.021 SR^ (Vermehrung^^^^, e csmnmtsch.auf Silberrubel reducirt 833.204.060 (Vermehrung 81.762,807 SN.) Bis zu diesem Momente hatte die Geschäftswelt die umlaufende Masse d" nufnotirten Werthzeichcn wenigstens ungefähr überblicken rönnen; mit dem Beginn des Jahres 1855 aber hörte diese Möglichkeit auf. Denn um Mas vom Januar ermächtigte den Finanzminister „alle außerordentlichen Kriegskosten" durch temporäre Emission von Reichskreditbillets zu decken, wah¬ rend auch die Creirung neuer Schatzscheinserien 5 vier Millionen SN. fort¬ dauerte. Die Papierausgabe fand also prinzipiell von diesem Moment an ""e einzige Begrenzung in der Befriedigung der momentanen Bedürfnisse des Staates; die einzige Verpflichtung, welche dieser übernahm, bestand in dem versprechen, das jetzt ausgegebene Papier ..drei Jahre nach Abschluß des Friedens und wo möglich früher" allmälig wieder einziehen zu wollen. Die Nnanzwirthschast befand sich demzufolge wieder genau auf demselben abjchussi- S°n Wege, welcher unter Alexander dem Elster mit der großen Assignatenkala- ""tut geendet hatte. Damals hatte die Ausgabe von etwa fünfhundert Millionen Rubel hingereicht, sie zum Ausbruche zu bringen. Jetzt war dies allerdings zunächst nicht zu fürchten; aber man darf nicht vergessen, daß das System der unbeschränkten Ausgabe vou Neichscreditbillets seitdem conse- ^neue fortbesteht, während die materiellen Garantien, auf denen der Credit ^ Papiergeldes beruht, sich nach verschiedenen Richtungen hin vermindert haben. Die Erbschaft, welche Alexander der 'Zweite auch in dieser Beziehung bei lewer Thronbesteigung im März 1855 übernahm, und zwar nothwendig ohne d"s Benefiz des Inventars übernehmen mußte. war allerdings d.e schwierigste, ^lebe sich denken läßt. Fast schon auf dem Sterbebett hatte Kaiser ^kolaus in politischer Hinsicht das Kaiserreich vollends isolirt und jenes Iwlts- ^waffnungsmanisest erlassen, welches auch die letzten Kreise der produce.ven Medensarbeit im Innern auflöste, um den gesammten Staat un Knegszwecr ^fgehen zu lassen. Das Kriegsjahr 1855- 185K rief mehr als zwei Pro- ^'t der Gesammtbevölkerung des Reichs und mehr als zehn Prozent der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/337>, abgerufen am 28.09.2024.