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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Militärische Tngessragen.
Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t h e a t c r.
^> Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Atlgcrucincn und solche für das nieder¬
rheinische Kricgsthecttcr insbesondere.

Es scheint uns, als ab die Worte Kriegsplan und Operationsplan allzuoft
Ziemlich gleichbedeutend gebraucht und daß sie dann, wie die Begriffe, die sie
darstellen, auch mit einander verwechselt werden, daß auch in dieser Beziehung
^ alte gute Regel der Logik, vor allen Dingen wol zu unterscheiden, nicht
genügend beachtet werde, -- und nie ohne Strase; insofern man von einem
Kncgsplan verlangt, was er nicht leisten kann, und einen Operationsplan
entschuldigt, weil man nur die Forderungen, wie an einen Krieqsplan, an
ihn stellt.

Der Kriegsplan ist das Allgemeinere, Umfassende, der Operationsplan das
Speciellere, enger Begrenzte. Der Plan der Aufstellung der verbündeten Heere gegen
Napoleon 1815 mit der ausgesprochenen Absicht, concentrisch auf das allgemeine
Centrum Paris vorzugehn, umfaßte mehrere Kriegstheater und war der eigentliche
^uegsplan. Die Verabredungen Blüchers und Wellingtons über gegenseitige
Unterstützung, welche sich lediglich auf das niederrheinische Kriegstheater be¬
rgen, constituirten für dieses den Operativnsplan. Wir haben gerade dieses
^ujpiel nicht ohne Grund zur Erläuterung der Sache beigezogen. Wenn
^"n eine Angriffsrichtung feststellt, so stellt man damit im Großen immer
"und eine Nückzugslinie hin. Ist nicht etwas Besonderes bestimmt, so fallen
^ngnsfslinie und Nückzugslinie zusammen/ nur hat die Nückzugslinie gerade
entgegengesetzte Richtung der Angriffslinie. Der Kriegsplan wies
Blücher die Aufstellung zwischen Maas und Mosel und damit etwa die An-
griffsrichtung über Sedan auf Paris, also die Nückzugsrichtung auf Cod-
°Nz und Aachen an; jedenfalls gegen den Rhein hin, während Wellington
°ann etwa die Angriffsrichtung über Mons oder Als auf Paris, die Rück-
öugsrichtung über Brüssel auf Antwerpen hatte. Als Blücher im Mai nach
^gien einmarschirtc, änderte sich im Wesentlichen in dieser Beziehung nichts,
^ber wol änderte sich etwas darin durch die Verabredung Blüchers und Wel-
Ngtons über gegenseitige Unterstützung in der Schlacht; also durch die Auf-
ellung des Operatiousplans. Demnach verstand es sich nämlich gewissermaßen
°n selbst, daß jeder der beiden Feldherrn, der zum Rückzüge gezwungen ward,
diefen in einer Richtung antrat, in welcher er sich dem andern näherte, nicht


Militärische Tngessragen.
Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t h e a t c r.
^> Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Atlgcrucincn und solche für das nieder¬
rheinische Kricgsthecttcr insbesondere.

Es scheint uns, als ab die Worte Kriegsplan und Operationsplan allzuoft
Ziemlich gleichbedeutend gebraucht und daß sie dann, wie die Begriffe, die sie
darstellen, auch mit einander verwechselt werden, daß auch in dieser Beziehung
^ alte gute Regel der Logik, vor allen Dingen wol zu unterscheiden, nicht
genügend beachtet werde, — und nie ohne Strase; insofern man von einem
Kncgsplan verlangt, was er nicht leisten kann, und einen Operationsplan
entschuldigt, weil man nur die Forderungen, wie an einen Krieqsplan, an
ihn stellt.

Der Kriegsplan ist das Allgemeinere, Umfassende, der Operationsplan das
Speciellere, enger Begrenzte. Der Plan der Aufstellung der verbündeten Heere gegen
Napoleon 1815 mit der ausgesprochenen Absicht, concentrisch auf das allgemeine
Centrum Paris vorzugehn, umfaßte mehrere Kriegstheater und war der eigentliche
^uegsplan. Die Verabredungen Blüchers und Wellingtons über gegenseitige
Unterstützung, welche sich lediglich auf das niederrheinische Kriegstheater be¬
rgen, constituirten für dieses den Operativnsplan. Wir haben gerade dieses
^ujpiel nicht ohne Grund zur Erläuterung der Sache beigezogen. Wenn
^«n eine Angriffsrichtung feststellt, so stellt man damit im Großen immer
"und eine Nückzugslinie hin. Ist nicht etwas Besonderes bestimmt, so fallen
^ngnsfslinie und Nückzugslinie zusammen/ nur hat die Nückzugslinie gerade
entgegengesetzte Richtung der Angriffslinie. Der Kriegsplan wies
Blücher die Aufstellung zwischen Maas und Mosel und damit etwa die An-
griffsrichtung über Sedan auf Paris, also die Nückzugsrichtung auf Cod-
°Nz und Aachen an; jedenfalls gegen den Rhein hin, während Wellington
°ann etwa die Angriffsrichtung über Mons oder Als auf Paris, die Rück-
öugsrichtung über Brüssel auf Antwerpen hatte. Als Blücher im Mai nach
^gien einmarschirtc, änderte sich im Wesentlichen in dieser Beziehung nichts,
^ber wol änderte sich etwas darin durch die Verabredung Blüchers und Wel-
Ngtons über gegenseitige Unterstützung in der Schlacht; also durch die Auf-
ellung des Operatiousplans. Demnach verstand es sich nämlich gewissermaßen
°n selbst, daß jeder der beiden Feldherrn, der zum Rückzüge gezwungen ward,
diefen in einer Richtung antrat, in welcher er sich dem andern näherte, nicht


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[0315] Militärische Tngessragen. Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t h e a t c r. ^> Ueber Kriegs- und Opcrationspläne im Atlgcrucincn und solche für das nieder¬ rheinische Kricgsthecttcr insbesondere. Es scheint uns, als ab die Worte Kriegsplan und Operationsplan allzuoft Ziemlich gleichbedeutend gebraucht und daß sie dann, wie die Begriffe, die sie darstellen, auch mit einander verwechselt werden, daß auch in dieser Beziehung ^ alte gute Regel der Logik, vor allen Dingen wol zu unterscheiden, nicht genügend beachtet werde, — und nie ohne Strase; insofern man von einem Kncgsplan verlangt, was er nicht leisten kann, und einen Operationsplan entschuldigt, weil man nur die Forderungen, wie an einen Krieqsplan, an ihn stellt. Der Kriegsplan ist das Allgemeinere, Umfassende, der Operationsplan das Speciellere, enger Begrenzte. Der Plan der Aufstellung der verbündeten Heere gegen Napoleon 1815 mit der ausgesprochenen Absicht, concentrisch auf das allgemeine Centrum Paris vorzugehn, umfaßte mehrere Kriegstheater und war der eigentliche ^uegsplan. Die Verabredungen Blüchers und Wellingtons über gegenseitige Unterstützung, welche sich lediglich auf das niederrheinische Kriegstheater be¬ rgen, constituirten für dieses den Operativnsplan. Wir haben gerade dieses ^ujpiel nicht ohne Grund zur Erläuterung der Sache beigezogen. Wenn ^«n eine Angriffsrichtung feststellt, so stellt man damit im Großen immer "und eine Nückzugslinie hin. Ist nicht etwas Besonderes bestimmt, so fallen ^ngnsfslinie und Nückzugslinie zusammen/ nur hat die Nückzugslinie gerade entgegengesetzte Richtung der Angriffslinie. Der Kriegsplan wies Blücher die Aufstellung zwischen Maas und Mosel und damit etwa die An- griffsrichtung über Sedan auf Paris, also die Nückzugsrichtung auf Cod- °Nz und Aachen an; jedenfalls gegen den Rhein hin, während Wellington °ann etwa die Angriffsrichtung über Mons oder Als auf Paris, die Rück- öugsrichtung über Brüssel auf Antwerpen hatte. Als Blücher im Mai nach ^gien einmarschirtc, änderte sich im Wesentlichen in dieser Beziehung nichts, ^ber wol änderte sich etwas darin durch die Verabredung Blüchers und Wel- Ngtons über gegenseitige Unterstützung in der Schlacht; also durch die Auf- ellung des Operatiousplans. Demnach verstand es sich nämlich gewissermaßen °n selbst, daß jeder der beiden Feldherrn, der zum Rückzüge gezwungen ward, diefen in einer Richtung antrat, in welcher er sich dem andern näherte, nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/315>, abgerufen am 29.06.2024.