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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Was sonst noch an s. g. Kurzwaaren eingeführt wird, möchte später einen
Zoll von 10--15000 Thlr. abwerfen, es ist ebensowenig genau zu berechnen,
wie die Einfuhr von Manufacturwaaren. Die letzteren werden indessen schon
jetzt in sehr großer Menge aus dem Zollvereine ausgeführt, später auch im
Lande selbst bereitet werden. Was noch an Luxus- und Modcwaaren erforder¬
lich wäre, ließe sich zu einer Abgabe von 80 bis 100,000 Thlr. veranschlagen.
Nach einer sehr genauen Berechnung aus fünf Jahrgängen der Einfuhrliflen
fanden wir für diese Waaren, soweit sie nicht im Zollverein bereitet und Spa'
der zollfrei eingeführt werden, den Gesammtzvll von 55,000 Thlr.

Die vorstehenden Positionen ergeben eine jährliche Gesammtabgabe an
die Zollvereinscasse von in runder Summe 1,200,000 Thlr als Maximum-
In dem ersten Jahre nach dem Anschlusse würde diese Summe aber wahrschein¬
lich nicht genügen, theils weil die bisherigen Handelsbeziehungen sich nicht
sofort abbrechen lassen, theils weil die zu erwartende Hebung der Industrie im
eigenen Lande auch zu dem geringen hier berücksichtigten Betriebe doch immer
einiger Zeit bedarf. Deshalb ist es vorsichtig, die jährliche Gesammtzahlung auf
die Summe von 1,500.000 Thlr. zu erhöhen, doch darf bei dieser Erhöhung nicht
außer Acht gelassen werden, daß der Unterschied von 300,000 Thlr. nicht nur, son¬
dern auch noch einzelne bei den obigen Positionen erwähnte Unterschiede, im
Gesammtbetrage von mindestens 500,000 Thlr später durch die einheimische
Betriebsamkeit selbst verdient, also erspart werden können. Wer sich die
Mühe geben will, aus den betreffenden Einfuhrtabellen nachzurechnen, der
wird'leicht erkennen, daß unsre Schätzung zu Gunsten Mecklenburgs müßig
und deshalb um so wahrscheinlicher ist. Alle, welche vom Anschlusse an den
Zollverein Verarmung, Hunger und Elend befürchten, verweisen wir darauf-
-- Ausgangszolle sind im vorstehenden nicht berechnet, weil die Waaren,
welche solche zahlen würden, z. B, Schaafwolle. später im Lande verarbeitet
oder frei im Zollvereine versandt werden könnten.

Die vorstehende Summe, welche aus 1.500,000 Thlr. veranschlagt wurde,
gibt nun diejenige ganze Zahlung, welche das Land an den Zollverein wird
zu leisten haben, falls die jetzige Einfuhr für die Zukunft die gleiche bliebe,
und für solche Waaren, welche nicht zollfrei aus dem Vereine zu beziehen
sind. Man mag sie immerhin die Einbuße Mecklenburgs uus dem Anschluss
an den Zollverein nennen; wir wollen sehen, ob das Land in. seinen Handels¬
beziehungen jetzt besser gestellt ist. Zuvor ist jedoch das Präcipuum für eine
Einwohnerzahl von 540,000 Menschen mit 20 Sgr. auf den Kopf zum Be¬
trage von 360,000 Thlr. abzurechnen, wonach sich die Gesammtzahlung re-
ducirt auf................ 1,140,000 Thlr-

gegenwärtig hat Mecklenburg zu zahlen*):



') Vgl. Ares, f. Landest, 18SS S, 474.

Was sonst noch an s. g. Kurzwaaren eingeführt wird, möchte später einen
Zoll von 10—15000 Thlr. abwerfen, es ist ebensowenig genau zu berechnen,
wie die Einfuhr von Manufacturwaaren. Die letzteren werden indessen schon
jetzt in sehr großer Menge aus dem Zollvereine ausgeführt, später auch im
Lande selbst bereitet werden. Was noch an Luxus- und Modcwaaren erforder¬
lich wäre, ließe sich zu einer Abgabe von 80 bis 100,000 Thlr. veranschlagen.
Nach einer sehr genauen Berechnung aus fünf Jahrgängen der Einfuhrliflen
fanden wir für diese Waaren, soweit sie nicht im Zollverein bereitet und Spa'
der zollfrei eingeführt werden, den Gesammtzvll von 55,000 Thlr.

Die vorstehenden Positionen ergeben eine jährliche Gesammtabgabe an
die Zollvereinscasse von in runder Summe 1,200,000 Thlr als Maximum-
In dem ersten Jahre nach dem Anschlusse würde diese Summe aber wahrschein¬
lich nicht genügen, theils weil die bisherigen Handelsbeziehungen sich nicht
sofort abbrechen lassen, theils weil die zu erwartende Hebung der Industrie im
eigenen Lande auch zu dem geringen hier berücksichtigten Betriebe doch immer
einiger Zeit bedarf. Deshalb ist es vorsichtig, die jährliche Gesammtzahlung auf
die Summe von 1,500.000 Thlr. zu erhöhen, doch darf bei dieser Erhöhung nicht
außer Acht gelassen werden, daß der Unterschied von 300,000 Thlr. nicht nur, son¬
dern auch noch einzelne bei den obigen Positionen erwähnte Unterschiede, im
Gesammtbetrage von mindestens 500,000 Thlr später durch die einheimische
Betriebsamkeit selbst verdient, also erspart werden können. Wer sich die
Mühe geben will, aus den betreffenden Einfuhrtabellen nachzurechnen, der
wird'leicht erkennen, daß unsre Schätzung zu Gunsten Mecklenburgs müßig
und deshalb um so wahrscheinlicher ist. Alle, welche vom Anschlusse an den
Zollverein Verarmung, Hunger und Elend befürchten, verweisen wir darauf-
— Ausgangszolle sind im vorstehenden nicht berechnet, weil die Waaren,
welche solche zahlen würden, z. B, Schaafwolle. später im Lande verarbeitet
oder frei im Zollvereine versandt werden könnten.

Die vorstehende Summe, welche aus 1.500,000 Thlr. veranschlagt wurde,
gibt nun diejenige ganze Zahlung, welche das Land an den Zollverein wird
zu leisten haben, falls die jetzige Einfuhr für die Zukunft die gleiche bliebe,
und für solche Waaren, welche nicht zollfrei aus dem Vereine zu beziehen
sind. Man mag sie immerhin die Einbuße Mecklenburgs uus dem Anschluss
an den Zollverein nennen; wir wollen sehen, ob das Land in. seinen Handels¬
beziehungen jetzt besser gestellt ist. Zuvor ist jedoch das Präcipuum für eine
Einwohnerzahl von 540,000 Menschen mit 20 Sgr. auf den Kopf zum Be¬
trage von 360,000 Thlr. abzurechnen, wonach sich die Gesammtzahlung re-
ducirt auf................ 1,140,000 Thlr-

gegenwärtig hat Mecklenburg zu zahlen*):



') Vgl. Ares, f. Landest, 18SS S, 474.
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[0312] Was sonst noch an s. g. Kurzwaaren eingeführt wird, möchte später einen Zoll von 10—15000 Thlr. abwerfen, es ist ebensowenig genau zu berechnen, wie die Einfuhr von Manufacturwaaren. Die letzteren werden indessen schon jetzt in sehr großer Menge aus dem Zollvereine ausgeführt, später auch im Lande selbst bereitet werden. Was noch an Luxus- und Modcwaaren erforder¬ lich wäre, ließe sich zu einer Abgabe von 80 bis 100,000 Thlr. veranschlagen. Nach einer sehr genauen Berechnung aus fünf Jahrgängen der Einfuhrliflen fanden wir für diese Waaren, soweit sie nicht im Zollverein bereitet und Spa' der zollfrei eingeführt werden, den Gesammtzvll von 55,000 Thlr. Die vorstehenden Positionen ergeben eine jährliche Gesammtabgabe an die Zollvereinscasse von in runder Summe 1,200,000 Thlr als Maximum- In dem ersten Jahre nach dem Anschlusse würde diese Summe aber wahrschein¬ lich nicht genügen, theils weil die bisherigen Handelsbeziehungen sich nicht sofort abbrechen lassen, theils weil die zu erwartende Hebung der Industrie im eigenen Lande auch zu dem geringen hier berücksichtigten Betriebe doch immer einiger Zeit bedarf. Deshalb ist es vorsichtig, die jährliche Gesammtzahlung auf die Summe von 1,500.000 Thlr. zu erhöhen, doch darf bei dieser Erhöhung nicht außer Acht gelassen werden, daß der Unterschied von 300,000 Thlr. nicht nur, son¬ dern auch noch einzelne bei den obigen Positionen erwähnte Unterschiede, im Gesammtbetrage von mindestens 500,000 Thlr später durch die einheimische Betriebsamkeit selbst verdient, also erspart werden können. Wer sich die Mühe geben will, aus den betreffenden Einfuhrtabellen nachzurechnen, der wird'leicht erkennen, daß unsre Schätzung zu Gunsten Mecklenburgs müßig und deshalb um so wahrscheinlicher ist. Alle, welche vom Anschlusse an den Zollverein Verarmung, Hunger und Elend befürchten, verweisen wir darauf- — Ausgangszolle sind im vorstehenden nicht berechnet, weil die Waaren, welche solche zahlen würden, z. B, Schaafwolle. später im Lande verarbeitet oder frei im Zollvereine versandt werden könnten. Die vorstehende Summe, welche aus 1.500,000 Thlr. veranschlagt wurde, gibt nun diejenige ganze Zahlung, welche das Land an den Zollverein wird zu leisten haben, falls die jetzige Einfuhr für die Zukunft die gleiche bliebe, und für solche Waaren, welche nicht zollfrei aus dem Vereine zu beziehen sind. Man mag sie immerhin die Einbuße Mecklenburgs uus dem Anschluss an den Zollverein nennen; wir wollen sehen, ob das Land in. seinen Handels¬ beziehungen jetzt besser gestellt ist. Zuvor ist jedoch das Präcipuum für eine Einwohnerzahl von 540,000 Menschen mit 20 Sgr. auf den Kopf zum Be¬ trage von 360,000 Thlr. abzurechnen, wonach sich die Gesammtzahlung re- ducirt auf................ 1,140,000 Thlr- gegenwärtig hat Mecklenburg zu zahlen*): ') Vgl. Ares, f. Landest, 18SS S, 474.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/312>, abgerufen am 29.06.2024.