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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Die Einfuhr von Rum, Cognac n. s, w, beträgt jährlich durchschnittlich
^300 Celten.. was nach den Zollsätzen von 8 Thlr. pro Celten. 74400 Thlr.
e>Me. Ein Theil hievon wird später, wie schon jetzt, aus Kartoffeln inner¬
halb des Zollvereins selbst bereitet werden.

Der Verbrauch an Wein ist in Mecklenburg sehr bedeutend, und die Zoll¬
ten weisen eine jährliche Einfuhr von 35000 Ankern nach, davon etwa
2000 Anker aus dein Zollvereine. Dies ist jedoch beiweitem nicht der ganze
Verbrauch, da eine sehr große Anzahl von Privatleuten (bis nach Rostock öst¬
lich und Wärme südöstlich hin) ihren Wein von den im ganzen Lande reisenden,
besonders Lübecker Weinhändlern direct und steuerfrei bezieht. Diese Umstände
wachen alle Weinhändler des Landes dem Anschlusse an den Zollverein ge¬
zeigt, denn da sie selbst den Wein nur gegen Abgaben beziehen können, so sind sie
durch dies offene Mißverhältniß auf das äußerste gekränkt. Andererseits ist auch
eine allgemeine Besteuerung des Weines (mit Rum u. f. w. ist es derselbe
Fall) nur nothwendig. Mag sich die Weinconsumtion dadurch etwas verrin¬
gern, so wird gewiß der Bierconsum steigen und -- zumal wenn statt der jetzi¬
gen die preußische Maischsteuer eingeführt wird -- der Brauereibetrieb im
Lande sich vervollkommnen und erweitern. Diese höchst wichtigen und auf eine
große Anzahl Menschen zurückwirkenden Verhältnisse lassen sich freilich nur an¬
nähernd darstellen; aber es ist sehr wahrscheinlich, daß der Wein- und Rum ze-
^erbrauch sich allmälig bis auf die Hälfte des jetzigen verringern würde.
Das würde für die Zukunft einen Zoll von circa 150,000 Thlr. geben, wir
"etiam jedoch hier, um den Gegnern des Anschlusses gerecht zu werden, eine
Jahreszahlung von 250,000 Thlr. an.

Ein sehr ähnliches Verhältniß besteht hinsichtlich des Tabaks, man kann
"ur wünschen, daß dessen Einfuhr sich mindere und der Betrieb im Lande
selbst, auch hinsichtlich des Anbaues geringerer Sorten sich erhöhe. Dies
Wäre für kleinere Grundbesitzer sehr vortheilhaft, wie schon jetzt einige Orte
Mecklenburg-Strelitz beweisen. Die Tabak-Einfuhr beträgt jährlich 20000
Eener. und 30000 Kisten Cigarren im Gewichte zu 5000 Celten. und ist die
Abgabe, nach den Tarifsätzen von 2, 4, 11 und 20 Thlr. einzeln berechnet,
"uf circa 160,00y Thlr. zu veranschlagen.

Ueber die Salz- und Eiscn-Einfuhr ist schon gesprochen; der Gcsammtzoll
sur die letztere würde höchstens 180.000 Thlr. betragen. Hiebet sind die
sehr vielen fertigen Eisenwaaren, welche jetzt eingeführt werden, nicht berück-
t'chtigl. theils weil die feineren schon jetzt größtentheils ans dem Zollverein
kommen, theils weil die gröber" später mit Vortheil von der einheimischen
Bevölkerung, die eine sehr gute Anlage zu Eisenarbeiter besitzt, verfertigt war-
°en können. Die Summe von 130.000 Thlr. würde sich eventuell, wie schon
ausgeführt wurde, auf 75 bis 85000 Thlr. ermäßigen.


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Die Einfuhr von Rum, Cognac n. s, w, beträgt jährlich durchschnittlich
^300 Celten.. was nach den Zollsätzen von 8 Thlr. pro Celten. 74400 Thlr.
e>Me. Ein Theil hievon wird später, wie schon jetzt, aus Kartoffeln inner¬
halb des Zollvereins selbst bereitet werden.

Der Verbrauch an Wein ist in Mecklenburg sehr bedeutend, und die Zoll¬
ten weisen eine jährliche Einfuhr von 35000 Ankern nach, davon etwa
2000 Anker aus dein Zollvereine. Dies ist jedoch beiweitem nicht der ganze
Verbrauch, da eine sehr große Anzahl von Privatleuten (bis nach Rostock öst¬
lich und Wärme südöstlich hin) ihren Wein von den im ganzen Lande reisenden,
besonders Lübecker Weinhändlern direct und steuerfrei bezieht. Diese Umstände
wachen alle Weinhändler des Landes dem Anschlusse an den Zollverein ge¬
zeigt, denn da sie selbst den Wein nur gegen Abgaben beziehen können, so sind sie
durch dies offene Mißverhältniß auf das äußerste gekränkt. Andererseits ist auch
eine allgemeine Besteuerung des Weines (mit Rum u. f. w. ist es derselbe
Fall) nur nothwendig. Mag sich die Weinconsumtion dadurch etwas verrin¬
gern, so wird gewiß der Bierconsum steigen und — zumal wenn statt der jetzi¬
gen die preußische Maischsteuer eingeführt wird — der Brauereibetrieb im
Lande sich vervollkommnen und erweitern. Diese höchst wichtigen und auf eine
große Anzahl Menschen zurückwirkenden Verhältnisse lassen sich freilich nur an¬
nähernd darstellen; aber es ist sehr wahrscheinlich, daß der Wein- und Rum ze-
^erbrauch sich allmälig bis auf die Hälfte des jetzigen verringern würde.
Das würde für die Zukunft einen Zoll von circa 150,000 Thlr. geben, wir
"etiam jedoch hier, um den Gegnern des Anschlusses gerecht zu werden, eine
Jahreszahlung von 250,000 Thlr. an.

Ein sehr ähnliches Verhältniß besteht hinsichtlich des Tabaks, man kann
"ur wünschen, daß dessen Einfuhr sich mindere und der Betrieb im Lande
selbst, auch hinsichtlich des Anbaues geringerer Sorten sich erhöhe. Dies
Wäre für kleinere Grundbesitzer sehr vortheilhaft, wie schon jetzt einige Orte
Mecklenburg-Strelitz beweisen. Die Tabak-Einfuhr beträgt jährlich 20000
Eener. und 30000 Kisten Cigarren im Gewichte zu 5000 Celten. und ist die
Abgabe, nach den Tarifsätzen von 2, 4, 11 und 20 Thlr. einzeln berechnet,
"uf circa 160,00y Thlr. zu veranschlagen.

Ueber die Salz- und Eiscn-Einfuhr ist schon gesprochen; der Gcsammtzoll
sur die letztere würde höchstens 180.000 Thlr. betragen. Hiebet sind die
sehr vielen fertigen Eisenwaaren, welche jetzt eingeführt werden, nicht berück-
t'chtigl. theils weil die feineren schon jetzt größtentheils ans dem Zollverein
kommen, theils weil die gröber» später mit Vortheil von der einheimischen
Bevölkerung, die eine sehr gute Anlage zu Eisenarbeiter besitzt, verfertigt war-
°en können. Die Summe von 130.000 Thlr. würde sich eventuell, wie schon
ausgeführt wurde, auf 75 bis 85000 Thlr. ermäßigen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/311>, abgerufen am 29.06.2024.