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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Menge eine Zollcrmäßigung zu erreichen sein dürfte, bezweifeln Viele.
Wir möchten anderer Meinung sein, zumal wenn das Land seinen Anschluß
rechtzeitig betriebe; denn theils ist es zulässig, daß Mecklenburg bei der star¬
rn Consumtion seiner Bevölkerung Rücksichten zu Theil werden, theils aber
"und gewinnt der Zollverein indirect durch den Wegfall einer 60 Meilen lan¬
gen schwer zu bewachenden Grenze nicht unerheblich, während die Bewachung
See- und der westlichen Grenzen leicht geübt werden kann. Wie dem
"ber auch sei, in dem Eisenzolle ist jedenfalls kein Grund gegeben, der auch
die Verhandlungen über den Anschluß Mecklenburgs mit den Zollvereinsstaaten
unzulässig machte. Will man sich diesem widersetzen, so müssen die Eisenzölle
nur als ein vorgeschobener Grund betrachtet werden.

Die Salzcinfuhr ist nicht weniger umfassend und durchschnittlich auf
80,000 Centner zu berechnen, von denen jedoch nur 47 °/° aus England,
1 °/c> aus Hamburg, die übrigen aus Hannover kommen. Die 34--38,000
Zentner, um welche es sich hier handelt, würden gänzlich wegfallen und die
Schiffe, welche jetzt das Salz oft -- besonders aus Liverpool -- als Rück¬
fracht mitbrachten, unbedingt einen anderen Artikel hierfür suchen müssen.
Sie werden einen solchen in der alsdann voraussichtlich sehr steigenden Ein¬
fuhr von Steinkohlen finden können. Es dürfte überhaupt aus dem Salz-
Zolle kein großer Verlust für das Land entstehen; der Verbrauch wird sich
durch sorgsamere Sparsamkeit etwas vermindern, die Zufuhr aus Lüneburg
etwas steigen und die Preise werden sich um ein Geringes heben. Letzteres
N'ird jedoch in nicht hohem Grade stattfinden, da die einheimische Sa-
i>ne zu Sulz ihren Betrieb noch ziemlich erweitern kann, wodurch denn auch
ein Theil des jetzt außer Landes gehenden Geldes diesem erhalten bleibt.
Die Salzsteuer würde, wie es auch Hannover lehrt, weder auf das Land im
Allgemeinen, noch uns die Landwirthschaft im Besonderen einen Druck üben,
der den Anschluß an den Zollverein widerricthe. Betreffs der Saline zu Sulz
^t es höchst wahrscheinlich, daß sie, gerade an der Landesgrenze liegend, noch
^'nen nicht unbedeutenden Theil von Pommern mit in ihren Rayon zieht und
daß dadurch eine Ausgleichung stattfindet. --

Wenn wir nun oben behaupteten, daß es für die landwirthschaftliche
Production von Nutzen sei, falls ihr Markt erweitert und der Verkehr über
die Grenzen erleichtert werde; wenn wir aus diesem Grunde dem Zollver-
^nde das Wort redeten, so strebten wir ja dahin, den mecklenburgischen Ost¬
seehäfen einen Theil der Lcindesproduction zu entziehen und ihnen, dadurch
e>ne beträchtliche Einbuße zuzufügen? Wir halten das allerdings für eins der
wichtigsten Resultate des Zollvcrbandcs, daß durch ihn die zahlreichen
^'enzm der Kleinstaaten im Binnenverkehr fallen und den Handels- und
^übrikorten nicht ein nach der Landesgrenze, sondern nach ihrer natürlichen


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Menge eine Zollcrmäßigung zu erreichen sein dürfte, bezweifeln Viele.
Wir möchten anderer Meinung sein, zumal wenn das Land seinen Anschluß
rechtzeitig betriebe; denn theils ist es zulässig, daß Mecklenburg bei der star¬
rn Consumtion seiner Bevölkerung Rücksichten zu Theil werden, theils aber
"und gewinnt der Zollverein indirect durch den Wegfall einer 60 Meilen lan¬
gen schwer zu bewachenden Grenze nicht unerheblich, während die Bewachung
See- und der westlichen Grenzen leicht geübt werden kann. Wie dem
"ber auch sei, in dem Eisenzolle ist jedenfalls kein Grund gegeben, der auch
die Verhandlungen über den Anschluß Mecklenburgs mit den Zollvereinsstaaten
unzulässig machte. Will man sich diesem widersetzen, so müssen die Eisenzölle
nur als ein vorgeschobener Grund betrachtet werden.

Die Salzcinfuhr ist nicht weniger umfassend und durchschnittlich auf
80,000 Centner zu berechnen, von denen jedoch nur 47 °/° aus England,
1 °/c> aus Hamburg, die übrigen aus Hannover kommen. Die 34—38,000
Zentner, um welche es sich hier handelt, würden gänzlich wegfallen und die
Schiffe, welche jetzt das Salz oft — besonders aus Liverpool — als Rück¬
fracht mitbrachten, unbedingt einen anderen Artikel hierfür suchen müssen.
Sie werden einen solchen in der alsdann voraussichtlich sehr steigenden Ein¬
fuhr von Steinkohlen finden können. Es dürfte überhaupt aus dem Salz-
Zolle kein großer Verlust für das Land entstehen; der Verbrauch wird sich
durch sorgsamere Sparsamkeit etwas vermindern, die Zufuhr aus Lüneburg
etwas steigen und die Preise werden sich um ein Geringes heben. Letzteres
N'ird jedoch in nicht hohem Grade stattfinden, da die einheimische Sa-
i>ne zu Sulz ihren Betrieb noch ziemlich erweitern kann, wodurch denn auch
ein Theil des jetzt außer Landes gehenden Geldes diesem erhalten bleibt.
Die Salzsteuer würde, wie es auch Hannover lehrt, weder auf das Land im
Allgemeinen, noch uns die Landwirthschaft im Besonderen einen Druck üben,
der den Anschluß an den Zollverein widerricthe. Betreffs der Saline zu Sulz
^t es höchst wahrscheinlich, daß sie, gerade an der Landesgrenze liegend, noch
^'nen nicht unbedeutenden Theil von Pommern mit in ihren Rayon zieht und
daß dadurch eine Ausgleichung stattfindet. —

Wenn wir nun oben behaupteten, daß es für die landwirthschaftliche
Production von Nutzen sei, falls ihr Markt erweitert und der Verkehr über
die Grenzen erleichtert werde; wenn wir aus diesem Grunde dem Zollver-
^nde das Wort redeten, so strebten wir ja dahin, den mecklenburgischen Ost¬
seehäfen einen Theil der Lcindesproduction zu entziehen und ihnen, dadurch
e>ne beträchtliche Einbuße zuzufügen? Wir halten das allerdings für eins der
wichtigsten Resultate des Zollvcrbandcs, daß durch ihn die zahlreichen
^'enzm der Kleinstaaten im Binnenverkehr fallen und den Handels- und
^übrikorten nicht ein nach der Landesgrenze, sondern nach ihrer natürlichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/303>, abgerufen am 29.06.2024.