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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Außer der Getreide- und Viehausfuhr wird eine beträchtliche Menge an
Sämereien, worunter nach den Handelstabellen hauptsächlich Oelsämcreien O
verstehen sind, an Wolle, Fellen und Butter in den Zollverein geliefert. Es
sind dies Alles Producte, auf welche ein größerer Markt nur vortheilhaft wir¬
ken kann, wie es z. B. Schleswig-Holstein hinsichtlich der Butter wieder klar
beweist. Dem gegenüber muß aber auch entschieden die Ansicht festgehalten
werden, daß Alles, was einen größeren Abschluß des Landes nach Außen hin
verursacht, das Sinken der landwirtschaftlichen Productionen zur Folge ha¬
ben wird.

Ist nun in Betreff dieser ein sehr wahrscheinlicher Gewinn aus einem
Anschlusse Mecklenburgs an den Zollverein dargelegt, so darf auch andererseits
nicht in Abrede gestellt werden, daß die Eingangszölle des Vereins,- in un¬
veränderter Gestalt an die mecklenburgische Ostseegrenzc verlegt. Waaren in
hohem Grade treffen würden, die der Landwirthschaft nothwendig find, und
daß der letzteren hierdurch eine allen erwarteten Gewinn illusorisch machende
Abgabe auferlegt würde. Diese durch die Zölle vornehmlich getroffenen Gegen¬
stände sind Eisen und Salz. Der jährliche Bedarf des Landes an Eisen ist
bedeutend, die Landwirtschaft allein verbraucht eine große Menge. Die Ein¬
fuhr ist durchschnittlich zu veranschlagen

an altem und Roheisen ans 12,500 Centner
an Stangeneisen :c. " 92,500

Hiernach würde die Abgabe für Eisen jährlich sich auf 150--160.000 Thlr.
belaufen. Diese Abgabe ließe sich bei dem Anschluß Mecklenburgs an den
Zollverein nicht wol umgehen, da die Eisenhütten des Vereins zu fern liegen,
als daß von ihnen ein Ersatz sich beziehen ließe. Auch ist die Eisencinfuhr
zur See für den Verkehr mit England, Schweden und Norwegen nothwendig-
Einzelne Modificationen würden sich nur darin ergeben, daß der Bezug a"
Roheisen sich vermehrte, an Stangeneisen dagegen verminderte und die Ab¬
gabe durch den größeren Bezug des ersteren zu 10 Sgr. nach dem Tarif gegen
das letztere zu IV- und 2'/-, Thlr. tarisirte Eisen die Abgabensumme etwas
ermäßigte. Indessen wäre die letztere verhältnißmäßig immer noch zu hoch,
und es ist vorgeschlagen, auch wol in Aussicht gestellt worden, daß für den
eigenen Bedarf des Landes an Eisen bei der Einfuhr zur See eine Rück¬
vergütung geleistet werden oder für eine bestimmte Anzahl von Centnern, die
dem jährlichen nothwendigen Bedarfe entspräche, zollfreie Einfuhr gestattet
sein solle. Als diesen jährlichen Bedarf hat man die Summe von 40,000
Centner genannt, welche wir jedoch mit Rücksicht auf die vielen Eisenwaaren,
die besonders zum Schiffbau fertig eingeführt werden und an der Zoll¬
ermäßigung Theil nehmen müßten, für zu niedrig halten. Wir glauben
60--70,000 Centner unbedenklich veranschlagen zu dürfen. Ob für diese


Außer der Getreide- und Viehausfuhr wird eine beträchtliche Menge an
Sämereien, worunter nach den Handelstabellen hauptsächlich Oelsämcreien O
verstehen sind, an Wolle, Fellen und Butter in den Zollverein geliefert. Es
sind dies Alles Producte, auf welche ein größerer Markt nur vortheilhaft wir¬
ken kann, wie es z. B. Schleswig-Holstein hinsichtlich der Butter wieder klar
beweist. Dem gegenüber muß aber auch entschieden die Ansicht festgehalten
werden, daß Alles, was einen größeren Abschluß des Landes nach Außen hin
verursacht, das Sinken der landwirtschaftlichen Productionen zur Folge ha¬
ben wird.

Ist nun in Betreff dieser ein sehr wahrscheinlicher Gewinn aus einem
Anschlusse Mecklenburgs an den Zollverein dargelegt, so darf auch andererseits
nicht in Abrede gestellt werden, daß die Eingangszölle des Vereins,- in un¬
veränderter Gestalt an die mecklenburgische Ostseegrenzc verlegt. Waaren in
hohem Grade treffen würden, die der Landwirthschaft nothwendig find, und
daß der letzteren hierdurch eine allen erwarteten Gewinn illusorisch machende
Abgabe auferlegt würde. Diese durch die Zölle vornehmlich getroffenen Gegen¬
stände sind Eisen und Salz. Der jährliche Bedarf des Landes an Eisen ist
bedeutend, die Landwirtschaft allein verbraucht eine große Menge. Die Ein¬
fuhr ist durchschnittlich zu veranschlagen

an altem und Roheisen ans 12,500 Centner
an Stangeneisen :c. „ 92,500

Hiernach würde die Abgabe für Eisen jährlich sich auf 150—160.000 Thlr.
belaufen. Diese Abgabe ließe sich bei dem Anschluß Mecklenburgs an den
Zollverein nicht wol umgehen, da die Eisenhütten des Vereins zu fern liegen,
als daß von ihnen ein Ersatz sich beziehen ließe. Auch ist die Eisencinfuhr
zur See für den Verkehr mit England, Schweden und Norwegen nothwendig-
Einzelne Modificationen würden sich nur darin ergeben, daß der Bezug a»
Roheisen sich vermehrte, an Stangeneisen dagegen verminderte und die Ab¬
gabe durch den größeren Bezug des ersteren zu 10 Sgr. nach dem Tarif gegen
das letztere zu IV- und 2'/-, Thlr. tarisirte Eisen die Abgabensumme etwas
ermäßigte. Indessen wäre die letztere verhältnißmäßig immer noch zu hoch,
und es ist vorgeschlagen, auch wol in Aussicht gestellt worden, daß für den
eigenen Bedarf des Landes an Eisen bei der Einfuhr zur See eine Rück¬
vergütung geleistet werden oder für eine bestimmte Anzahl von Centnern, die
dem jährlichen nothwendigen Bedarfe entspräche, zollfreie Einfuhr gestattet
sein solle. Als diesen jährlichen Bedarf hat man die Summe von 40,000
Centner genannt, welche wir jedoch mit Rücksicht auf die vielen Eisenwaaren,
die besonders zum Schiffbau fertig eingeführt werden und an der Zoll¬
ermäßigung Theil nehmen müßten, für zu niedrig halten. Wir glauben
60—70,000 Centner unbedenklich veranschlagen zu dürfen. Ob für diese


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[0302] Außer der Getreide- und Viehausfuhr wird eine beträchtliche Menge an Sämereien, worunter nach den Handelstabellen hauptsächlich Oelsämcreien O verstehen sind, an Wolle, Fellen und Butter in den Zollverein geliefert. Es sind dies Alles Producte, auf welche ein größerer Markt nur vortheilhaft wir¬ ken kann, wie es z. B. Schleswig-Holstein hinsichtlich der Butter wieder klar beweist. Dem gegenüber muß aber auch entschieden die Ansicht festgehalten werden, daß Alles, was einen größeren Abschluß des Landes nach Außen hin verursacht, das Sinken der landwirtschaftlichen Productionen zur Folge ha¬ ben wird. Ist nun in Betreff dieser ein sehr wahrscheinlicher Gewinn aus einem Anschlusse Mecklenburgs an den Zollverein dargelegt, so darf auch andererseits nicht in Abrede gestellt werden, daß die Eingangszölle des Vereins,- in un¬ veränderter Gestalt an die mecklenburgische Ostseegrenzc verlegt. Waaren in hohem Grade treffen würden, die der Landwirthschaft nothwendig find, und daß der letzteren hierdurch eine allen erwarteten Gewinn illusorisch machende Abgabe auferlegt würde. Diese durch die Zölle vornehmlich getroffenen Gegen¬ stände sind Eisen und Salz. Der jährliche Bedarf des Landes an Eisen ist bedeutend, die Landwirtschaft allein verbraucht eine große Menge. Die Ein¬ fuhr ist durchschnittlich zu veranschlagen an altem und Roheisen ans 12,500 Centner an Stangeneisen :c. „ 92,500 Hiernach würde die Abgabe für Eisen jährlich sich auf 150—160.000 Thlr. belaufen. Diese Abgabe ließe sich bei dem Anschluß Mecklenburgs an den Zollverein nicht wol umgehen, da die Eisenhütten des Vereins zu fern liegen, als daß von ihnen ein Ersatz sich beziehen ließe. Auch ist die Eisencinfuhr zur See für den Verkehr mit England, Schweden und Norwegen nothwendig- Einzelne Modificationen würden sich nur darin ergeben, daß der Bezug a» Roheisen sich vermehrte, an Stangeneisen dagegen verminderte und die Ab¬ gabe durch den größeren Bezug des ersteren zu 10 Sgr. nach dem Tarif gegen das letztere zu IV- und 2'/-, Thlr. tarisirte Eisen die Abgabensumme etwas ermäßigte. Indessen wäre die letztere verhältnißmäßig immer noch zu hoch, und es ist vorgeschlagen, auch wol in Aussicht gestellt worden, daß für den eigenen Bedarf des Landes an Eisen bei der Einfuhr zur See eine Rück¬ vergütung geleistet werden oder für eine bestimmte Anzahl von Centnern, die dem jährlichen nothwendigen Bedarfe entspräche, zollfreie Einfuhr gestattet sein solle. Als diesen jährlichen Bedarf hat man die Summe von 40,000 Centner genannt, welche wir jedoch mit Rücksicht auf die vielen Eisenwaaren, die besonders zum Schiffbau fertig eingeführt werden und an der Zoll¬ ermäßigung Theil nehmen müßten, für zu niedrig halten. Wir glauben 60—70,000 Centner unbedenklich veranschlagen zu dürfen. Ob für diese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/302>, abgerufen am 29.06.2024.