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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Und der Zollverein, bleiben, so wird es doch aus der Stelle klar, daß durch
den Beitritt Mecklenburgs zu letzterem eine große Abgabcnsumme erspart wird-
Das würde in natürlicher Folge die Preise, selbst auch in Hamburg, heben. Vor¬
nehmlich die Erzeugnisse der Viehzucht sind es. um welche es sich hierbei handelt,
und man kann an Schleswig-Holstein, wo die Nordsechäfcn Husum, Glück-
stndt und Tönuingen durch ihren directen Verkehr mit England die Concurrenz
Segen Hamburg unterhalten, sehr genan wahrnehmen, wie durch solche Con¬
currenz immer höhere Preise erzielt werden. Das wirkt natürlich wohlthätig
auf die Production zurück, und für Mecklenburg zumal, welches in dieser Hin-
s'ehe erst am Anfange steht, welches erst den Grund zu einer nachhaltigen
Verbesserung des Viehes und zur Erhöhung der Viehproduction gelegt hat
und noch legt, ist es gradezu eine Lebensbedingung. daß seine Producte den
günstigsten, einen der Concurrenz und Speculation offenstehenden Markt finden
Und nicht an die nothdürsngst gebotenen Preise gebunden werden.

Ein Vergleich Mecklenburgs mit Schleswig-Holstein kann nur dazu trei¬
ben, daß die Producenten einen großem Absatzrayon zu erzielen streben.
Man kann ferner an Hannover wahrnehmen, daß durch den Anschluß an den
Zollverein ein solcher dargeboten wird; denn nicht nur ist das Fettvieh der
hannoverschen Marschen in der letzteren Zeit ansehnlich im Preise gestiegen,
sondern "s hat dies auch auf die Viehzucht, dadurch mittelbar auf die ganze
Landwirthschaft höchst wohlthätig zurückgewirkt. Mecklenburg würde in dieser
Beziehung gleichen Vortheil erringen können, weil es den bedeutenden Markt
Berlin's mehr hat. Dieser Markt rst nun zwar für den Augenblick noch nicht
w reichlich versorgt, daß die Preise nicht etwas über dem Mittel ständen; aber
berücksichtigt man die wachsende Cultur in Ostpreußen und Polen, die erleich¬
terte Heranziehung dieser Gegenden durch die Ostbah", die Anstrengungen,
""t welchen die großen Brüche der Spree, Oder. Netze. Warihe :c. für die
Viehzucht cultivirt worden, so muß man befürchten, daß sich für die Zukunft
Preise herausstellen, welche für ein isolirtes Mecklenburg nicht günstig sind.
Denn ein Fortschritt der Viehzucht und mit ihr der Landwirthschaft ist nur
bei steigenden Preisen denkbar und Säuernd. Man muß es nun aber
wenigstens nicht vorsvrgcnd nennen, wenn für die Erweiterung. der Märkte
"'ches gethan wird zu einer Zeit, wo eins der bedeutendsten Absatzländcr
(England) mit allen Kräften die Production seiner Kolonien zu heben und die
Zufuhr aus ihnen zu erleichtern strebt, wo es große Massen schon ans Amc-
bezieht und die Klage, daß es mit dem Absätze dahin von den mecklen¬
burgischen Ostseehäfen aus nicht mehr so gut gehe, wie früher, häufig genug
^monum wird. Dies letztere mögen denn auch Diejenigen beherzigen,
welche Alles abgethan glauben, sobald jenen Ostseehäfen eine erleichterte Ein¬
end Ausfuhr ermöglicht ist.


Grenzboten IV. 1W9, ^

Und der Zollverein, bleiben, so wird es doch aus der Stelle klar, daß durch
den Beitritt Mecklenburgs zu letzterem eine große Abgabcnsumme erspart wird-
Das würde in natürlicher Folge die Preise, selbst auch in Hamburg, heben. Vor¬
nehmlich die Erzeugnisse der Viehzucht sind es. um welche es sich hierbei handelt,
und man kann an Schleswig-Holstein, wo die Nordsechäfcn Husum, Glück-
stndt und Tönuingen durch ihren directen Verkehr mit England die Concurrenz
Segen Hamburg unterhalten, sehr genan wahrnehmen, wie durch solche Con¬
currenz immer höhere Preise erzielt werden. Das wirkt natürlich wohlthätig
auf die Production zurück, und für Mecklenburg zumal, welches in dieser Hin-
s'ehe erst am Anfange steht, welches erst den Grund zu einer nachhaltigen
Verbesserung des Viehes und zur Erhöhung der Viehproduction gelegt hat
und noch legt, ist es gradezu eine Lebensbedingung. daß seine Producte den
günstigsten, einen der Concurrenz und Speculation offenstehenden Markt finden
Und nicht an die nothdürsngst gebotenen Preise gebunden werden.

Ein Vergleich Mecklenburgs mit Schleswig-Holstein kann nur dazu trei¬
ben, daß die Producenten einen großem Absatzrayon zu erzielen streben.
Man kann ferner an Hannover wahrnehmen, daß durch den Anschluß an den
Zollverein ein solcher dargeboten wird; denn nicht nur ist das Fettvieh der
hannoverschen Marschen in der letzteren Zeit ansehnlich im Preise gestiegen,
sondern «s hat dies auch auf die Viehzucht, dadurch mittelbar auf die ganze
Landwirthschaft höchst wohlthätig zurückgewirkt. Mecklenburg würde in dieser
Beziehung gleichen Vortheil erringen können, weil es den bedeutenden Markt
Berlin's mehr hat. Dieser Markt rst nun zwar für den Augenblick noch nicht
w reichlich versorgt, daß die Preise nicht etwas über dem Mittel ständen; aber
berücksichtigt man die wachsende Cultur in Ostpreußen und Polen, die erleich¬
terte Heranziehung dieser Gegenden durch die Ostbah», die Anstrengungen,
""t welchen die großen Brüche der Spree, Oder. Netze. Warihe :c. für die
Viehzucht cultivirt worden, so muß man befürchten, daß sich für die Zukunft
Preise herausstellen, welche für ein isolirtes Mecklenburg nicht günstig sind.
Denn ein Fortschritt der Viehzucht und mit ihr der Landwirthschaft ist nur
bei steigenden Preisen denkbar und Säuernd. Man muß es nun aber
wenigstens nicht vorsvrgcnd nennen, wenn für die Erweiterung. der Märkte
"'ches gethan wird zu einer Zeit, wo eins der bedeutendsten Absatzländcr
(England) mit allen Kräften die Production seiner Kolonien zu heben und die
Zufuhr aus ihnen zu erleichtern strebt, wo es große Massen schon ans Amc-
bezieht und die Klage, daß es mit dem Absätze dahin von den mecklen¬
burgischen Ostseehäfen aus nicht mehr so gut gehe, wie früher, häufig genug
^monum wird. Dies letztere mögen denn auch Diejenigen beherzigen,
welche Alles abgethan glauben, sobald jenen Ostseehäfen eine erleichterte Ein¬
end Ausfuhr ermöglicht ist.


Grenzboten IV. 1W9, ^
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[0301] Und der Zollverein, bleiben, so wird es doch aus der Stelle klar, daß durch den Beitritt Mecklenburgs zu letzterem eine große Abgabcnsumme erspart wird- Das würde in natürlicher Folge die Preise, selbst auch in Hamburg, heben. Vor¬ nehmlich die Erzeugnisse der Viehzucht sind es. um welche es sich hierbei handelt, und man kann an Schleswig-Holstein, wo die Nordsechäfcn Husum, Glück- stndt und Tönuingen durch ihren directen Verkehr mit England die Concurrenz Segen Hamburg unterhalten, sehr genan wahrnehmen, wie durch solche Con¬ currenz immer höhere Preise erzielt werden. Das wirkt natürlich wohlthätig auf die Production zurück, und für Mecklenburg zumal, welches in dieser Hin- s'ehe erst am Anfange steht, welches erst den Grund zu einer nachhaltigen Verbesserung des Viehes und zur Erhöhung der Viehproduction gelegt hat und noch legt, ist es gradezu eine Lebensbedingung. daß seine Producte den günstigsten, einen der Concurrenz und Speculation offenstehenden Markt finden Und nicht an die nothdürsngst gebotenen Preise gebunden werden. Ein Vergleich Mecklenburgs mit Schleswig-Holstein kann nur dazu trei¬ ben, daß die Producenten einen großem Absatzrayon zu erzielen streben. Man kann ferner an Hannover wahrnehmen, daß durch den Anschluß an den Zollverein ein solcher dargeboten wird; denn nicht nur ist das Fettvieh der hannoverschen Marschen in der letzteren Zeit ansehnlich im Preise gestiegen, sondern «s hat dies auch auf die Viehzucht, dadurch mittelbar auf die ganze Landwirthschaft höchst wohlthätig zurückgewirkt. Mecklenburg würde in dieser Beziehung gleichen Vortheil erringen können, weil es den bedeutenden Markt Berlin's mehr hat. Dieser Markt rst nun zwar für den Augenblick noch nicht w reichlich versorgt, daß die Preise nicht etwas über dem Mittel ständen; aber berücksichtigt man die wachsende Cultur in Ostpreußen und Polen, die erleich¬ terte Heranziehung dieser Gegenden durch die Ostbah», die Anstrengungen, ""t welchen die großen Brüche der Spree, Oder. Netze. Warihe :c. für die Viehzucht cultivirt worden, so muß man befürchten, daß sich für die Zukunft Preise herausstellen, welche für ein isolirtes Mecklenburg nicht günstig sind. Denn ein Fortschritt der Viehzucht und mit ihr der Landwirthschaft ist nur bei steigenden Preisen denkbar und Säuernd. Man muß es nun aber wenigstens nicht vorsvrgcnd nennen, wenn für die Erweiterung. der Märkte "'ches gethan wird zu einer Zeit, wo eins der bedeutendsten Absatzländcr (England) mit allen Kräften die Production seiner Kolonien zu heben und die Zufuhr aus ihnen zu erleichtern strebt, wo es große Massen schon ans Amc- bezieht und die Klage, daß es mit dem Absätze dahin von den mecklen¬ burgischen Ostseehäfen aus nicht mehr so gut gehe, wie früher, häufig genug ^monum wird. Dies letztere mögen denn auch Diejenigen beherzigen, welche Alles abgethan glauben, sobald jenen Ostseehäfen eine erleichterte Ein¬ end Ausfuhr ermöglicht ist. Grenzboten IV. 1W9, ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/301>, abgerufen am 29.06.2024.