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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Wenn die Stellung Mecklenburgs dem Zollverein gegenüber geprüft werden
soll, so verlangt man durchaus auf Zahlen begründete Berechnungen.
Auch wir werden solche beibringen, mit Rücksicht auf den Raum dieser Zeit¬
schrift jedoch nur in den mittleren Hauptsummen, und bemerken deshalb vor¬
weg, daß diese aus den Jahrgängen von 1852--1859 incl. berechnet
sind, und zwar überall unter genauester Berücksichtigung aller in den Listen
aufgeführten Positionen. Indem wir somit willkürliche Zahlenangaben ver¬
meiden, und für die unsrigen die Voraussetzung der Wahrheit beanspruchen
müssen, wird es dennoch nicht überflüssig sein, zu bemerken, daß diese Zahlen
nur von zweiter Wichtigkeit sein können. Abgesehen von der unvollständigen
Erhebung, ergibt es sich aus der Sache selbst, daß die jetzige Ein- oder Aus¬
fuhr Mecklenburgs keinen Maßstab für diejenige abgeben kann, welche nach
dem Beitritt" des Landes zum deutschen Zollverein stattfinden wird. Da es
Hauptaufgabe des letztern ist, die Seibstproduction und Fabrikation in den
von ihm umschlossenen Staaten möglichst und nach möglichst vielen Richtungen
hin zu erregen und zu fördern; da aber in Mecklenburg die Production be¬
schränkt ist, eine Fabrikation eigentlich gar nicht stattfindet: so ergibt sich sclM
hieraus, daß nach dem Anschlusse desselben Veränderungen eintreten müssen, welche
durch alle Verhältnisse greisen und vieles neu gestalten sollen. Wie demnach
im ersten und zweiten Theil dieser Abhandlung die jetzt bestehenden Verhält¬
nisse dargestellt wurden, so wird es hier von besonderer Wichtigkeit sein, die
wahrscheinlich eintretenden Veränderungen u. s. w. hervorzuheben, und in diesen,
nicht in den aus der Gegenwart geschöpften Zahlen, liegt der Maßstab, nach wel¬
chem die Frage eines etwaigen Anschlusses an den Zollverein bemessen werden muß-
Die Zahlen aus den Ein- und Ausfuhrlistcn dienen dazu, daß aus ihnen,
verglichen mit den frühe-rü und spätern, vor und nach dem Anschlusse erhobenen,
gleichen Ergebnissen solcher Staaten, die in den meisten Beziehungen Aehn-
lichkeit mit Mecklenburg haben, Schlüsse abstrahirt werden, von denen um"
wol sagen kann, daß sie eine der Wahrheit nahestehende Wahrscheinlichkeit in
Anspruch nehmen dürfen. Was wir hier gesagt haben, liegt klar ans der
Hand und wird doch fast immer unberücksichtigt gelassen; man hält sich
die gegenwärtigen Verhältnisse und leitet aus ihnen Zahlen her, die in ihrer
ungerechtfertigten Höhe allerdings bedenklich machen müssen. Es ist dies ein
Uebelstand, welcher uns nöthigt, diese Zahlen in unsre Darstellung mit aufzu¬
nehmen und sie näher zu betrachten. Das soll, so weit eine Trennung mög'
lich ist, in Beihalt der frühern Abtheilungen, zunächst rücksichtlich der einzelnen
Hauptbetriebe der Staatsangehörigen (Landwirthschnft. Handel. Industrie u. s- W-)
geschehen; darauf werden wir die Berechnungen und Betrachtungen zusammen^
fassen und vom allgemeinen Standpunkte aus kurz beleuchten. Hieraus wu
sich die Beantwortung der Frage: "Ob der Anschluß an den Zollverein se"


Wenn die Stellung Mecklenburgs dem Zollverein gegenüber geprüft werden
soll, so verlangt man durchaus auf Zahlen begründete Berechnungen.
Auch wir werden solche beibringen, mit Rücksicht auf den Raum dieser Zeit¬
schrift jedoch nur in den mittleren Hauptsummen, und bemerken deshalb vor¬
weg, daß diese aus den Jahrgängen von 1852—1859 incl. berechnet
sind, und zwar überall unter genauester Berücksichtigung aller in den Listen
aufgeführten Positionen. Indem wir somit willkürliche Zahlenangaben ver¬
meiden, und für die unsrigen die Voraussetzung der Wahrheit beanspruchen
müssen, wird es dennoch nicht überflüssig sein, zu bemerken, daß diese Zahlen
nur von zweiter Wichtigkeit sein können. Abgesehen von der unvollständigen
Erhebung, ergibt es sich aus der Sache selbst, daß die jetzige Ein- oder Aus¬
fuhr Mecklenburgs keinen Maßstab für diejenige abgeben kann, welche nach
dem Beitritt« des Landes zum deutschen Zollverein stattfinden wird. Da es
Hauptaufgabe des letztern ist, die Seibstproduction und Fabrikation in den
von ihm umschlossenen Staaten möglichst und nach möglichst vielen Richtungen
hin zu erregen und zu fördern; da aber in Mecklenburg die Production be¬
schränkt ist, eine Fabrikation eigentlich gar nicht stattfindet: so ergibt sich sclM
hieraus, daß nach dem Anschlusse desselben Veränderungen eintreten müssen, welche
durch alle Verhältnisse greisen und vieles neu gestalten sollen. Wie demnach
im ersten und zweiten Theil dieser Abhandlung die jetzt bestehenden Verhält¬
nisse dargestellt wurden, so wird es hier von besonderer Wichtigkeit sein, die
wahrscheinlich eintretenden Veränderungen u. s. w. hervorzuheben, und in diesen,
nicht in den aus der Gegenwart geschöpften Zahlen, liegt der Maßstab, nach wel¬
chem die Frage eines etwaigen Anschlusses an den Zollverein bemessen werden muß-
Die Zahlen aus den Ein- und Ausfuhrlistcn dienen dazu, daß aus ihnen,
verglichen mit den frühe-rü und spätern, vor und nach dem Anschlusse erhobenen,
gleichen Ergebnissen solcher Staaten, die in den meisten Beziehungen Aehn-
lichkeit mit Mecklenburg haben, Schlüsse abstrahirt werden, von denen um»
wol sagen kann, daß sie eine der Wahrheit nahestehende Wahrscheinlichkeit in
Anspruch nehmen dürfen. Was wir hier gesagt haben, liegt klar ans der
Hand und wird doch fast immer unberücksichtigt gelassen; man hält sich
die gegenwärtigen Verhältnisse und leitet aus ihnen Zahlen her, die in ihrer
ungerechtfertigten Höhe allerdings bedenklich machen müssen. Es ist dies ein
Uebelstand, welcher uns nöthigt, diese Zahlen in unsre Darstellung mit aufzu¬
nehmen und sie näher zu betrachten. Das soll, so weit eine Trennung mög'
lich ist, in Beihalt der frühern Abtheilungen, zunächst rücksichtlich der einzelnen
Hauptbetriebe der Staatsangehörigen (Landwirthschnft. Handel. Industrie u. s- W-)
geschehen; darauf werden wir die Berechnungen und Betrachtungen zusammen^
fassen und vom allgemeinen Standpunkte aus kurz beleuchten. Hieraus wu
sich die Beantwortung der Frage: „Ob der Anschluß an den Zollverein se"


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[0298] Wenn die Stellung Mecklenburgs dem Zollverein gegenüber geprüft werden soll, so verlangt man durchaus auf Zahlen begründete Berechnungen. Auch wir werden solche beibringen, mit Rücksicht auf den Raum dieser Zeit¬ schrift jedoch nur in den mittleren Hauptsummen, und bemerken deshalb vor¬ weg, daß diese aus den Jahrgängen von 1852—1859 incl. berechnet sind, und zwar überall unter genauester Berücksichtigung aller in den Listen aufgeführten Positionen. Indem wir somit willkürliche Zahlenangaben ver¬ meiden, und für die unsrigen die Voraussetzung der Wahrheit beanspruchen müssen, wird es dennoch nicht überflüssig sein, zu bemerken, daß diese Zahlen nur von zweiter Wichtigkeit sein können. Abgesehen von der unvollständigen Erhebung, ergibt es sich aus der Sache selbst, daß die jetzige Ein- oder Aus¬ fuhr Mecklenburgs keinen Maßstab für diejenige abgeben kann, welche nach dem Beitritt« des Landes zum deutschen Zollverein stattfinden wird. Da es Hauptaufgabe des letztern ist, die Seibstproduction und Fabrikation in den von ihm umschlossenen Staaten möglichst und nach möglichst vielen Richtungen hin zu erregen und zu fördern; da aber in Mecklenburg die Production be¬ schränkt ist, eine Fabrikation eigentlich gar nicht stattfindet: so ergibt sich sclM hieraus, daß nach dem Anschlusse desselben Veränderungen eintreten müssen, welche durch alle Verhältnisse greisen und vieles neu gestalten sollen. Wie demnach im ersten und zweiten Theil dieser Abhandlung die jetzt bestehenden Verhält¬ nisse dargestellt wurden, so wird es hier von besonderer Wichtigkeit sein, die wahrscheinlich eintretenden Veränderungen u. s. w. hervorzuheben, und in diesen, nicht in den aus der Gegenwart geschöpften Zahlen, liegt der Maßstab, nach wel¬ chem die Frage eines etwaigen Anschlusses an den Zollverein bemessen werden muß- Die Zahlen aus den Ein- und Ausfuhrlistcn dienen dazu, daß aus ihnen, verglichen mit den frühe-rü und spätern, vor und nach dem Anschlusse erhobenen, gleichen Ergebnissen solcher Staaten, die in den meisten Beziehungen Aehn- lichkeit mit Mecklenburg haben, Schlüsse abstrahirt werden, von denen um» wol sagen kann, daß sie eine der Wahrheit nahestehende Wahrscheinlichkeit in Anspruch nehmen dürfen. Was wir hier gesagt haben, liegt klar ans der Hand und wird doch fast immer unberücksichtigt gelassen; man hält sich die gegenwärtigen Verhältnisse und leitet aus ihnen Zahlen her, die in ihrer ungerechtfertigten Höhe allerdings bedenklich machen müssen. Es ist dies ein Uebelstand, welcher uns nöthigt, diese Zahlen in unsre Darstellung mit aufzu¬ nehmen und sie näher zu betrachten. Das soll, so weit eine Trennung mög' lich ist, in Beihalt der frühern Abtheilungen, zunächst rücksichtlich der einzelnen Hauptbetriebe der Staatsangehörigen (Landwirthschnft. Handel. Industrie u. s- W-) geschehen; darauf werden wir die Berechnungen und Betrachtungen zusammen^ fassen und vom allgemeinen Standpunkte aus kurz beleuchten. Hieraus wu sich die Beantwortung der Frage: „Ob der Anschluß an den Zollverein se"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/298>, abgerufen am 28.09.2024.