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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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und entscheidet durch seine Anordnungen die Schlacht von Wattignies für
die Franzosen. Maubeuge war entsetzt; aber freilH war weiter nichts erreicht,
da Jourdan bei seiner Schwache sich außer Stande sah, seinen Sieg zu ver¬
folgen und schlechtes Wetter außerdem bald jede Operation unmöglich machte.
Im Jahre 1 794 machte sich Coburg nun zunächst daran, die Belagerung der
Festungen fortzusetzen. Zuerst kam diesmal die Reihe an Lcmdrecies, welches
am 17. April der Prinz von Oranien mit 35000 M. einschloß, wahrend Aork
mit 35000 M. an der Selle und Coburg mit 33000 M. an der Sambre und
Helpe die Belagerung deckten. Clerfayt bei Tournay sicherte mit 30000 die
rechte, Kemnitz mit 25000 M. bei Grandreuz an der Sambre. zur Beobachtung
von Maubeuge die linke Flanke. Französischer Seits commandirte Pichegru
alle Truppen an der Nordgrenze, 180000 M. Sein rechter Flügel unter
Charbonnier, einschließlich der Besatzung von Maubeuge 50000 M. stark, die
sogenannte Ardennenarmce. stand Kaunitz und Coburg beobachtend gegenüber,
das Centrum 65000 M. zwischen Bouchain und Guise, der linke Flügel unter
Souham und Moreau zwischen Lille und Dünkirchen. Die Franzosen hatten
Befehl zum Angriff; die Versuche der Ardennenarmce und des Centrums aus
die Observationsstellung Coburgs vor Landrecies Ende April waren nicht
glücklich, Landrecies capitulirte am 30. April.

Aber unterdessen war Pichegrus linker Flügel unter Moreau und Souham
mit Erfolg gegen Clerfayt aufgetreten und dieser verlangte Verstärkungen.
Coburg 'sendete nach und nach solche ab, da er Landrecies genommen hatte,
und folgte ihnen selbst an die Scheide und Scarpe. Am 17. Mai sollte hier
eine Entscheidungsschlacht gegen den linken französischen Flügel geliefert wer¬
den. Allein anch Pichegru hatte Zeit gewonnen, seinen linken Flügel zu ver¬
stärken, der Plan der Verbündeten war ein sehr wcitausholendes Umfassen,
und die französischen Generale wußten seiner Ausführung zuvorzukommen.
So verlief sich die Schlacht von Tourcoing in eine Anzahl kleiner Gefechte, in
denen allen die Franzosen die Oberhand behielten, wodurch Coburg bestimmt
ward, sich in die verschanzte Stellung von Tournay zurückzuziehen. Der hier¬
durch kühn gewordene Pichegru versuchte nun einen Sturm auf das Lager
von Tournay. Dieser, am 22 Mai unternommen, ward allerdings von den
Verbündeten erfolgreich abgeschlagen; indessen da Coburg einmal ans jenem
gefährlichen Wege war, auf welchem man sich die Gesetze vom Feinde geben
läßt/ sie ihm nicht selber giebt, so wurde der Sieg nicht ausgenützt, und Co¬
burg folgte vielmehr dem Rufe um Hülfe, der ihm jetzt wieder von seinem
linken Flügel zuging. Hier hatte, nach mehrfachen vergeblichen Versuchen
Charbonnicrs, sich am linken Ufer der Sambre festzusetzen und das in den
Händen der Verbündeten befindliche Charleroi einzuschließen, Jourdan, mit
einem Theile der Moselarmee von der Mosel herbeigerufen, wo seine Gegen-


und entscheidet durch seine Anordnungen die Schlacht von Wattignies für
die Franzosen. Maubeuge war entsetzt; aber freilH war weiter nichts erreicht,
da Jourdan bei seiner Schwache sich außer Stande sah, seinen Sieg zu ver¬
folgen und schlechtes Wetter außerdem bald jede Operation unmöglich machte.
Im Jahre 1 794 machte sich Coburg nun zunächst daran, die Belagerung der
Festungen fortzusetzen. Zuerst kam diesmal die Reihe an Lcmdrecies, welches
am 17. April der Prinz von Oranien mit 35000 M. einschloß, wahrend Aork
mit 35000 M. an der Selle und Coburg mit 33000 M. an der Sambre und
Helpe die Belagerung deckten. Clerfayt bei Tournay sicherte mit 30000 die
rechte, Kemnitz mit 25000 M. bei Grandreuz an der Sambre. zur Beobachtung
von Maubeuge die linke Flanke. Französischer Seits commandirte Pichegru
alle Truppen an der Nordgrenze, 180000 M. Sein rechter Flügel unter
Charbonnier, einschließlich der Besatzung von Maubeuge 50000 M. stark, die
sogenannte Ardennenarmce. stand Kaunitz und Coburg beobachtend gegenüber,
das Centrum 65000 M. zwischen Bouchain und Guise, der linke Flügel unter
Souham und Moreau zwischen Lille und Dünkirchen. Die Franzosen hatten
Befehl zum Angriff; die Versuche der Ardennenarmce und des Centrums aus
die Observationsstellung Coburgs vor Landrecies Ende April waren nicht
glücklich, Landrecies capitulirte am 30. April.

Aber unterdessen war Pichegrus linker Flügel unter Moreau und Souham
mit Erfolg gegen Clerfayt aufgetreten und dieser verlangte Verstärkungen.
Coburg 'sendete nach und nach solche ab, da er Landrecies genommen hatte,
und folgte ihnen selbst an die Scheide und Scarpe. Am 17. Mai sollte hier
eine Entscheidungsschlacht gegen den linken französischen Flügel geliefert wer¬
den. Allein anch Pichegru hatte Zeit gewonnen, seinen linken Flügel zu ver¬
stärken, der Plan der Verbündeten war ein sehr wcitausholendes Umfassen,
und die französischen Generale wußten seiner Ausführung zuvorzukommen.
So verlief sich die Schlacht von Tourcoing in eine Anzahl kleiner Gefechte, in
denen allen die Franzosen die Oberhand behielten, wodurch Coburg bestimmt
ward, sich in die verschanzte Stellung von Tournay zurückzuziehen. Der hier¬
durch kühn gewordene Pichegru versuchte nun einen Sturm auf das Lager
von Tournay. Dieser, am 22 Mai unternommen, ward allerdings von den
Verbündeten erfolgreich abgeschlagen; indessen da Coburg einmal ans jenem
gefährlichen Wege war, auf welchem man sich die Gesetze vom Feinde geben
läßt/ sie ihm nicht selber giebt, so wurde der Sieg nicht ausgenützt, und Co¬
burg folgte vielmehr dem Rufe um Hülfe, der ihm jetzt wieder von seinem
linken Flügel zuging. Hier hatte, nach mehrfachen vergeblichen Versuchen
Charbonnicrs, sich am linken Ufer der Sambre festzusetzen und das in den
Händen der Verbündeten befindliche Charleroi einzuschließen, Jourdan, mit
einem Theile der Moselarmee von der Mosel herbeigerufen, wo seine Gegen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/280>, abgerufen am 29.06.2024.