Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts gethan hatte, dies zu hindern, es freilich auch nicht gekonnt hatte, ward
abberufen, guillotinirt und' durch Kilmaine ersetzt. Coburg wollte nunmehr
le Quesnoy und Cambray belagern; dazu mußte er erst Kilmaine aus dem
Cäsarslager vertreiben. Dies sollte am 8. August geschehen. Aber Kilmaine
wich aus und marschirte nach dem Lager von Gavcrelle bei Arras ab. Co¬
burg folgte ihm nicht und begnügte sich le Quesnoy einzuschließen. Da Co-
burgs Fortschritte, wie man sieht, nicht sehr reißend waren und der ganze
rechte Flügel unter Uork während jener Zeit der Belagerungen eigentlich gar
nichts zu thun hatte, so beschloß die englische Regierung, sich bei dieser Ge¬
legenheit Dünkirchen von ihm erobern zu lassen. Dahin rückte Uork nun in
der letzten Hülste des August ab. Oranien erhielt dessen Verbindung mit Co¬
burg. Die Operationen des Herzogs von Braunschweig und Wurmsers, welche
wesentlich nicht mehr dem niederrheinischen Kriegstheater angehören, stehn
auch so wenig mit denen Coburgs in Verbindung, daß es hier genügt, zu
bemerken, wie am 22. Juli Mainz capitulirte und darauf Wurmser zur Ein¬
schließung Landaus schritt, während der Herzog von Braunschweig mit der
durch den Abzug von Truppen nach Polen erheblich geschwächten preußischen
Armee rechts von Wurmser zwischen der Glan und den Vogesen Stellung nahm.
LeQuesnoy siel am lo. September und Coburg ließ nun Maubeuge ein¬
schließen.

Unterdessen hatte sich im August der französische Nationalconvent zu dem
Beschlusse des Aufgebots in Masse aufgeschwungen und Carnot war an die
Spitze der Kriegsverwaltung getreten. Der Umschwung begann. Zuerst er¬
hielt Houchard das Commando über die Nordarmee und den Befehl mit con-
centrirter Macht die Abtheilungen der längs der ganzen Grenze zersplitterten
Verbündeten eine nach der andern anzugreifen. Houchard warf sich zuerst auf
Wallmvden, der bei Wormhoot die Belagerung von Dünkirchen deckte, zwang
ihn am 6. September zum Rückzug, schlug ihn dann am 7. bei Hondscoote,
veranlaßte dadurch York die Belagerung Dünkirchens aufzuheben, konnte ihn
aber nicht verhindern, dies in aller Ordnung zu thun. Nun wendete sich
Houchard gegen Oranien und schlug diesen am 13. bei Menin, ward aber
a"r 15. darauf von Beaulieu, der neuerdings von Coburg zur Verbindung
Zwischen ihm und Oranien aufgestellt war, unvermuthet bei Courtray ange-
fallen und in wilde Flucht geschlagen, die erst bei Lille eine Grenze fand.
Houchard wurde abberufen und durch Jourdan ersetzt. Letzterer erhielt Be¬
fehl zum Entsatz von Maubeuge. Nachdem Jourdan bei Gaverelle die ent-
wuthjgten Truppen gesammelt hatte, marschirte er auf Avesnes, wo er 40000
sammelte, und von wo er am 15. und 16. October die Stellung von Wat-
^'grief angriff, welche Coburg zur Deckung der Belagerung südwärts Mau-
^uge genommen hatte. Carnot erscheint persönlich bei der Armee Jourdans


34*

nichts gethan hatte, dies zu hindern, es freilich auch nicht gekonnt hatte, ward
abberufen, guillotinirt und' durch Kilmaine ersetzt. Coburg wollte nunmehr
le Quesnoy und Cambray belagern; dazu mußte er erst Kilmaine aus dem
Cäsarslager vertreiben. Dies sollte am 8. August geschehen. Aber Kilmaine
wich aus und marschirte nach dem Lager von Gavcrelle bei Arras ab. Co¬
burg folgte ihm nicht und begnügte sich le Quesnoy einzuschließen. Da Co-
burgs Fortschritte, wie man sieht, nicht sehr reißend waren und der ganze
rechte Flügel unter Uork während jener Zeit der Belagerungen eigentlich gar
nichts zu thun hatte, so beschloß die englische Regierung, sich bei dieser Ge¬
legenheit Dünkirchen von ihm erobern zu lassen. Dahin rückte Uork nun in
der letzten Hülste des August ab. Oranien erhielt dessen Verbindung mit Co¬
burg. Die Operationen des Herzogs von Braunschweig und Wurmsers, welche
wesentlich nicht mehr dem niederrheinischen Kriegstheater angehören, stehn
auch so wenig mit denen Coburgs in Verbindung, daß es hier genügt, zu
bemerken, wie am 22. Juli Mainz capitulirte und darauf Wurmser zur Ein¬
schließung Landaus schritt, während der Herzog von Braunschweig mit der
durch den Abzug von Truppen nach Polen erheblich geschwächten preußischen
Armee rechts von Wurmser zwischen der Glan und den Vogesen Stellung nahm.
LeQuesnoy siel am lo. September und Coburg ließ nun Maubeuge ein¬
schließen.

Unterdessen hatte sich im August der französische Nationalconvent zu dem
Beschlusse des Aufgebots in Masse aufgeschwungen und Carnot war an die
Spitze der Kriegsverwaltung getreten. Der Umschwung begann. Zuerst er¬
hielt Houchard das Commando über die Nordarmee und den Befehl mit con-
centrirter Macht die Abtheilungen der längs der ganzen Grenze zersplitterten
Verbündeten eine nach der andern anzugreifen. Houchard warf sich zuerst auf
Wallmvden, der bei Wormhoot die Belagerung von Dünkirchen deckte, zwang
ihn am 6. September zum Rückzug, schlug ihn dann am 7. bei Hondscoote,
veranlaßte dadurch York die Belagerung Dünkirchens aufzuheben, konnte ihn
aber nicht verhindern, dies in aller Ordnung zu thun. Nun wendete sich
Houchard gegen Oranien und schlug diesen am 13. bei Menin, ward aber
a»r 15. darauf von Beaulieu, der neuerdings von Coburg zur Verbindung
Zwischen ihm und Oranien aufgestellt war, unvermuthet bei Courtray ange-
fallen und in wilde Flucht geschlagen, die erst bei Lille eine Grenze fand.
Houchard wurde abberufen und durch Jourdan ersetzt. Letzterer erhielt Be¬
fehl zum Entsatz von Maubeuge. Nachdem Jourdan bei Gaverelle die ent-
wuthjgten Truppen gesammelt hatte, marschirte er auf Avesnes, wo er 40000
sammelte, und von wo er am 15. und 16. October die Stellung von Wat-
^'grief angriff, welche Coburg zur Deckung der Belagerung südwärts Mau-
^uge genommen hatte. Carnot erscheint persönlich bei der Armee Jourdans


34*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0279" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108409"/>
              <p xml:id="ID_937" prev="#ID_936"> nichts gethan hatte, dies zu hindern, es freilich auch nicht gekonnt hatte, ward<lb/>
abberufen, guillotinirt und' durch Kilmaine ersetzt. Coburg wollte nunmehr<lb/>
le Quesnoy und Cambray belagern; dazu mußte er erst Kilmaine aus dem<lb/>
Cäsarslager vertreiben. Dies sollte am 8. August geschehen. Aber Kilmaine<lb/>
wich aus und marschirte nach dem Lager von Gavcrelle bei Arras ab. Co¬<lb/>
burg folgte ihm nicht und begnügte sich le Quesnoy einzuschließen. Da Co-<lb/>
burgs Fortschritte, wie man sieht, nicht sehr reißend waren und der ganze<lb/>
rechte Flügel unter Uork während jener Zeit der Belagerungen eigentlich gar<lb/>
nichts zu thun hatte, so beschloß die englische Regierung, sich bei dieser Ge¬<lb/>
legenheit Dünkirchen von ihm erobern zu lassen. Dahin rückte Uork nun in<lb/>
der letzten Hülste des August ab. Oranien erhielt dessen Verbindung mit Co¬<lb/>
burg. Die Operationen des Herzogs von Braunschweig und Wurmsers, welche<lb/>
wesentlich nicht mehr dem niederrheinischen Kriegstheater angehören, stehn<lb/>
auch so wenig mit denen Coburgs in Verbindung, daß es hier genügt, zu<lb/>
bemerken, wie am 22. Juli Mainz capitulirte und darauf Wurmser zur Ein¬<lb/>
schließung Landaus schritt, während der Herzog von Braunschweig mit der<lb/>
durch den Abzug von Truppen nach Polen erheblich geschwächten preußischen<lb/>
Armee rechts von Wurmser zwischen der Glan und den Vogesen Stellung nahm.<lb/>
LeQuesnoy siel am lo. September und Coburg ließ nun Maubeuge ein¬<lb/>
schließen.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_938" next="#ID_939"> Unterdessen hatte sich im August der französische Nationalconvent zu dem<lb/>
Beschlusse des Aufgebots in Masse aufgeschwungen und Carnot war an die<lb/>
Spitze der Kriegsverwaltung getreten.  Der Umschwung begann.  Zuerst er¬<lb/>
hielt Houchard das Commando über die Nordarmee und den Befehl mit con-<lb/>
centrirter Macht die Abtheilungen der längs der ganzen Grenze zersplitterten<lb/>
Verbündeten eine nach der andern anzugreifen.  Houchard warf sich zuerst auf<lb/>
Wallmvden, der bei Wormhoot die Belagerung von Dünkirchen deckte, zwang<lb/>
ihn am 6. September zum Rückzug, schlug ihn dann am 7. bei Hondscoote,<lb/>
veranlaßte dadurch York die Belagerung Dünkirchens aufzuheben, konnte ihn<lb/>
aber nicht verhindern, dies in aller Ordnung zu thun.  Nun wendete sich<lb/>
Houchard gegen Oranien und schlug diesen am 13. bei Menin, ward aber<lb/>
a»r 15. darauf von Beaulieu, der neuerdings von Coburg zur Verbindung<lb/>
Zwischen ihm und Oranien aufgestellt war, unvermuthet bei Courtray ange-<lb/>
fallen und in wilde Flucht geschlagen, die erst bei Lille eine Grenze fand.<lb/>
Houchard wurde abberufen und durch Jourdan ersetzt.  Letzterer erhielt Be¬<lb/>
fehl zum Entsatz von Maubeuge.  Nachdem Jourdan bei Gaverelle die ent-<lb/>
wuthjgten Truppen gesammelt hatte, marschirte er auf Avesnes, wo er 40000<lb/>
sammelte, und von wo er am 15. und 16. October die Stellung von Wat-<lb/>
^'grief angriff, welche Coburg zur Deckung der Belagerung südwärts Mau-<lb/>
^uge genommen hatte.  Carnot erscheint persönlich bei der Armee Jourdans</p><lb/>
              <fw type="sig" place="bottom"> 34*</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0279] nichts gethan hatte, dies zu hindern, es freilich auch nicht gekonnt hatte, ward abberufen, guillotinirt und' durch Kilmaine ersetzt. Coburg wollte nunmehr le Quesnoy und Cambray belagern; dazu mußte er erst Kilmaine aus dem Cäsarslager vertreiben. Dies sollte am 8. August geschehen. Aber Kilmaine wich aus und marschirte nach dem Lager von Gavcrelle bei Arras ab. Co¬ burg folgte ihm nicht und begnügte sich le Quesnoy einzuschließen. Da Co- burgs Fortschritte, wie man sieht, nicht sehr reißend waren und der ganze rechte Flügel unter Uork während jener Zeit der Belagerungen eigentlich gar nichts zu thun hatte, so beschloß die englische Regierung, sich bei dieser Ge¬ legenheit Dünkirchen von ihm erobern zu lassen. Dahin rückte Uork nun in der letzten Hülste des August ab. Oranien erhielt dessen Verbindung mit Co¬ burg. Die Operationen des Herzogs von Braunschweig und Wurmsers, welche wesentlich nicht mehr dem niederrheinischen Kriegstheater angehören, stehn auch so wenig mit denen Coburgs in Verbindung, daß es hier genügt, zu bemerken, wie am 22. Juli Mainz capitulirte und darauf Wurmser zur Ein¬ schließung Landaus schritt, während der Herzog von Braunschweig mit der durch den Abzug von Truppen nach Polen erheblich geschwächten preußischen Armee rechts von Wurmser zwischen der Glan und den Vogesen Stellung nahm. LeQuesnoy siel am lo. September und Coburg ließ nun Maubeuge ein¬ schließen. Unterdessen hatte sich im August der französische Nationalconvent zu dem Beschlusse des Aufgebots in Masse aufgeschwungen und Carnot war an die Spitze der Kriegsverwaltung getreten. Der Umschwung begann. Zuerst er¬ hielt Houchard das Commando über die Nordarmee und den Befehl mit con- centrirter Macht die Abtheilungen der längs der ganzen Grenze zersplitterten Verbündeten eine nach der andern anzugreifen. Houchard warf sich zuerst auf Wallmvden, der bei Wormhoot die Belagerung von Dünkirchen deckte, zwang ihn am 6. September zum Rückzug, schlug ihn dann am 7. bei Hondscoote, veranlaßte dadurch York die Belagerung Dünkirchens aufzuheben, konnte ihn aber nicht verhindern, dies in aller Ordnung zu thun. Nun wendete sich Houchard gegen Oranien und schlug diesen am 13. bei Menin, ward aber a»r 15. darauf von Beaulieu, der neuerdings von Coburg zur Verbindung Zwischen ihm und Oranien aufgestellt war, unvermuthet bei Courtray ange- fallen und in wilde Flucht geschlagen, die erst bei Lille eine Grenze fand. Houchard wurde abberufen und durch Jourdan ersetzt. Letzterer erhielt Be¬ fehl zum Entsatz von Maubeuge. Nachdem Jourdan bei Gaverelle die ent- wuthjgten Truppen gesammelt hatte, marschirte er auf Avesnes, wo er 40000 sammelte, und von wo er am 15. und 16. October die Stellung von Wat- ^'grief angriff, welche Coburg zur Deckung der Belagerung südwärts Mau- ^uge genommen hatte. Carnot erscheint persönlich bei der Armee Jourdans 34*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/279
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/279>, abgerufen am 28.09.2024.