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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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wart in Folge der Unthätigkeit der Preußen nicht nöthig schien, den Oberbe¬
fehl erhalten. Am 18.> Juni erst gelang es Jourdan das linke Sambreufer
zu gewinnen und Charleroi einzuschließen; zur Deckung der Belagerung nahm
er eine weitläufige Stellung mit fast 70000 M, am linken Sambreufer ein, Co¬
burg ließ Clerfayt und York bei Tcmrnay stehen. Er führt auf Kaunitzens
Hülferuf selbst ein Corps zu dessen Verstärkung, er vereinigt bei Nivelles
46000 M. und schreitet damit zum Angriffe auf Jourdan in einer Zersplitte¬
rung, die derjenigen Jourdans vor Charleroi völlig gleichkommt. Am 26 Juni
kommt es nun zur Schlacht von Fleurus (oder Charleroi); die überlegne Zahl ent¬
scheidet unter den erwähnten Umstünden natürlich für die Franzosen. Während
des Gefechtes erfährt Coburg überdies, daß schon um 25. Charleroi zu den
Franzosen übergegangen ist. Er ordnet nun den Rückzug seiner ganzen Armee
auf Brüssel und Löwen an. Hier theilt sich dieselbe in ihre Elemente. Co¬
burg mit 70000 M. geht auss rechte Maasufer zwischen Noermonde und Spri-
Mont zurück, legt den Oberbefehl nieder und übergilit ihn Clerfayt, der
Prinz von Oranien mit den Niederländern geht nach Gorkum, der Herzog von
Bork mit den englischen Truppen nach Herzogenbusch. Jourdan folgt Coburg
muss rechte Maasufcr. Pichegru rückt uach Turnhout, um Oranien und York zu
beobachten, Scheerer belagert die von den Verbündeten besetzten und einge¬
nommenen Festungen an der französischen Nordgrenze. Erst als diese zurück¬
erobert sind, führt er Jourdan seine Truppen zu. Nun beginnt dieser die Fort¬
setzung seines Angriffs; am 18. September zwingt er Clerfayt aus seiner
Cordonstellung an der Maas und Ourthe hinter die Roer zurückzugehen, in¬
dem er sich mit seiner Hauptmacht auf dessen äußerste linke Flanke wirft. Am
2> October greift er dann Clersayts neue Cordonstellung hinter der Noer an.
Ohne eigentliche Noth räumt Clerfayt in Folge der einzelnen hier gelieferten
Gefechte, die sehr mit Unrecht unter den Namen Schlacht von Aldenhoven zu¬
sammengefaßt werden, auch die Noerstellung und geht aufs rechte Rheinufer bei
Cöln und Bonn zurück. Gleichzeitig mit Jourdan hat auch Pichegru die
Operationen wieder aufgenommen. Der Herzog von York wird gezwungen
auf Grave zurückzuweichen und zieht sich uach Nymwegen zurück, als Cler¬
fayt seine Noerstellung aufgibt. Moreau. in Vertretung Pichegrus ließ am
November Nymwegen stürmen; der Herzog von York verlor dadurch die
Armee und übergab das Commando an Wallmoden. Der harte Winter
begünstigte die Fortschritte der Franzosen, Wallmvdcn ging nach Hannover
Muck. der Prinz von Oranien nach dem Haag und am 17. Januar 1795
^gte der Erbstatthalter seine Würde nieder und schiffte sich nach England ein.

Der Erfolg der Franzosen auf dem niederrheinischen Kriegstheater entschied
^gleich über das oberrheinische. Ende 1795 waren die Franzosen vollstem-.
d'g. im Besitz des linken Rheinufers.


wart in Folge der Unthätigkeit der Preußen nicht nöthig schien, den Oberbe¬
fehl erhalten. Am 18.> Juni erst gelang es Jourdan das linke Sambreufer
zu gewinnen und Charleroi einzuschließen; zur Deckung der Belagerung nahm
er eine weitläufige Stellung mit fast 70000 M, am linken Sambreufer ein, Co¬
burg ließ Clerfayt und York bei Tcmrnay stehen. Er führt auf Kaunitzens
Hülferuf selbst ein Corps zu dessen Verstärkung, er vereinigt bei Nivelles
46000 M. und schreitet damit zum Angriffe auf Jourdan in einer Zersplitte¬
rung, die derjenigen Jourdans vor Charleroi völlig gleichkommt. Am 26 Juni
kommt es nun zur Schlacht von Fleurus (oder Charleroi); die überlegne Zahl ent¬
scheidet unter den erwähnten Umstünden natürlich für die Franzosen. Während
des Gefechtes erfährt Coburg überdies, daß schon um 25. Charleroi zu den
Franzosen übergegangen ist. Er ordnet nun den Rückzug seiner ganzen Armee
auf Brüssel und Löwen an. Hier theilt sich dieselbe in ihre Elemente. Co¬
burg mit 70000 M. geht auss rechte Maasufer zwischen Noermonde und Spri-
Mont zurück, legt den Oberbefehl nieder und übergilit ihn Clerfayt, der
Prinz von Oranien mit den Niederländern geht nach Gorkum, der Herzog von
Bork mit den englischen Truppen nach Herzogenbusch. Jourdan folgt Coburg
muss rechte Maasufcr. Pichegru rückt uach Turnhout, um Oranien und York zu
beobachten, Scheerer belagert die von den Verbündeten besetzten und einge¬
nommenen Festungen an der französischen Nordgrenze. Erst als diese zurück¬
erobert sind, führt er Jourdan seine Truppen zu. Nun beginnt dieser die Fort¬
setzung seines Angriffs; am 18. September zwingt er Clerfayt aus seiner
Cordonstellung an der Maas und Ourthe hinter die Roer zurückzugehen, in¬
dem er sich mit seiner Hauptmacht auf dessen äußerste linke Flanke wirft. Am
2> October greift er dann Clersayts neue Cordonstellung hinter der Noer an.
Ohne eigentliche Noth räumt Clerfayt in Folge der einzelnen hier gelieferten
Gefechte, die sehr mit Unrecht unter den Namen Schlacht von Aldenhoven zu¬
sammengefaßt werden, auch die Noerstellung und geht aufs rechte Rheinufer bei
Cöln und Bonn zurück. Gleichzeitig mit Jourdan hat auch Pichegru die
Operationen wieder aufgenommen. Der Herzog von York wird gezwungen
auf Grave zurückzuweichen und zieht sich uach Nymwegen zurück, als Cler¬
fayt seine Noerstellung aufgibt. Moreau. in Vertretung Pichegrus ließ am
November Nymwegen stürmen; der Herzog von York verlor dadurch die
Armee und übergab das Commando an Wallmoden. Der harte Winter
begünstigte die Fortschritte der Franzosen, Wallmvdcn ging nach Hannover
Muck. der Prinz von Oranien nach dem Haag und am 17. Januar 1795
^gte der Erbstatthalter seine Würde nieder und schiffte sich nach England ein.

Der Erfolg der Franzosen auf dem niederrheinischen Kriegstheater entschied
^gleich über das oberrheinische. Ende 1795 waren die Franzosen vollstem-.
d'g. im Besitz des linken Rheinufers.


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[0281] wart in Folge der Unthätigkeit der Preußen nicht nöthig schien, den Oberbe¬ fehl erhalten. Am 18.> Juni erst gelang es Jourdan das linke Sambreufer zu gewinnen und Charleroi einzuschließen; zur Deckung der Belagerung nahm er eine weitläufige Stellung mit fast 70000 M, am linken Sambreufer ein, Co¬ burg ließ Clerfayt und York bei Tcmrnay stehen. Er führt auf Kaunitzens Hülferuf selbst ein Corps zu dessen Verstärkung, er vereinigt bei Nivelles 46000 M. und schreitet damit zum Angriffe auf Jourdan in einer Zersplitte¬ rung, die derjenigen Jourdans vor Charleroi völlig gleichkommt. Am 26 Juni kommt es nun zur Schlacht von Fleurus (oder Charleroi); die überlegne Zahl ent¬ scheidet unter den erwähnten Umstünden natürlich für die Franzosen. Während des Gefechtes erfährt Coburg überdies, daß schon um 25. Charleroi zu den Franzosen übergegangen ist. Er ordnet nun den Rückzug seiner ganzen Armee auf Brüssel und Löwen an. Hier theilt sich dieselbe in ihre Elemente. Co¬ burg mit 70000 M. geht auss rechte Maasufer zwischen Noermonde und Spri- Mont zurück, legt den Oberbefehl nieder und übergilit ihn Clerfayt, der Prinz von Oranien mit den Niederländern geht nach Gorkum, der Herzog von Bork mit den englischen Truppen nach Herzogenbusch. Jourdan folgt Coburg muss rechte Maasufcr. Pichegru rückt uach Turnhout, um Oranien und York zu beobachten, Scheerer belagert die von den Verbündeten besetzten und einge¬ nommenen Festungen an der französischen Nordgrenze. Erst als diese zurück¬ erobert sind, führt er Jourdan seine Truppen zu. Nun beginnt dieser die Fort¬ setzung seines Angriffs; am 18. September zwingt er Clerfayt aus seiner Cordonstellung an der Maas und Ourthe hinter die Roer zurückzugehen, in¬ dem er sich mit seiner Hauptmacht auf dessen äußerste linke Flanke wirft. Am 2> October greift er dann Clersayts neue Cordonstellung hinter der Noer an. Ohne eigentliche Noth räumt Clerfayt in Folge der einzelnen hier gelieferten Gefechte, die sehr mit Unrecht unter den Namen Schlacht von Aldenhoven zu¬ sammengefaßt werden, auch die Noerstellung und geht aufs rechte Rheinufer bei Cöln und Bonn zurück. Gleichzeitig mit Jourdan hat auch Pichegru die Operationen wieder aufgenommen. Der Herzog von York wird gezwungen auf Grave zurückzuweichen und zieht sich uach Nymwegen zurück, als Cler¬ fayt seine Noerstellung aufgibt. Moreau. in Vertretung Pichegrus ließ am November Nymwegen stürmen; der Herzog von York verlor dadurch die Armee und übergab das Commando an Wallmoden. Der harte Winter begünstigte die Fortschritte der Franzosen, Wallmvdcn ging nach Hannover Muck. der Prinz von Oranien nach dem Haag und am 17. Januar 1795 ^gte der Erbstatthalter seine Würde nieder und schiffte sich nach England ein. Der Erfolg der Franzosen auf dem niederrheinischen Kriegstheater entschied ^gleich über das oberrheinische. Ende 1795 waren die Franzosen vollstem-. d'g. im Besitz des linken Rheinufers.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/281>, abgerufen am 28.09.2024.