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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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47000 M. und führte sie von Neuem vorwärts dem langsam nachgerückten
Coburg entgegen. Am 18. März kam es zur Schlacht von Neerwinden an
der Gerte. Dieselbe blieb unentschieden, doch war bei den Franzosen eine
solche Jndisciplin eingerissen, daß dies Dumouriez zum Rückzüge bestimmte,
den er zuerst aus Brüssel, dann aber, von den sich bei Antwerpen concentri-
renden Niederländern in der linken Flanke bedroht, auf Als und Conds an-
trat. Der Herzog von Braunschweig war unterdessen am 16. März aufs
linke Rheinufer bei Bacharach übergegangen und zog den Strom aufwärts,
während er zugleich durch ein rechtes Seitencorps unter Hohenlohe, die jetzt
unter Ligneville stehende französische Moselarmee an der Saar im Schach hal¬
ten ließ. Brnunschweig vertrieb Custine von der Nahe, hinderte ihn die Be¬
satzung von Mainz an sich zu ziehen und schloß diese Festung, welche auf dem
rechten Rheinufer schon blockirt war, nun auch auf dem linken ein. Während
seines Rückzuges nach der Schlacht von Neerwinden hatte Dumouriez mit
dem Herzog von Coburg Unterhandlungen angeknüpft, welche wol zuerst nur
darauf berechnet waren, diesen aufzuhalten, aber den französischen General
immer weiter führten, so daß er schließlich daran dachte, die Armee für die
Wiederherstellung des französischen Königthums zu bestimmen. Das mißlang
und Dumouriez konnte sich persönlich nur durch die Flucht in Coburgs Lager
retten. An seiner Stelle erhielt Dampierre das Commando über die gänzlich
desorganisirte. Armee an der Nordgrenze, welche im freien Felde kaum 40000
M. zählte, die überdies an der Grenze entlang in vier Lager zersplittert waren.
Die Langsamkeit der Verbündeten gab Dampierre Zeit, die Armee einiger¬
maßen zu organisiren. Die Armee unter Coburg an der französischen Nord¬
grenze zählte nach dem Einrücken der Holländer und Engländer in die Linie
über 140000 M. Trotz ihrer Ueberlegenheit beschlossen die Verbündeten nur
mit der höchsten Vorsicht zu Werke zu gehen. Das Centrum unter Coburg
sollte zuerst die Festungen Conds, Valenciennes, le Quesnoy, Landrecies und
Maubeuge erobern, während der rechte Flügel unter dem Herzog von Kork
und dem Prinzen von Oranien seine rechte Flanke an der Scheide gegen
Lille und 20000 M. unter Beaulieu an der Maas seine linke Flanke deckten.
Coburg belagerte zuerst Cord6 und deckte die Belagerung durch eine Stellung
südwärts Conds gegen Valenciennes. Dampierre machte am 30. April einen
Entsatzversuch; dieser ward abgeschlagen und Coburg ging nun selbst gegen das
Lager von Famars vor, wo es am 7. und 8. Mai zu Gefechten kam, die
siegreich für die Verbündeten ausfielen und in denen Dampierre blieb. Die
Franzosen flohen in das Cäsarslager zwischen Bouchain und Cambray, wo
sich 20000 M. versammelten, deren Commando, sowie das der übrigen Trup¬
pen an der Nordgrenze Custine übernahm. Coburg ließ nun auch Valencien¬
nes einschließen. Am 10. Juni siel Cord6, am 28 Valenciennes; Custine der


47000 M. und führte sie von Neuem vorwärts dem langsam nachgerückten
Coburg entgegen. Am 18. März kam es zur Schlacht von Neerwinden an
der Gerte. Dieselbe blieb unentschieden, doch war bei den Franzosen eine
solche Jndisciplin eingerissen, daß dies Dumouriez zum Rückzüge bestimmte,
den er zuerst aus Brüssel, dann aber, von den sich bei Antwerpen concentri-
renden Niederländern in der linken Flanke bedroht, auf Als und Conds an-
trat. Der Herzog von Braunschweig war unterdessen am 16. März aufs
linke Rheinufer bei Bacharach übergegangen und zog den Strom aufwärts,
während er zugleich durch ein rechtes Seitencorps unter Hohenlohe, die jetzt
unter Ligneville stehende französische Moselarmee an der Saar im Schach hal¬
ten ließ. Brnunschweig vertrieb Custine von der Nahe, hinderte ihn die Be¬
satzung von Mainz an sich zu ziehen und schloß diese Festung, welche auf dem
rechten Rheinufer schon blockirt war, nun auch auf dem linken ein. Während
seines Rückzuges nach der Schlacht von Neerwinden hatte Dumouriez mit
dem Herzog von Coburg Unterhandlungen angeknüpft, welche wol zuerst nur
darauf berechnet waren, diesen aufzuhalten, aber den französischen General
immer weiter führten, so daß er schließlich daran dachte, die Armee für die
Wiederherstellung des französischen Königthums zu bestimmen. Das mißlang
und Dumouriez konnte sich persönlich nur durch die Flucht in Coburgs Lager
retten. An seiner Stelle erhielt Dampierre das Commando über die gänzlich
desorganisirte. Armee an der Nordgrenze, welche im freien Felde kaum 40000
M. zählte, die überdies an der Grenze entlang in vier Lager zersplittert waren.
Die Langsamkeit der Verbündeten gab Dampierre Zeit, die Armee einiger¬
maßen zu organisiren. Die Armee unter Coburg an der französischen Nord¬
grenze zählte nach dem Einrücken der Holländer und Engländer in die Linie
über 140000 M. Trotz ihrer Ueberlegenheit beschlossen die Verbündeten nur
mit der höchsten Vorsicht zu Werke zu gehen. Das Centrum unter Coburg
sollte zuerst die Festungen Conds, Valenciennes, le Quesnoy, Landrecies und
Maubeuge erobern, während der rechte Flügel unter dem Herzog von Kork
und dem Prinzen von Oranien seine rechte Flanke an der Scheide gegen
Lille und 20000 M. unter Beaulieu an der Maas seine linke Flanke deckten.
Coburg belagerte zuerst Cord6 und deckte die Belagerung durch eine Stellung
südwärts Conds gegen Valenciennes. Dampierre machte am 30. April einen
Entsatzversuch; dieser ward abgeschlagen und Coburg ging nun selbst gegen das
Lager von Famars vor, wo es am 7. und 8. Mai zu Gefechten kam, die
siegreich für die Verbündeten ausfielen und in denen Dampierre blieb. Die
Franzosen flohen in das Cäsarslager zwischen Bouchain und Cambray, wo
sich 20000 M. versammelten, deren Commando, sowie das der übrigen Trup¬
pen an der Nordgrenze Custine übernahm. Coburg ließ nun auch Valencien¬
nes einschließen. Am 10. Juni siel Cord6, am 28 Valenciennes; Custine der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/278>, abgerufen am 29.06.2024.