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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Militärische Tngessragen.
7.
Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t b e a t e r.
e. Geschichtliches.

Als am 20. April 1792 Ludwig der Sechzehnte an Oestreich hatte den
Krieg erklären müssen, machten die Franzosen mit der Armee Rochambeau's
einen Einfall in das heutige Belgien (welches bekanntlich damals Oestreich
gehörte), um dem Angriffe der Koalition zuvorzukommen. Dieser Einfall ward
von den Oestreichern unter dem Herzog von Sachsen-Tesche" ohne Müh? ab¬
gewiesen. Bei Valenciennes wurden die Trümmer der französischen Armee
gesammelt und nun ernstere Anstalten getroffen, um sich dem Angriffe der
Koalition, welcher sich schou vorbereitete, zu widersetzen. Die Alliirten hatten,
um die Entscheidung gegen das revolutionäre Frankreich zu suchen, das nieder¬
rheinische Kriegstheater gewählt. Die Hauptarmee unter dem Herzog von
Braunschweig, K4000 Manu stark, sollte vou Coblenz über Thionville, Verdun.
Chalons direct auf Paris losgehen; ihre rechte Flanke sollten 15000 Oestreicher
unter Clerfayt, gleichzeitig von Luxemburg vorrückend decken; auf dem äußersten
rechten Flügel sollte der Herzog von Sachsen-Teschen von Mons ans mit
25000 Manu die französische Nordgrenze überschreiten, um hier französische
Streitkräfte festzuhalten und zu beschäftige,,, ebenso sollte auf dem linken Flügel
der Fürst Hohenlohe über Germersheim mit 18000 Maun aus Landau gehen.
Dieses letztere Corps was das einzige, welches auf dem oberrheinischen Kriegs¬
theater wenigstens seine Operationen beginnen sollte. Nachdem es aber Lan-
dau eingeschlossen hätte, sollte es mit seinem Gros gleichfalls aus das nieder¬
rheinische Kriegstheater zur Hauptarmee rechts abmarschiren. Von französischer
Seite konnten diesem Angriffe begegnen: erstens die Armee des Centrums
unter Luckner. welche das Elsas; aus dem rechten Flügel besetzt hielt und auf
dem linken im Lager von Fontoy bei Thionville etwa 20,000 Mann zu¬
sammen hatte, also grade auf der Operationsliuie des Herzogs vou Braun¬
schweig; dann die Nordarmee, von welcher 25,000 Mann unter Lafciyette bei
Sedan. 8000 unter Dubouquet bei Maubeuge und 10.000 nnter Veurnonville
Lilie standen. Vorausgesetzt, daß der Herzog von Braunschweig schnell
vordrang, brauchte er nur Luckner bei Fontoy entschieden zu schlagen und
sub dann sofort rechts zu wenden, um auch die einzelnen bei sedem.
Maubeuge. Lille aufgestellten Corps eines nach dem andern zu schlagen und
d"um auf Paris zu marscknen. Aber ein rasches Vordringen war allerdings
dem alten Verpstegungsweseu und bei den überdies noch schleckt getroffenen


Militärische Tngessragen.
7.
Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t b e a t e r.
e. Geschichtliches.

Als am 20. April 1792 Ludwig der Sechzehnte an Oestreich hatte den
Krieg erklären müssen, machten die Franzosen mit der Armee Rochambeau's
einen Einfall in das heutige Belgien (welches bekanntlich damals Oestreich
gehörte), um dem Angriffe der Koalition zuvorzukommen. Dieser Einfall ward
von den Oestreichern unter dem Herzog von Sachsen-Tesche» ohne Müh? ab¬
gewiesen. Bei Valenciennes wurden die Trümmer der französischen Armee
gesammelt und nun ernstere Anstalten getroffen, um sich dem Angriffe der
Koalition, welcher sich schou vorbereitete, zu widersetzen. Die Alliirten hatten,
um die Entscheidung gegen das revolutionäre Frankreich zu suchen, das nieder¬
rheinische Kriegstheater gewählt. Die Hauptarmee unter dem Herzog von
Braunschweig, K4000 Manu stark, sollte vou Coblenz über Thionville, Verdun.
Chalons direct auf Paris losgehen; ihre rechte Flanke sollten 15000 Oestreicher
unter Clerfayt, gleichzeitig von Luxemburg vorrückend decken; auf dem äußersten
rechten Flügel sollte der Herzog von Sachsen-Teschen von Mons ans mit
25000 Manu die französische Nordgrenze überschreiten, um hier französische
Streitkräfte festzuhalten und zu beschäftige,,, ebenso sollte auf dem linken Flügel
der Fürst Hohenlohe über Germersheim mit 18000 Maun aus Landau gehen.
Dieses letztere Corps was das einzige, welches auf dem oberrheinischen Kriegs¬
theater wenigstens seine Operationen beginnen sollte. Nachdem es aber Lan-
dau eingeschlossen hätte, sollte es mit seinem Gros gleichfalls aus das nieder¬
rheinische Kriegstheater zur Hauptarmee rechts abmarschiren. Von französischer
Seite konnten diesem Angriffe begegnen: erstens die Armee des Centrums
unter Luckner. welche das Elsas; aus dem rechten Flügel besetzt hielt und auf
dem linken im Lager von Fontoy bei Thionville etwa 20,000 Mann zu¬
sammen hatte, also grade auf der Operationsliuie des Herzogs vou Braun¬
schweig; dann die Nordarmee, von welcher 25,000 Mann unter Lafciyette bei
Sedan. 8000 unter Dubouquet bei Maubeuge und 10.000 nnter Veurnonville
Lilie standen. Vorausgesetzt, daß der Herzog von Braunschweig schnell
vordrang, brauchte er nur Luckner bei Fontoy entschieden zu schlagen und
sub dann sofort rechts zu wenden, um auch die einzelnen bei sedem.
Maubeuge. Lille aufgestellten Corps eines nach dem andern zu schlagen und
d"um auf Paris zu marscknen. Aber ein rasches Vordringen war allerdings
dem alten Verpstegungsweseu und bei den überdies noch schleckt getroffenen


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[0273] Militärische Tngessragen. 7. Das n i e d e r r h e i n i s es e K r i e g s t b e a t e r. e. Geschichtliches. Als am 20. April 1792 Ludwig der Sechzehnte an Oestreich hatte den Krieg erklären müssen, machten die Franzosen mit der Armee Rochambeau's einen Einfall in das heutige Belgien (welches bekanntlich damals Oestreich gehörte), um dem Angriffe der Koalition zuvorzukommen. Dieser Einfall ward von den Oestreichern unter dem Herzog von Sachsen-Tesche» ohne Müh? ab¬ gewiesen. Bei Valenciennes wurden die Trümmer der französischen Armee gesammelt und nun ernstere Anstalten getroffen, um sich dem Angriffe der Koalition, welcher sich schou vorbereitete, zu widersetzen. Die Alliirten hatten, um die Entscheidung gegen das revolutionäre Frankreich zu suchen, das nieder¬ rheinische Kriegstheater gewählt. Die Hauptarmee unter dem Herzog von Braunschweig, K4000 Manu stark, sollte vou Coblenz über Thionville, Verdun. Chalons direct auf Paris losgehen; ihre rechte Flanke sollten 15000 Oestreicher unter Clerfayt, gleichzeitig von Luxemburg vorrückend decken; auf dem äußersten rechten Flügel sollte der Herzog von Sachsen-Teschen von Mons ans mit 25000 Manu die französische Nordgrenze überschreiten, um hier französische Streitkräfte festzuhalten und zu beschäftige,,, ebenso sollte auf dem linken Flügel der Fürst Hohenlohe über Germersheim mit 18000 Maun aus Landau gehen. Dieses letztere Corps was das einzige, welches auf dem oberrheinischen Kriegs¬ theater wenigstens seine Operationen beginnen sollte. Nachdem es aber Lan- dau eingeschlossen hätte, sollte es mit seinem Gros gleichfalls aus das nieder¬ rheinische Kriegstheater zur Hauptarmee rechts abmarschiren. Von französischer Seite konnten diesem Angriffe begegnen: erstens die Armee des Centrums unter Luckner. welche das Elsas; aus dem rechten Flügel besetzt hielt und auf dem linken im Lager von Fontoy bei Thionville etwa 20,000 Mann zu¬ sammen hatte, also grade auf der Operationsliuie des Herzogs vou Braun¬ schweig; dann die Nordarmee, von welcher 25,000 Mann unter Lafciyette bei Sedan. 8000 unter Dubouquet bei Maubeuge und 10.000 nnter Veurnonville Lilie standen. Vorausgesetzt, daß der Herzog von Braunschweig schnell vordrang, brauchte er nur Luckner bei Fontoy entschieden zu schlagen und sub dann sofort rechts zu wenden, um auch die einzelnen bei sedem. Maubeuge. Lille aufgestellten Corps eines nach dem andern zu schlagen und d"um auf Paris zu marscknen. Aber ein rasches Vordringen war allerdings dem alten Verpstegungsweseu und bei den überdies noch schleckt getroffenen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/273>, abgerufen am 29.06.2024.