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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Beschwerungen führt, mindestens für die Dauer ohne Bortheil ist. Wir glauben
auch, daß sich aus dem bisher Gesagten von selbst ergibt, wie das Project
eines Grenzzolles von höchstens Vs Thlr. pro Celten. sür Mecklenburg in sich
unhaltbar sein müsse.

Legte man dagegen, unter Beibehaltung der obrngcnannten directen
-Steuern, dem Lande einen Grcnzzoll von V" Thlr. pro Celten. auf, so würde
der innere Verkehr wahrscheinlich den hiesigen Seehäfen fast gänzlich zufallen
und eme Befreiung.desselben möglich sein. Hierdurch würde Hamburg einen
sehr bedeutenden Markt verlieren, den an andrer Stelle wieder zu gewinnen,
es mit Sicherheit dem Zollverein sich anschließen würde. Geschähe aber dies,
so würde Mecklenburg auf jeglichen Durchfuhrhandel von nennenswerther Er¬
heblichkeit verzichten müssen, und doch hofft man und strebt man nach einem
solchen mit aller Kraft. Aber das isolirte Mecklenburg würde bald in eine
Läge gerathen, deren Schilderung wir nicht zu geben brauchen. da es nur zu
ersichtlich ist. daß die Konsumtion des kleinen Landes für den Handel mit im¬
mer noch bedeutenden disponiblen Capitalien für die Nhederei, sür die In¬
dustriellen aller Art u. s. w. nicht genügt. -Db man das Land von einer
Seite dahin führen möchte, bleibe dahingestellt; wenn aber der Verfasser bei
häufiger persönlicher Rücksprache mit roslvcker Kaufleuten die Behauptung
ausspvechen hörte, daß bei der Einrichtung eines Grenzzolles von V" Thlr.
pro Celten. ein Anschluß an den Zollverein "nicht nöthig sei, weil Mecklen¬
burg sin- sich bestehen könne." so läßt sich das nur dadurch erklären, daß man
die wahrscheinlichen Folgen hiervon nicht genügend erwogen hat oder, ver¬
zweifelnd unter dem Druck des Bestehenden, nach der ersten besten Abhilfe
S^ist. DÄzu kommt dann, daß das Grenzzollproject auf dem Pap'.er doch
immer die erforderliche Summe nachweist, und vielleicht hegt man auch die
Hoffnung, daß es nur ein Uebergang sein werde. Und ein solcher könnte es
Kanz entschieden nur sein; denn Mecklenburg kann eben nicht für sich bestehn.
Schon der Connex mit Hamburg weist dies nach, wenn man erwägt, daß legeres
seinen Anschluß an den Zollverein bisher deshalb ablehnte, weil es Rück¬
sicht auf Mecklenburg nehmen mußte. -- Lübeck ist jetzt in Allem so ziem¬
lich mit Wismar und Rostock in gleicher Lage, seine Kaufleute sind hinsichtlich
Steuer im Lande den mecklenburgischen gleichgestellt, während auswärtige
Kaufleute sonst eine höhere Steuer entrichten; durch die Einführung eines
^'euzzvlles kommt es in die Lage Hamburgs.

Wir haben bei der Besprechung dieses Grenzzollprojectes länger verweilt,
^dens weil dasselbe mit allerlei Modificationen immer von Neuem wieder auf¬
sucht und dadurch die bestehenden Zustände in die Länge zieht (welche wir --
^tausig erwähnt -- jenem durchaus vorziehen, weil sie endlich und in nicht
""ger Zeit doch Besserem weichen müssen), theils weil wir fürchten, daß auf


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Beschwerungen führt, mindestens für die Dauer ohne Bortheil ist. Wir glauben
auch, daß sich aus dem bisher Gesagten von selbst ergibt, wie das Project
eines Grenzzolles von höchstens Vs Thlr. pro Celten. sür Mecklenburg in sich
unhaltbar sein müsse.

Legte man dagegen, unter Beibehaltung der obrngcnannten directen
-Steuern, dem Lande einen Grcnzzoll von V» Thlr. pro Celten. auf, so würde
der innere Verkehr wahrscheinlich den hiesigen Seehäfen fast gänzlich zufallen
und eme Befreiung.desselben möglich sein. Hierdurch würde Hamburg einen
sehr bedeutenden Markt verlieren, den an andrer Stelle wieder zu gewinnen,
es mit Sicherheit dem Zollverein sich anschließen würde. Geschähe aber dies,
so würde Mecklenburg auf jeglichen Durchfuhrhandel von nennenswerther Er¬
heblichkeit verzichten müssen, und doch hofft man und strebt man nach einem
solchen mit aller Kraft. Aber das isolirte Mecklenburg würde bald in eine
Läge gerathen, deren Schilderung wir nicht zu geben brauchen. da es nur zu
ersichtlich ist. daß die Konsumtion des kleinen Landes für den Handel mit im¬
mer noch bedeutenden disponiblen Capitalien für die Nhederei, sür die In¬
dustriellen aller Art u. s. w. nicht genügt. -Db man das Land von einer
Seite dahin führen möchte, bleibe dahingestellt; wenn aber der Verfasser bei
häufiger persönlicher Rücksprache mit roslvcker Kaufleuten die Behauptung
ausspvechen hörte, daß bei der Einrichtung eines Grenzzolles von V» Thlr.
pro Celten. ein Anschluß an den Zollverein „nicht nöthig sei, weil Mecklen¬
burg sin- sich bestehen könne." so läßt sich das nur dadurch erklären, daß man
die wahrscheinlichen Folgen hiervon nicht genügend erwogen hat oder, ver¬
zweifelnd unter dem Druck des Bestehenden, nach der ersten besten Abhilfe
S^ist. DÄzu kommt dann, daß das Grenzzollproject auf dem Pap'.er doch
immer die erforderliche Summe nachweist, und vielleicht hegt man auch die
Hoffnung, daß es nur ein Uebergang sein werde. Und ein solcher könnte es
Kanz entschieden nur sein; denn Mecklenburg kann eben nicht für sich bestehn.
Schon der Connex mit Hamburg weist dies nach, wenn man erwägt, daß legeres
seinen Anschluß an den Zollverein bisher deshalb ablehnte, weil es Rück¬
sicht auf Mecklenburg nehmen mußte. — Lübeck ist jetzt in Allem so ziem¬
lich mit Wismar und Rostock in gleicher Lage, seine Kaufleute sind hinsichtlich
Steuer im Lande den mecklenburgischen gleichgestellt, während auswärtige
Kaufleute sonst eine höhere Steuer entrichten; durch die Einführung eines
^'euzzvlles kommt es in die Lage Hamburgs.

Wir haben bei der Besprechung dieses Grenzzollprojectes länger verweilt,
^dens weil dasselbe mit allerlei Modificationen immer von Neuem wieder auf¬
sucht und dadurch die bestehenden Zustände in die Länge zieht (welche wir —
^tausig erwähnt — jenem durchaus vorziehen, weil sie endlich und in nicht
""ger Zeit doch Besserem weichen müssen), theils weil wir fürchten, daß auf


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[0271] Beschwerungen führt, mindestens für die Dauer ohne Bortheil ist. Wir glauben auch, daß sich aus dem bisher Gesagten von selbst ergibt, wie das Project eines Grenzzolles von höchstens Vs Thlr. pro Celten. sür Mecklenburg in sich unhaltbar sein müsse. Legte man dagegen, unter Beibehaltung der obrngcnannten directen -Steuern, dem Lande einen Grcnzzoll von V» Thlr. pro Celten. auf, so würde der innere Verkehr wahrscheinlich den hiesigen Seehäfen fast gänzlich zufallen und eme Befreiung.desselben möglich sein. Hierdurch würde Hamburg einen sehr bedeutenden Markt verlieren, den an andrer Stelle wieder zu gewinnen, es mit Sicherheit dem Zollverein sich anschließen würde. Geschähe aber dies, so würde Mecklenburg auf jeglichen Durchfuhrhandel von nennenswerther Er¬ heblichkeit verzichten müssen, und doch hofft man und strebt man nach einem solchen mit aller Kraft. Aber das isolirte Mecklenburg würde bald in eine Läge gerathen, deren Schilderung wir nicht zu geben brauchen. da es nur zu ersichtlich ist. daß die Konsumtion des kleinen Landes für den Handel mit im¬ mer noch bedeutenden disponiblen Capitalien für die Nhederei, sür die In¬ dustriellen aller Art u. s. w. nicht genügt. -Db man das Land von einer Seite dahin führen möchte, bleibe dahingestellt; wenn aber der Verfasser bei häufiger persönlicher Rücksprache mit roslvcker Kaufleuten die Behauptung ausspvechen hörte, daß bei der Einrichtung eines Grenzzolles von V» Thlr. pro Celten. ein Anschluß an den Zollverein „nicht nöthig sei, weil Mecklen¬ burg sin- sich bestehen könne." so läßt sich das nur dadurch erklären, daß man die wahrscheinlichen Folgen hiervon nicht genügend erwogen hat oder, ver¬ zweifelnd unter dem Druck des Bestehenden, nach der ersten besten Abhilfe S^ist. DÄzu kommt dann, daß das Grenzzollproject auf dem Pap'.er doch immer die erforderliche Summe nachweist, und vielleicht hegt man auch die Hoffnung, daß es nur ein Uebergang sein werde. Und ein solcher könnte es Kanz entschieden nur sein; denn Mecklenburg kann eben nicht für sich bestehn. Schon der Connex mit Hamburg weist dies nach, wenn man erwägt, daß legeres seinen Anschluß an den Zollverein bisher deshalb ablehnte, weil es Rück¬ sicht auf Mecklenburg nehmen mußte. — Lübeck ist jetzt in Allem so ziem¬ lich mit Wismar und Rostock in gleicher Lage, seine Kaufleute sind hinsichtlich Steuer im Lande den mecklenburgischen gleichgestellt, während auswärtige Kaufleute sonst eine höhere Steuer entrichten; durch die Einführung eines ^'euzzvlles kommt es in die Lage Hamburgs. Wir haben bei der Besprechung dieses Grenzzollprojectes länger verweilt, ^dens weil dasselbe mit allerlei Modificationen immer von Neuem wieder auf¬ sucht und dadurch die bestehenden Zustände in die Länge zieht (welche wir — ^tausig erwähnt — jenem durchaus vorziehen, weil sie endlich und in nicht ""ger Zeit doch Besserem weichen müssen), theils weil wir fürchten, daß auf 33*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/271>, abgerufen am 29.06.2024.