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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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dem Centner der Einfuhr vorgeschlagen war, machte Schwierigkeiten, da sich
die Auskunft aus ihm als viel zu gering erwies. Die Ritterschaft gab dem¬
zufolge zu einem Zolle von V° Thlr. pro Centner, neben welchem die Kauf-
Mannschaft des ganzen Landes eine Klassensteuer von 100--120,000 Thlr.
aufbringen solle, ihre Zustimmung; aber auch dieser schien den Deputirten
der Städte zu gering, die Last für die Kaufmannschaft daneben zu bedeutend,
und so beantragten sie V" Thlr. pro Centner bei freier Einfuhr solcher Waaren,
welche diese Summe nicht würden tragen können, dazu Wegfall jener Klassen¬
steuer der Kaufleute. Hierüber ist nun bis heute eine Einigung nicht erzielt,
da die ritterschaftlichen Commissarien ihre weitere Betheiligung ablehnten.
Sie erblickten, wie das Diarium der betreffenden Verhandlungen sagt, in dem
Vorschlage von V" Thlr. pro Centner das Bestreben, diesen Eingangszoll
nicht sowol zu einem Mittel zur Aushülfe, als vielmehr zu einem Mittel zur
Ablösung aller bisherigen Zölle und Steuern, auch der directen, zu machen."

Betrachtet man nun dies Project genauer, bedenkt man die Controle,
welche durch solchen Eingaugszoll, sollte er nicht völlig illusorisch bleiben, noth¬
wendig wäre; berücksichtigt man die dadurch dauernd geschaffene Absperrung
eines kleinen Staates, wie Mecklenburg, und die ungeheure Gefahr, im
Falle irgend welche eintretende Verhältnisse eine Störung des Handels zur
Folge haben würden, so muß man gestehen, daß das Scheitern des vor¬
gelegten Projectes nicht zu bedauern ist. Wir sagen, es sei nicht zu be¬
dauern, weil die Befürchtung nahe liegt, daß eine so kostspielige, in sich un¬
haltbare Absperrung des Landes dies dem Zollvereine zwingend in die Arme
führen muß. Trotz aller Wünsche sür den Anschluß aber kann man nicht
loca solchen das Wort reden, der bedingungslos und ohne die für Mecklen¬
burg wünschenswerthen Rücksichten geschehen würde. Einer der tüchtigsten
Staatsmänner sagt von diesem Projecte: "Die Absperrung Mecklenburgs durch
^ne eigene Zollgrenze würde so viele und so große Uebelstände in ihrem Ge-
h°lge haben, ohne wesentlichen Nutzen zu leisten, daß sie auf irgend eine
Weise bald wieder wurde beseitigt werden müssen."

Bei dem Vorschlage zur Einführung des Grenzzolles handelte es sich, wie
^n' oben gezeigt, um eine Aufbringung von ca 193,000 Thlr.*) Ein Zoll von
12 öd/"-) pro Centner würde, wenn die Gesammteinsuhr, mit Ausschluß einiger
nothwendig freien Gegenstände (Eisen, Bauholz, Salz u. s. w.) und mit Ein¬
schluß der jetzt defraudirten Einfuhr, so wie der von Zoll befreiten Einfuhr




") Diese Summe ergibt sich, wenn der Transitvzoll auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn
behalten wird. -- Die Einfuhrsumme pro 18S6 ergibt aus den Tabellen des statistischen Bü-
I°"us. bei Abrechnung von Heu, Stroh, Baumaterialien. Brennmaterialien, Dünger. Erde,
^)vn. Salz, Roheisen aller Art u. tgi. in. 901,000 Celten.
48 öd. (Schillinge) -- 30 Sgr. -- 1 Thlr. Muß. Cour.
Grenzboten IV. 18S9. 3ö

dem Centner der Einfuhr vorgeschlagen war, machte Schwierigkeiten, da sich
die Auskunft aus ihm als viel zu gering erwies. Die Ritterschaft gab dem¬
zufolge zu einem Zolle von V° Thlr. pro Centner, neben welchem die Kauf-
Mannschaft des ganzen Landes eine Klassensteuer von 100—120,000 Thlr.
aufbringen solle, ihre Zustimmung; aber auch dieser schien den Deputirten
der Städte zu gering, die Last für die Kaufmannschaft daneben zu bedeutend,
und so beantragten sie V» Thlr. pro Centner bei freier Einfuhr solcher Waaren,
welche diese Summe nicht würden tragen können, dazu Wegfall jener Klassen¬
steuer der Kaufleute. Hierüber ist nun bis heute eine Einigung nicht erzielt,
da die ritterschaftlichen Commissarien ihre weitere Betheiligung ablehnten.
Sie erblickten, wie das Diarium der betreffenden Verhandlungen sagt, in dem
Vorschlage von V» Thlr. pro Centner das Bestreben, diesen Eingangszoll
nicht sowol zu einem Mittel zur Aushülfe, als vielmehr zu einem Mittel zur
Ablösung aller bisherigen Zölle und Steuern, auch der directen, zu machen."

Betrachtet man nun dies Project genauer, bedenkt man die Controle,
welche durch solchen Eingaugszoll, sollte er nicht völlig illusorisch bleiben, noth¬
wendig wäre; berücksichtigt man die dadurch dauernd geschaffene Absperrung
eines kleinen Staates, wie Mecklenburg, und die ungeheure Gefahr, im
Falle irgend welche eintretende Verhältnisse eine Störung des Handels zur
Folge haben würden, so muß man gestehen, daß das Scheitern des vor¬
gelegten Projectes nicht zu bedauern ist. Wir sagen, es sei nicht zu be¬
dauern, weil die Befürchtung nahe liegt, daß eine so kostspielige, in sich un¬
haltbare Absperrung des Landes dies dem Zollvereine zwingend in die Arme
führen muß. Trotz aller Wünsche sür den Anschluß aber kann man nicht
loca solchen das Wort reden, der bedingungslos und ohne die für Mecklen¬
burg wünschenswerthen Rücksichten geschehen würde. Einer der tüchtigsten
Staatsmänner sagt von diesem Projecte: „Die Absperrung Mecklenburgs durch
^ne eigene Zollgrenze würde so viele und so große Uebelstände in ihrem Ge-
h°lge haben, ohne wesentlichen Nutzen zu leisten, daß sie auf irgend eine
Weise bald wieder wurde beseitigt werden müssen."

Bei dem Vorschlage zur Einführung des Grenzzolles handelte es sich, wie
^n' oben gezeigt, um eine Aufbringung von ca 193,000 Thlr.*) Ein Zoll von
12 öd/»-) pro Centner würde, wenn die Gesammteinsuhr, mit Ausschluß einiger
nothwendig freien Gegenstände (Eisen, Bauholz, Salz u. s. w.) und mit Ein¬
schluß der jetzt defraudirten Einfuhr, so wie der von Zoll befreiten Einfuhr




") Diese Summe ergibt sich, wenn der Transitvzoll auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn
behalten wird. — Die Einfuhrsumme pro 18S6 ergibt aus den Tabellen des statistischen Bü-
I°"us. bei Abrechnung von Heu, Stroh, Baumaterialien. Brennmaterialien, Dünger. Erde,
^)vn. Salz, Roheisen aller Art u. tgi. in. 901,000 Celten.
48 öd. (Schillinge) — 30 Sgr. — 1 Thlr. Muß. Cour.
Grenzboten IV. 18S9. 3ö
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[0269] dem Centner der Einfuhr vorgeschlagen war, machte Schwierigkeiten, da sich die Auskunft aus ihm als viel zu gering erwies. Die Ritterschaft gab dem¬ zufolge zu einem Zolle von V° Thlr. pro Centner, neben welchem die Kauf- Mannschaft des ganzen Landes eine Klassensteuer von 100—120,000 Thlr. aufbringen solle, ihre Zustimmung; aber auch dieser schien den Deputirten der Städte zu gering, die Last für die Kaufmannschaft daneben zu bedeutend, und so beantragten sie V» Thlr. pro Centner bei freier Einfuhr solcher Waaren, welche diese Summe nicht würden tragen können, dazu Wegfall jener Klassen¬ steuer der Kaufleute. Hierüber ist nun bis heute eine Einigung nicht erzielt, da die ritterschaftlichen Commissarien ihre weitere Betheiligung ablehnten. Sie erblickten, wie das Diarium der betreffenden Verhandlungen sagt, in dem Vorschlage von V» Thlr. pro Centner das Bestreben, diesen Eingangszoll nicht sowol zu einem Mittel zur Aushülfe, als vielmehr zu einem Mittel zur Ablösung aller bisherigen Zölle und Steuern, auch der directen, zu machen." Betrachtet man nun dies Project genauer, bedenkt man die Controle, welche durch solchen Eingaugszoll, sollte er nicht völlig illusorisch bleiben, noth¬ wendig wäre; berücksichtigt man die dadurch dauernd geschaffene Absperrung eines kleinen Staates, wie Mecklenburg, und die ungeheure Gefahr, im Falle irgend welche eintretende Verhältnisse eine Störung des Handels zur Folge haben würden, so muß man gestehen, daß das Scheitern des vor¬ gelegten Projectes nicht zu bedauern ist. Wir sagen, es sei nicht zu be¬ dauern, weil die Befürchtung nahe liegt, daß eine so kostspielige, in sich un¬ haltbare Absperrung des Landes dies dem Zollvereine zwingend in die Arme führen muß. Trotz aller Wünsche sür den Anschluß aber kann man nicht loca solchen das Wort reden, der bedingungslos und ohne die für Mecklen¬ burg wünschenswerthen Rücksichten geschehen würde. Einer der tüchtigsten Staatsmänner sagt von diesem Projecte: „Die Absperrung Mecklenburgs durch ^ne eigene Zollgrenze würde so viele und so große Uebelstände in ihrem Ge- h°lge haben, ohne wesentlichen Nutzen zu leisten, daß sie auf irgend eine Weise bald wieder wurde beseitigt werden müssen." Bei dem Vorschlage zur Einführung des Grenzzolles handelte es sich, wie ^n' oben gezeigt, um eine Aufbringung von ca 193,000 Thlr.*) Ein Zoll von 12 öd/»-) pro Centner würde, wenn die Gesammteinsuhr, mit Ausschluß einiger nothwendig freien Gegenstände (Eisen, Bauholz, Salz u. s. w.) und mit Ein¬ schluß der jetzt defraudirten Einfuhr, so wie der von Zoll befreiten Einfuhr ") Diese Summe ergibt sich, wenn der Transitvzoll auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn behalten wird. — Die Einfuhrsumme pro 18S6 ergibt aus den Tabellen des statistischen Bü- I°"us. bei Abrechnung von Heu, Stroh, Baumaterialien. Brennmaterialien, Dünger. Erde, ^)vn. Salz, Roheisen aller Art u. tgi. in. 901,000 Celten. 48 öd. (Schillinge) — 30 Sgr. — 1 Thlr. Muß. Cour. Grenzboten IV. 18S9. 3ö

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/269>, abgerufen am 29.06.2024.