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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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des wohlhabenderen Theiles der ländlichen Bevölkerung, zumal der Land¬
wirthe. Der Gutsbesitzer, der Pächter fühlt sich nur leicht belastet, besonders
wenn ihm. wie gegenwärtig, eine von Abgaben freie Einfuhr seiner Con-
sumtionsartikel gestattet ist. Erstreckt sich diese auch ans solche Gegenstände,
welche ihm zum guten Betriebe der Landwirthschaft förderlich oder nothwen¬
dig sind (Eisen, Salz, Guano u. s. w.), so muß diese Erleichterung noth¬
wendig auf die Untergebenen zurückwirken, sei es direct durch höhere Lohnzahl¬
ung, sei es indirect durch vermehrte Arbeit und Verbesserung des Grund¬
besitzes. Dagegen wird schon eine leichte Belastung sich fühlbar machen, ja,
eine hohe Belastung kann, bei dem gewöhnlich großen Umfange der hiesigen
Tüter. in Zeiten des Geldmangels sehr drückend, sogar gefährlich werden.

Die letztere Betrachtung ist geeignet, den Gedanken eines Anschlusses an den
Zollverein entschieden von der Hand weisen zu lassen, da in diesem die er¬
wähnten Artikel für Mecklenburg durchaus zu hoch belastet sind. Das so ent¬
stehende Mißverhältniß läßt sich zwar wahrscheinlich auflösen, aber es wirkt
doch für den Augenblick feindlich durch die Bevölkerung des Landes, welche in
der Landwirthschaft ihren allgemeinen Mittelpunkt hat. Und so wird denn
"und von Seiten der an die Landwirthschaft zunächst gebundenen Ritterschaft
Widerstand gegen indirecte Abgaben von irgend erheblicher Bedeutung er-
^ärljch; denn darüber darf man sich keinen illusorischen Ansichten hingeben.
^ ist gewiß, daß die Folge derselben und ihrer gleichmäßigen Bertheilung
^>'se eine beiweitem größere Belastung aller dem ritterschaftlichen Theile des
lindes zugehörigen Personen sein wird. Wir wollen uidcssen hiermit nicht
/hauptet haben, daß diese materielle Seite aus der Einführung bedeutenderer
Wdirccter Abgaben die Ritterschaft (Gutsbesitzer) zum Widerstande gegen solche
^uptsnchljch oder gar allein führe. Die Bereitwilligkeit zu größeren person-
'chen Leistungen herrscht gerade zumeist in diesen Kreisen, ebenso der Wunsch-
^d die Bereitwilligkeit, die Härten und Unbilligkeiten der bestehenden Ver¬
hältnisse zu mildern und zu beseitigen.

Der Widerstand gegen indirecte Steuern und demnächst gegen den An-
) uß Mecklenburgs an den deutschen Zollverein geht von Seiten der Ritter-
^le hauptsächlich aus ganz anderen Gründen hervor, und diese Gründe
'versprechen auch Allem, was einen späteren Anschluß allmälig anzubahnen
^Ural sein könnte. Das Zollvereinssystem würde unserer Ansicht nach dem Wohle
Landes dann erst angemessen sein, wenn der hiesigen Landwirthschaft zu
ih^ sicheren Betriebe diejenigen Erleichterungen zu Theil würden, welche
^ Nothwendig sind. Dahin gehören u. A. erleichterte Einfuhr von Eisen.
Malt der Salzsteuer u. A.. worauf wir später zurückkommen werden. Wir
lich"^" die ganze finanzielle Frage, welche obschwebt, aber von einem gänz-
parteilosen Standpunkte aus, wie es sich gebührt, wenn sie endlich ein-


des wohlhabenderen Theiles der ländlichen Bevölkerung, zumal der Land¬
wirthe. Der Gutsbesitzer, der Pächter fühlt sich nur leicht belastet, besonders
wenn ihm. wie gegenwärtig, eine von Abgaben freie Einfuhr seiner Con-
sumtionsartikel gestattet ist. Erstreckt sich diese auch ans solche Gegenstände,
welche ihm zum guten Betriebe der Landwirthschaft förderlich oder nothwen¬
dig sind (Eisen, Salz, Guano u. s. w.), so muß diese Erleichterung noth¬
wendig auf die Untergebenen zurückwirken, sei es direct durch höhere Lohnzahl¬
ung, sei es indirect durch vermehrte Arbeit und Verbesserung des Grund¬
besitzes. Dagegen wird schon eine leichte Belastung sich fühlbar machen, ja,
eine hohe Belastung kann, bei dem gewöhnlich großen Umfange der hiesigen
Tüter. in Zeiten des Geldmangels sehr drückend, sogar gefährlich werden.

Die letztere Betrachtung ist geeignet, den Gedanken eines Anschlusses an den
Zollverein entschieden von der Hand weisen zu lassen, da in diesem die er¬
wähnten Artikel für Mecklenburg durchaus zu hoch belastet sind. Das so ent¬
stehende Mißverhältniß läßt sich zwar wahrscheinlich auflösen, aber es wirkt
doch für den Augenblick feindlich durch die Bevölkerung des Landes, welche in
der Landwirthschaft ihren allgemeinen Mittelpunkt hat. Und so wird denn
"und von Seiten der an die Landwirthschaft zunächst gebundenen Ritterschaft
Widerstand gegen indirecte Abgaben von irgend erheblicher Bedeutung er-
^ärljch; denn darüber darf man sich keinen illusorischen Ansichten hingeben.
^ ist gewiß, daß die Folge derselben und ihrer gleichmäßigen Bertheilung
^>'se eine beiweitem größere Belastung aller dem ritterschaftlichen Theile des
lindes zugehörigen Personen sein wird. Wir wollen uidcssen hiermit nicht
/hauptet haben, daß diese materielle Seite aus der Einführung bedeutenderer
Wdirccter Abgaben die Ritterschaft (Gutsbesitzer) zum Widerstande gegen solche
^uptsnchljch oder gar allein führe. Die Bereitwilligkeit zu größeren person-
'chen Leistungen herrscht gerade zumeist in diesen Kreisen, ebenso der Wunsch-
^d die Bereitwilligkeit, die Härten und Unbilligkeiten der bestehenden Ver¬
hältnisse zu mildern und zu beseitigen.

Der Widerstand gegen indirecte Steuern und demnächst gegen den An-
) uß Mecklenburgs an den deutschen Zollverein geht von Seiten der Ritter-
^le hauptsächlich aus ganz anderen Gründen hervor, und diese Gründe
'versprechen auch Allem, was einen späteren Anschluß allmälig anzubahnen
^Ural sein könnte. Das Zollvereinssystem würde unserer Ansicht nach dem Wohle
Landes dann erst angemessen sein, wenn der hiesigen Landwirthschaft zu
ih^ sicheren Betriebe diejenigen Erleichterungen zu Theil würden, welche
^ Nothwendig sind. Dahin gehören u. A. erleichterte Einfuhr von Eisen.
Malt der Salzsteuer u. A.. worauf wir später zurückkommen werden. Wir
lich"^" die ganze finanzielle Frage, welche obschwebt, aber von einem gänz-
parteilosen Standpunkte aus, wie es sich gebührt, wenn sie endlich ein-


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[0267] des wohlhabenderen Theiles der ländlichen Bevölkerung, zumal der Land¬ wirthe. Der Gutsbesitzer, der Pächter fühlt sich nur leicht belastet, besonders wenn ihm. wie gegenwärtig, eine von Abgaben freie Einfuhr seiner Con- sumtionsartikel gestattet ist. Erstreckt sich diese auch ans solche Gegenstände, welche ihm zum guten Betriebe der Landwirthschaft förderlich oder nothwen¬ dig sind (Eisen, Salz, Guano u. s. w.), so muß diese Erleichterung noth¬ wendig auf die Untergebenen zurückwirken, sei es direct durch höhere Lohnzahl¬ ung, sei es indirect durch vermehrte Arbeit und Verbesserung des Grund¬ besitzes. Dagegen wird schon eine leichte Belastung sich fühlbar machen, ja, eine hohe Belastung kann, bei dem gewöhnlich großen Umfange der hiesigen Tüter. in Zeiten des Geldmangels sehr drückend, sogar gefährlich werden. Die letztere Betrachtung ist geeignet, den Gedanken eines Anschlusses an den Zollverein entschieden von der Hand weisen zu lassen, da in diesem die er¬ wähnten Artikel für Mecklenburg durchaus zu hoch belastet sind. Das so ent¬ stehende Mißverhältniß läßt sich zwar wahrscheinlich auflösen, aber es wirkt doch für den Augenblick feindlich durch die Bevölkerung des Landes, welche in der Landwirthschaft ihren allgemeinen Mittelpunkt hat. Und so wird denn "und von Seiten der an die Landwirthschaft zunächst gebundenen Ritterschaft Widerstand gegen indirecte Abgaben von irgend erheblicher Bedeutung er- ^ärljch; denn darüber darf man sich keinen illusorischen Ansichten hingeben. ^ ist gewiß, daß die Folge derselben und ihrer gleichmäßigen Bertheilung ^>'se eine beiweitem größere Belastung aller dem ritterschaftlichen Theile des lindes zugehörigen Personen sein wird. Wir wollen uidcssen hiermit nicht /hauptet haben, daß diese materielle Seite aus der Einführung bedeutenderer Wdirccter Abgaben die Ritterschaft (Gutsbesitzer) zum Widerstande gegen solche ^uptsnchljch oder gar allein führe. Die Bereitwilligkeit zu größeren person- 'chen Leistungen herrscht gerade zumeist in diesen Kreisen, ebenso der Wunsch- ^d die Bereitwilligkeit, die Härten und Unbilligkeiten der bestehenden Ver¬ hältnisse zu mildern und zu beseitigen. Der Widerstand gegen indirecte Steuern und demnächst gegen den An- ) uß Mecklenburgs an den deutschen Zollverein geht von Seiten der Ritter- ^le hauptsächlich aus ganz anderen Gründen hervor, und diese Gründe 'versprechen auch Allem, was einen späteren Anschluß allmälig anzubahnen ^Ural sein könnte. Das Zollvereinssystem würde unserer Ansicht nach dem Wohle Landes dann erst angemessen sein, wenn der hiesigen Landwirthschaft zu ih^ sicheren Betriebe diejenigen Erleichterungen zu Theil würden, welche ^ Nothwendig sind. Dahin gehören u. A. erleichterte Einfuhr von Eisen. Malt der Salzsteuer u. A.. worauf wir später zurückkommen werden. Wir lich"^" die ganze finanzielle Frage, welche obschwebt, aber von einem gänz- parteilosen Standpunkte aus, wie es sich gebührt, wenn sie endlich ein-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/267>, abgerufen am 29.06.2024.