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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Sammlung einrückt (S. 150), muß man sich wundern, wie er den gemüth¬
lichen Nachruf an den todtgesagten Hütten um den schönen Schluß verkürzen
Mochte: Meuiuiue sit, umwis illius kennen ne sine xonäere terrain oxto,
LpirÄntösyue eroeos et reliciua <iuas seciunutur. Nämlich bei Juvenal, Lat. VII,
V. 207 f.:


öl MÄM-um umbris kennen et sine xouäere terra-ur
Lxiiautesciue croeos et in urna xerpetuum ver.

Wie in der Zweckmäßigkeit der äußern Einrichtung, so steht auch in Ab¬
sicht auf die innere Gediegenheit der Arbeit dieser Band seinem Vorgänger
vollkommen gleich; ja er zeigt, wie uns bedünken will, des Herausgebers
Kenntniß noch erweitert, seine Sorgfalt geschürft, so daß dem Recensenten
nur eine magere Nachlese übrig geblieben ist.

Auch diesmal, wie schon zum vorigen Bande, möchte sich dieser an ver¬
schiedenen Stellen der Lesart der ältesten Drucke gegen Aenderungen des
Herausgebers annehmen. So lesen in Huttens Invective gegen die Cardinäle
Und Bischöfe zu Worms die beiden ältesten Ausgaben-, le ^in et äoeere vos
seiatis etiam, xuäet, et xessime vivei'e von xucket. Eine Abschrift unter
den Spalatinschen Papieren (in der Note bei Böcking unbequem durch 3 be¬
zeichnet, während sie im Index bidliograxlrieus unter L stand) läßt das zweite
et hinweg, und der Herausgeber folgt ihr, oder schlägt vor, et in at zu ver¬
wandeln (S. 25, Z. 1. 2 und die Note). Allein ein Thun das ein Lassen,
und ein Lassen das ein Thun sein sollte, als gleich verkehrt durch ein
doppeltes et zusammenzurücken, ist grade ächt lateinischer Sprachgebrauch, und
so scheint auch Hütten in dem von ihm selbst durchcorrigirten Exemplar der
Jnvcctiven sich wol gehütet zu haben, sie zu streichen; denn wenn das zweite,
dann müßte auch das erste et getilgt werden, wodurch die Lesart der Spala¬
tinschen Abschrift sich schon zum Voraus als Fehler verräth. Etwas weiter un¬
ten in derselben Schrift, wo des Apostels Paulus Verhalten zu Thessalonich
den jetzigen Priestern als Muster vorgehalten wird, hat die älteste Ausgabe:
(der Apostel versichere, evaugelium xr-reclieiwteiii se) uilril stuäio, avaritia,
^el inani gierig, ackmisissö. Spätere Ausgaben, und mit ihnen Böcking. le-
^n: stuäio avuritiae vel iuauis gloriae. Allein vergleichen wir die Stelle 1
^lese Zahl fehlt bei B.) Thess. II. s, so finden wir hier wie dort eine Drei¬
teilung: 1) ovre e", l.o/c-1 xo^.texit"s (bei Hütten kurz: uilril stuäio
^ a-Äilüsisse; stuäio, wie in dem Taciteischen sine irs. et stuäio); 2) vorn
^ "?o-,,"söll 7rA,!o?k^"s (Hütten: ÄVÄi-illa); 3) o^re ^roLvns 6ez ^0?w7rcop S^">>
(Hütten: vel inani gloria). Diese Lesart würden wir selbst gegen eine eigne
spätere Correctur Huttens festhalten,' dew dann offenbar die ursprüngliche Be¬
gehung auf die apostolische Stelle entfallen gewesen sein müßte. -- In seinem
Sendschreiben an Karl V. tadelt Hütten den Kaiser, daß er sich, statt mit


Sammlung einrückt (S. 150), muß man sich wundern, wie er den gemüth¬
lichen Nachruf an den todtgesagten Hütten um den schönen Schluß verkürzen
Mochte: Meuiuiue sit, umwis illius kennen ne sine xonäere terrain oxto,
LpirÄntösyue eroeos et reliciua <iuas seciunutur. Nämlich bei Juvenal, Lat. VII,
V. 207 f.:


öl MÄM-um umbris kennen et sine xouäere terra-ur
Lxiiautesciue croeos et in urna xerpetuum ver.

Wie in der Zweckmäßigkeit der äußern Einrichtung, so steht auch in Ab¬
sicht auf die innere Gediegenheit der Arbeit dieser Band seinem Vorgänger
vollkommen gleich; ja er zeigt, wie uns bedünken will, des Herausgebers
Kenntniß noch erweitert, seine Sorgfalt geschürft, so daß dem Recensenten
nur eine magere Nachlese übrig geblieben ist.

Auch diesmal, wie schon zum vorigen Bande, möchte sich dieser an ver¬
schiedenen Stellen der Lesart der ältesten Drucke gegen Aenderungen des
Herausgebers annehmen. So lesen in Huttens Invective gegen die Cardinäle
Und Bischöfe zu Worms die beiden ältesten Ausgaben-, le ^in et äoeere vos
seiatis etiam, xuäet, et xessime vivei'e von xucket. Eine Abschrift unter
den Spalatinschen Papieren (in der Note bei Böcking unbequem durch 3 be¬
zeichnet, während sie im Index bidliograxlrieus unter L stand) läßt das zweite
et hinweg, und der Herausgeber folgt ihr, oder schlägt vor, et in at zu ver¬
wandeln (S. 25, Z. 1. 2 und die Note). Allein ein Thun das ein Lassen,
und ein Lassen das ein Thun sein sollte, als gleich verkehrt durch ein
doppeltes et zusammenzurücken, ist grade ächt lateinischer Sprachgebrauch, und
so scheint auch Hütten in dem von ihm selbst durchcorrigirten Exemplar der
Jnvcctiven sich wol gehütet zu haben, sie zu streichen; denn wenn das zweite,
dann müßte auch das erste et getilgt werden, wodurch die Lesart der Spala¬
tinschen Abschrift sich schon zum Voraus als Fehler verräth. Etwas weiter un¬
ten in derselben Schrift, wo des Apostels Paulus Verhalten zu Thessalonich
den jetzigen Priestern als Muster vorgehalten wird, hat die älteste Ausgabe:
(der Apostel versichere, evaugelium xr-reclieiwteiii se) uilril stuäio, avaritia,
^el inani gierig, ackmisissö. Spätere Ausgaben, und mit ihnen Böcking. le-
^n: stuäio avuritiae vel iuauis gloriae. Allein vergleichen wir die Stelle 1
^lese Zahl fehlt bei B.) Thess. II. s, so finden wir hier wie dort eine Drei¬
teilung: 1) ovre e», l.o/c-1 xo^.texit«s (bei Hütten kurz: uilril stuäio
^ a-Äilüsisse; stuäio, wie in dem Taciteischen sine irs. et stuäio); 2) vorn
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(Hütten: vel inani gloria). Diese Lesart würden wir selbst gegen eine eigne
spätere Correctur Huttens festhalten,' dew dann offenbar die ursprüngliche Be¬
gehung auf die apostolische Stelle entfallen gewesen sein müßte. — In seinem
Sendschreiben an Karl V. tadelt Hütten den Kaiser, daß er sich, statt mit


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[0259] Sammlung einrückt (S. 150), muß man sich wundern, wie er den gemüth¬ lichen Nachruf an den todtgesagten Hütten um den schönen Schluß verkürzen Mochte: Meuiuiue sit, umwis illius kennen ne sine xonäere terrain oxto, LpirÄntösyue eroeos et reliciua <iuas seciunutur. Nämlich bei Juvenal, Lat. VII, V. 207 f.: öl MÄM-um umbris kennen et sine xouäere terra-ur Lxiiautesciue croeos et in urna xerpetuum ver. Wie in der Zweckmäßigkeit der äußern Einrichtung, so steht auch in Ab¬ sicht auf die innere Gediegenheit der Arbeit dieser Band seinem Vorgänger vollkommen gleich; ja er zeigt, wie uns bedünken will, des Herausgebers Kenntniß noch erweitert, seine Sorgfalt geschürft, so daß dem Recensenten nur eine magere Nachlese übrig geblieben ist. Auch diesmal, wie schon zum vorigen Bande, möchte sich dieser an ver¬ schiedenen Stellen der Lesart der ältesten Drucke gegen Aenderungen des Herausgebers annehmen. So lesen in Huttens Invective gegen die Cardinäle Und Bischöfe zu Worms die beiden ältesten Ausgaben-, le ^in et äoeere vos seiatis etiam, xuäet, et xessime vivei'e von xucket. Eine Abschrift unter den Spalatinschen Papieren (in der Note bei Böcking unbequem durch 3 be¬ zeichnet, während sie im Index bidliograxlrieus unter L stand) läßt das zweite et hinweg, und der Herausgeber folgt ihr, oder schlägt vor, et in at zu ver¬ wandeln (S. 25, Z. 1. 2 und die Note). Allein ein Thun das ein Lassen, und ein Lassen das ein Thun sein sollte, als gleich verkehrt durch ein doppeltes et zusammenzurücken, ist grade ächt lateinischer Sprachgebrauch, und so scheint auch Hütten in dem von ihm selbst durchcorrigirten Exemplar der Jnvcctiven sich wol gehütet zu haben, sie zu streichen; denn wenn das zweite, dann müßte auch das erste et getilgt werden, wodurch die Lesart der Spala¬ tinschen Abschrift sich schon zum Voraus als Fehler verräth. Etwas weiter un¬ ten in derselben Schrift, wo des Apostels Paulus Verhalten zu Thessalonich den jetzigen Priestern als Muster vorgehalten wird, hat die älteste Ausgabe: (der Apostel versichere, evaugelium xr-reclieiwteiii se) uilril stuäio, avaritia, ^el inani gierig, ackmisissö. Spätere Ausgaben, und mit ihnen Böcking. le- ^n: stuäio avuritiae vel iuauis gloriae. Allein vergleichen wir die Stelle 1 ^lese Zahl fehlt bei B.) Thess. II. s, so finden wir hier wie dort eine Drei¬ teilung: 1) ovre e», l.o/c-1 xo^.texit«s (bei Hütten kurz: uilril stuäio ^ a-Äilüsisse; stuäio, wie in dem Taciteischen sine irs. et stuäio); 2) vorn ^ "?o-,,«söll 7rA,!o?k^«s (Hütten: ÄVÄi-illa); 3) o^re ^roLvns 6ez ^0?w7rcop S^«>> (Hütten: vel inani gloria). Diese Lesart würden wir selbst gegen eine eigne spätere Correctur Huttens festhalten,' dew dann offenbar die ursprüngliche Be¬ gehung auf die apostolische Stelle entfallen gewesen sein müßte. — In seinem Sendschreiben an Karl V. tadelt Hütten den Kaiser, daß er sich, statt mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/259>, abgerufen am 29.06.2024.