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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Ist in allen diesen Stücken die^von Böcking getroffene Einrichtung geradezu
als Muster zu empfehlen, so wollen wir doch einer kleinen Unbequemlichkeit,
die uns zufällig bei diesem Bande fühlbarer als bei dem früheren geworden
ist, hier zu gedenken um so weniger unterlassen, als es dem Herausgeber ein
Leichtes sein wird, sie bei den folgenden Bänden aus dem Wege zu räumen.
Die verschiedenen von ihm benützten Ausgaben, beziehungsweise Handschriften
der hier gesammelten Werke werden unter dem Texte, wo ihre Varianten an¬
geführt sind, in herkömmlicher Weise durch Buchstaben und Zahlen bezeichnet,
und dabei auf den Imlex didliogr^Mens verwiesen, wo dieselben des Näheren
beschrieben und gleichfalls nach Buchstaben und Zahlen geordnet sind. Will
ich also ein Stück in der Böckingschen Ausgabe mit Bedacht lesen, so schlage
ich die betreffende Nummer des bibliographischen Inäöx nach, um mich über
die Quellen zu unterrichten, aus denen der Herausgeber seinen Text hergestellt
hat; und da wäre es nun eine große Erleichterung sür das Gedächtniß, wenn
Zahlen und Buchstaben auf beiden Seiten dieselben wären. Z. B. wenn im
Index eine Handschrift unter eine Abschrift unter v, die ältesten Drucke un¬
ter 1, 2, 3, mehrere späteren Ausgaben unter 4 --ö, die Abdrücke bei Wagen¬
seil und Münch endlich unter 7 und 8 angeführt sind, so müßten sie unter
dem Text durch dieselben Ziffern bezeichnet sein. Nun findet es aber der
Herausgeber mit Recht nicht von allen Ausgaben der Mühe werth, ihre Va¬
rianten in den Noten zu berücksichtigen, und wenn auf diese Weise z. B. die
Nummern 4--V ausfallen, so läßt er 7 und 8 vorrücken, so daß es kommen
kann, daß etwa Münch, der im Index unter 8 stand, unter dem Text durch
5 bezeichnet ist. Das, wie gesagt, ist ebenso störend, als es leicht zu besei¬
tigen sein wird.

Manches Neue, das bisher entweder ungedruckt, oder an Orten gedruckt
war, wo es nicht leicht Jemand suchte, hat Böcking auch in diesem Bande
wieder ans Licht gebracht. Leicht das Merkwürdigste darunter dürften die aus
einer Mecklenburgischen Urkundensammlung entlehnten Actenstücke über Franz
des I. Bewerbung um die deutsche Krone sein, eröffnet durch ein Schreiben,
das Hütten von dem Augsburger Reichstage des Jahres 1513 aus im Auf¬
trage seines Herrn, des Kurfürsten von Mainz, an den französischen Geschäfts¬
träger, einen märkischen Edelmann, richtete (S. 477 ff.). Hier sehen w>r
recht in das schmähliche Treiben deutscher Fürsten hinein, bei denen die Krone
und das Wohl des Vaterlandes zur käuflichen Waare geworden waren-
8000 Livres jährlich war die Taxe für einen Kurfürsten, wofür mehrere der¬
selben sich dem Könige des feindlichen Nachbarvolkes ordentlich vermiethet
hatten. Unsere Fürsten waren es wahrhaftig nicht, durch welche das deutsche
Reich noch beinahe drei Jahrhunderte lang zusammengehalten worden ist. ^
In dem Briefe Veit Werlers an Pirckheimer. den Böcking aus Heumanns


Ist in allen diesen Stücken die^von Böcking getroffene Einrichtung geradezu
als Muster zu empfehlen, so wollen wir doch einer kleinen Unbequemlichkeit,
die uns zufällig bei diesem Bande fühlbarer als bei dem früheren geworden
ist, hier zu gedenken um so weniger unterlassen, als es dem Herausgeber ein
Leichtes sein wird, sie bei den folgenden Bänden aus dem Wege zu räumen.
Die verschiedenen von ihm benützten Ausgaben, beziehungsweise Handschriften
der hier gesammelten Werke werden unter dem Texte, wo ihre Varianten an¬
geführt sind, in herkömmlicher Weise durch Buchstaben und Zahlen bezeichnet,
und dabei auf den Imlex didliogr^Mens verwiesen, wo dieselben des Näheren
beschrieben und gleichfalls nach Buchstaben und Zahlen geordnet sind. Will
ich also ein Stück in der Böckingschen Ausgabe mit Bedacht lesen, so schlage
ich die betreffende Nummer des bibliographischen Inäöx nach, um mich über
die Quellen zu unterrichten, aus denen der Herausgeber seinen Text hergestellt
hat; und da wäre es nun eine große Erleichterung sür das Gedächtniß, wenn
Zahlen und Buchstaben auf beiden Seiten dieselben wären. Z. B. wenn im
Index eine Handschrift unter eine Abschrift unter v, die ältesten Drucke un¬
ter 1, 2, 3, mehrere späteren Ausgaben unter 4 —ö, die Abdrücke bei Wagen¬
seil und Münch endlich unter 7 und 8 angeführt sind, so müßten sie unter
dem Text durch dieselben Ziffern bezeichnet sein. Nun findet es aber der
Herausgeber mit Recht nicht von allen Ausgaben der Mühe werth, ihre Va¬
rianten in den Noten zu berücksichtigen, und wenn auf diese Weise z. B. die
Nummern 4—V ausfallen, so läßt er 7 und 8 vorrücken, so daß es kommen
kann, daß etwa Münch, der im Index unter 8 stand, unter dem Text durch
5 bezeichnet ist. Das, wie gesagt, ist ebenso störend, als es leicht zu besei¬
tigen sein wird.

Manches Neue, das bisher entweder ungedruckt, oder an Orten gedruckt
war, wo es nicht leicht Jemand suchte, hat Böcking auch in diesem Bande
wieder ans Licht gebracht. Leicht das Merkwürdigste darunter dürften die aus
einer Mecklenburgischen Urkundensammlung entlehnten Actenstücke über Franz
des I. Bewerbung um die deutsche Krone sein, eröffnet durch ein Schreiben,
das Hütten von dem Augsburger Reichstage des Jahres 1513 aus im Auf¬
trage seines Herrn, des Kurfürsten von Mainz, an den französischen Geschäfts¬
träger, einen märkischen Edelmann, richtete (S. 477 ff.). Hier sehen w>r
recht in das schmähliche Treiben deutscher Fürsten hinein, bei denen die Krone
und das Wohl des Vaterlandes zur käuflichen Waare geworden waren-
8000 Livres jährlich war die Taxe für einen Kurfürsten, wofür mehrere der¬
selben sich dem Könige des feindlichen Nachbarvolkes ordentlich vermiethet
hatten. Unsere Fürsten waren es wahrhaftig nicht, durch welche das deutsche
Reich noch beinahe drei Jahrhunderte lang zusammengehalten worden ist. ^
In dem Briefe Veit Werlers an Pirckheimer. den Böcking aus Heumanns


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/258>, abgerufen am 29.06.2024.