Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Anordnung des Rehes größere Klarheit, dem Ausdruck mehr Gleichmäßigkeit
und Harmonie zu geben. Aber auch in dem Thatsächlichen schienen manche
Aenderungen geboten, zumal einige werthvolle Arbeiten der letzten Zeit un¬
mittelbar oder mittelbar die Kaisergeschichte berühren. Mancher Irrthum ist
beseitigt, schwankende Angaben sind näher bestimmt worden, die Anmerkungen
haben eine solche Umgestaltung erfahren, daß sie den augenblicklichen Stand
der Forschung darlegen". Der Versasser verspricht im Lauf eines Jahres das
Erscheinen eines dritten Barth, welcher die Geschichte des Investiturstreits
umfassen soll.

In der Form der Darstellung wie in der ganzen Anlage sehr verwandt
mit dem vorigen Werk ist F. W. Schirrmachers Monographie "Kaiser
Friedrich der Zweite" (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht). Es ist bis
jetzt nur der erste Band erschienen; wir behalten eine eingehende Besprechung
nach dem Schluß des Werkes vor. Ebenso bei der "Geschichte der Völker-
Wanderung" von Eduard v. Wietersheim (Leipzig, T. O. Weigel)
deren erster Band eigentlich nur die Einleitung, einen Abriß der römischen
Kaisergeschichte bis auf die Antonine und die germanischen Zustände bis auf
K. die Varusschlacht enthält.




Von der preußischen Grenze.

Nur ungern und mit äußerstem Widerstreben berühre ich heute einen Gegen¬
stand, den ich ganz unbeachtet würde gelassen haben, wenn nicht die großdcutschcn
Blätter sich seiner bereits bemächtigt hätten, um in der herkömmlichen Weise gegen
Preußen zu deklamiren, und wenn uns -- der Partei -- nicht alles daran gelegen se>"
müßte, jede Solidarität mit den einzelnen Handlungen einer Regierung, in der wir
im Allgemeinen die Hoffnung Deutschlands sehen, entschieden abzulehnen.

Am 10. November feiert ganz Deutschland den hundertjährigen Geburtstag
Schillers. Ganz Deutschland: nicht etwa blos das Gebiet des deutschen Bundes,
sondern ebenso die Deutschen in Nußland, Amerika, Australien; es ist eine nationale
Feierstimmung, die ohne alle Uebertreibung sich über den gesammten Erdkreis ver¬
breitet. In vielen der wichtigsten Fragen uneins, hat hier cinnral das deutsche Volk
einen sympathischen Punkt gesunden, der alle Herzen gleichmäßig berührt.

Wenn ein solcher Punkt nicht in der Wirklichkeit vorhanden, nicht vom ZuM
dargeboten wäre, so hätte man ihn, scheint es uns, mit unablässiger Anstrengung


Anordnung des Rehes größere Klarheit, dem Ausdruck mehr Gleichmäßigkeit
und Harmonie zu geben. Aber auch in dem Thatsächlichen schienen manche
Aenderungen geboten, zumal einige werthvolle Arbeiten der letzten Zeit un¬
mittelbar oder mittelbar die Kaisergeschichte berühren. Mancher Irrthum ist
beseitigt, schwankende Angaben sind näher bestimmt worden, die Anmerkungen
haben eine solche Umgestaltung erfahren, daß sie den augenblicklichen Stand
der Forschung darlegen". Der Versasser verspricht im Lauf eines Jahres das
Erscheinen eines dritten Barth, welcher die Geschichte des Investiturstreits
umfassen soll.

In der Form der Darstellung wie in der ganzen Anlage sehr verwandt
mit dem vorigen Werk ist F. W. Schirrmachers Monographie „Kaiser
Friedrich der Zweite" (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht). Es ist bis
jetzt nur der erste Band erschienen; wir behalten eine eingehende Besprechung
nach dem Schluß des Werkes vor. Ebenso bei der „Geschichte der Völker-
Wanderung" von Eduard v. Wietersheim (Leipzig, T. O. Weigel)
deren erster Band eigentlich nur die Einleitung, einen Abriß der römischen
Kaisergeschichte bis auf die Antonine und die germanischen Zustände bis auf
K. die Varusschlacht enthält.




Von der preußischen Grenze.

Nur ungern und mit äußerstem Widerstreben berühre ich heute einen Gegen¬
stand, den ich ganz unbeachtet würde gelassen haben, wenn nicht die großdcutschcn
Blätter sich seiner bereits bemächtigt hätten, um in der herkömmlichen Weise gegen
Preußen zu deklamiren, und wenn uns — der Partei — nicht alles daran gelegen se>"
müßte, jede Solidarität mit den einzelnen Handlungen einer Regierung, in der wir
im Allgemeinen die Hoffnung Deutschlands sehen, entschieden abzulehnen.

Am 10. November feiert ganz Deutschland den hundertjährigen Geburtstag
Schillers. Ganz Deutschland: nicht etwa blos das Gebiet des deutschen Bundes,
sondern ebenso die Deutschen in Nußland, Amerika, Australien; es ist eine nationale
Feierstimmung, die ohne alle Uebertreibung sich über den gesammten Erdkreis ver¬
breitet. In vielen der wichtigsten Fragen uneins, hat hier cinnral das deutsche Volk
einen sympathischen Punkt gesunden, der alle Herzen gleichmäßig berührt.

Wenn ein solcher Punkt nicht in der Wirklichkeit vorhanden, nicht vom ZuM
dargeboten wäre, so hätte man ihn, scheint es uns, mit unablässiger Anstrengung


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0248" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108378"/>
          <p xml:id="ID_842" prev="#ID_841"> Anordnung des Rehes größere Klarheit, dem Ausdruck mehr Gleichmäßigkeit<lb/>
und Harmonie zu geben. Aber auch in dem Thatsächlichen schienen manche<lb/>
Aenderungen geboten, zumal einige werthvolle Arbeiten der letzten Zeit un¬<lb/>
mittelbar oder mittelbar die Kaisergeschichte berühren. Mancher Irrthum ist<lb/>
beseitigt, schwankende Angaben sind näher bestimmt worden, die Anmerkungen<lb/>
haben eine solche Umgestaltung erfahren, daß sie den augenblicklichen Stand<lb/>
der Forschung darlegen". Der Versasser verspricht im Lauf eines Jahres das<lb/>
Erscheinen eines dritten Barth, welcher die Geschichte des Investiturstreits<lb/>
umfassen soll.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_843"> In der Form der Darstellung wie in der ganzen Anlage sehr verwandt<lb/>
mit dem vorigen Werk ist F. W. Schirrmachers Monographie &#x201E;Kaiser<lb/>
Friedrich der Zweite" (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht). Es ist bis<lb/>
jetzt nur der erste Band erschienen; wir behalten eine eingehende Besprechung<lb/>
nach dem Schluß des Werkes vor. Ebenso bei der &#x201E;Geschichte der Völker-<lb/>
Wanderung" von Eduard v. Wietersheim (Leipzig, T. O. Weigel)<lb/>
deren erster Band eigentlich nur die Einleitung, einen Abriß der römischen<lb/>
Kaisergeschichte bis auf die Antonine und die germanischen Zustände bis auf<lb/><note type="byline"> K.</note> die Varusschlacht enthält. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Von der preußischen Grenze.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_844"> Nur ungern und mit äußerstem Widerstreben berühre ich heute einen Gegen¬<lb/>
stand, den ich ganz unbeachtet würde gelassen haben, wenn nicht die großdcutschcn<lb/>
Blätter sich seiner bereits bemächtigt hätten, um in der herkömmlichen Weise gegen<lb/>
Preußen zu deklamiren, und wenn uns &#x2014; der Partei &#x2014; nicht alles daran gelegen se&gt;"<lb/>
müßte, jede Solidarität mit den einzelnen Handlungen einer Regierung, in der wir<lb/>
im Allgemeinen die Hoffnung Deutschlands sehen, entschieden abzulehnen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_845"> Am 10. November feiert ganz Deutschland den hundertjährigen Geburtstag<lb/>
Schillers. Ganz Deutschland: nicht etwa blos das Gebiet des deutschen Bundes,<lb/>
sondern ebenso die Deutschen in Nußland, Amerika, Australien; es ist eine nationale<lb/>
Feierstimmung, die ohne alle Uebertreibung sich über den gesammten Erdkreis ver¬<lb/>
breitet. In vielen der wichtigsten Fragen uneins, hat hier cinnral das deutsche Volk<lb/>
einen sympathischen Punkt gesunden, der alle Herzen gleichmäßig berührt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_846" next="#ID_847"> Wenn ein solcher Punkt nicht in der Wirklichkeit vorhanden, nicht vom ZuM<lb/>
dargeboten wäre, so hätte man ihn, scheint es uns, mit unablässiger Anstrengung</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0248] Anordnung des Rehes größere Klarheit, dem Ausdruck mehr Gleichmäßigkeit und Harmonie zu geben. Aber auch in dem Thatsächlichen schienen manche Aenderungen geboten, zumal einige werthvolle Arbeiten der letzten Zeit un¬ mittelbar oder mittelbar die Kaisergeschichte berühren. Mancher Irrthum ist beseitigt, schwankende Angaben sind näher bestimmt worden, die Anmerkungen haben eine solche Umgestaltung erfahren, daß sie den augenblicklichen Stand der Forschung darlegen". Der Versasser verspricht im Lauf eines Jahres das Erscheinen eines dritten Barth, welcher die Geschichte des Investiturstreits umfassen soll. In der Form der Darstellung wie in der ganzen Anlage sehr verwandt mit dem vorigen Werk ist F. W. Schirrmachers Monographie „Kaiser Friedrich der Zweite" (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht). Es ist bis jetzt nur der erste Band erschienen; wir behalten eine eingehende Besprechung nach dem Schluß des Werkes vor. Ebenso bei der „Geschichte der Völker- Wanderung" von Eduard v. Wietersheim (Leipzig, T. O. Weigel) deren erster Band eigentlich nur die Einleitung, einen Abriß der römischen Kaisergeschichte bis auf die Antonine und die germanischen Zustände bis auf K. die Varusschlacht enthält. Von der preußischen Grenze. Nur ungern und mit äußerstem Widerstreben berühre ich heute einen Gegen¬ stand, den ich ganz unbeachtet würde gelassen haben, wenn nicht die großdcutschcn Blätter sich seiner bereits bemächtigt hätten, um in der herkömmlichen Weise gegen Preußen zu deklamiren, und wenn uns — der Partei — nicht alles daran gelegen se>" müßte, jede Solidarität mit den einzelnen Handlungen einer Regierung, in der wir im Allgemeinen die Hoffnung Deutschlands sehen, entschieden abzulehnen. Am 10. November feiert ganz Deutschland den hundertjährigen Geburtstag Schillers. Ganz Deutschland: nicht etwa blos das Gebiet des deutschen Bundes, sondern ebenso die Deutschen in Nußland, Amerika, Australien; es ist eine nationale Feierstimmung, die ohne alle Uebertreibung sich über den gesammten Erdkreis ver¬ breitet. In vielen der wichtigsten Fragen uneins, hat hier cinnral das deutsche Volk einen sympathischen Punkt gesunden, der alle Herzen gleichmäßig berührt. Wenn ein solcher Punkt nicht in der Wirklichkeit vorhanden, nicht vom ZuM dargeboten wäre, so hätte man ihn, scheint es uns, mit unablässiger Anstrengung

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/248
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/248>, abgerufen am 29.06.2024.