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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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der Einwohner sein muß. In Belgien ist es die Industrie, alt begründet
wie seine Freiheit, begünstigt in neuerer Zeit durch die ausgedehnten und
reichen Steinkohlenlager des Landes. Die Belgier bauen auf ihrem Bo¬
den nicht so viele Lebensmittel als sie verbrauchen. Da aber das Land
reich ist und viele und gute Verbindungswege hat, da es außerdem
im Kriege immer mit dem einen seiner Nachbarn in gutem Vernehmen stehen
wird, so ist es leicht, das fehlende in rechter Zeit herbeizuschaffen, und seine
reiche Bevölkerung sorgt dafür, daß auf einem kleinen Striche Landes immer
eine verhältnißmüßig große Menge von Lebensmitteln concentrirt ist, die ge'
rügt. um auf einige Tage wenigstens auch einen bedeutenden Bevölkerungs¬
zuwachs, wie ihn eine einrückende Armee bringt, mitzuernähren. Wenn eine
solche Armee den Krieg in Belgien stehenden Fußes führen will, so muß sie
aus Magazinen leben, und diese müssen von außen her gefüllt werden; es werden
deshalb von Seiten jenes Heeres besondere Anstalten zu treffen sein, die
Magazine gefüllt zu erhalten. Dagegen wird die Armee, welche sich rasch in
und durch Belgien bewegt, ohne sich über das vernünftige Maß zu zersplittern,
leicht überall die nothwendigen Vorräthe an Ort und Stelle finden. Unter
den Verbindungswegen nehmen jetzt die Eisenbahnen wegen der Schnelligkeit,
mit welcher sie die Bewegung gestatten, den ersten Rang ein. Wenn auch ol't
mit Unrecht, werden sie doch sicherlich häufig die Richtungen der Operationen
bestimmen. Belgien gehört zu den europäischen Ländern, welche am reichst^
mit solchen ausgestattet sind. Als militärisches Centrum der belgischen Eisen'
bahnen muß Antwerpen betrachtet werden. Von dort aus hat man zunächst
die Verbindungen mit Südholland auf Breda und Moerdyk; eine directe nahe
Verbindung mit den übrigen holländischen Bahnen ist noch nicht hergestellt/
Südwärts gehen die beiden Hauptbahnen über Gent. Lille, Amiens einerseits
über Brüssel und Se. Quentin andererseits nach Frankreich herein und nach Paris-
Eine dritte Bahn geht von Brüssel über Namur nach Arion. die Fortsetzungen ti^
ser Bahn über Luxemburg nach Trier einerseits, nach Thionville andererseits
sind noch nicht hergestellt. Die Hauptverbindung mit Deutschland geht über
Mecheln, Löwen und Leyden, von dort mit zwei Zweigen über Mähen"
und Lütiich nach Aachen und von Aachen wieder in zwei Armen nach Düsst'
dorf und nach Köln. Die beiden nach Frankreich hineinführenden zur Grenj^
senkrechten Bahnen, sind einerseits von Parallelbahnen gekreuzt, andererftu
haben sie zahlreiche Abzweigungen, insbesondere nach der Meeresküste h"''
Als hauptsächlichste Parallelbahnen kann man diejenige von Charleroi übe
Mons, Als, Tournay und diejenige von Namur über Brüssel, Gent, Brügge
Ostende bezeichnen. Das Stück Lüttich- Mecheln von der Verbind"""
mit Deutschland bildet außerdem auch noch eine Parallelbahn gegen ^
französische Grenze. Bei der großen Anzahl der Eisenbahnen ergibt


der Einwohner sein muß. In Belgien ist es die Industrie, alt begründet
wie seine Freiheit, begünstigt in neuerer Zeit durch die ausgedehnten und
reichen Steinkohlenlager des Landes. Die Belgier bauen auf ihrem Bo¬
den nicht so viele Lebensmittel als sie verbrauchen. Da aber das Land
reich ist und viele und gute Verbindungswege hat, da es außerdem
im Kriege immer mit dem einen seiner Nachbarn in gutem Vernehmen stehen
wird, so ist es leicht, das fehlende in rechter Zeit herbeizuschaffen, und seine
reiche Bevölkerung sorgt dafür, daß auf einem kleinen Striche Landes immer
eine verhältnißmüßig große Menge von Lebensmitteln concentrirt ist, die ge'
rügt. um auf einige Tage wenigstens auch einen bedeutenden Bevölkerungs¬
zuwachs, wie ihn eine einrückende Armee bringt, mitzuernähren. Wenn eine
solche Armee den Krieg in Belgien stehenden Fußes führen will, so muß sie
aus Magazinen leben, und diese müssen von außen her gefüllt werden; es werden
deshalb von Seiten jenes Heeres besondere Anstalten zu treffen sein, die
Magazine gefüllt zu erhalten. Dagegen wird die Armee, welche sich rasch in
und durch Belgien bewegt, ohne sich über das vernünftige Maß zu zersplittern,
leicht überall die nothwendigen Vorräthe an Ort und Stelle finden. Unter
den Verbindungswegen nehmen jetzt die Eisenbahnen wegen der Schnelligkeit,
mit welcher sie die Bewegung gestatten, den ersten Rang ein. Wenn auch ol't
mit Unrecht, werden sie doch sicherlich häufig die Richtungen der Operationen
bestimmen. Belgien gehört zu den europäischen Ländern, welche am reichst^
mit solchen ausgestattet sind. Als militärisches Centrum der belgischen Eisen'
bahnen muß Antwerpen betrachtet werden. Von dort aus hat man zunächst
die Verbindungen mit Südholland auf Breda und Moerdyk; eine directe nahe
Verbindung mit den übrigen holländischen Bahnen ist noch nicht hergestellt/
Südwärts gehen die beiden Hauptbahnen über Gent. Lille, Amiens einerseits
über Brüssel und Se. Quentin andererseits nach Frankreich herein und nach Paris-
Eine dritte Bahn geht von Brüssel über Namur nach Arion. die Fortsetzungen ti^
ser Bahn über Luxemburg nach Trier einerseits, nach Thionville andererseits
sind noch nicht hergestellt. Die Hauptverbindung mit Deutschland geht über
Mecheln, Löwen und Leyden, von dort mit zwei Zweigen über Mähen«
und Lütiich nach Aachen und von Aachen wieder in zwei Armen nach Düsst'
dorf und nach Köln. Die beiden nach Frankreich hineinführenden zur Grenj^
senkrechten Bahnen, sind einerseits von Parallelbahnen gekreuzt, andererftu
haben sie zahlreiche Abzweigungen, insbesondere nach der Meeresküste h»''
Als hauptsächlichste Parallelbahnen kann man diejenige von Charleroi übe
Mons, Als, Tournay und diejenige von Namur über Brüssel, Gent, Brügge
Ostende bezeichnen. Das Stück Lüttich- Mecheln von der Verbind»"«
mit Deutschland bildet außerdem auch noch eine Parallelbahn gegen ^
französische Grenze. Bei der großen Anzahl der Eisenbahnen ergibt


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[0228] der Einwohner sein muß. In Belgien ist es die Industrie, alt begründet wie seine Freiheit, begünstigt in neuerer Zeit durch die ausgedehnten und reichen Steinkohlenlager des Landes. Die Belgier bauen auf ihrem Bo¬ den nicht so viele Lebensmittel als sie verbrauchen. Da aber das Land reich ist und viele und gute Verbindungswege hat, da es außerdem im Kriege immer mit dem einen seiner Nachbarn in gutem Vernehmen stehen wird, so ist es leicht, das fehlende in rechter Zeit herbeizuschaffen, und seine reiche Bevölkerung sorgt dafür, daß auf einem kleinen Striche Landes immer eine verhältnißmüßig große Menge von Lebensmitteln concentrirt ist, die ge' rügt. um auf einige Tage wenigstens auch einen bedeutenden Bevölkerungs¬ zuwachs, wie ihn eine einrückende Armee bringt, mitzuernähren. Wenn eine solche Armee den Krieg in Belgien stehenden Fußes führen will, so muß sie aus Magazinen leben, und diese müssen von außen her gefüllt werden; es werden deshalb von Seiten jenes Heeres besondere Anstalten zu treffen sein, die Magazine gefüllt zu erhalten. Dagegen wird die Armee, welche sich rasch in und durch Belgien bewegt, ohne sich über das vernünftige Maß zu zersplittern, leicht überall die nothwendigen Vorräthe an Ort und Stelle finden. Unter den Verbindungswegen nehmen jetzt die Eisenbahnen wegen der Schnelligkeit, mit welcher sie die Bewegung gestatten, den ersten Rang ein. Wenn auch ol't mit Unrecht, werden sie doch sicherlich häufig die Richtungen der Operationen bestimmen. Belgien gehört zu den europäischen Ländern, welche am reichst^ mit solchen ausgestattet sind. Als militärisches Centrum der belgischen Eisen' bahnen muß Antwerpen betrachtet werden. Von dort aus hat man zunächst die Verbindungen mit Südholland auf Breda und Moerdyk; eine directe nahe Verbindung mit den übrigen holländischen Bahnen ist noch nicht hergestellt/ Südwärts gehen die beiden Hauptbahnen über Gent. Lille, Amiens einerseits über Brüssel und Se. Quentin andererseits nach Frankreich herein und nach Paris- Eine dritte Bahn geht von Brüssel über Namur nach Arion. die Fortsetzungen ti^ ser Bahn über Luxemburg nach Trier einerseits, nach Thionville andererseits sind noch nicht hergestellt. Die Hauptverbindung mit Deutschland geht über Mecheln, Löwen und Leyden, von dort mit zwei Zweigen über Mähen« und Lütiich nach Aachen und von Aachen wieder in zwei Armen nach Düsst' dorf und nach Köln. Die beiden nach Frankreich hineinführenden zur Grenj^ senkrechten Bahnen, sind einerseits von Parallelbahnen gekreuzt, andererftu haben sie zahlreiche Abzweigungen, insbesondere nach der Meeresküste h»'' Als hauptsächlichste Parallelbahnen kann man diejenige von Charleroi übe Mons, Als, Tournay und diejenige von Namur über Brüssel, Gent, Brügge Ostende bezeichnen. Das Stück Lüttich- Mecheln von der Verbind»"« mit Deutschland bildet außerdem auch noch eine Parallelbahn gegen ^ französische Grenze. Bei der großen Anzahl der Eisenbahnen ergibt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/228>, abgerufen am 29.06.2024.