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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Militärische Tagesfragen.
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Das niederrheinische Kriegstheater,
d. Culturverhältnisse. Einrichtungen für die Kriegsführung.

Die Lander, welche ganz oder theilweise dem niederrheinischen Kriegstheater
angehören, sind: Frankreich. Belgien, Holland. Preußen, Hannover, Nassau,
die drei Hessen, die beiden Lippe, Waldeck, Oldenburg. Braunschweig, die
thüringischen und sächsischen Herzogtümer. Wir beschäftigen uns einstweilen
'naht mit der Bestimmung der politischen Stellung dieser Länder, sondern unter¬
suchen nur, welche Hilfsmittel sie durch ihre Cultur der Kriegführung auf dem
niederrheinischen Kriegstheater bieten, welche Hindernisse sie ihr in den Weg
^gar können. Vorher erinnern wir nur kurz daran, daß bei einer solchen
Betrachtung immer drei Dinge vorzugsweise ins Auge zu fassen sind: Er¬
fahrung der Truppen, Bewegung und Gefecht. Auf Alles, was dabei wcsent-
ist. kommt man, wenn man nach dem Reichthum des Landes, der Art
seines Reichthums, nach den Wegeverbindungen und den festen Plätzen fragt.

Belgien steht im Centrum des Kriegstheaters, nicht im geometrischen,
"b'er im mechanischen. Nur bei regelmäßigen und ihrer Masse nach völlig
K^ichartig constituirten Körpern fallen geometrischer Mittelpunkt und Schwerpunkt
iuscirnmen. Bei Betrachtung kriegerischer Verhältnisse aber hat man es mit solcher
^gelmäßigkeit nie zu thun, nur aus den Schwerpunkt, nicht auf den geometrischen
Zielpunkt kommt es bei ihnen an. Belgien bildet diesen Schwerpunkt als
^ classische Boden des Kampfes zwischen Kelten und Germanen, wie zwischen
^°>namen und Germanen. Noch der letzte Völkerkampf zwischen Keltoromanen
t"!d Germanen wurde dort ausgefochten. Franzosen auf der einen. Preußen,
^gländer, Niederländer auf der andern Seite? Hier floß kein Slawenblut,
^lgien bildet den Schwerpunkt als möglicher Zankapfel, und. weil seine
^cirteistellung der Natur der Sache nach nicht im Voraus bestimmt werden
das Eisengewicht kann noch ,in der Masse leichter im Flusse begriffener
Stalle da- oder dorthin geschoben werden. Darum beginnen wir mit Bel-
^n und reden von diesem ausführlicher, um den Dingen die rechte Haltung
^ geben und Worte zu sparen. Belgien ist ein kleines Land von 536 Quadrat¬
en, auf denen aber fast 4'/2 Million Menschen wohnen. Auf die Quadrat-
°>le kommen also mehr als 8000 Bewohner. Wie raffinirt in einem solchem Lande
Wer die Landwirthschaft betrieben, wie sehr sie zur Gartenwirthschaft erho-
^ werden mag, sie kann die Bewohner nicht ernähren und man weiß ohne
^hen. daß entweder der Handel oder die Industrie die Hauptbeschäftigung


Militärische Tagesfragen.
»-> "jück' > ?n5in'»'dei>1r!^V' -n
Das niederrheinische Kriegstheater,
d. Culturverhältnisse. Einrichtungen für die Kriegsführung.

Die Lander, welche ganz oder theilweise dem niederrheinischen Kriegstheater
angehören, sind: Frankreich. Belgien, Holland. Preußen, Hannover, Nassau,
die drei Hessen, die beiden Lippe, Waldeck, Oldenburg. Braunschweig, die
thüringischen und sächsischen Herzogtümer. Wir beschäftigen uns einstweilen
'naht mit der Bestimmung der politischen Stellung dieser Länder, sondern unter¬
suchen nur, welche Hilfsmittel sie durch ihre Cultur der Kriegführung auf dem
niederrheinischen Kriegstheater bieten, welche Hindernisse sie ihr in den Weg
^gar können. Vorher erinnern wir nur kurz daran, daß bei einer solchen
Betrachtung immer drei Dinge vorzugsweise ins Auge zu fassen sind: Er¬
fahrung der Truppen, Bewegung und Gefecht. Auf Alles, was dabei wcsent-
ist. kommt man, wenn man nach dem Reichthum des Landes, der Art
seines Reichthums, nach den Wegeverbindungen und den festen Plätzen fragt.

Belgien steht im Centrum des Kriegstheaters, nicht im geometrischen,
"b'er im mechanischen. Nur bei regelmäßigen und ihrer Masse nach völlig
K^ichartig constituirten Körpern fallen geometrischer Mittelpunkt und Schwerpunkt
iuscirnmen. Bei Betrachtung kriegerischer Verhältnisse aber hat man es mit solcher
^gelmäßigkeit nie zu thun, nur aus den Schwerpunkt, nicht auf den geometrischen
Zielpunkt kommt es bei ihnen an. Belgien bildet diesen Schwerpunkt als
^ classische Boden des Kampfes zwischen Kelten und Germanen, wie zwischen
^°>namen und Germanen. Noch der letzte Völkerkampf zwischen Keltoromanen
t»!d Germanen wurde dort ausgefochten. Franzosen auf der einen. Preußen,
^gländer, Niederländer auf der andern Seite? Hier floß kein Slawenblut,
^lgien bildet den Schwerpunkt als möglicher Zankapfel, und. weil seine
^cirteistellung der Natur der Sache nach nicht im Voraus bestimmt werden
das Eisengewicht kann noch ,in der Masse leichter im Flusse begriffener
Stalle da- oder dorthin geschoben werden. Darum beginnen wir mit Bel-
^n und reden von diesem ausführlicher, um den Dingen die rechte Haltung
^ geben und Worte zu sparen. Belgien ist ein kleines Land von 536 Quadrat¬
en, auf denen aber fast 4'/2 Million Menschen wohnen. Auf die Quadrat-
°>le kommen also mehr als 8000 Bewohner. Wie raffinirt in einem solchem Lande
Wer die Landwirthschaft betrieben, wie sehr sie zur Gartenwirthschaft erho-
^ werden mag, sie kann die Bewohner nicht ernähren und man weiß ohne
^hen. daß entweder der Handel oder die Industrie die Hauptbeschäftigung


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[0227] Militärische Tagesfragen. »-> "jück' > ?n5in'»'dei>1r!^V' -n Das niederrheinische Kriegstheater, d. Culturverhältnisse. Einrichtungen für die Kriegsführung. Die Lander, welche ganz oder theilweise dem niederrheinischen Kriegstheater angehören, sind: Frankreich. Belgien, Holland. Preußen, Hannover, Nassau, die drei Hessen, die beiden Lippe, Waldeck, Oldenburg. Braunschweig, die thüringischen und sächsischen Herzogtümer. Wir beschäftigen uns einstweilen 'naht mit der Bestimmung der politischen Stellung dieser Länder, sondern unter¬ suchen nur, welche Hilfsmittel sie durch ihre Cultur der Kriegführung auf dem niederrheinischen Kriegstheater bieten, welche Hindernisse sie ihr in den Weg ^gar können. Vorher erinnern wir nur kurz daran, daß bei einer solchen Betrachtung immer drei Dinge vorzugsweise ins Auge zu fassen sind: Er¬ fahrung der Truppen, Bewegung und Gefecht. Auf Alles, was dabei wcsent- ist. kommt man, wenn man nach dem Reichthum des Landes, der Art seines Reichthums, nach den Wegeverbindungen und den festen Plätzen fragt. Belgien steht im Centrum des Kriegstheaters, nicht im geometrischen, "b'er im mechanischen. Nur bei regelmäßigen und ihrer Masse nach völlig K^ichartig constituirten Körpern fallen geometrischer Mittelpunkt und Schwerpunkt iuscirnmen. Bei Betrachtung kriegerischer Verhältnisse aber hat man es mit solcher ^gelmäßigkeit nie zu thun, nur aus den Schwerpunkt, nicht auf den geometrischen Zielpunkt kommt es bei ihnen an. Belgien bildet diesen Schwerpunkt als ^ classische Boden des Kampfes zwischen Kelten und Germanen, wie zwischen ^°>namen und Germanen. Noch der letzte Völkerkampf zwischen Keltoromanen t»!d Germanen wurde dort ausgefochten. Franzosen auf der einen. Preußen, ^gländer, Niederländer auf der andern Seite? Hier floß kein Slawenblut, ^lgien bildet den Schwerpunkt als möglicher Zankapfel, und. weil seine ^cirteistellung der Natur der Sache nach nicht im Voraus bestimmt werden das Eisengewicht kann noch ,in der Masse leichter im Flusse begriffener Stalle da- oder dorthin geschoben werden. Darum beginnen wir mit Bel- ^n und reden von diesem ausführlicher, um den Dingen die rechte Haltung ^ geben und Worte zu sparen. Belgien ist ein kleines Land von 536 Quadrat¬ en, auf denen aber fast 4'/2 Million Menschen wohnen. Auf die Quadrat- °>le kommen also mehr als 8000 Bewohner. Wie raffinirt in einem solchem Lande Wer die Landwirthschaft betrieben, wie sehr sie zur Gartenwirthschaft erho- ^ werden mag, sie kann die Bewohner nicht ernähren und man weiß ohne ^hen. daß entweder der Handel oder die Industrie die Hauptbeschäftigung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/227>, abgerufen am 29.06.2024.