Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ausfuhr Mecklenburgs beschränkt sich auf die Erzeugnisse seiner Land-
Wirthschaft, und diese werden, bei dem Mangel an fast allen Fabriken im
Lande (deren Entstehung ebenfalls durch das Abgabcnsystein behindert wird)
Sum bei weitem größten Theile roh exportirt. In den 20 Jahren von 18Ä9
bis 1849 mei. wurden jährlich im Durchschnitte 24.138 Last 65 Schffl.") Ge¬
treide ausgeführt, wovon auf Rostock 10,870 Last 73 Schffl., im Durchschnitte
also etwas über 45°/° der Gesammtausfuhr fiel. Von der Totalaussuhr des
Jahres 1850 *") ezportirte Rostock hingegen nur 22,8 °/" und Wismar 6,7°/".
während nicht weniger als 58,9 °/" nach und über Hamburg gingen. Das
Ausfuhrgeschäft der hiesigen Seestädte stellt sich als ein allmälig sinkendes
^r. Wenn nun die betreffenden Tabellen nicht die ganze Ausfuhr geben, da
uicht mit verzeichnet ist, was vermittelst ritterschaftlicher Freipässe über die
Grenze geführt wurde, so kommt die dadurch entstehende Differenz wahrschein¬
lich noch zum großen Theile Hamburg zu Gute, nicht aber Rostock, wo eine
genaue Controle stattfindet. Fragt man nun, woher dies Sinken der Aus¬
fuhr entstanden ist, so wird die Antwort sein müssen, daß es eine Folge von
be>n commerciellen Rückschritte Rostocks im Allgemeinen, von der durch die
Eisenbahn erleichterten Verbindung mit Hamburg, vorzüglich aber von den
durch die Steuerverhältnisse Rostocks erhöheten Exportkosten und in einigem
Grade von der durch sie erschwerten Rückfracht aus der Stadt in die Güter
^i. Wie mit dem Getreide verhält es sich mehr oder minder mit allen
übrigen landwirtschaftlichen Producten. mit Ausnahme des Viehes, wie schon
"'wähnt wurde. Dennoch ist es nachweisbar, daß die Ausfuhrverhältnisse aus
W dem ganzen Lande, mit Ausschluß des westlichen Theiles etwa, für Ro¬
stock insofern günstig liegen, als die Eisenbahnfracht von Hagenow an billiger
'se. als nach Hamburg, und als ebenfalls die Seefracht nach England nicht nur
theurer, sondern sogar etwas billiger ist, als von Hamburg aus. Dazu
^Mu>r, daß der rostocker Kaufmann augenblicklich noch etwas höhere Korn-
^reise in England erzielt, als der Hamburger, weil ersterer das Korn einer
ausgezeichneten Behandlung und Reinigung unterzieht, während letzterer mehr
einfachen Transits verkehrt. Dieser eben erwähnte Umstand hat, wie es
seinen möchte, die rostocker Ausfuhr bisher noch auf der Höhe erhalten, in
ber sie besteht; es ist jedoch klar, daß er eine dauernde Sicherheit nicht zu
lieben vermag. Denn alle natürlichen Vortheile werden durch die in Rostock
kund Wismar) erhobene Getreidesteucr vernichtet. Während die gesammten
^'ansitkosten für die Hamburger Last Getreide in Hamburg etwa 2^ Thlr.
fragen, werden in Rostock für die mecklenburgische Last allein an Steuer




, ') ok. Ares. f. Landes?. 1859. Heft V" S, 443. -- i Last nackt, -- SK Schffl, 7 Schffl,
4 Schffl. MUß,
) Beiträge des statistischen Bureaus 1359. Heft I.

Die Ausfuhr Mecklenburgs beschränkt sich auf die Erzeugnisse seiner Land-
Wirthschaft, und diese werden, bei dem Mangel an fast allen Fabriken im
Lande (deren Entstehung ebenfalls durch das Abgabcnsystein behindert wird)
Sum bei weitem größten Theile roh exportirt. In den 20 Jahren von 18Ä9
bis 1849 mei. wurden jährlich im Durchschnitte 24.138 Last 65 Schffl.") Ge¬
treide ausgeführt, wovon auf Rostock 10,870 Last 73 Schffl., im Durchschnitte
also etwas über 45°/° der Gesammtausfuhr fiel. Von der Totalaussuhr des
Jahres 1850 *") ezportirte Rostock hingegen nur 22,8 °/„ und Wismar 6,7°/«.
während nicht weniger als 58,9 °/„ nach und über Hamburg gingen. Das
Ausfuhrgeschäft der hiesigen Seestädte stellt sich als ein allmälig sinkendes
^r. Wenn nun die betreffenden Tabellen nicht die ganze Ausfuhr geben, da
uicht mit verzeichnet ist, was vermittelst ritterschaftlicher Freipässe über die
Grenze geführt wurde, so kommt die dadurch entstehende Differenz wahrschein¬
lich noch zum großen Theile Hamburg zu Gute, nicht aber Rostock, wo eine
genaue Controle stattfindet. Fragt man nun, woher dies Sinken der Aus¬
fuhr entstanden ist, so wird die Antwort sein müssen, daß es eine Folge von
be>n commerciellen Rückschritte Rostocks im Allgemeinen, von der durch die
Eisenbahn erleichterten Verbindung mit Hamburg, vorzüglich aber von den
durch die Steuerverhältnisse Rostocks erhöheten Exportkosten und in einigem
Grade von der durch sie erschwerten Rückfracht aus der Stadt in die Güter
^i. Wie mit dem Getreide verhält es sich mehr oder minder mit allen
übrigen landwirtschaftlichen Producten. mit Ausnahme des Viehes, wie schon
"'wähnt wurde. Dennoch ist es nachweisbar, daß die Ausfuhrverhältnisse aus
W dem ganzen Lande, mit Ausschluß des westlichen Theiles etwa, für Ro¬
stock insofern günstig liegen, als die Eisenbahnfracht von Hagenow an billiger
'se. als nach Hamburg, und als ebenfalls die Seefracht nach England nicht nur
theurer, sondern sogar etwas billiger ist, als von Hamburg aus. Dazu
^Mu>r, daß der rostocker Kaufmann augenblicklich noch etwas höhere Korn-
^reise in England erzielt, als der Hamburger, weil ersterer das Korn einer
ausgezeichneten Behandlung und Reinigung unterzieht, während letzterer mehr
einfachen Transits verkehrt. Dieser eben erwähnte Umstand hat, wie es
seinen möchte, die rostocker Ausfuhr bisher noch auf der Höhe erhalten, in
ber sie besteht; es ist jedoch klar, daß er eine dauernde Sicherheit nicht zu
lieben vermag. Denn alle natürlichen Vortheile werden durch die in Rostock
kund Wismar) erhobene Getreidesteucr vernichtet. Während die gesammten
^'ansitkosten für die Hamburger Last Getreide in Hamburg etwa 2^ Thlr.
fragen, werden in Rostock für die mecklenburgische Last allein an Steuer




, ') ok. Ares. f. Landes?. 1859. Heft V« S, 443. — i Last nackt, — SK Schffl, 7 Schffl,
4 Schffl. MUß,
) Beiträge des statistischen Bureaus 1359. Heft I.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0217" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108347"/>
            <p xml:id="ID_749" next="#ID_750"> Die Ausfuhr Mecklenburgs beschränkt sich auf die Erzeugnisse seiner Land-<lb/>
Wirthschaft, und diese werden, bei dem Mangel an fast allen Fabriken im<lb/>
Lande (deren Entstehung ebenfalls durch das Abgabcnsystein behindert wird)<lb/>
Sum bei weitem größten Theile roh exportirt. In den 20 Jahren von 18Ä9<lb/>
bis 1849 mei. wurden jährlich im Durchschnitte 24.138 Last 65 Schffl.") Ge¬<lb/>
treide ausgeführt, wovon auf Rostock 10,870 Last 73 Schffl., im Durchschnitte<lb/>
also etwas über 45°/° der Gesammtausfuhr fiel. Von der Totalaussuhr des<lb/>
Jahres 1850 *") ezportirte Rostock hingegen nur 22,8 °/&#x201E; und Wismar 6,7°/«.<lb/>
während nicht weniger als 58,9 °/&#x201E; nach und über Hamburg gingen. Das<lb/>
Ausfuhrgeschäft der hiesigen Seestädte stellt sich als ein allmälig sinkendes<lb/>
^r. Wenn nun die betreffenden Tabellen nicht die ganze Ausfuhr geben, da<lb/>
uicht mit verzeichnet ist, was vermittelst ritterschaftlicher Freipässe über die<lb/>
Grenze geführt wurde, so kommt die dadurch entstehende Differenz wahrschein¬<lb/>
lich noch zum großen Theile Hamburg zu Gute, nicht aber Rostock, wo eine<lb/>
genaue Controle stattfindet. Fragt man nun, woher dies Sinken der Aus¬<lb/>
fuhr entstanden ist, so wird die Antwort sein müssen, daß es eine Folge von<lb/>
be&gt;n commerciellen Rückschritte Rostocks im Allgemeinen, von der durch die<lb/>
Eisenbahn erleichterten Verbindung mit Hamburg, vorzüglich aber von den<lb/>
durch die Steuerverhältnisse Rostocks erhöheten Exportkosten und in einigem<lb/>
Grade von der durch sie erschwerten Rückfracht aus der Stadt in die Güter<lb/>
^i. Wie mit dem Getreide verhält es sich mehr oder minder mit allen<lb/>
übrigen landwirtschaftlichen Producten. mit Ausnahme des Viehes, wie schon<lb/>
"'wähnt wurde. Dennoch ist es nachweisbar, daß die Ausfuhrverhältnisse aus<lb/>
W dem ganzen Lande, mit Ausschluß des westlichen Theiles etwa, für Ro¬<lb/>
stock insofern günstig liegen, als die Eisenbahnfracht von Hagenow an billiger<lb/>
'se. als nach Hamburg, und als ebenfalls die Seefracht nach England nicht nur<lb/>
theurer, sondern sogar etwas billiger ist, als von Hamburg aus. Dazu<lb/>
^Mu&gt;r, daß der rostocker Kaufmann augenblicklich noch etwas höhere Korn-<lb/>
^reise in England erzielt, als der Hamburger, weil ersterer das Korn einer<lb/>
ausgezeichneten Behandlung und Reinigung unterzieht, während letzterer mehr<lb/>
einfachen Transits verkehrt. Dieser eben erwähnte Umstand hat, wie es<lb/>
seinen möchte, die rostocker Ausfuhr bisher noch auf der Höhe erhalten, in<lb/>
ber sie besteht; es ist jedoch klar, daß er eine dauernde Sicherheit nicht zu<lb/>
lieben vermag. Denn alle natürlichen Vortheile werden durch die in Rostock<lb/>
kund Wismar) erhobene Getreidesteucr vernichtet. Während die gesammten<lb/>
^'ansitkosten für die Hamburger Last Getreide in Hamburg etwa 2^ Thlr.<lb/>
fragen, werden in Rostock für die mecklenburgische Last allein an Steuer</p><lb/>
            <note xml:id="FID_18" place="foot"> ,  ') ok. Ares. f. Landes?. 1859. Heft V« S, 443. &#x2014; i Last nackt, &#x2014; SK Schffl, 7 Schffl,<lb/>
4 Schffl. MUß,</note><lb/>
            <note xml:id="FID_19" place="foot"> ) Beiträge des statistischen Bureaus 1359. Heft I.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0217] Die Ausfuhr Mecklenburgs beschränkt sich auf die Erzeugnisse seiner Land- Wirthschaft, und diese werden, bei dem Mangel an fast allen Fabriken im Lande (deren Entstehung ebenfalls durch das Abgabcnsystein behindert wird) Sum bei weitem größten Theile roh exportirt. In den 20 Jahren von 18Ä9 bis 1849 mei. wurden jährlich im Durchschnitte 24.138 Last 65 Schffl.") Ge¬ treide ausgeführt, wovon auf Rostock 10,870 Last 73 Schffl., im Durchschnitte also etwas über 45°/° der Gesammtausfuhr fiel. Von der Totalaussuhr des Jahres 1850 *") ezportirte Rostock hingegen nur 22,8 °/„ und Wismar 6,7°/«. während nicht weniger als 58,9 °/„ nach und über Hamburg gingen. Das Ausfuhrgeschäft der hiesigen Seestädte stellt sich als ein allmälig sinkendes ^r. Wenn nun die betreffenden Tabellen nicht die ganze Ausfuhr geben, da uicht mit verzeichnet ist, was vermittelst ritterschaftlicher Freipässe über die Grenze geführt wurde, so kommt die dadurch entstehende Differenz wahrschein¬ lich noch zum großen Theile Hamburg zu Gute, nicht aber Rostock, wo eine genaue Controle stattfindet. Fragt man nun, woher dies Sinken der Aus¬ fuhr entstanden ist, so wird die Antwort sein müssen, daß es eine Folge von be>n commerciellen Rückschritte Rostocks im Allgemeinen, von der durch die Eisenbahn erleichterten Verbindung mit Hamburg, vorzüglich aber von den durch die Steuerverhältnisse Rostocks erhöheten Exportkosten und in einigem Grade von der durch sie erschwerten Rückfracht aus der Stadt in die Güter ^i. Wie mit dem Getreide verhält es sich mehr oder minder mit allen übrigen landwirtschaftlichen Producten. mit Ausnahme des Viehes, wie schon "'wähnt wurde. Dennoch ist es nachweisbar, daß die Ausfuhrverhältnisse aus W dem ganzen Lande, mit Ausschluß des westlichen Theiles etwa, für Ro¬ stock insofern günstig liegen, als die Eisenbahnfracht von Hagenow an billiger 'se. als nach Hamburg, und als ebenfalls die Seefracht nach England nicht nur theurer, sondern sogar etwas billiger ist, als von Hamburg aus. Dazu ^Mu>r, daß der rostocker Kaufmann augenblicklich noch etwas höhere Korn- ^reise in England erzielt, als der Hamburger, weil ersterer das Korn einer ausgezeichneten Behandlung und Reinigung unterzieht, während letzterer mehr einfachen Transits verkehrt. Dieser eben erwähnte Umstand hat, wie es seinen möchte, die rostocker Ausfuhr bisher noch auf der Höhe erhalten, in ber sie besteht; es ist jedoch klar, daß er eine dauernde Sicherheit nicht zu lieben vermag. Denn alle natürlichen Vortheile werden durch die in Rostock kund Wismar) erhobene Getreidesteucr vernichtet. Während die gesammten ^'ansitkosten für die Hamburger Last Getreide in Hamburg etwa 2^ Thlr. fragen, werden in Rostock für die mecklenburgische Last allein an Steuer , ') ok. Ares. f. Landes?. 1859. Heft V« S, 443. — i Last nackt, — SK Schffl, 7 Schffl, 4 Schffl. MUß, ) Beiträge des statistischen Bureaus 1359. Heft I.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/217
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/217>, abgerufen am 29.06.2024.