Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.Garten befindliche steinerne Wasserleitung bot, um uns auf den heißen Ritt Die Ebne Esdrelom, von den Arabern Merdsch Ihr Aar genannt, Jetzt ist die Ebne der Weidegrund für den Beduinenstamm der Beni Garten befindliche steinerne Wasserleitung bot, um uns auf den heißen Ritt Die Ebne Esdrelom, von den Arabern Merdsch Ihr Aar genannt, Jetzt ist die Ebne der Weidegrund für den Beduinenstamm der Beni <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0515" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108101"/> <p xml:id="ID_1683" prev="#ID_1682"> Garten befindliche steinerne Wasserleitung bot, um uns auf den heißen Ritt<lb/> durch die Ebne Jesreel oder Esdrelom, die hier beginnt, zu stärken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1684"> Die Ebne Esdrelom, von den Arabern Merdsch Ihr Aar genannt,<lb/> ist ein weites von Westen nach Osten laufendes Thal, welches im Süden von<lb/> den Gebirgen Samarias, im Norden von den galiläischen Bergen, Ausläu¬<lb/> fern des Libanon eingeschlossen wird. Sie ist vom Mittelmeer bis zum Jor¬<lb/> dan reichend etwa fünf Meilen lang und durchschnittlich halb so breit und<lb/> zerfüllt in drei durch niedre Hügelzüge geschiedene Zweige oder Arme. Außer¬<lb/> ordentlich fruchtbar, ist sie jetzt fast nur von wandernden Beduinen bewohnt<lb/> und nur hier und da mit etwas Getreide bestellt. In ihrem mannshohen Gras<lb/> und Kraut weidet die Gazelle, bergen sich Panther. In den Sümpfen, die ihre<lb/> Bäche bilden, wälzt sich der schwarze wilde Eber des Tabor und des Karmel.<lb/> Bon den ältesten Zeiten bis auf den Feldzug Napoleons nach Syrien war sie<lb/> das große Schlachtfeld des Landes. Hier am Kison, dem „Bach der Schlach¬<lb/> ten" schlugen Barak und die Prophetin Debora an der Spitze der nördlichen<lb/> Stämme Sissera, den Feldhauptmann des Königs von Chazor, und seine<lb/> neunhundert eisernen Kriegswagen. Hier erfocht der Held und Richter Gi-<lb/> deon den glänzenden Sieg über die Midianiter Schaf und Zalmnnas. Hier<lb/> im Angesicht der Berge von Gilboa starb Saul, der erste König Israels ,den<lb/> Heldentod. Die Fürsten der Philister waren mit Uebermacht vom Karmel her<lb/> ins Land gedrungen. In der Gegend des heutigen Dschenin kam es zum<lb/> Treffen. Der Streit war hart. Abinadab und Malchisua, die Söhne des<lb/> Königs, sielen. Bald darauf wurde auch Jonathan erschlagen. Die Krieger<lb/> Israels begannen zu weichen, und die feindlichen Bogenschützen bedrängten<lb/> den Führer des hebräischen Heeres. Saul, entschlossen, eine Niederlage nicht zu<lb/> überleben, gebot seinem Wasserträger, ihm das Schwert durch die Brust zu<lb/> stoßen, und als der treue Diener sich weigerte, tödtete der König sich selbst.<lb/> Ueber den Bergen Gilboas aber wurde noch lange das Klagelied gehört:<lb/> »Die Gazelle Israels ist erschlagen. Saul und Joathan, die sich liebten,'im<lb/> Leben, sind auch im Tode nicht getrennt. Schneller wie Adler waren sie,<lb/> stärker wie Löwen." Hier am Wasser Megiddo serner durchbohrten die Pfeile<lb/> der Schützen Pharao Nechos den König Josta, der sich dem Aegypter aus<lb/> seinem Zug nach Karchemisch unbesonnen entgegengestellt. Hier brachte am<lb/> ö. Juli ii8 7Saladin dem Kreuzfahrerheer König Veith von Lusignan die ver¬<lb/> hängnisvolle Niederlage bei, welche den Fall Jerusalems zur Folge hatte. Hier<lb/> endlich fand das Treffen statt, in welchem General Kleber mit 2300 Franzosen<lb/> 25.000 Türken schlug.</p><lb/> <p xml:id="ID_1685" next="#ID_1686"> Jetzt ist die Ebne der Weidegrund für den Beduinenstamm der Beni<lb/> Saker. Da dieser sich wiederholt Räubereien erlaubte, so siedelte die tür¬<lb/> kische Regierung hier den Stamm der Hauara an mit der Verpflichtung, das</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0515]
Garten befindliche steinerne Wasserleitung bot, um uns auf den heißen Ritt
durch die Ebne Jesreel oder Esdrelom, die hier beginnt, zu stärken.
Die Ebne Esdrelom, von den Arabern Merdsch Ihr Aar genannt,
ist ein weites von Westen nach Osten laufendes Thal, welches im Süden von
den Gebirgen Samarias, im Norden von den galiläischen Bergen, Ausläu¬
fern des Libanon eingeschlossen wird. Sie ist vom Mittelmeer bis zum Jor¬
dan reichend etwa fünf Meilen lang und durchschnittlich halb so breit und
zerfüllt in drei durch niedre Hügelzüge geschiedene Zweige oder Arme. Außer¬
ordentlich fruchtbar, ist sie jetzt fast nur von wandernden Beduinen bewohnt
und nur hier und da mit etwas Getreide bestellt. In ihrem mannshohen Gras
und Kraut weidet die Gazelle, bergen sich Panther. In den Sümpfen, die ihre
Bäche bilden, wälzt sich der schwarze wilde Eber des Tabor und des Karmel.
Bon den ältesten Zeiten bis auf den Feldzug Napoleons nach Syrien war sie
das große Schlachtfeld des Landes. Hier am Kison, dem „Bach der Schlach¬
ten" schlugen Barak und die Prophetin Debora an der Spitze der nördlichen
Stämme Sissera, den Feldhauptmann des Königs von Chazor, und seine
neunhundert eisernen Kriegswagen. Hier erfocht der Held und Richter Gi-
deon den glänzenden Sieg über die Midianiter Schaf und Zalmnnas. Hier
im Angesicht der Berge von Gilboa starb Saul, der erste König Israels ,den
Heldentod. Die Fürsten der Philister waren mit Uebermacht vom Karmel her
ins Land gedrungen. In der Gegend des heutigen Dschenin kam es zum
Treffen. Der Streit war hart. Abinadab und Malchisua, die Söhne des
Königs, sielen. Bald darauf wurde auch Jonathan erschlagen. Die Krieger
Israels begannen zu weichen, und die feindlichen Bogenschützen bedrängten
den Führer des hebräischen Heeres. Saul, entschlossen, eine Niederlage nicht zu
überleben, gebot seinem Wasserträger, ihm das Schwert durch die Brust zu
stoßen, und als der treue Diener sich weigerte, tödtete der König sich selbst.
Ueber den Bergen Gilboas aber wurde noch lange das Klagelied gehört:
»Die Gazelle Israels ist erschlagen. Saul und Joathan, die sich liebten,'im
Leben, sind auch im Tode nicht getrennt. Schneller wie Adler waren sie,
stärker wie Löwen." Hier am Wasser Megiddo serner durchbohrten die Pfeile
der Schützen Pharao Nechos den König Josta, der sich dem Aegypter aus
seinem Zug nach Karchemisch unbesonnen entgegengestellt. Hier brachte am
ö. Juli ii8 7Saladin dem Kreuzfahrerheer König Veith von Lusignan die ver¬
hängnisvolle Niederlage bei, welche den Fall Jerusalems zur Folge hatte. Hier
endlich fand das Treffen statt, in welchem General Kleber mit 2300 Franzosen
25.000 Türken schlug.
Jetzt ist die Ebne der Weidegrund für den Beduinenstamm der Beni
Saker. Da dieser sich wiederholt Räubereien erlaubte, so siedelte die tür¬
kische Regierung hier den Stamm der Hauara an mit der Verpflichtung, das
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