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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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Zieht man davon für den Train, sonstige Nichtcomvattanten und die Festungs'
besatzungen etwa 200,000 Mann ad, so blieben noch 350,000 Combattcmten
sür den Krieg im freien Felde. Die Anschwellung der Armee auf diesen
Kriegsfuß, der mehr als das Vierfache des Friedensfußes beträgt, wenn "i-in
den Train hinzuzählt, wird ermöglicht durch die allgemeine Dienstpflicht und
das Reserve" und Landwehrverhältniß. Jeder Mann, der überhaupt zu>"
Dienst ausgehoben wird, dient drei Jahre im stehenden Heer bei der Fahne und
tritt dann auf zwei Jahre in das Nescrveverhältniß, d. h. er bleibt dem¬
jenigen Bataillon der Linie, mit welchem das Landwelirbataillon correspon-
dirt, in dessen Bezirk er seinen Wohnsitz hat. verpflichtet. Nach Ablauf die¬
ser Frist von fünf Jahren tritt er aus sieben Jahre zur Landwehr ersten Auf¬
gebots, endlich bis zum zurückgelegten ncunnnddreißigsten Lebensjahr zur Land-
wehr zweiten Aufgebots über. Die Landwehr zweiten Aufgebotes ist vorzugsweise
zur Bildung der Festungsbesatzungen bestimmt, überhaupt zum Dienste in den
Provinzen, aus welchen sie hervorgeht. Daß dies nicht ganz streng aufrecht
erhalten werden kann, versteht sich von selbst. Die Dienstpflicht in Preußen
ist eine allgemeine; aber es wird dieselbe durchaus nicht ans alle jungen
Männer angewendet; es wird nicht jeder junge Preuße in das stehende He^
eingestellt, um für den Waffendienst ausgebildet zu werden. Es treten
Preußen jährlich etwa 120.000 junge Leute in das einundzwanzigste Lebens
jähr. Der Fricdensstand des gesummten Heeres beträgt nun, wie wir oben
sahen, etwa 130,000 Mann. Schlecht gerechnet wird man davon wo
20.000 Mann zählen können, welche aus dem militärischen Berufe entweder
den ihres Lebens gemacht haben oder doch länger als drei Jahre im Heere diene",
z. B. die Unteroffiziere, welche auf eine Civilanstellung speculiren. Da nun
die Dienstzeit der Conseribirten drei Jahre beträgt, so können in das stehende
Heer jährlich nicht mehr als etwa 37,000 Mann, d. h. noch nicht ein Dritte
der ganzen verfügbaren Mannschaft eingereiht werden. Von dieser Mann¬
schaft ist allerdings nicht alles gesund und körperlich tüchtig genug zum Dienst-
Aber wenn man nicht ganz überspannte Anforderungen an die Tüchtigkeit ste^-
wenn man überlegt, daß auch im Kriege nicht jede Art des Dienstes gte>e^
Anstrengungen und gleiche Kräfte erfordert, so ergibt sich, daß von den
120,000 Leuten, welche jährlich in Preußen in das einundzwanzigste Lebens¬
jahr eintreten, nur etwa 15.000. allerhöchstens 20.000 als körperlich untückM
auszuscheiden sind. Man hat sich aber in Preußen, wie anderswo gewöhn -
die Summe der Conscriptionspflichtigen als einen Stoff zu betrachten, von
welchen: man ebenso viel abschneidet als man braucht, um das Heer vvllzühl'ö
zu erhalten. Da dieser Stoff nun sehr reichlich vorhanden ist, verfährt uno
-- wenigstens principiell -- äußert wählerisch und nimmt nur die allerbesten
Leute. Es werden in Preußen mindestens doppelt, ja dreimal so viele Eon-


Zieht man davon für den Train, sonstige Nichtcomvattanten und die Festungs'
besatzungen etwa 200,000 Mann ad, so blieben noch 350,000 Combattcmten
sür den Krieg im freien Felde. Die Anschwellung der Armee auf diesen
Kriegsfuß, der mehr als das Vierfache des Friedensfußes beträgt, wenn "i-in
den Train hinzuzählt, wird ermöglicht durch die allgemeine Dienstpflicht und
das Reserve» und Landwehrverhältniß. Jeder Mann, der überhaupt zu>"
Dienst ausgehoben wird, dient drei Jahre im stehenden Heer bei der Fahne und
tritt dann auf zwei Jahre in das Nescrveverhältniß, d. h. er bleibt dem¬
jenigen Bataillon der Linie, mit welchem das Landwelirbataillon correspon-
dirt, in dessen Bezirk er seinen Wohnsitz hat. verpflichtet. Nach Ablauf die¬
ser Frist von fünf Jahren tritt er aus sieben Jahre zur Landwehr ersten Auf¬
gebots, endlich bis zum zurückgelegten ncunnnddreißigsten Lebensjahr zur Land-
wehr zweiten Aufgebots über. Die Landwehr zweiten Aufgebotes ist vorzugsweise
zur Bildung der Festungsbesatzungen bestimmt, überhaupt zum Dienste in den
Provinzen, aus welchen sie hervorgeht. Daß dies nicht ganz streng aufrecht
erhalten werden kann, versteht sich von selbst. Die Dienstpflicht in Preußen
ist eine allgemeine; aber es wird dieselbe durchaus nicht ans alle jungen
Männer angewendet; es wird nicht jeder junge Preuße in das stehende He^
eingestellt, um für den Waffendienst ausgebildet zu werden. Es treten
Preußen jährlich etwa 120.000 junge Leute in das einundzwanzigste Lebens
jähr. Der Fricdensstand des gesummten Heeres beträgt nun, wie wir oben
sahen, etwa 130,000 Mann. Schlecht gerechnet wird man davon wo
20.000 Mann zählen können, welche aus dem militärischen Berufe entweder
den ihres Lebens gemacht haben oder doch länger als drei Jahre im Heere diene»,
z. B. die Unteroffiziere, welche auf eine Civilanstellung speculiren. Da nun
die Dienstzeit der Conseribirten drei Jahre beträgt, so können in das stehende
Heer jährlich nicht mehr als etwa 37,000 Mann, d. h. noch nicht ein Dritte
der ganzen verfügbaren Mannschaft eingereiht werden. Von dieser Mann¬
schaft ist allerdings nicht alles gesund und körperlich tüchtig genug zum Dienst-
Aber wenn man nicht ganz überspannte Anforderungen an die Tüchtigkeit ste^-
wenn man überlegt, daß auch im Kriege nicht jede Art des Dienstes gte>e^
Anstrengungen und gleiche Kräfte erfordert, so ergibt sich, daß von den
120,000 Leuten, welche jährlich in Preußen in das einundzwanzigste Lebens¬
jahr eintreten, nur etwa 15.000. allerhöchstens 20.000 als körperlich untückM
auszuscheiden sind. Man hat sich aber in Preußen, wie anderswo gewöhn -
die Summe der Conscriptionspflichtigen als einen Stoff zu betrachten, von
welchen: man ebenso viel abschneidet als man braucht, um das Heer vvllzühl'ö
zu erhalten. Da dieser Stoff nun sehr reichlich vorhanden ist, verfährt uno
— wenigstens principiell — äußert wählerisch und nimmt nur die allerbesten
Leute. Es werden in Preußen mindestens doppelt, ja dreimal so viele Eon-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/362>, abgerufen am 28.12.2024.