Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.Packthiere das Fünf- und Sechsfache der sonst üblichen Miethe ab und läßt Es war verabredet, daß ich den Generalconsul auf der Tour nach Je""' Der Besuch galt dem arabischen Christen Antoni Avub, der in Ramleh Packthiere das Fünf- und Sechsfache der sonst üblichen Miethe ab und läßt Es war verabredet, daß ich den Generalconsul auf der Tour nach Je»»' Der Besuch galt dem arabischen Christen Antoni Avub, der in Ramleh <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107850"/> <p xml:id="ID_863" prev="#ID_862"> Packthiere das Fünf- und Sechsfache der sonst üblichen Miethe ab und läßt<lb/> sie. deren Vermögensumstände von den Geistlichen daheim, die sie zur Wall¬<lb/> fahrt anregen, den Klöstern in Palästina förmlich avisirt werden, überhaupt<lb/> nichts ohne Geld haben. Auf brennende Tage' folgen kalte Nächte auf den<lb/> Fließen von Klosterhöfen, auf die beschwerliche Landreise durch das Gebirge<lb/> und die Wüste wieder die Meerfahrt mit ihren Entbehrungen und Schrecken.<lb/> Dennoch wird das Gebet der palästinensischen Mönche um eine gute Pilger-<lb/> ernte jedes Jahr erhört. Wer glaubt da noch, daß in der östlichen Welt<lb/> die westliche ist bei diesen Pilgerfahrten verhältnißmäßig wenig betheiligt<lb/> das neunzehnte Jahrhundert schon angebrochen sei?'</p><lb/> <p xml:id="ID_864"> Es war verabredet, daß ich den Generalconsul auf der Tour nach Je»»'<lb/> Sälen begleiten sollte, und zwar hatten wir den zweiten Tag nach unsrer<lb/> Ankunft in Jaffa zum Aufbruch bestimmt. Regen aber und Mangel an geeig¬<lb/> neten Pferden so wie die Befürchtung, für mich während der Ostertage in<lb/> Jerusalem kein Unterkommen zu finden, ließen uns noch vierundzwanzig Stunde»<lb/> länger mit der Abreise warten. Ich mußte mich mit den Scharen der heim¬<lb/> kehrenden Hadschis trösten, die der stärker gewordenen Brandung wegen eben¬<lb/> falls nicht fortkonnten, und überdies hatte ich den Aufschub nicht zu bereuen,<lb/> da wir in der Zwischenzeit einen Besuch in einem der Landhäuser vor der<lb/> Stadt machten, der mich in den Kreis einer arabischen Familie einführte.</p><lb/> <p xml:id="ID_865" next="#ID_866"> Der Besuch galt dem arabischen Christen Antoni Avub, der in Ramleh<lb/> die Stelle eines östreichischen Consularagenten bekleidete, jetzt aber in der Nähe<lb/> von Jaffa wohnt, wo er beträchtlichen Landbesitz hat. Unsre Gesellschaft<lb/> bestand aus dem Generalconsul, dem Agenten des östreichischen Lloyd in<lb/> Jaffa, einem böhmischen Architekten, welcher den Ausbau des neuen<lb/> östreichischen Hospizes in Jerusalem leitete, und einem Armenier, der bei<lb/> dem Generalconsulat als Kanzler angestellt war. Wir waren, da das<lb/> Spazierengehen hier zu Lande der Hitze wegen unbequem und überdies<lb/> einen Consul schon unpassend, für einen Herrn Generalconsul aber grndezu un¬<lb/> anständig ist, sämmtlich beritten, auch zogen uns die beiden Kawaschen des<lb/> Generalconsuls in prächtiger türkischer Gala, die blitzenden silberbcschlagne»<lb/> Portiersstäbe, ihr Amtszeichen, in die Steigbügel gestemmt, als Herolde voran-<lb/> Unser Weg führte durch die Gärten, die mit ihrer üppigen Vegetation bewiesen-<lb/> daß das gelobte Land da, wo Gewässer die erforderliche Feuchtigkeit spende«,<lb/> auch heute noch zu den fruchtbarsten und anmuthigsten Strichen des Orients gehört-<lb/> Die Wege sind mit riesigen gelbblühenden Kaktus eingehegt. In den Garde»<lb/> sah ich Granatbaume in voller reicher Blüte, mächtige Feigenbäume, hier und<lb/> dort eine alte Sykomore, an der ein Weinstock mit seinen Neben emporkletterte,<lb/> bisweilen eine Palme, vor allem aber Haine von Orangen- und Citronen¬<lb/> bäumen, von denen einige schon in der Fülle goldner Früchte prangten, was-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
Packthiere das Fünf- und Sechsfache der sonst üblichen Miethe ab und läßt
sie. deren Vermögensumstände von den Geistlichen daheim, die sie zur Wall¬
fahrt anregen, den Klöstern in Palästina förmlich avisirt werden, überhaupt
nichts ohne Geld haben. Auf brennende Tage' folgen kalte Nächte auf den
Fließen von Klosterhöfen, auf die beschwerliche Landreise durch das Gebirge
und die Wüste wieder die Meerfahrt mit ihren Entbehrungen und Schrecken.
Dennoch wird das Gebet der palästinensischen Mönche um eine gute Pilger-
ernte jedes Jahr erhört. Wer glaubt da noch, daß in der östlichen Welt
die westliche ist bei diesen Pilgerfahrten verhältnißmäßig wenig betheiligt
das neunzehnte Jahrhundert schon angebrochen sei?'
Es war verabredet, daß ich den Generalconsul auf der Tour nach Je»»'
Sälen begleiten sollte, und zwar hatten wir den zweiten Tag nach unsrer
Ankunft in Jaffa zum Aufbruch bestimmt. Regen aber und Mangel an geeig¬
neten Pferden so wie die Befürchtung, für mich während der Ostertage in
Jerusalem kein Unterkommen zu finden, ließen uns noch vierundzwanzig Stunde»
länger mit der Abreise warten. Ich mußte mich mit den Scharen der heim¬
kehrenden Hadschis trösten, die der stärker gewordenen Brandung wegen eben¬
falls nicht fortkonnten, und überdies hatte ich den Aufschub nicht zu bereuen,
da wir in der Zwischenzeit einen Besuch in einem der Landhäuser vor der
Stadt machten, der mich in den Kreis einer arabischen Familie einführte.
Der Besuch galt dem arabischen Christen Antoni Avub, der in Ramleh
die Stelle eines östreichischen Consularagenten bekleidete, jetzt aber in der Nähe
von Jaffa wohnt, wo er beträchtlichen Landbesitz hat. Unsre Gesellschaft
bestand aus dem Generalconsul, dem Agenten des östreichischen Lloyd in
Jaffa, einem böhmischen Architekten, welcher den Ausbau des neuen
östreichischen Hospizes in Jerusalem leitete, und einem Armenier, der bei
dem Generalconsulat als Kanzler angestellt war. Wir waren, da das
Spazierengehen hier zu Lande der Hitze wegen unbequem und überdies
einen Consul schon unpassend, für einen Herrn Generalconsul aber grndezu un¬
anständig ist, sämmtlich beritten, auch zogen uns die beiden Kawaschen des
Generalconsuls in prächtiger türkischer Gala, die blitzenden silberbcschlagne»
Portiersstäbe, ihr Amtszeichen, in die Steigbügel gestemmt, als Herolde voran-
Unser Weg führte durch die Gärten, die mit ihrer üppigen Vegetation bewiesen-
daß das gelobte Land da, wo Gewässer die erforderliche Feuchtigkeit spende«,
auch heute noch zu den fruchtbarsten und anmuthigsten Strichen des Orients gehört-
Die Wege sind mit riesigen gelbblühenden Kaktus eingehegt. In den Garde»
sah ich Granatbaume in voller reicher Blüte, mächtige Feigenbäume, hier und
dort eine alte Sykomore, an der ein Weinstock mit seinen Neben emporkletterte,
bisweilen eine Palme, vor allem aber Haine von Orangen- und Citronen¬
bäumen, von denen einige schon in der Fülle goldner Früchte prangten, was-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |