Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.und wirft klafterhohe Wellen, während über dem zornigen Elemente die reinste Leider sind die der Küste zunächst liegenden Anhöhen ganz kahl, weil Sehr reich ist Asturien an geflügeltem Wildpret, an wilden Enten, Gän¬ und wirft klafterhohe Wellen, während über dem zornigen Elemente die reinste Leider sind die der Küste zunächst liegenden Anhöhen ganz kahl, weil Sehr reich ist Asturien an geflügeltem Wildpret, an wilden Enten, Gän¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107145"/> <p xml:id="ID_263" prev="#ID_262"> und wirft klafterhohe Wellen, während über dem zornigen Elemente die reinste<lb/> Himmelsbläue sich spannt. Wen ließe es wol gleichgiltig, wenn er in dunk¬<lb/> ler Nacht die Meereswogen beobachtet, die sich dumpf brausend und phosphor¬<lb/> artig leuchtend an der Küste brechen, während aus den Bergen die eigen¬<lb/> thümlichen, schwermüthigen Melodien der asturischen Volkslieder herüber¬<lb/> klingen!</p><lb/> <p xml:id="ID_264"> Leider sind die der Küste zunächst liegenden Anhöhen ganz kahl, weil<lb/> in früherer Zeit aller Wald dort weggeschlagen worden ist, um das Holz zu<lb/> Schiff nach dem südlichen Spanien zu schaffen. Weiter oben im Gebirge und<lb/> in Galizien gibt es noch große Massen Wald, nur wird damit jetzt dasselbe<lb/> Unwesen getrieben wie früher mit jenen. In Muros, einige Stunden weiter<lb/> hinauf, tief in den Bergen und Wäldern lebt seit etlichen Jahren ein deutscher<lb/> Forstmann, aus Darmstadt gebürtig, und dirigirt dort für eine englische Ge¬<lb/> sellschaft die Füllung von Eichenwäldern zu Schiffbauholz, das dann in dem<lb/> kleinen Hafen Pravia nach England verschifft wird. Dort ist das Land auf<lb/> weite Strecken ganz unbewohnt, sehr rauh, im Winter mit tiefem schneebe¬<lb/> deckt und mit nichts als dichtem Wald, wahrem Urwald bewachsen. Dort<lb/> Hausen noch Wölfe und Bären, auch einzelne Gemsen werden angetroffen, das<lb/> Naturaliencabinet der Universität Oviedo enthält von allen dreien sehr schöne<lb/> einheimische Exemplare. In besonders großer Menge gibt es aber im ganzen<lb/> Lande Raubvögel; unter ihnen zeichnen sich die Geier aus, von denen man<lb/> mitunter kolossale Exemplare zu Gesicht bekommt. In den untern Gegenden<lb/> sind die Füchse über die Maßen zahlreich und unverschämt. Kürzlich erst schoß<lb/> ich einen von meinem Fenster aus, grade als er im Begriff war, mit einem<lb/> unsrer fettesten Hähne zu entwischen. Das Gouvernement in Oviedo zahlt<lb/> für jeden erlegten Fuchs eine Prämie von sechs Realen, weshalb die Bauern<lb/> sie häufig jagen und die Ohren der erlegten nach Oviedo tragen, um sie gegen<lb/> den ausgesetzten Preis auszutauschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_265" next="#ID_266"> Sehr reich ist Asturien an geflügeltem Wildpret, an wilden Enten, Gän¬<lb/> sen, Schnepfen, Wachteln und Rebhühnern; letztere sind von dem gemeinen deut¬<lb/> schen Rebhuhn verschieden, sie haben rothe Köpfe und Beine, was ihnen einsehr<lb/> zierliches Aussehen gibt. Es ist merkwürdig, welche große Zahl von Varie¬<lb/> täten der nämlichen Art, besonders unter den Wasservögeln hier vorkommt;<lb/> von Enten, Wasserhühnern und dergl. sind mir deren schon fünf bis sechs<lb/> vorgekommen. Etwa anderthalb Stunden nordwestlich von Aviles liegt eine<lb/> kleine unbewohnte Felseninsel, Deba. Sie ist ganz von wildwachsenden<lb/> Niesenkohl bedeckt, in welchem viele Tausende von wilden Kaninchen Hausen,<lb/> und der sie aller Nahrungssorgen überhebt. Außer ihnen wird das Eiland<lb/> «ur noch von einer zahllosen Menge Seemöven bewohnt, die auf den kahlen,<lb/> der Sonne zugekehrten Theilen des Bodens ihre Nester bauen und den Felsen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
und wirft klafterhohe Wellen, während über dem zornigen Elemente die reinste
Himmelsbläue sich spannt. Wen ließe es wol gleichgiltig, wenn er in dunk¬
ler Nacht die Meereswogen beobachtet, die sich dumpf brausend und phosphor¬
artig leuchtend an der Küste brechen, während aus den Bergen die eigen¬
thümlichen, schwermüthigen Melodien der asturischen Volkslieder herüber¬
klingen!
Leider sind die der Küste zunächst liegenden Anhöhen ganz kahl, weil
in früherer Zeit aller Wald dort weggeschlagen worden ist, um das Holz zu
Schiff nach dem südlichen Spanien zu schaffen. Weiter oben im Gebirge und
in Galizien gibt es noch große Massen Wald, nur wird damit jetzt dasselbe
Unwesen getrieben wie früher mit jenen. In Muros, einige Stunden weiter
hinauf, tief in den Bergen und Wäldern lebt seit etlichen Jahren ein deutscher
Forstmann, aus Darmstadt gebürtig, und dirigirt dort für eine englische Ge¬
sellschaft die Füllung von Eichenwäldern zu Schiffbauholz, das dann in dem
kleinen Hafen Pravia nach England verschifft wird. Dort ist das Land auf
weite Strecken ganz unbewohnt, sehr rauh, im Winter mit tiefem schneebe¬
deckt und mit nichts als dichtem Wald, wahrem Urwald bewachsen. Dort
Hausen noch Wölfe und Bären, auch einzelne Gemsen werden angetroffen, das
Naturaliencabinet der Universität Oviedo enthält von allen dreien sehr schöne
einheimische Exemplare. In besonders großer Menge gibt es aber im ganzen
Lande Raubvögel; unter ihnen zeichnen sich die Geier aus, von denen man
mitunter kolossale Exemplare zu Gesicht bekommt. In den untern Gegenden
sind die Füchse über die Maßen zahlreich und unverschämt. Kürzlich erst schoß
ich einen von meinem Fenster aus, grade als er im Begriff war, mit einem
unsrer fettesten Hähne zu entwischen. Das Gouvernement in Oviedo zahlt
für jeden erlegten Fuchs eine Prämie von sechs Realen, weshalb die Bauern
sie häufig jagen und die Ohren der erlegten nach Oviedo tragen, um sie gegen
den ausgesetzten Preis auszutauschen.
Sehr reich ist Asturien an geflügeltem Wildpret, an wilden Enten, Gän¬
sen, Schnepfen, Wachteln und Rebhühnern; letztere sind von dem gemeinen deut¬
schen Rebhuhn verschieden, sie haben rothe Köpfe und Beine, was ihnen einsehr
zierliches Aussehen gibt. Es ist merkwürdig, welche große Zahl von Varie¬
täten der nämlichen Art, besonders unter den Wasservögeln hier vorkommt;
von Enten, Wasserhühnern und dergl. sind mir deren schon fünf bis sechs
vorgekommen. Etwa anderthalb Stunden nordwestlich von Aviles liegt eine
kleine unbewohnte Felseninsel, Deba. Sie ist ganz von wildwachsenden
Niesenkohl bedeckt, in welchem viele Tausende von wilden Kaninchen Hausen,
und der sie aller Nahrungssorgen überhebt. Außer ihnen wird das Eiland
«ur noch von einer zahllosen Menge Seemöven bewohnt, die auf den kahlen,
der Sonne zugekehrten Theilen des Bodens ihre Nester bauen und den Felsen
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