Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.gibt es fast nirgend und das hohe Wasser läßt sich nicht mehr durchwaten. Nie, mit Ausnahme einiger Nächte im Januar, wo es schneeig riecht, Dieses milde Klima zeitigt die schönsten Früchte und Gemüse in seltener Einzelne Gegenden sind von hoher landschaftlicher Schönheit. Am Ein¬ gibt es fast nirgend und das hohe Wasser läßt sich nicht mehr durchwaten. Nie, mit Ausnahme einiger Nächte im Januar, wo es schneeig riecht, Dieses milde Klima zeitigt die schönsten Früchte und Gemüse in seltener Einzelne Gegenden sind von hoher landschaftlicher Schönheit. Am Ein¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0097" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107144"/> <p xml:id="ID_259" prev="#ID_258"> gibt es fast nirgend und das hohe Wasser läßt sich nicht mehr durchwaten.<lb/> Große juchtene Wasserstiefeln und Kautschukmäntel sind dann für jeden, der<lb/> sich im Freien bewegt, unentbehrlich. Vor kurzem hatte ich in Begleitung<lb/> eines Bekannten in solcher Jahreszeit einen Ausflug in das Innere zumachen-<lb/> zwei Stunden vor Oviedo von der Fahrstraße abbiegend, hatten wir auf psad-<lb/> losem Weg fast unser Ziel erreicht, als uns kurz davor ein Nebenflüßchen des<lb/> Raton den Weg versperrte, das durch die Regengüsse zu einem ansehnlichen<lb/> Strom geschwollen war. Wir ließen die Pferde in einer Bauernhütte, und<lb/> da es keinen Nachen gab, fuhren wir in einem hohlen Baumstamm über den<lb/> Fluß. Zum Rudern dieses improvistrten Kanoes lieferte uns der Bauer eine<lb/> alte Schippe und das Instrument, womit er das Brot in den Backofen schiebt.</p><lb/> <p xml:id="ID_260"> Nie, mit Ausnahme einiger Nächte im Januar, wo es schneeig riecht,<lb/> sinkt das Thermometer unter 0. Bald daraus erwacht die Pflanzenwelt von<lb/> neuem, und Anfang Februar ist schon wieder alles, von der Wiese bis zu<lb/> den Feigen und Kastanien mit dem frischesten Grün bedeckt. Im Mai beträgt<lb/> die mittlere Tagestcmperatur 20" C. Schon Oviedo, welches rings von<lb/> Gebirgen umschlossen, bedeutend höher liegt, hat ein viel ranheres Klima.<lb/> Die gesunde Lust an der Küste lockt daher alljährlich viele Gäste aus dem<lb/> Innern herbei. Ganze Karavanen derselben kommen im Sommer herbei,<lb/> namentlich um auf dem Ararat (den Dünen) von Gijon und Aviles das See¬<lb/> bad zu genießen, und alle, Herren und Damen auf ihren buntgeschirrten, mit<lb/> Glöckchen behangenen Maulthieren reitend, beleben dann die Gegend aufs<lb/> anmuthigste.</p><lb/> <p xml:id="ID_261"> Dieses milde Klima zeitigt die schönsten Früchte und Gemüse in seltener<lb/> Güte. Im Januar erscheinen täglich fast auf unserm Tische Schoten, Blumen¬<lb/> kohl :c., die im neuen Jahr in unserm Garten gepflückt sind, Anfang April<lb/> gibt es die aromatischesten Erdbeeren und Melonen, und beides in solcher<lb/> Fülle, daß man sie um einen Spottpreis kauft. Pfirsiche. Aprikosen und<lb/> Feigen werden wie in Deutschland die Aepfel verkauft und gegessen.</p><lb/> <p xml:id="ID_262" next="#ID_263"> Einzelne Gegenden sind von hoher landschaftlicher Schönheit. Am Ein¬<lb/> gang des Hafens von Aviles auf einer senkrechten Felswand liegen die<lb/> Ruinen eines alten Forts, das ehedem zur Vertheidigung der Haseneinfahrt<lb/> gedient hat; unter dem Trümmerhaufen liegen noch viele lange gußeiserne<lb/> Kanonen, die aber keine Inschrift tragen. Von diesem Castillo aus hat man<lb/> eine wundervolle Aussicht auf das Meer, das sich zu Füßen an dem Felsen<lb/> bricht, aus die Stadt Aviles selbst, auf einen großen Theil der Küste und des<lb/> Innern, wo die Schneeberge den Horizont begrenzen. Einen unbeschreiblichen<lb/> Anblick gewährt es. wenn beim heitersten Wetter plötzlich das Meer anfängt<lb/> wild zu werden. Dann wissen wir. daß es weiter nördlich, im Kanal. Sturm<lb/> gegeben hat. Bis hierher wird dann die Fläche aufgewühlt und schäumt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0097]
gibt es fast nirgend und das hohe Wasser läßt sich nicht mehr durchwaten.
Große juchtene Wasserstiefeln und Kautschukmäntel sind dann für jeden, der
sich im Freien bewegt, unentbehrlich. Vor kurzem hatte ich in Begleitung
eines Bekannten in solcher Jahreszeit einen Ausflug in das Innere zumachen-
zwei Stunden vor Oviedo von der Fahrstraße abbiegend, hatten wir auf psad-
losem Weg fast unser Ziel erreicht, als uns kurz davor ein Nebenflüßchen des
Raton den Weg versperrte, das durch die Regengüsse zu einem ansehnlichen
Strom geschwollen war. Wir ließen die Pferde in einer Bauernhütte, und
da es keinen Nachen gab, fuhren wir in einem hohlen Baumstamm über den
Fluß. Zum Rudern dieses improvistrten Kanoes lieferte uns der Bauer eine
alte Schippe und das Instrument, womit er das Brot in den Backofen schiebt.
Nie, mit Ausnahme einiger Nächte im Januar, wo es schneeig riecht,
sinkt das Thermometer unter 0. Bald daraus erwacht die Pflanzenwelt von
neuem, und Anfang Februar ist schon wieder alles, von der Wiese bis zu
den Feigen und Kastanien mit dem frischesten Grün bedeckt. Im Mai beträgt
die mittlere Tagestcmperatur 20" C. Schon Oviedo, welches rings von
Gebirgen umschlossen, bedeutend höher liegt, hat ein viel ranheres Klima.
Die gesunde Lust an der Küste lockt daher alljährlich viele Gäste aus dem
Innern herbei. Ganze Karavanen derselben kommen im Sommer herbei,
namentlich um auf dem Ararat (den Dünen) von Gijon und Aviles das See¬
bad zu genießen, und alle, Herren und Damen auf ihren buntgeschirrten, mit
Glöckchen behangenen Maulthieren reitend, beleben dann die Gegend aufs
anmuthigste.
Dieses milde Klima zeitigt die schönsten Früchte und Gemüse in seltener
Güte. Im Januar erscheinen täglich fast auf unserm Tische Schoten, Blumen¬
kohl :c., die im neuen Jahr in unserm Garten gepflückt sind, Anfang April
gibt es die aromatischesten Erdbeeren und Melonen, und beides in solcher
Fülle, daß man sie um einen Spottpreis kauft. Pfirsiche. Aprikosen und
Feigen werden wie in Deutschland die Aepfel verkauft und gegessen.
Einzelne Gegenden sind von hoher landschaftlicher Schönheit. Am Ein¬
gang des Hafens von Aviles auf einer senkrechten Felswand liegen die
Ruinen eines alten Forts, das ehedem zur Vertheidigung der Haseneinfahrt
gedient hat; unter dem Trümmerhaufen liegen noch viele lange gußeiserne
Kanonen, die aber keine Inschrift tragen. Von diesem Castillo aus hat man
eine wundervolle Aussicht auf das Meer, das sich zu Füßen an dem Felsen
bricht, aus die Stadt Aviles selbst, auf einen großen Theil der Küste und des
Innern, wo die Schneeberge den Horizont begrenzen. Einen unbeschreiblichen
Anblick gewährt es. wenn beim heitersten Wetter plötzlich das Meer anfängt
wild zu werden. Dann wissen wir. daß es weiter nördlich, im Kanal. Sturm
gegeben hat. Bis hierher wird dann die Fläche aufgewühlt und schäumt
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