Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.und was man wolle. Die Holländer wurden in ihrer eignen Sprache an Durch dieses rücksichtslose Benehmen der Engländer wurden die Japa¬ Alle Schiffe, welche den Holländern in Nangasaki in diesen Jahren zukamen, und was man wolle. Die Holländer wurden in ihrer eignen Sprache an Durch dieses rücksichtslose Benehmen der Engländer wurden die Japa¬ Alle Schiffe, welche den Holländern in Nangasaki in diesen Jahren zukamen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107105"/> <p xml:id="ID_145" prev="#ID_144"> und was man wolle. Die Holländer wurden in ihrer eignen Sprache an<lb/> Bord eingeladen, wo sie fanden, daß es nicht das erwartete Schiff war, son¬<lb/> dern die englische Fregatte Phaöton, welche jenes suchte, um es zu kapern.<lb/> Die Japanesen ruderten, ohne sich mit der Fregatte in Verbindung gesetzt zu<lb/> haben, nach der Stadt zurück, wo ihr Bericht von dem fremden Fahrzeug die<lb/> Behörden nicht wenig verwunderte. Der Gouverneur gerieth in den äußersten<lb/> Zorn, der sich steigerte, als der Engländer ohne Lootsen bis vor den innern<lb/> Hafen fuhr und ein Boot nach dem Ufer schickte, welches einen Brief von<lb/> den an Bord behaltenen Holländern überbrachte, in dem gesagt wurde, die<lb/> Fremden forderten Lebensmittel und Wasser und drohten im Weigerungsfall<lb/> sämmtliche Dschonken im Hafen zu verbrennen. Der Gouverneur mußte, da<lb/> die Besatzung des Hafenwachthauses statt aus tausend Mann nur aus siebzig<lb/> bestand, dem Verlangen der Engländer nachgeben. Er sann aber auf Rache,<lb/> indem er das Schiff hinzuhalten strebte, und mittlerweile Vorkehrungen traf,<lb/> dasselbe durch eine Flotille von Booten, die mit brennendem Schilf und Reis¬<lb/> stroh versehen waren, in Brand zu stecken. Der Plan mißlang, indem die<lb/> Fregatte sich, nach dem sie die verlangten Provisionen eingenommen, entfernte,<lb/> und der Gouverneur, welcher die Ungnade des Kaisers zu fürchten hatte, gab<lb/> sich aus landesübliche Weise, d. h. indem er sich den Bauch aufschlitzte, den<lb/> Tod, ein Beispiel, welchem mehre andere Beamte folgten.</p><lb/> <p xml:id="ID_146"> Durch dieses rücksichtslose Benehmen der Engländer wurden die Japa¬<lb/> nesen nur noch abgeneigter, sich mit ausländischen Mächten in Verbindung zu<lb/> setzen, und ihr Haß war gegen die britische Flagge jetzt so groß wie gegen<lb/> die russische.</p><lb/> <p xml:id="ID_147" next="#ID_148"> Alle Schiffe, welche den Holländern in Nangasaki in diesen Jahren zukamen,<lb/> waren, da der Krieg hie holländische Flagge von der See vertrieben, Amerikaner,<lb/> Bremer oder Dänen. Bis 1809 kamen dieselben regelmäßig jedes Jahr von Ba-<lb/> tavia an. dann aber ließ sich bis 1813 keines mehr sehen, und nicht einmal eine<lb/> Nachricht von daheim erreichte die einsamen Bewohner der holländischen Fac-<lb/> torei auf Decima. Ihre europäische Kleidung wurde zu Fetzen, ihre Lebens¬<lb/> mittel begannen ihnen auszugehen. Sie mußten japanesische Stoffe tragen,<lb/> und sich statt der gewohnten holsteinischen Butter des einheimischen Oels be¬<lb/> dienen. Wie groß war daher ihr Entzücken, als im März 1813 die lang¬<lb/> ersehnten Schiffe erschienen und die seit dem Besuch des Phaöton verabredeten<lb/> besondern Signale machten. Butter und Käse und haarlcmer Bier war wieder<lb/> in Fülle vorhanden für die bisher so schwer bedrängten Kinder des Landes<lb/> der Windmühlen und Treckschuiten. Aber die Schiffe brachten zugleich etwas<lb/> weniger Angenehmes. Sie brachten einen Brief, in welchem stand, daß Holland<lb/> dem französischen Kaiserthum einverleibt sei, daß England Besitz von den<lb/> niederländischen Kolonien in Ostasien ergriffen habe, und daß die Ueberbringer</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
und was man wolle. Die Holländer wurden in ihrer eignen Sprache an
Bord eingeladen, wo sie fanden, daß es nicht das erwartete Schiff war, son¬
dern die englische Fregatte Phaöton, welche jenes suchte, um es zu kapern.
Die Japanesen ruderten, ohne sich mit der Fregatte in Verbindung gesetzt zu
haben, nach der Stadt zurück, wo ihr Bericht von dem fremden Fahrzeug die
Behörden nicht wenig verwunderte. Der Gouverneur gerieth in den äußersten
Zorn, der sich steigerte, als der Engländer ohne Lootsen bis vor den innern
Hafen fuhr und ein Boot nach dem Ufer schickte, welches einen Brief von
den an Bord behaltenen Holländern überbrachte, in dem gesagt wurde, die
Fremden forderten Lebensmittel und Wasser und drohten im Weigerungsfall
sämmtliche Dschonken im Hafen zu verbrennen. Der Gouverneur mußte, da
die Besatzung des Hafenwachthauses statt aus tausend Mann nur aus siebzig
bestand, dem Verlangen der Engländer nachgeben. Er sann aber auf Rache,
indem er das Schiff hinzuhalten strebte, und mittlerweile Vorkehrungen traf,
dasselbe durch eine Flotille von Booten, die mit brennendem Schilf und Reis¬
stroh versehen waren, in Brand zu stecken. Der Plan mißlang, indem die
Fregatte sich, nach dem sie die verlangten Provisionen eingenommen, entfernte,
und der Gouverneur, welcher die Ungnade des Kaisers zu fürchten hatte, gab
sich aus landesübliche Weise, d. h. indem er sich den Bauch aufschlitzte, den
Tod, ein Beispiel, welchem mehre andere Beamte folgten.
Durch dieses rücksichtslose Benehmen der Engländer wurden die Japa¬
nesen nur noch abgeneigter, sich mit ausländischen Mächten in Verbindung zu
setzen, und ihr Haß war gegen die britische Flagge jetzt so groß wie gegen
die russische.
Alle Schiffe, welche den Holländern in Nangasaki in diesen Jahren zukamen,
waren, da der Krieg hie holländische Flagge von der See vertrieben, Amerikaner,
Bremer oder Dänen. Bis 1809 kamen dieselben regelmäßig jedes Jahr von Ba-
tavia an. dann aber ließ sich bis 1813 keines mehr sehen, und nicht einmal eine
Nachricht von daheim erreichte die einsamen Bewohner der holländischen Fac-
torei auf Decima. Ihre europäische Kleidung wurde zu Fetzen, ihre Lebens¬
mittel begannen ihnen auszugehen. Sie mußten japanesische Stoffe tragen,
und sich statt der gewohnten holsteinischen Butter des einheimischen Oels be¬
dienen. Wie groß war daher ihr Entzücken, als im März 1813 die lang¬
ersehnten Schiffe erschienen und die seit dem Besuch des Phaöton verabredeten
besondern Signale machten. Butter und Käse und haarlcmer Bier war wieder
in Fülle vorhanden für die bisher so schwer bedrängten Kinder des Landes
der Windmühlen und Treckschuiten. Aber die Schiffe brachten zugleich etwas
weniger Angenehmes. Sie brachten einen Brief, in welchem stand, daß Holland
dem französischen Kaiserthum einverleibt sei, daß England Besitz von den
niederländischen Kolonien in Ostasien ergriffen habe, und daß die Ueberbringer
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