Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.so ging die Sache nach Jeddo. Die Antwort ließ volle sechs Monate auf Der Gesandte war außer sich vor Aerger über diese Abweisung. Er Zu dieser Zeit wurde in Jrkutsk eine japanesische Professur gegründet, so ging die Sache nach Jeddo. Die Antwort ließ volle sechs Monate auf Der Gesandte war außer sich vor Aerger über diese Abweisung. Er Zu dieser Zeit wurde in Jrkutsk eine japanesische Professur gegründet, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0057" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107104"/> <p xml:id="ID_142" prev="#ID_141"> so ging die Sache nach Jeddo. Die Antwort ließ volle sechs Monate auf<lb/> sich warten, und während dieser ganzen Zeit durste nur der Gesandte mit<lb/> seinem aus sieben Personen bestehenden Gefolge die Stadt betreten, alle andern<lb/> mußten auf dem Schiffe bleiben, welches mit Wachtbooten umstellt wurde.<lb/> Endlich kam der Bescheid vom Siogun. Er bestand in einer sehr höflich, aber<lb/> zugleich sehr entschieden abgefaßten Weigerung, sich auf den Wunsch der Russe»<lb/> nach Eröffnung eines Handelsverkehrs mit Japan einzulassen. Nicht einmal<lb/> die mitgebrachten Geschenke wurden angenommen, und zwar lehnte man sie unter<lb/> dem Vorwand ab, daß man durch ihre Annahme genöthigt sein würde, einen Ge¬<lb/> sandten mit Gegengeschenken nach Rußland zu schicken, wogegen das seit hundert<lb/> und fünfzig Jahren giltige Gesetz Streite, welches allen Bewohnern Japans das<lb/> Reisen in fremde Länder untersage. Was die gewünschten Verkehrsbeziehungen<lb/> anlange, so hätte Japan wenig oder keine Bedürfnisse, welche das Ausland<lb/> liefern könne, die Holländer schafften herbei, was man etwa nöthig habe, und<lb/> so gebe man sich der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß die russische Negierung<lb/> ihre Absichten in dieser Hinsicht fallen lassen würde. Der Kaiser danke für<lb/> die Heimführung seiner schiffbrüchigen Unterthanen, bitte aber, dieselben künstig<lb/> nur in holländischen oder chinesischen Schiffen zurückzusenden. Damit wünschte<lb/> man dem Gesandten Gesundheit, Ruhm und Sieg über seine Feinde, womit<lb/> er entlassen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_143"> Der Gesandte war außer sich vor Aerger über diese Abweisung. Er<lb/> segelte sofort nach Ochotsk und schickte von hier zwei kleine Kriegsschiffe nach<lb/> Japan, welche den hochmüthigen Japanesen seinen Verdruß fühlen lassen soll¬<lb/> ten. Die Schiffe segelten an der Küste von Sagalin hin, plünderten die dor¬<lb/> tigen Ortschaften, führten mehre Bewohner als Gefangene mit sich fort und<lb/> ließen geschriebene Bekanntmachungen zurück, welche sagten, alles dies sei<lb/> geschehen wegen der ungebührlichen Behandlung, welche dem Botschafter Ru߬<lb/> lands zu Theil geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_144" next="#ID_145"> Zu dieser Zeit wurde in Jrkutsk eine japanesische Professur gegründet,<lb/> die man mit einem schiffbrüchigen Japanesen besetzte, welcher zum Christen¬<lb/> thum übergetreten war. 1807 erschien das amerikanische Schiff Eclipse, welches<lb/> für die russisch-amerikanische Gesellschaft fuhr und deshalb die russische Flagge<lb/> führte, auf der Rhede von Nangasccki, um Handel zu treiben. Es mußte die<lb/> Naggc streichen und wurde dann unentgeltlich mit Lebensmitteln und Wasser<lb/> versehen, konnte aber seine Absicht auf weiteren Verkehr mit dem Lande nicht<lb/> erreichen. Im Herbst 1808 um die Zeit, wo das holländische Schiff sich ein¬<lb/> zustellen pflegte, warf ein Fahrzeug in der Bucht von Nangasaki Anker, welches<lb/> durch seine Größe und Bauart die Hollander wie die Japanesen in Bestürzung<lb/> versetzte. Zwei Holländer in einem Boote und mehre japnnesische Beamte<lb/> w einem andern begaben sich nach demselben, um zu fragen, wer man sei</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
so ging die Sache nach Jeddo. Die Antwort ließ volle sechs Monate auf
sich warten, und während dieser ganzen Zeit durste nur der Gesandte mit
seinem aus sieben Personen bestehenden Gefolge die Stadt betreten, alle andern
mußten auf dem Schiffe bleiben, welches mit Wachtbooten umstellt wurde.
Endlich kam der Bescheid vom Siogun. Er bestand in einer sehr höflich, aber
zugleich sehr entschieden abgefaßten Weigerung, sich auf den Wunsch der Russe»
nach Eröffnung eines Handelsverkehrs mit Japan einzulassen. Nicht einmal
die mitgebrachten Geschenke wurden angenommen, und zwar lehnte man sie unter
dem Vorwand ab, daß man durch ihre Annahme genöthigt sein würde, einen Ge¬
sandten mit Gegengeschenken nach Rußland zu schicken, wogegen das seit hundert
und fünfzig Jahren giltige Gesetz Streite, welches allen Bewohnern Japans das
Reisen in fremde Länder untersage. Was die gewünschten Verkehrsbeziehungen
anlange, so hätte Japan wenig oder keine Bedürfnisse, welche das Ausland
liefern könne, die Holländer schafften herbei, was man etwa nöthig habe, und
so gebe man sich der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß die russische Negierung
ihre Absichten in dieser Hinsicht fallen lassen würde. Der Kaiser danke für
die Heimführung seiner schiffbrüchigen Unterthanen, bitte aber, dieselben künstig
nur in holländischen oder chinesischen Schiffen zurückzusenden. Damit wünschte
man dem Gesandten Gesundheit, Ruhm und Sieg über seine Feinde, womit
er entlassen war.
Der Gesandte war außer sich vor Aerger über diese Abweisung. Er
segelte sofort nach Ochotsk und schickte von hier zwei kleine Kriegsschiffe nach
Japan, welche den hochmüthigen Japanesen seinen Verdruß fühlen lassen soll¬
ten. Die Schiffe segelten an der Küste von Sagalin hin, plünderten die dor¬
tigen Ortschaften, führten mehre Bewohner als Gefangene mit sich fort und
ließen geschriebene Bekanntmachungen zurück, welche sagten, alles dies sei
geschehen wegen der ungebührlichen Behandlung, welche dem Botschafter Ru߬
lands zu Theil geworden.
Zu dieser Zeit wurde in Jrkutsk eine japanesische Professur gegründet,
die man mit einem schiffbrüchigen Japanesen besetzte, welcher zum Christen¬
thum übergetreten war. 1807 erschien das amerikanische Schiff Eclipse, welches
für die russisch-amerikanische Gesellschaft fuhr und deshalb die russische Flagge
führte, auf der Rhede von Nangasccki, um Handel zu treiben. Es mußte die
Naggc streichen und wurde dann unentgeltlich mit Lebensmitteln und Wasser
versehen, konnte aber seine Absicht auf weiteren Verkehr mit dem Lande nicht
erreichen. Im Herbst 1808 um die Zeit, wo das holländische Schiff sich ein¬
zustellen pflegte, warf ein Fahrzeug in der Bucht von Nangasaki Anker, welches
durch seine Größe und Bauart die Hollander wie die Japanesen in Bestürzung
versetzte. Zwei Holländer in einem Boote und mehre japnnesische Beamte
w einem andern begaben sich nach demselben, um zu fragen, wer man sei
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