Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

garda lange nicht die entscheidende Kraft haben sonnte als eine solche am
untern Tessin. sagen nur bei Bereguardo, bei welcher die Franzosen von Süden
her kamen, während die Oestreicher weiter nordwärts standen.

Am 4. Juni um Mittag war an der Brücke von Buffalora von fran¬
zösischer Seite allein die Grenadierdivision der Kaisergarde, mit ihr Napoleon
der Dritte. Er wartete ungeduldig auf die Ankunft des Canrobertschen Corps,
auf den Beginn des Feuers von Mac Mahon.

Mac Mahon hatte am Morgen seine Truppen noch nicht beisammen,
endlich kam die Division Espinasse an; von den Piemontesen war noch nichts
zu sehen, erst gegen Mittag erreichte eine Division von ihnen die Brücke von
Turbigo.

Nun zögerte Mac Mahon nicht länger; er formirte die französischen Trup¬
pen in zwei Colonnen und drang rechts auf Buffalora, links auf Magenta
vor; gegen zwei Uhr Nachmittags hörte Napoleon an der Brücke von S. Mar-
tino sein Feuer. Obgleich noch nichts von dem Corps Canroberts zu sehen
war -- der Marschall scheint es hier getrieben zu haben, wie in der Krim
-- ließ nun Napoleon doch sofort die Gardegrenadiere von der Brücke von
S. Martino auf die Stellung der Oestreichs am Naviglio grande (zweites Corps)
vorgehn. Buffalora und Ponte ti Magenta wurden von denselben genom¬
men; indessen zog Giulay eine Division des siebenten Corps dorthin vor und
eroberte die Stellung zurück. Der Kampf auf diesem Punkte war äußerst
hartnäckig. Was wir hier in wenige Zeilen zusammenfassen müssen, war die
Arbeit mehrer Stunden. Es war mehr als fünf Uhr Abends, als endlich eine
Brigade Canroberts von der Division Renault das Schlachtfeld erreichte,
bald darauf kam auch die Division Vinoy vom Niclschen Corps an. welche
Napoleon von Trecate hatte.herbeirufen lassen, als er um zwei Uhr die Garde-
grenadicre zum Angriff vorgehn ließ und noch nichts von Canrobcrt zu er¬
blicken war; dann traf noch später der Rest der Division Renault und die
Division Trochu vom Corps Canroberts auf dein Schlachtfelde ein,

Um die Zeit, als die ersten Truppen Canroberts erschienen, schritt etwa
das dritte östreichische Corps von Abbiategrasso aus zum Angriff auf die
rechte Flanke der Franzosen; diese mußten sich auf die Vertheidigung vor der
Brücke von S. Martino beschränken, ihr Angriff kam ins Stocken; doch die
nachkommenden Truppen von Niet, mit den Gardegrenadieren vereinigt,
vertrieben die Diviston des siebenten Corps, welche den Frontalkampf führte,
wieder aus ihren Stellungen, die nachkommenden Truppen Canroberts konnten
sich gegen das dritte Corps wenden und hinderten dies schließlich am Vordringen.

Von sechs Uhr ab war nicht blos durch das Herankommen frischer Truppen,
sondern auch durch das erneute Vordringen Mac Masons neues Feuer in
den französischen Angriff von S. Martino aus gebracht worden.


garda lange nicht die entscheidende Kraft haben sonnte als eine solche am
untern Tessin. sagen nur bei Bereguardo, bei welcher die Franzosen von Süden
her kamen, während die Oestreicher weiter nordwärts standen.

Am 4. Juni um Mittag war an der Brücke von Buffalora von fran¬
zösischer Seite allein die Grenadierdivision der Kaisergarde, mit ihr Napoleon
der Dritte. Er wartete ungeduldig auf die Ankunft des Canrobertschen Corps,
auf den Beginn des Feuers von Mac Mahon.

Mac Mahon hatte am Morgen seine Truppen noch nicht beisammen,
endlich kam die Division Espinasse an; von den Piemontesen war noch nichts
zu sehen, erst gegen Mittag erreichte eine Division von ihnen die Brücke von
Turbigo.

Nun zögerte Mac Mahon nicht länger; er formirte die französischen Trup¬
pen in zwei Colonnen und drang rechts auf Buffalora, links auf Magenta
vor; gegen zwei Uhr Nachmittags hörte Napoleon an der Brücke von S. Mar-
tino sein Feuer. Obgleich noch nichts von dem Corps Canroberts zu sehen
war — der Marschall scheint es hier getrieben zu haben, wie in der Krim
— ließ nun Napoleon doch sofort die Gardegrenadiere von der Brücke von
S. Martino auf die Stellung der Oestreichs am Naviglio grande (zweites Corps)
vorgehn. Buffalora und Ponte ti Magenta wurden von denselben genom¬
men; indessen zog Giulay eine Division des siebenten Corps dorthin vor und
eroberte die Stellung zurück. Der Kampf auf diesem Punkte war äußerst
hartnäckig. Was wir hier in wenige Zeilen zusammenfassen müssen, war die
Arbeit mehrer Stunden. Es war mehr als fünf Uhr Abends, als endlich eine
Brigade Canroberts von der Division Renault das Schlachtfeld erreichte,
bald darauf kam auch die Division Vinoy vom Niclschen Corps an. welche
Napoleon von Trecate hatte.herbeirufen lassen, als er um zwei Uhr die Garde-
grenadicre zum Angriff vorgehn ließ und noch nichts von Canrobcrt zu er¬
blicken war; dann traf noch später der Rest der Division Renault und die
Division Trochu vom Corps Canroberts auf dein Schlachtfelde ein,

Um die Zeit, als die ersten Truppen Canroberts erschienen, schritt etwa
das dritte östreichische Corps von Abbiategrasso aus zum Angriff auf die
rechte Flanke der Franzosen; diese mußten sich auf die Vertheidigung vor der
Brücke von S. Martino beschränken, ihr Angriff kam ins Stocken; doch die
nachkommenden Truppen von Niet, mit den Gardegrenadieren vereinigt,
vertrieben die Diviston des siebenten Corps, welche den Frontalkampf führte,
wieder aus ihren Stellungen, die nachkommenden Truppen Canroberts konnten
sich gegen das dritte Corps wenden und hinderten dies schließlich am Vordringen.

Von sechs Uhr ab war nicht blos durch das Herankommen frischer Truppen,
sondern auch durch das erneute Vordringen Mac Masons neues Feuer in
den französischen Angriff von S. Martino aus gebracht worden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0504" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107551"/>
            <p xml:id="ID_1572" prev="#ID_1571"> garda lange nicht die entscheidende Kraft haben sonnte als eine solche am<lb/>
untern Tessin. sagen nur bei Bereguardo, bei welcher die Franzosen von Süden<lb/>
her kamen, während die Oestreicher weiter nordwärts standen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1573"> Am 4. Juni um Mittag war an der Brücke von Buffalora von fran¬<lb/>
zösischer Seite allein die Grenadierdivision der Kaisergarde, mit ihr Napoleon<lb/>
der Dritte. Er wartete ungeduldig auf die Ankunft des Canrobertschen Corps,<lb/>
auf den Beginn des Feuers von Mac Mahon.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1574"> Mac Mahon hatte am Morgen seine Truppen noch nicht beisammen,<lb/>
endlich kam die Division Espinasse an; von den Piemontesen war noch nichts<lb/>
zu sehen, erst gegen Mittag erreichte eine Division von ihnen die Brücke von<lb/>
Turbigo.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1575"> Nun zögerte Mac Mahon nicht länger; er formirte die französischen Trup¬<lb/>
pen in zwei Colonnen und drang rechts auf Buffalora, links auf Magenta<lb/>
vor; gegen zwei Uhr Nachmittags hörte Napoleon an der Brücke von S. Mar-<lb/>
tino sein Feuer. Obgleich noch nichts von dem Corps Canroberts zu sehen<lb/>
war &#x2014; der Marschall scheint es hier getrieben zu haben, wie in der Krim<lb/>
&#x2014; ließ nun Napoleon doch sofort die Gardegrenadiere von der Brücke von<lb/>
S. Martino auf die Stellung der Oestreichs am Naviglio grande (zweites Corps)<lb/>
vorgehn. Buffalora und Ponte ti Magenta wurden von denselben genom¬<lb/>
men; indessen zog Giulay eine Division des siebenten Corps dorthin vor und<lb/>
eroberte die Stellung zurück. Der Kampf auf diesem Punkte war äußerst<lb/>
hartnäckig. Was wir hier in wenige Zeilen zusammenfassen müssen, war die<lb/>
Arbeit mehrer Stunden. Es war mehr als fünf Uhr Abends, als endlich eine<lb/>
Brigade Canroberts von der Division Renault das Schlachtfeld erreichte,<lb/>
bald darauf kam auch die Division Vinoy vom Niclschen Corps an. welche<lb/>
Napoleon von Trecate hatte.herbeirufen lassen, als er um zwei Uhr die Garde-<lb/>
grenadicre zum Angriff vorgehn ließ und noch nichts von Canrobcrt zu er¬<lb/>
blicken war; dann traf noch später der Rest der Division Renault und die<lb/>
Division Trochu vom Corps Canroberts auf dein Schlachtfelde ein,</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1576"> Um die Zeit, als die ersten Truppen Canroberts erschienen, schritt etwa<lb/>
das dritte östreichische Corps von Abbiategrasso aus zum Angriff auf die<lb/>
rechte Flanke der Franzosen; diese mußten sich auf die Vertheidigung vor der<lb/>
Brücke von S. Martino beschränken, ihr Angriff kam ins Stocken; doch die<lb/>
nachkommenden Truppen von Niet, mit den Gardegrenadieren vereinigt,<lb/>
vertrieben die Diviston des siebenten Corps, welche den Frontalkampf führte,<lb/>
wieder aus ihren Stellungen, die nachkommenden Truppen Canroberts konnten<lb/>
sich gegen das dritte Corps wenden und hinderten dies schließlich am Vordringen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1577"> Von sechs Uhr ab war nicht blos durch das Herankommen frischer Truppen,<lb/>
sondern auch durch das erneute Vordringen Mac Masons neues Feuer in<lb/>
den französischen Angriff von S. Martino aus gebracht worden.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0504] garda lange nicht die entscheidende Kraft haben sonnte als eine solche am untern Tessin. sagen nur bei Bereguardo, bei welcher die Franzosen von Süden her kamen, während die Oestreicher weiter nordwärts standen. Am 4. Juni um Mittag war an der Brücke von Buffalora von fran¬ zösischer Seite allein die Grenadierdivision der Kaisergarde, mit ihr Napoleon der Dritte. Er wartete ungeduldig auf die Ankunft des Canrobertschen Corps, auf den Beginn des Feuers von Mac Mahon. Mac Mahon hatte am Morgen seine Truppen noch nicht beisammen, endlich kam die Division Espinasse an; von den Piemontesen war noch nichts zu sehen, erst gegen Mittag erreichte eine Division von ihnen die Brücke von Turbigo. Nun zögerte Mac Mahon nicht länger; er formirte die französischen Trup¬ pen in zwei Colonnen und drang rechts auf Buffalora, links auf Magenta vor; gegen zwei Uhr Nachmittags hörte Napoleon an der Brücke von S. Mar- tino sein Feuer. Obgleich noch nichts von dem Corps Canroberts zu sehen war — der Marschall scheint es hier getrieben zu haben, wie in der Krim — ließ nun Napoleon doch sofort die Gardegrenadiere von der Brücke von S. Martino auf die Stellung der Oestreichs am Naviglio grande (zweites Corps) vorgehn. Buffalora und Ponte ti Magenta wurden von denselben genom¬ men; indessen zog Giulay eine Division des siebenten Corps dorthin vor und eroberte die Stellung zurück. Der Kampf auf diesem Punkte war äußerst hartnäckig. Was wir hier in wenige Zeilen zusammenfassen müssen, war die Arbeit mehrer Stunden. Es war mehr als fünf Uhr Abends, als endlich eine Brigade Canroberts von der Division Renault das Schlachtfeld erreichte, bald darauf kam auch die Division Vinoy vom Niclschen Corps an. welche Napoleon von Trecate hatte.herbeirufen lassen, als er um zwei Uhr die Garde- grenadicre zum Angriff vorgehn ließ und noch nichts von Canrobcrt zu er¬ blicken war; dann traf noch später der Rest der Division Renault und die Division Trochu vom Corps Canroberts auf dein Schlachtfelde ein, Um die Zeit, als die ersten Truppen Canroberts erschienen, schritt etwa das dritte östreichische Corps von Abbiategrasso aus zum Angriff auf die rechte Flanke der Franzosen; diese mußten sich auf die Vertheidigung vor der Brücke von S. Martino beschränken, ihr Angriff kam ins Stocken; doch die nachkommenden Truppen von Niet, mit den Gardegrenadieren vereinigt, vertrieben die Diviston des siebenten Corps, welche den Frontalkampf führte, wieder aus ihren Stellungen, die nachkommenden Truppen Canroberts konnten sich gegen das dritte Corps wenden und hinderten dies schließlich am Vordringen. Von sechs Uhr ab war nicht blos durch das Herankommen frischer Truppen, sondern auch durch das erneute Vordringen Mac Masons neues Feuer in den französischen Angriff von S. Martino aus gebracht worden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/504
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/504>, abgerufen am 22.12.2024.