Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.drängt er die Oestreicher immer nordwärts in der ihnen verderblichsten Rich¬ Wir supponiren diese Berechnung Napoleon des Dritten als möglich, Nun hatten die Oestreicher ein Detachement gegen Turbigo, die Division Für Giulay hieß die Parole: zäher defensiver Kampf gegen Napoleons Die Gewalt der Umstände war auch so groß, daß unwillkürlich die Dinge Man sieht nun, daß die französische Anordnung zwar den Oestreichern drängt er die Oestreicher immer nordwärts in der ihnen verderblichsten Rich¬ Wir supponiren diese Berechnung Napoleon des Dritten als möglich, Nun hatten die Oestreicher ein Detachement gegen Turbigo, die Division Für Giulay hieß die Parole: zäher defensiver Kampf gegen Napoleons Die Gewalt der Umstände war auch so groß, daß unwillkürlich die Dinge Man sieht nun, daß die französische Anordnung zwar den Oestreichern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0503" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107550"/> <p xml:id="ID_1566" prev="#ID_1565"> drängt er die Oestreicher immer nordwärts in der ihnen verderblichsten Rich¬<lb/> tung von Mailand ab. Was nicht strategisch, das hat er taktisch auf dem<lb/> Schlachtfeld selbst erreicht, er hat in der Schlacht nur die eine Sorge, wie<lb/> er sich baldmöglichst mit Mac Mahon vereinigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1567"> Wir supponiren diese Berechnung Napoleon des Dritten als möglich,<lb/> wollen aber zugleich zeigen, daß ein Erfolg dieser Art sehr unwahrscheinlich<lb/> war. Die Grundaufstcllung der Oestreicher kreuzte nicht die Straße von No- .<lb/> vara nach Mailand, sondern befand sich südlich davon, wir können sie etwa<lb/> durch die Punkte Corbetta und Avbiategrasso bezeichnen; diese Linie macht<lb/> mir der Straße von Novara nach Mailand einen ziemlich spitzen Winkel, sie<lb/> ist z» derselben eine wahre Flankenstellung. Die Grundzüge einer großen Auf¬<lb/> stellung schließen nicht einzelne Detachemcnts in abweichenden Richtungen aus,<lb/> sie werden aber davon nicht berührt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1568"> Nun hatten die Oestreicher ein Detachement gegen Turbigo, die Division<lb/> Cordon. Begann Mac Mahon den Angriff von Turbigo, während dann erst<lb/> derjenige von Buffalora folgen sollte, so mußten die Oestreichs auf die ihnen<lb/> hier drohende Gefahr augenblicklich aufmerksam werden und es konnte nicht<lb/> die Rede davon sein, daß sie sich nordwärts locken ließen. Vielmehr mußten<lb/> sie gleichsam mit der Nase auf die Ausnutzung ihrer Flankenstellung gestoßen<lb/> werden, welche dann allerdings mehr oder minder geschickt ausfallen konnte,<lb/> je nachdem sie mit Bewußtsein oder rein instinctiv vorgenommen ward.</p><lb/> <p xml:id="ID_1569"> Für Giulay hieß die Parole: zäher defensiver Kampf gegen Napoleons<lb/> linken Flügel (Mac Mahon) mit dem eignen rechten, allmäliges Zurückweichen<lb/> dieses letztem von Cuggiono auf Magenta und Buffalora mit Euunischnng von<lb/> Offensivstößen bei passenden Gelegenheiten; kräftige Offensive mit dem eignen<lb/> linken Flügel von Abbiategrasso her am Ticino auswärts gegen den Eisen-<lb/> bahndaMm von Novara nach Mailand in-der Gegend der Brücke von S. Mar¬<lb/> tins und des Naviglio grande (Ponte ti Magenta).</p><lb/> <p xml:id="ID_1570"> Die Gewalt der Umstände war auch so groß, daß unwillkürlich die Dinge<lb/> in diese Richtung gedrängt wurden, nur fehlte es auf östreichischer Seite an<lb/> der Präcision der Auffassung; daraus folgte einerseits eine unangemessene Ver-<lb/> theilnng der Streitkräfte. so daß der linke Flügel verhültnißmäßig zu schwach<lb/> blieb und der rechte zu stark, so paradox dies nach dein Ausgang der Schlacht<lb/> scheinen mag, andererseits eine unangemessene Vermischung von frontaler Ver¬<lb/> theidigung und Flankenangriff, so daß es nicht faßbar genug erschien, daß<lb/> dieser letztere dominiren müsse.</p><lb/> <p xml:id="ID_1571" next="#ID_1572"> Man sieht nun, daß die französische Anordnung zwar den Oestreichern<lb/> den Rückzug auf Mailand verlegen konnte, aber ihnen nicht den Rückzug über¬<lb/> haupt unmöglich macken, der ihnen vielmehr hier an den untern Lambro und<lb/> die untere Adda stets offen bleiben mußte; daß also die Schlacht von Mo.«</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0503]
drängt er die Oestreicher immer nordwärts in der ihnen verderblichsten Rich¬
tung von Mailand ab. Was nicht strategisch, das hat er taktisch auf dem
Schlachtfeld selbst erreicht, er hat in der Schlacht nur die eine Sorge, wie
er sich baldmöglichst mit Mac Mahon vereinigt.
Wir supponiren diese Berechnung Napoleon des Dritten als möglich,
wollen aber zugleich zeigen, daß ein Erfolg dieser Art sehr unwahrscheinlich
war. Die Grundaufstcllung der Oestreicher kreuzte nicht die Straße von No- .
vara nach Mailand, sondern befand sich südlich davon, wir können sie etwa
durch die Punkte Corbetta und Avbiategrasso bezeichnen; diese Linie macht
mir der Straße von Novara nach Mailand einen ziemlich spitzen Winkel, sie
ist z» derselben eine wahre Flankenstellung. Die Grundzüge einer großen Auf¬
stellung schließen nicht einzelne Detachemcnts in abweichenden Richtungen aus,
sie werden aber davon nicht berührt.
Nun hatten die Oestreicher ein Detachement gegen Turbigo, die Division
Cordon. Begann Mac Mahon den Angriff von Turbigo, während dann erst
derjenige von Buffalora folgen sollte, so mußten die Oestreichs auf die ihnen
hier drohende Gefahr augenblicklich aufmerksam werden und es konnte nicht
die Rede davon sein, daß sie sich nordwärts locken ließen. Vielmehr mußten
sie gleichsam mit der Nase auf die Ausnutzung ihrer Flankenstellung gestoßen
werden, welche dann allerdings mehr oder minder geschickt ausfallen konnte,
je nachdem sie mit Bewußtsein oder rein instinctiv vorgenommen ward.
Für Giulay hieß die Parole: zäher defensiver Kampf gegen Napoleons
linken Flügel (Mac Mahon) mit dem eignen rechten, allmäliges Zurückweichen
dieses letztem von Cuggiono auf Magenta und Buffalora mit Euunischnng von
Offensivstößen bei passenden Gelegenheiten; kräftige Offensive mit dem eignen
linken Flügel von Abbiategrasso her am Ticino auswärts gegen den Eisen-
bahndaMm von Novara nach Mailand in-der Gegend der Brücke von S. Mar¬
tins und des Naviglio grande (Ponte ti Magenta).
Die Gewalt der Umstände war auch so groß, daß unwillkürlich die Dinge
in diese Richtung gedrängt wurden, nur fehlte es auf östreichischer Seite an
der Präcision der Auffassung; daraus folgte einerseits eine unangemessene Ver-
theilnng der Streitkräfte. so daß der linke Flügel verhültnißmäßig zu schwach
blieb und der rechte zu stark, so paradox dies nach dein Ausgang der Schlacht
scheinen mag, andererseits eine unangemessene Vermischung von frontaler Ver¬
theidigung und Flankenangriff, so daß es nicht faßbar genug erschien, daß
dieser letztere dominiren müsse.
Man sieht nun, daß die französische Anordnung zwar den Oestreichern
den Rückzug auf Mailand verlegen konnte, aber ihnen nicht den Rückzug über¬
haupt unmöglich macken, der ihnen vielmehr hier an den untern Lambro und
die untere Adda stets offen bleiben mußte; daß also die Schlacht von Mo.«
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