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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Stellung bei Magenta, Front gegen den Tessin, die erste Linie am Naviglio
grande bei Ponte ti Magenta, eine Division -- Cordon, rechts detachirt gegen
Turbigo zur Beobachtung Mac Masons; das siebente Corps, Zobel, links
oder südlich von dem vorigen bei Corbetta; das dritte Corps, Schwarzenberg,
links Zobel, bei Abbiategrasso, also in der Flanke der französischen Richtung
von S. Martins über Magenta auf Mailand; das fünfte Corps war aus
dem Marsche nach Abbiategrasso und letzterem Orte schon nahe.

Dies sind die fünf Corps, auf welche Giulay an diesem Tage mit Be¬
stimmtheit zählen konnte. Abbiategrasso liegt eine starke deutsche Meile von
dem Eisenbahndamm, diesen in der Nähe des Tessin angenommen; diese Me le
war von einem Armeecorps, welches sich auss Gefecht bereit halten muß, doch
in drei, spätestens vier Stunden zurückzulegen; das fünfte Armeecorps mochte
eine Stunde mehr haben.

Das achte Armeecorps war am 4. im Marsche von Binasco aus nach
Norden; es hatte tue Direction auf Bcstazzo östlich Abbiategrasso; Binasco
ist von Magenta drei Meilen entfernt; welche für ein Armeecorps ein Gewalt¬
marsch sind. Auf das achte Corps. Benedek, war also für den 4. nicht mehr
zu rechnen, doch allerdings für den 5. Juni. Es konnte für diesen eine Re¬
serve geben. Auf das neunte Armeecorps, Schaafgottsch, durfte am 4. durch¬
aus nicht gerechnet werden, da es sich noch am Tessin unterhalb Pavia und
am Po befand.

Die fünf verfügbaren Corps machten ein Total von beiläufig 125,000
M. aus.

Die ganze allenfalls verfügbare Macht der Verbündeten haben wir auf
150,000 M. berechnet. Es wird sich aber bald zeigen, daß auch diese nicht
alle herankommen konnten, daß mindestens 50,000 M. ungefähr ebenso weit
auf dieser Seite zurück waren, als auf östreichischer das achte Corps, so daß
in der That die Verbündeten nicht leicht mehr als 100,000 M. am 4. ins
Gefecht bringen konnten. Die Uebermacht ist daher auf Seiten der Oestreicher
anzunehmen.

Unter den einmal gegebenen Verhältnissen, wie stellte sich die Lage der
Schlacht?

Napoleon will in Front über S. Martino angreifen und zugleich den
rechten Flügel der Oestreicher, deren Stellung er sich etwa auf der Linie Cug-
giono-Abbiategrasso denkt, von Turbigo her umgehn. Er will mit dem
Fronlangriff warten, bis das Manöver Mac Masons von Turbigo her im
Gange ist, vielleicht rechnet er daraus, daß die Oestreicher sich durch Mac Ma¬
sons Angriff nach Norden ziehen lassen, nach Cuggiono hinauf, während ihm
gegenüber bei Bnffalora und Ponte de Magenta nur geringe Kräfte stehen
bleiben, mit denen er leichter fertig werden kann. Gelingt nun dies, so


Stellung bei Magenta, Front gegen den Tessin, die erste Linie am Naviglio
grande bei Ponte ti Magenta, eine Division — Cordon, rechts detachirt gegen
Turbigo zur Beobachtung Mac Masons; das siebente Corps, Zobel, links
oder südlich von dem vorigen bei Corbetta; das dritte Corps, Schwarzenberg,
links Zobel, bei Abbiategrasso, also in der Flanke der französischen Richtung
von S. Martins über Magenta auf Mailand; das fünfte Corps war aus
dem Marsche nach Abbiategrasso und letzterem Orte schon nahe.

Dies sind die fünf Corps, auf welche Giulay an diesem Tage mit Be¬
stimmtheit zählen konnte. Abbiategrasso liegt eine starke deutsche Meile von
dem Eisenbahndamm, diesen in der Nähe des Tessin angenommen; diese Me le
war von einem Armeecorps, welches sich auss Gefecht bereit halten muß, doch
in drei, spätestens vier Stunden zurückzulegen; das fünfte Armeecorps mochte
eine Stunde mehr haben.

Das achte Armeecorps war am 4. im Marsche von Binasco aus nach
Norden; es hatte tue Direction auf Bcstazzo östlich Abbiategrasso; Binasco
ist von Magenta drei Meilen entfernt; welche für ein Armeecorps ein Gewalt¬
marsch sind. Auf das achte Corps. Benedek, war also für den 4. nicht mehr
zu rechnen, doch allerdings für den 5. Juni. Es konnte für diesen eine Re¬
serve geben. Auf das neunte Armeecorps, Schaafgottsch, durfte am 4. durch¬
aus nicht gerechnet werden, da es sich noch am Tessin unterhalb Pavia und
am Po befand.

Die fünf verfügbaren Corps machten ein Total von beiläufig 125,000
M. aus.

Die ganze allenfalls verfügbare Macht der Verbündeten haben wir auf
150,000 M. berechnet. Es wird sich aber bald zeigen, daß auch diese nicht
alle herankommen konnten, daß mindestens 50,000 M. ungefähr ebenso weit
auf dieser Seite zurück waren, als auf östreichischer das achte Corps, so daß
in der That die Verbündeten nicht leicht mehr als 100,000 M. am 4. ins
Gefecht bringen konnten. Die Uebermacht ist daher auf Seiten der Oestreicher
anzunehmen.

Unter den einmal gegebenen Verhältnissen, wie stellte sich die Lage der
Schlacht?

Napoleon will in Front über S. Martino angreifen und zugleich den
rechten Flügel der Oestreicher, deren Stellung er sich etwa auf der Linie Cug-
giono-Abbiategrasso denkt, von Turbigo her umgehn. Er will mit dem
Fronlangriff warten, bis das Manöver Mac Masons von Turbigo her im
Gange ist, vielleicht rechnet er daraus, daß die Oestreicher sich durch Mac Ma¬
sons Angriff nach Norden ziehen lassen, nach Cuggiono hinauf, während ihm
gegenüber bei Bnffalora und Ponte de Magenta nur geringe Kräfte stehen
bleiben, mit denen er leichter fertig werden kann. Gelingt nun dies, so


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/502>, abgerufen am 22.12.2024.