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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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rückte das Corps von Mac Mahon früh Morgens gegen den Tessin ab und
zwar mit der Division Motterouge, bei welcher sich Mac Mahon selbst befand,
auf Ponte ti Turbigo, mit der Division Espinasse auf die Brücke von Bufsa-
lora. Espinasse sunt den Brückenkopf von S. Martina verlassen und in ihm
stehen gebliebene Geschütze. Mac Mahon begann die Brücken von Turbigo
zu überschreiten.

Jenseits stieß er bei Robecclaetto auf Oestreicher; es war die Spitze der
Division Cordon des ersten Corps, welche Clam Gallas dorthin gesendet hatte.
Es kam hier von zwei Uhr Mittags ab zu einem Gefecht, in welchem Mac
Mahon zwölf Bataillone der Division Motterouge engagirte, voran die drei
Bataillone der afrikanischen Schützen, der sogenannten Turcos. Die Oestreicher
wurden zurückgeschlagen, scheinen aber auch keine sonderlichen Anstrengungen
gemacht zu haben. Es war wieder eine jener berüchtigten Recognoscirungen,
welche die östreichischen Generale auch heute noch außerordentlich zu lieben
scheinen, bei denen sie ganze Divisionen ausschicken, lediglich um zu sehen,
was doch ein einzelner Generalstabsofsizier bewerkstelligen könnte.

Auf die Meldungen von Mac Mahon hin, bestimmte Napoleon den 4. Juni
für den völligen Uebergang über den Tessin.

Die Truppen werden folgendermaßen vertheilt: Mac Mahon soll von
Ponte ti Turbigo aus in die rechte Flanke der östreichischen Armee, die man
sich in einer Frontalstellung zur Deckung Mailands parallel dem Tessin und
an dessen linken Ufer dachte, auf Buffalora und Magenta manövriren, er er¬
hält zu seiner Disposition die Voltigeurdivision der Kaisergarde, ferner sein
ganzes Armeecorps, weshalb die Division Espinasse von Trecate aus Ponte
ti Turbigo marschirt, um hier ans linke Ufer überzugehn; endlich folgen ihm
die sämmtlichen disponibeln Divisionen (wahrscheinlich vier) der sardinischen
Armee. Die ganze Summe der Truppen, welche hier übergehen sollten,
betrug schlecht gerechnet 80,000 M.

Bei Buffalora oder S. Martins über die dortige Brücke, welche so un¬
vollkommen von den Oestreichern gesprengt ist, daß die Passage gar nicht
unterbrochen ist, geht die Grenadierdivision der Kaisergarde unter General
Mellinet über, um die östreichische Stellung, wie man sie sich dächte, in Front
anzugreifen. Zu ihrer Unterstützung folgt das Corps Ccmroberts. welches
vorläufig an der Brücke von S. Martina am rechten Ufer stehen bleibt. Dies
gibt eine Truppenmasse von mindestens 40,000 M.

Endlich bildet das Corps des General Niet, vor kurzem auch auf>drei
Divisionen gebracht, also etwa 30,000 M. stark, hinter Trecate und Galliate
die allgemeine Reserve.

Die wirkliche Stellung der Oestreicher am Morgen des 4. Juni war folgende:

Das erste Corps. Clam Gallas, und das zweite, Liechtenstein, in der Haupt-


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rückte das Corps von Mac Mahon früh Morgens gegen den Tessin ab und
zwar mit der Division Motterouge, bei welcher sich Mac Mahon selbst befand,
auf Ponte ti Turbigo, mit der Division Espinasse auf die Brücke von Bufsa-
lora. Espinasse sunt den Brückenkopf von S. Martina verlassen und in ihm
stehen gebliebene Geschütze. Mac Mahon begann die Brücken von Turbigo
zu überschreiten.

Jenseits stieß er bei Robecclaetto auf Oestreicher; es war die Spitze der
Division Cordon des ersten Corps, welche Clam Gallas dorthin gesendet hatte.
Es kam hier von zwei Uhr Mittags ab zu einem Gefecht, in welchem Mac
Mahon zwölf Bataillone der Division Motterouge engagirte, voran die drei
Bataillone der afrikanischen Schützen, der sogenannten Turcos. Die Oestreicher
wurden zurückgeschlagen, scheinen aber auch keine sonderlichen Anstrengungen
gemacht zu haben. Es war wieder eine jener berüchtigten Recognoscirungen,
welche die östreichischen Generale auch heute noch außerordentlich zu lieben
scheinen, bei denen sie ganze Divisionen ausschicken, lediglich um zu sehen,
was doch ein einzelner Generalstabsofsizier bewerkstelligen könnte.

Auf die Meldungen von Mac Mahon hin, bestimmte Napoleon den 4. Juni
für den völligen Uebergang über den Tessin.

Die Truppen werden folgendermaßen vertheilt: Mac Mahon soll von
Ponte ti Turbigo aus in die rechte Flanke der östreichischen Armee, die man
sich in einer Frontalstellung zur Deckung Mailands parallel dem Tessin und
an dessen linken Ufer dachte, auf Buffalora und Magenta manövriren, er er¬
hält zu seiner Disposition die Voltigeurdivision der Kaisergarde, ferner sein
ganzes Armeecorps, weshalb die Division Espinasse von Trecate aus Ponte
ti Turbigo marschirt, um hier ans linke Ufer überzugehn; endlich folgen ihm
die sämmtlichen disponibeln Divisionen (wahrscheinlich vier) der sardinischen
Armee. Die ganze Summe der Truppen, welche hier übergehen sollten,
betrug schlecht gerechnet 80,000 M.

Bei Buffalora oder S. Martins über die dortige Brücke, welche so un¬
vollkommen von den Oestreichern gesprengt ist, daß die Passage gar nicht
unterbrochen ist, geht die Grenadierdivision der Kaisergarde unter General
Mellinet über, um die östreichische Stellung, wie man sie sich dächte, in Front
anzugreifen. Zu ihrer Unterstützung folgt das Corps Ccmroberts. welches
vorläufig an der Brücke von S. Martina am rechten Ufer stehen bleibt. Dies
gibt eine Truppenmasse von mindestens 40,000 M.

Endlich bildet das Corps des General Niet, vor kurzem auch auf>drei
Divisionen gebracht, also etwa 30,000 M. stark, hinter Trecate und Galliate
die allgemeine Reserve.

Die wirkliche Stellung der Oestreicher am Morgen des 4. Juni war folgende:

Das erste Corps. Clam Gallas, und das zweite, Liechtenstein, in der Haupt-


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[0501] rückte das Corps von Mac Mahon früh Morgens gegen den Tessin ab und zwar mit der Division Motterouge, bei welcher sich Mac Mahon selbst befand, auf Ponte ti Turbigo, mit der Division Espinasse auf die Brücke von Bufsa- lora. Espinasse sunt den Brückenkopf von S. Martina verlassen und in ihm stehen gebliebene Geschütze. Mac Mahon begann die Brücken von Turbigo zu überschreiten. Jenseits stieß er bei Robecclaetto auf Oestreicher; es war die Spitze der Division Cordon des ersten Corps, welche Clam Gallas dorthin gesendet hatte. Es kam hier von zwei Uhr Mittags ab zu einem Gefecht, in welchem Mac Mahon zwölf Bataillone der Division Motterouge engagirte, voran die drei Bataillone der afrikanischen Schützen, der sogenannten Turcos. Die Oestreicher wurden zurückgeschlagen, scheinen aber auch keine sonderlichen Anstrengungen gemacht zu haben. Es war wieder eine jener berüchtigten Recognoscirungen, welche die östreichischen Generale auch heute noch außerordentlich zu lieben scheinen, bei denen sie ganze Divisionen ausschicken, lediglich um zu sehen, was doch ein einzelner Generalstabsofsizier bewerkstelligen könnte. Auf die Meldungen von Mac Mahon hin, bestimmte Napoleon den 4. Juni für den völligen Uebergang über den Tessin. Die Truppen werden folgendermaßen vertheilt: Mac Mahon soll von Ponte ti Turbigo aus in die rechte Flanke der östreichischen Armee, die man sich in einer Frontalstellung zur Deckung Mailands parallel dem Tessin und an dessen linken Ufer dachte, auf Buffalora und Magenta manövriren, er er¬ hält zu seiner Disposition die Voltigeurdivision der Kaisergarde, ferner sein ganzes Armeecorps, weshalb die Division Espinasse von Trecate aus Ponte ti Turbigo marschirt, um hier ans linke Ufer überzugehn; endlich folgen ihm die sämmtlichen disponibeln Divisionen (wahrscheinlich vier) der sardinischen Armee. Die ganze Summe der Truppen, welche hier übergehen sollten, betrug schlecht gerechnet 80,000 M. Bei Buffalora oder S. Martins über die dortige Brücke, welche so un¬ vollkommen von den Oestreichern gesprengt ist, daß die Passage gar nicht unterbrochen ist, geht die Grenadierdivision der Kaisergarde unter General Mellinet über, um die östreichische Stellung, wie man sie sich dächte, in Front anzugreifen. Zu ihrer Unterstützung folgt das Corps Ccmroberts. welches vorläufig an der Brücke von S. Martina am rechten Ufer stehen bleibt. Dies gibt eine Truppenmasse von mindestens 40,000 M. Endlich bildet das Corps des General Niet, vor kurzem auch auf>drei Divisionen gebracht, also etwa 30,000 M. stark, hinter Trecate und Galliate die allgemeine Reserve. Die wirkliche Stellung der Oestreicher am Morgen des 4. Juni war folgende: Das erste Corps. Clam Gallas, und das zweite, Liechtenstein, in der Haupt- 62*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/501>, abgerufen am 22.12.2024.