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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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(S. 185) "Welche Sünde? fragte Lucinde und dachte nur an das Ordnen
des Tisches, über dessen acht Ecken längst ein blendend weißes Damasttuch gebreitet
war, das sich schon mit Tellern. Gedecken, Gläsern, Flaschen, einem Champagner¬
kühler und Dcssertaufsätzen füllte."

Klingsohr faselt weiter über die Erbsünde.

(S. 186) "Nun waren alle Vorrichtungen des Abcndimbisses auss prächtigste
getroffen. Klingsohr streckte sich mit Behagen in einem Fauteuil, an dem eben von
zwei Dienern angerichtet werden sollte. Bei jeder Gelegenheit, wo diese Zeu¬
gen fehlten, ergriff er Lucindens Hand, diese an sich ziehend, mit
Küssen bedeckend."

Wiederum Faseleien über die Erbsünde, lange Citate aus verschiedenen
Dichtern, man schmaust, Klingsohr wird von einer Nadel gestochen, Lucinde
legt -ein nasses Taschentuch auf.

(S. 100) "Dabei war ihr das Brusttuch entfallen und ihr langer dunkler
Nacken schimmerte unbedeckt bis zu den Schultern, ihr bräunlicher Hals bis zu den
hohen Wölbungen ihrer Brust. Eben brachte man zwei Leuchter, je drei brennende
Kerzen."

Die Mahlzeit geht fort, die Gerichte werden beschrieben, von verschiede¬
nen unehelichen Kindern des Kronsyndicus gesprochen.

(S. 192) "Sie essen ja nicht, Doctor! lenkte Lucinde erröthend ein. Ich
trinke! antwortete Klingsohr. Stoß an, sagte er, wie immer je nach der Stimmung
abwechselnd mit Du und Sie."

"Lucindens Unruhe mehrte sich, je näher sie ihrer Eröffnung kam. Sie wußte
nicht, was sie that, als sie fortwährend den Champagner trank, den ihr Klingsohr
einschenkte."

Um anzuknüpfen, fragt Lucinde nach seiner Mutter. Er redet -- mit
fortwährenden Citaten -- so verdreht, daß man ihn eigentlich schon für be¬
trunken halten sollte, wenn nicht -- die Ritter vom Geist immer so redeten.
Es donnert heftig.

(S. 194.) "Klingsohr rückte seinen Sessel dem Divan näher und zog Lucinden
an sich und streichelte ihr Haar und sah ihr in die scheu und ängstlich umblickenden
Augen und hielt die Hand über ihre dunkeln Brauen." -- "Wie das alles zusammen¬
hängt, fuhr Klingsohr fort, weiß ich nicht . . . Lucinde faßte sich jetzt Muth und
spracht ich will es Ihnen sagen--" ..Wie Lucinde fortfuhr und das Ziel ihrer
Eröffnungen immer leiser sprechend schon völlig verständlich angedeutet hatte, ergriff
er ein Glas, schleuderte es wild zu Boden, daß es zersplitterte--" "Ihr seid
wahnsinnig schrie er ... Circe! machst du Menschen zu Eseln? zu Mauleseln?
bin ich verrückt?" -- "Ihr Vater ist der Kronsyndicus! sagte Lucinde mit einer
Festigkeit, als spräche sie von Dingen, die ihrer Jugend völlig angemessen wären.
Ein convulsivisches Gelächter erstickte den ersten Aufschrei des zu seiner übrigen Erre¬
gung nun auch noch halb Berauschten. Ruhig fuhr Lucinde fort: darum sorgt
er für unsere Zukunft. -- Haha! Und nun sprach Klingsohr plötzlich, wie
sich und die ganze Situation parodirend, plattdeutsch, dem ohnehin schon eine


(S. 185) „Welche Sünde? fragte Lucinde und dachte nur an das Ordnen
des Tisches, über dessen acht Ecken längst ein blendend weißes Damasttuch gebreitet
war, das sich schon mit Tellern. Gedecken, Gläsern, Flaschen, einem Champagner¬
kühler und Dcssertaufsätzen füllte."

Klingsohr faselt weiter über die Erbsünde.

(S. 186) „Nun waren alle Vorrichtungen des Abcndimbisses auss prächtigste
getroffen. Klingsohr streckte sich mit Behagen in einem Fauteuil, an dem eben von
zwei Dienern angerichtet werden sollte. Bei jeder Gelegenheit, wo diese Zeu¬
gen fehlten, ergriff er Lucindens Hand, diese an sich ziehend, mit
Küssen bedeckend."

Wiederum Faseleien über die Erbsünde, lange Citate aus verschiedenen
Dichtern, man schmaust, Klingsohr wird von einer Nadel gestochen, Lucinde
legt -ein nasses Taschentuch auf.

(S. 100) „Dabei war ihr das Brusttuch entfallen und ihr langer dunkler
Nacken schimmerte unbedeckt bis zu den Schultern, ihr bräunlicher Hals bis zu den
hohen Wölbungen ihrer Brust. Eben brachte man zwei Leuchter, je drei brennende
Kerzen."

Die Mahlzeit geht fort, die Gerichte werden beschrieben, von verschiede¬
nen unehelichen Kindern des Kronsyndicus gesprochen.

(S. 192) „Sie essen ja nicht, Doctor! lenkte Lucinde erröthend ein. Ich
trinke! antwortete Klingsohr. Stoß an, sagte er, wie immer je nach der Stimmung
abwechselnd mit Du und Sie."

„Lucindens Unruhe mehrte sich, je näher sie ihrer Eröffnung kam. Sie wußte
nicht, was sie that, als sie fortwährend den Champagner trank, den ihr Klingsohr
einschenkte."

Um anzuknüpfen, fragt Lucinde nach seiner Mutter. Er redet — mit
fortwährenden Citaten — so verdreht, daß man ihn eigentlich schon für be¬
trunken halten sollte, wenn nicht — die Ritter vom Geist immer so redeten.
Es donnert heftig.

(S. 194.) „Klingsohr rückte seinen Sessel dem Divan näher und zog Lucinden
an sich und streichelte ihr Haar und sah ihr in die scheu und ängstlich umblickenden
Augen und hielt die Hand über ihre dunkeln Brauen." — „Wie das alles zusammen¬
hängt, fuhr Klingsohr fort, weiß ich nicht . . . Lucinde faßte sich jetzt Muth und
spracht ich will es Ihnen sagen--" ..Wie Lucinde fortfuhr und das Ziel ihrer
Eröffnungen immer leiser sprechend schon völlig verständlich angedeutet hatte, ergriff
er ein Glas, schleuderte es wild zu Boden, daß es zersplitterte--" „Ihr seid
wahnsinnig schrie er ... Circe! machst du Menschen zu Eseln? zu Mauleseln?
bin ich verrückt?" — „Ihr Vater ist der Kronsyndicus! sagte Lucinde mit einer
Festigkeit, als spräche sie von Dingen, die ihrer Jugend völlig angemessen wären.
Ein convulsivisches Gelächter erstickte den ersten Aufschrei des zu seiner übrigen Erre¬
gung nun auch noch halb Berauschten. Ruhig fuhr Lucinde fort: darum sorgt
er für unsere Zukunft. — Haha! Und nun sprach Klingsohr plötzlich, wie
sich und die ganze Situation parodirend, plattdeutsch, dem ohnehin schon eine


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/280>, abgerufen am 22.12.2024.