Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.leiten ausgesetzt bleiben. Das eine Mal fällt uns etwas ein, das Uns per¬ Ein ander Mal trägt freilich ein Irrthum des Briefstellers selbst die Schuld, Grenzboten II. 1359. 32
leiten ausgesetzt bleiben. Das eine Mal fällt uns etwas ein, das Uns per¬ Ein ander Mal trägt freilich ein Irrthum des Briefstellers selbst die Schuld, Grenzboten II. 1359. 32
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0259" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107306"/> <p xml:id="ID_753" prev="#ID_752"> leiten ausgesetzt bleiben. Das eine Mal fällt uns etwas ein, das Uns per¬<lb/> sönlich nahe liegt, nur aber hierher nicht gehört; ein ander Mal fällt uns<lb/> etwas grade jetzt nicht ein, das uns an sich vollkommen bekannt ist. So ist<lb/> in einem Brief des Peter Eberbach an Vadian (S. 22, Z. 14 f.) für den<lb/> Herausgeber ein Anklang an seinen werthen Moseldichter zum verlockenden<lb/> Irrwisch geworden. Lxsro meam Kilariam ^usoniam visurum, setzt er in<lb/> den Text, und citirt dazu eine Stelle aus einem Stück der?areirta1la des<lb/> Ausonius, in welchem dieser das Andenken einer als Nonne verstorbenen<lb/> Tante, Namens Hilaria, feiert. Aber wer und was nun in dem Brief des<lb/> Eberbach mit jenen Worten gemeint sei, davon sagt er uns nichts; ungerech¬<lb/> net noch, daß er mit seiner Lesart dem Humanisten einen Fehler aufbürdet,<lb/> nämlich ins, das nicht fehlen durfte, weggelassen zu haben. Allein Eberbach<lb/> hat diesen Fehler nicht gemacht. Die Abschrift aus dem Se. Galler Codex<lb/> bot dem Herausgeber die Worte: Lxero ins aä Maria ^.usouill visurum.<lb/> In diesen Worten scheint Böcking keinen Sinn gefunden zu haben, da er sie<lb/> ändern zu müssen glaubte. Sie haben aber einen. Daß ^usouia der poe¬<lb/> tische Name für Italien ist, wohin jeder Humanist damals trachtete, weiß<lb/> jedermann. Daß zwei Jahre später Eberbach wirklich in Italien war, erhellt<lb/> aus unserm Buche selbst (S. 31, Z. 4). Damals hoffte er schon früher hin¬<lb/> zukommen, und zwar aÄ Irilaria. Das muß also wol eine Zeitbestimmung<lb/> sein. Und es ist eine. Aus Lampridius, Alexander Lever. 37. und Macro-<lb/> bius, Saturnal. I, XXI, 9. 10, sehen wir, daß die Römer des Kaiserreichs<lb/> ein Fest der Cybele und des Attis feierten, das den Namen Hilaria trug.<lb/> ^rWciMö autem solis in Iris esrimouiis verti rationem, sagt Macrobius,<lb/> Kluc stiam xotest eolligi, quoä ritu forum eata.Izg.si unita simulatiousqus<lb/> actus xsraeta (islebratur Igztitisz sxoräium aues nisu VIII. I?al. ^.xrilss,<lb/> Mein disen Hilaria axxsllaut, ano xrimum tsmpors sol alsen longiorem<lb/> rocks protsuckit. Also ein Fest zu Ende des Mürz, bei welchem auf Trauer<lb/> Freude folgt: und man wird zugestehen müssen, wenn Eberbach sagen wollte,<lb/> auf Ostern hoffe er Italien zu besuchen (er schrieb den Brief im October),<lb/> so konnte er dies nicht eleganter humanistisch ausdrücken, als durch die Worte:<lb/> ^psro, ins ad Kilaria ^.usoniam visurum.</p><lb/> <p xml:id="ID_754" next="#ID_755"> Ein ander Mal trägt freilich ein Irrthum des Briefstellers selbst die Schuld,<lb/> daß der Herausgeber ihn nicht verstanden hat. Glarean, von den soeben<lb/> erschienenen Dunkelmännerbriefen entzückt, schreibt, ihre Sprache nachahmend,<lb/> an Zwingli (S. 127. Z. 15. f.): 0 ipso (unbestimmt, der Verfasser) laesrat<lb/> bonos dossos, xraseixus AviKaviaoum sua Irerba ??L<5x. So geben die züricher<lb/> Herausgeber von Zwinglis Werken den Text, nach Böckings Urtheil sins<lb/> 8on.su. Daß er nun, statt Avilcaviaeum, AviKavia cum vermuthet, damit ist<lb/> ^ gewiß auf rechter Spur. schlechtweg AviKavia konnte nach dem Sprach-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 1359. 32</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0259]
leiten ausgesetzt bleiben. Das eine Mal fällt uns etwas ein, das Uns per¬
sönlich nahe liegt, nur aber hierher nicht gehört; ein ander Mal fällt uns
etwas grade jetzt nicht ein, das uns an sich vollkommen bekannt ist. So ist
in einem Brief des Peter Eberbach an Vadian (S. 22, Z. 14 f.) für den
Herausgeber ein Anklang an seinen werthen Moseldichter zum verlockenden
Irrwisch geworden. Lxsro meam Kilariam ^usoniam visurum, setzt er in
den Text, und citirt dazu eine Stelle aus einem Stück der?areirta1la des
Ausonius, in welchem dieser das Andenken einer als Nonne verstorbenen
Tante, Namens Hilaria, feiert. Aber wer und was nun in dem Brief des
Eberbach mit jenen Worten gemeint sei, davon sagt er uns nichts; ungerech¬
net noch, daß er mit seiner Lesart dem Humanisten einen Fehler aufbürdet,
nämlich ins, das nicht fehlen durfte, weggelassen zu haben. Allein Eberbach
hat diesen Fehler nicht gemacht. Die Abschrift aus dem Se. Galler Codex
bot dem Herausgeber die Worte: Lxero ins aä Maria ^.usouill visurum.
In diesen Worten scheint Böcking keinen Sinn gefunden zu haben, da er sie
ändern zu müssen glaubte. Sie haben aber einen. Daß ^usouia der poe¬
tische Name für Italien ist, wohin jeder Humanist damals trachtete, weiß
jedermann. Daß zwei Jahre später Eberbach wirklich in Italien war, erhellt
aus unserm Buche selbst (S. 31, Z. 4). Damals hoffte er schon früher hin¬
zukommen, und zwar aÄ Irilaria. Das muß also wol eine Zeitbestimmung
sein. Und es ist eine. Aus Lampridius, Alexander Lever. 37. und Macro-
bius, Saturnal. I, XXI, 9. 10, sehen wir, daß die Römer des Kaiserreichs
ein Fest der Cybele und des Attis feierten, das den Namen Hilaria trug.
^rWciMö autem solis in Iris esrimouiis verti rationem, sagt Macrobius,
Kluc stiam xotest eolligi, quoä ritu forum eata.Izg.si unita simulatiousqus
actus xsraeta (islebratur Igztitisz sxoräium aues nisu VIII. I?al. ^.xrilss,
Mein disen Hilaria axxsllaut, ano xrimum tsmpors sol alsen longiorem
rocks protsuckit. Also ein Fest zu Ende des Mürz, bei welchem auf Trauer
Freude folgt: und man wird zugestehen müssen, wenn Eberbach sagen wollte,
auf Ostern hoffe er Italien zu besuchen (er schrieb den Brief im October),
so konnte er dies nicht eleganter humanistisch ausdrücken, als durch die Worte:
^psro, ins ad Kilaria ^.usoniam visurum.
Ein ander Mal trägt freilich ein Irrthum des Briefstellers selbst die Schuld,
daß der Herausgeber ihn nicht verstanden hat. Glarean, von den soeben
erschienenen Dunkelmännerbriefen entzückt, schreibt, ihre Sprache nachahmend,
an Zwingli (S. 127. Z. 15. f.): 0 ipso (unbestimmt, der Verfasser) laesrat
bonos dossos, xraseixus AviKaviaoum sua Irerba ??L<5x. So geben die züricher
Herausgeber von Zwinglis Werken den Text, nach Böckings Urtheil sins
8on.su. Daß er nun, statt Avilcaviaeum, AviKavia cum vermuthet, damit ist
^ gewiß auf rechter Spur. schlechtweg AviKavia konnte nach dem Sprach-
Grenzboten II. 1359. 32
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |