eine Menge von Beispielen, daß sich überall unt" unsern Handwerkern Männer finden, weiche der Leitung solcher Vereine voll^innen gewachsen sind und sich bald die erforderliche Geschäftsroutine. bei einiger Anleitung verschaffen, und wir haben nicht wenige Vorschußvereine, welche ausschließlich von Handwerkern gegründet und geleitet sind, sich mit ihrem Verkehr ganz in deren Kreise hal¬ ten und einen außerordentlichen Aufschwung genommen haben, wie die vom Unterzeichneten regelmäßig veröffentlichten jährlichen Rechnungsabschlusse be¬ weisen. Wir müssen daher nach alledem im Interesse unseres Handwerker¬ und Arbeiterstandes im Allgemeinen auch hier solchen Einrichtungen den Vor¬ zug geben, welche darauf berechnet sind, daß derselbe durch eigne Uebernahme des Risiko und der Leitung das Geschäft selbstständig in die Hände nehme, und, der eignen Kraft vertrauend, das Entgegenkommen der hohem Gesell¬ schaftsschichten zwar acceptire, nicht aber davon, als einer nothwendigen Vor¬ aussetzung des Gelingens, die ganze Organisation abhängig mache. Mit einem Worte: was man selbst zu Stande zu bringen vermag, damit soll man nicht auf andere warten, besonders wenn es sich um eine solche Lebens¬ frage für die eigne Existenz handelt, und es noch sehr fraglich ist, ob sich solche andere, die gar nicht dasselbe Interesse bei der Sache haben, über¬ haupt finden.
Hier kommen wir nun auf einen der directen Angriffspunkte der erfurter Schrift, die solidarische Hast der sämmtlichen Associationsglieder, welche in unsern Vereinen die Regel bildet. Während wir die übrigen Differenzpunkte, in Betracht der Verschiedenheit des beiderseitigen Standpunktes sehr erklärlich fanden, setzt uns grade dieser Vorwurf wirklich in Erstaunen. Wie -- so fragen wir uns -- ist denn die erfurter Association, ihrer eigentlichen Eredit- basis nach, nicht ebenso gut. wie die unsern, auf Solidarität ihren Gläu¬ bigern gegenüber gegründet? freilich nur ans die Solidarität der zwölf Stifter, als der alleinigen Geschäftsinhaber und Leiter des ganzen Unternehmens, wie dies gar nicht anders sein konnte und vollkommen ausreicht, da dieselben sämmtlich als wohlhabende Männer, welche Tausende in dem Geschäft an¬ legten, beim Publicum bekannt sind. So konnte und mußte man sogar die Haft der stillen Mitglieder umgehen. Aendert man dagegen jene Stellung der Mitglieder, läßt man sie, aus den oben entwickelten Gründen, sämmtlich und gleichmäßig bei der Verwaltung zu und macht sie in ihrer Gesammtheit zu Trägern des Associationsgeschästs, wie in aller Welt will man es dann umgehen, auch das Risiko" allen gemeinschaftlich zu machen? -- Und daß dieses Risiko, die Hast der Associationsmitgliedcr für die Associationsschulden, bei allen Vereinen nothwendig die Form der Solidarität (des Einstehcns jedes Einzelnen für das Ganze der Schuld) annehmen muß, wenn sich dritte Per¬ sonen überhaupt mit dem Verein in Geschäfte einlassen, namentlich ihm Cre-
eine Menge von Beispielen, daß sich überall unt" unsern Handwerkern Männer finden, weiche der Leitung solcher Vereine voll^innen gewachsen sind und sich bald die erforderliche Geschäftsroutine. bei einiger Anleitung verschaffen, und wir haben nicht wenige Vorschußvereine, welche ausschließlich von Handwerkern gegründet und geleitet sind, sich mit ihrem Verkehr ganz in deren Kreise hal¬ ten und einen außerordentlichen Aufschwung genommen haben, wie die vom Unterzeichneten regelmäßig veröffentlichten jährlichen Rechnungsabschlusse be¬ weisen. Wir müssen daher nach alledem im Interesse unseres Handwerker¬ und Arbeiterstandes im Allgemeinen auch hier solchen Einrichtungen den Vor¬ zug geben, welche darauf berechnet sind, daß derselbe durch eigne Uebernahme des Risiko und der Leitung das Geschäft selbstständig in die Hände nehme, und, der eignen Kraft vertrauend, das Entgegenkommen der hohem Gesell¬ schaftsschichten zwar acceptire, nicht aber davon, als einer nothwendigen Vor¬ aussetzung des Gelingens, die ganze Organisation abhängig mache. Mit einem Worte: was man selbst zu Stande zu bringen vermag, damit soll man nicht auf andere warten, besonders wenn es sich um eine solche Lebens¬ frage für die eigne Existenz handelt, und es noch sehr fraglich ist, ob sich solche andere, die gar nicht dasselbe Interesse bei der Sache haben, über¬ haupt finden.
Hier kommen wir nun auf einen der directen Angriffspunkte der erfurter Schrift, die solidarische Hast der sämmtlichen Associationsglieder, welche in unsern Vereinen die Regel bildet. Während wir die übrigen Differenzpunkte, in Betracht der Verschiedenheit des beiderseitigen Standpunktes sehr erklärlich fanden, setzt uns grade dieser Vorwurf wirklich in Erstaunen. Wie — so fragen wir uns — ist denn die erfurter Association, ihrer eigentlichen Eredit- basis nach, nicht ebenso gut. wie die unsern, auf Solidarität ihren Gläu¬ bigern gegenüber gegründet? freilich nur ans die Solidarität der zwölf Stifter, als der alleinigen Geschäftsinhaber und Leiter des ganzen Unternehmens, wie dies gar nicht anders sein konnte und vollkommen ausreicht, da dieselben sämmtlich als wohlhabende Männer, welche Tausende in dem Geschäft an¬ legten, beim Publicum bekannt sind. So konnte und mußte man sogar die Haft der stillen Mitglieder umgehen. Aendert man dagegen jene Stellung der Mitglieder, läßt man sie, aus den oben entwickelten Gründen, sämmtlich und gleichmäßig bei der Verwaltung zu und macht sie in ihrer Gesammtheit zu Trägern des Associationsgeschästs, wie in aller Welt will man es dann umgehen, auch das Risiko" allen gemeinschaftlich zu machen? — Und daß dieses Risiko, die Hast der Associationsmitgliedcr für die Associationsschulden, bei allen Vereinen nothwendig die Form der Solidarität (des Einstehcns jedes Einzelnen für das Ganze der Schuld) annehmen muß, wenn sich dritte Per¬ sonen überhaupt mit dem Verein in Geschäfte einlassen, namentlich ihm Cre-
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eine Menge von Beispielen, daß sich überall unt" unsern Handwerkern Männer
finden, weiche der Leitung solcher Vereine voll^innen gewachsen sind und sich
bald die erforderliche Geschäftsroutine. bei einiger Anleitung verschaffen, und
wir haben nicht wenige Vorschußvereine, welche ausschließlich von Handwerkern
gegründet und geleitet sind, sich mit ihrem Verkehr ganz in deren Kreise hal¬
ten und einen außerordentlichen Aufschwung genommen haben, wie die vom
Unterzeichneten regelmäßig veröffentlichten jährlichen Rechnungsabschlusse be¬
weisen. Wir müssen daher nach alledem im Interesse unseres Handwerker¬
und Arbeiterstandes im Allgemeinen auch hier solchen Einrichtungen den Vor¬
zug geben, welche darauf berechnet sind, daß derselbe durch eigne Uebernahme
des Risiko und der Leitung das Geschäft selbstständig in die Hände nehme,
und, der eignen Kraft vertrauend, das Entgegenkommen der hohem Gesell¬
schaftsschichten zwar acceptire, nicht aber davon, als einer nothwendigen Vor¬
aussetzung des Gelingens, die ganze Organisation abhängig mache. Mit
einem Worte: was man selbst zu Stande zu bringen vermag, damit soll
man nicht auf andere warten, besonders wenn es sich um eine solche Lebens¬
frage für die eigne Existenz handelt, und es noch sehr fraglich ist, ob sich
solche andere, die gar nicht dasselbe Interesse bei der Sache haben, über¬
haupt finden.
Hier kommen wir nun auf einen der directen Angriffspunkte der erfurter
Schrift, die solidarische Hast der sämmtlichen Associationsglieder, welche in
unsern Vereinen die Regel bildet. Während wir die übrigen Differenzpunkte,
in Betracht der Verschiedenheit des beiderseitigen Standpunktes sehr erklärlich
fanden, setzt uns grade dieser Vorwurf wirklich in Erstaunen. Wie — so
fragen wir uns — ist denn die erfurter Association, ihrer eigentlichen Eredit-
basis nach, nicht ebenso gut. wie die unsern, auf Solidarität ihren Gläu¬
bigern gegenüber gegründet? freilich nur ans die Solidarität der zwölf Stifter,
als der alleinigen Geschäftsinhaber und Leiter des ganzen Unternehmens, wie
dies gar nicht anders sein konnte und vollkommen ausreicht, da dieselben
sämmtlich als wohlhabende Männer, welche Tausende in dem Geschäft an¬
legten, beim Publicum bekannt sind. So konnte und mußte man sogar die
Haft der stillen Mitglieder umgehen. Aendert man dagegen jene Stellung
der Mitglieder, läßt man sie, aus den oben entwickelten Gründen, sämmtlich
und gleichmäßig bei der Verwaltung zu und macht sie in ihrer Gesammtheit
zu Trägern des Associationsgeschästs, wie in aller Welt will man es dann
umgehen, auch das Risiko" allen gemeinschaftlich zu machen? — Und daß dieses
Risiko, die Hast der Associationsmitgliedcr für die Associationsschulden, bei
allen Vereinen nothwendig die Form der Solidarität (des Einstehcns jedes
Einzelnen für das Ganze der Schuld) annehmen muß, wenn sich dritte Per¬
sonen überhaupt mit dem Verein in Geschäfte einlassen, namentlich ihm Cre-
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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/18>, abgerufen am 01.01.2025.
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