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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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tionsobject möglichst schnell zu erreichen, bedarf man solcher Schiffe, die sich sehr
rasch bewegen'können und vom Winde möglichst unabhängig sind, folglich
der Dampfschiffe; man muß aber auch mit überwiegenden Kräften an solchen
bedrohten Punkten erscheinen können, um die feindliche Flotte zu schlagen und
eine Landung zu verhindern, folglich bedarf man einer großen Anzahl der¬
selben. -- Alte Segelschiffe in Dampfschiffe umzuwandeln, hat sich in den
meisten Fällen als unpraktisch herausgestellt, und kann man diese viel besser
als eine Flottenreserve in Portsmouth vereinigt halten, weil sie von hieraus,
ziemlich in der Mitte des Kanals, den kürzesten Weg nach jedem bedrohten
Punkte hin zurückzulegen haben. Die Dampfflotte bildet dann die eigentliche
Manövrirflotte. ihre leichten Schiffe sind als Beobachtungsposten gegen die
französischen Häfen vorzuschieben, und um jede Bewegung der Flotten dieses
Landes rasch melden zu können, müssen ihnen Avisodamvscr beigegeben sein;
das Gros der Dampfflottc muß einer aussegelnden feindlichen dann rasch
entgegengehen und sie entweder zurückzutreiben oder doch so lange aufzuhal¬
ten suchen, bis es ihr möglich ist. sie mit Hilfe der herbeigekommenen Neserve-
flotte zu schlagen; letzterer sind auch die Dampfkanoncnbootc zuzutheilen, doch
haben diese sich immer mehr am Ufer zu halten, da sie in einer Seeschlacht
auf offenem Meere nur von wenig Nutzen sein würden, während ihre Wirk¬
samkeit bei Vertheidigung angegriffener Küstenstriche viel wesentlicher ist. Ist
über die Flotte in dieser Weise disponirt. so würde eine feindliche In¬
vasion sehr erschwert sein, weil ihr immer eine Seeschlacht vorausgehen
müßte.

Wenn wir sagten, daß die Küstenbefestigungen verstärkt werden müssen,
so wollen wir natürlich nicht eine Befestigung nach Art der chinesischen Mnner
damit gemeint haben, sondern wir meinen einfach, daß Dover und Folkstoue,
welche gute Häfen besitzen und einer feindlichen Landung sehr ausgesetzt sMd.
besser befestigt werden müßten, namentlich auch, weil sie London so nahe lie¬
gen und'von Boulogne und Dünkirchen aus bedroht sind. Bei Dover befindet
sich ein stehendes, bei Folkstone ein befestigtes Lager, mithinsind dort immer
Truppen zur raschen Einschiffung bereit. -- Sich zur Abwehr einer Invasion
ganz allein auf die Flotte zu verlassen, halten wir nicht für gerathen. Die
Oberherrschaft auf dem Meere hat oft gewechselt, kleine Mariner haben sie
viel zahlreicheren streitig gemacht, ein sehr fähiger Admiral, vom Glück be¬
günstigt, gibt selbst einem sehr schwachen Geschwader eine große Ueberlegenheit,
und warum sollte nicht auch in Frankreich ein solcher erstehen können? Genue-
sen. Portugiesen, Spanier und Holländer haben nach und nach die Meere
beherrsch^ mithin kann in einer Welt, wo alles dem Wechsel unterworfen ist.
diese Herrschaft auch einst den Engländern verloren gehen. Frankreich macht
alle Anstrengungen, seine Marine zu heben, während man in England der


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tionsobject möglichst schnell zu erreichen, bedarf man solcher Schiffe, die sich sehr
rasch bewegen'können und vom Winde möglichst unabhängig sind, folglich
der Dampfschiffe; man muß aber auch mit überwiegenden Kräften an solchen
bedrohten Punkten erscheinen können, um die feindliche Flotte zu schlagen und
eine Landung zu verhindern, folglich bedarf man einer großen Anzahl der¬
selben. — Alte Segelschiffe in Dampfschiffe umzuwandeln, hat sich in den
meisten Fällen als unpraktisch herausgestellt, und kann man diese viel besser
als eine Flottenreserve in Portsmouth vereinigt halten, weil sie von hieraus,
ziemlich in der Mitte des Kanals, den kürzesten Weg nach jedem bedrohten
Punkte hin zurückzulegen haben. Die Dampfflotte bildet dann die eigentliche
Manövrirflotte. ihre leichten Schiffe sind als Beobachtungsposten gegen die
französischen Häfen vorzuschieben, und um jede Bewegung der Flotten dieses
Landes rasch melden zu können, müssen ihnen Avisodamvscr beigegeben sein;
das Gros der Dampfflottc muß einer aussegelnden feindlichen dann rasch
entgegengehen und sie entweder zurückzutreiben oder doch so lange aufzuhal¬
ten suchen, bis es ihr möglich ist. sie mit Hilfe der herbeigekommenen Neserve-
flotte zu schlagen; letzterer sind auch die Dampfkanoncnbootc zuzutheilen, doch
haben diese sich immer mehr am Ufer zu halten, da sie in einer Seeschlacht
auf offenem Meere nur von wenig Nutzen sein würden, während ihre Wirk¬
samkeit bei Vertheidigung angegriffener Küstenstriche viel wesentlicher ist. Ist
über die Flotte in dieser Weise disponirt. so würde eine feindliche In¬
vasion sehr erschwert sein, weil ihr immer eine Seeschlacht vorausgehen
müßte.

Wenn wir sagten, daß die Küstenbefestigungen verstärkt werden müssen,
so wollen wir natürlich nicht eine Befestigung nach Art der chinesischen Mnner
damit gemeint haben, sondern wir meinen einfach, daß Dover und Folkstoue,
welche gute Häfen besitzen und einer feindlichen Landung sehr ausgesetzt sMd.
besser befestigt werden müßten, namentlich auch, weil sie London so nahe lie¬
gen und'von Boulogne und Dünkirchen aus bedroht sind. Bei Dover befindet
sich ein stehendes, bei Folkstone ein befestigtes Lager, mithinsind dort immer
Truppen zur raschen Einschiffung bereit. — Sich zur Abwehr einer Invasion
ganz allein auf die Flotte zu verlassen, halten wir nicht für gerathen. Die
Oberherrschaft auf dem Meere hat oft gewechselt, kleine Mariner haben sie
viel zahlreicheren streitig gemacht, ein sehr fähiger Admiral, vom Glück be¬
günstigt, gibt selbst einem sehr schwachen Geschwader eine große Ueberlegenheit,
und warum sollte nicht auch in Frankreich ein solcher erstehen können? Genue-
sen. Portugiesen, Spanier und Holländer haben nach und nach die Meere
beherrsch^ mithin kann in einer Welt, wo alles dem Wechsel unterworfen ist.
diese Herrschaft auch einst den Engländern verloren gehen. Frankreich macht
alle Anstrengungen, seine Marine zu heben, während man in England der


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[0083] tionsobject möglichst schnell zu erreichen, bedarf man solcher Schiffe, die sich sehr rasch bewegen'können und vom Winde möglichst unabhängig sind, folglich der Dampfschiffe; man muß aber auch mit überwiegenden Kräften an solchen bedrohten Punkten erscheinen können, um die feindliche Flotte zu schlagen und eine Landung zu verhindern, folglich bedarf man einer großen Anzahl der¬ selben. — Alte Segelschiffe in Dampfschiffe umzuwandeln, hat sich in den meisten Fällen als unpraktisch herausgestellt, und kann man diese viel besser als eine Flottenreserve in Portsmouth vereinigt halten, weil sie von hieraus, ziemlich in der Mitte des Kanals, den kürzesten Weg nach jedem bedrohten Punkte hin zurückzulegen haben. Die Dampfflotte bildet dann die eigentliche Manövrirflotte. ihre leichten Schiffe sind als Beobachtungsposten gegen die französischen Häfen vorzuschieben, und um jede Bewegung der Flotten dieses Landes rasch melden zu können, müssen ihnen Avisodamvscr beigegeben sein; das Gros der Dampfflottc muß einer aussegelnden feindlichen dann rasch entgegengehen und sie entweder zurückzutreiben oder doch so lange aufzuhal¬ ten suchen, bis es ihr möglich ist. sie mit Hilfe der herbeigekommenen Neserve- flotte zu schlagen; letzterer sind auch die Dampfkanoncnbootc zuzutheilen, doch haben diese sich immer mehr am Ufer zu halten, da sie in einer Seeschlacht auf offenem Meere nur von wenig Nutzen sein würden, während ihre Wirk¬ samkeit bei Vertheidigung angegriffener Küstenstriche viel wesentlicher ist. Ist über die Flotte in dieser Weise disponirt. so würde eine feindliche In¬ vasion sehr erschwert sein, weil ihr immer eine Seeschlacht vorausgehen müßte. Wenn wir sagten, daß die Küstenbefestigungen verstärkt werden müssen, so wollen wir natürlich nicht eine Befestigung nach Art der chinesischen Mnner damit gemeint haben, sondern wir meinen einfach, daß Dover und Folkstoue, welche gute Häfen besitzen und einer feindlichen Landung sehr ausgesetzt sMd. besser befestigt werden müßten, namentlich auch, weil sie London so nahe lie¬ gen und'von Boulogne und Dünkirchen aus bedroht sind. Bei Dover befindet sich ein stehendes, bei Folkstone ein befestigtes Lager, mithinsind dort immer Truppen zur raschen Einschiffung bereit. — Sich zur Abwehr einer Invasion ganz allein auf die Flotte zu verlassen, halten wir nicht für gerathen. Die Oberherrschaft auf dem Meere hat oft gewechselt, kleine Mariner haben sie viel zahlreicheren streitig gemacht, ein sehr fähiger Admiral, vom Glück be¬ günstigt, gibt selbst einem sehr schwachen Geschwader eine große Ueberlegenheit, und warum sollte nicht auch in Frankreich ein solcher erstehen können? Genue- sen. Portugiesen, Spanier und Holländer haben nach und nach die Meere beherrsch^ mithin kann in einer Welt, wo alles dem Wechsel unterworfen ist. diese Herrschaft auch einst den Engländern verloren gehen. Frankreich macht alle Anstrengungen, seine Marine zu heben, während man in England der 10*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/83>, abgerufen am 06.02.2025.