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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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Mit dem Anfange des neuen Jahres beginnen die Grenzboten
den A^KSS. Jahrgang. Die unterzeichnete Verlagshandlung erlaubt
sich zur Pränumeration auf denselben einzuladen, und bemerkt, daß alle
Buchhandlungen und Postämter Bestellungen annehmen.
Leipzig, im December 18ö8. Fr" Ludw. Herbig.

Der Stand der Schleswig-holsteimschen Sache.

Binnen wenigen Tagen -- nächsten 3, Januar -- werden die Stände
Holsteins zusammentreten, um über die Vorlagen, welche die Regierung in
Kopenhagen ihnen zufolge des Einspruchs der Bundesversammlung gegen die
jetzige Stellung des Herzogthums im dünischen Gesammtstaate zu machen ver¬
sprochen hat, ihre Stimme abzugeben, und es erhebt sich die Frage, wie ihr
Urtheil über die Gesammtverfassung, die ihnen jetzt zum ersten Mal zu be¬
sprechen gestattet ist, lauten wird, wie es im wohlverstandenen Interesse des
Landes lauten muß. Es ist die Stunde der Entscheidung, so weit die Ent¬
scheidung in den Händen der Holstciner liegt. Ein Mißgriff in der Stände¬
versammlung könnte vielen und großen Schaden im Gefolge haben, und es
ist die höchste Zeit, davor zu warnen. Die Stände sind vor fünf Jahren in
der traurigsten Zeit gewählt und zählen wol mehr als ein Mitglied unter sich,
welches die jetzt fast allgemeine klarere Einsicht in die Verhältnisse und die
gehobene Stimmung des Landes nicht vertritt. Der Adel könnte es mit den
jetzt regierenden Gewalten nicht verderben wollen, die übrigen Abgeordneten
werden von allen möglichen Verführungskünsten umwoben sein, und es steht
zu befürchten, daß die Versammlung sich zu unklaren Erklärungen verleiten
lassen wird.

In dieser Befürchtung hat Wilhelm Beseler unter dem Titel "Zur
Schleswig-holsteinischen Sache im November 1858. -- Braunschweig,
C. A. Schwetschke und Sohn" eine Schrift veröffentlicht, in der er aus¬
einandersetzt, was ihm als die Pflicht der holsteinischen Stände in dieser Kri¬
sis erscheint, und deren Gedankengang wir im Nachstehenden mit dem Be¬
merkenmittheilen, daß, während wir dem reinen und hochsinnigen Patriotis¬
mus des Verfassers unsre wärmste Anerkennung zollen, das Ergebniß seiner
Betrachtung mit unserer Ueberzeugung nicht zusammentrifft. Ein Mann von
Beselers Bedeutung kann indeß beanspruchen, daß man seine Grüude aus-


Grenzboten IV. 13SS. öl

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sich zur Pränumeration auf denselben einzuladen, und bemerkt, daß alle
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Leipzig, im December 18ö8. Fr« Ludw. Herbig.

Der Stand der Schleswig-holsteimschen Sache.

Binnen wenigen Tagen — nächsten 3, Januar — werden die Stände
Holsteins zusammentreten, um über die Vorlagen, welche die Regierung in
Kopenhagen ihnen zufolge des Einspruchs der Bundesversammlung gegen die
jetzige Stellung des Herzogthums im dünischen Gesammtstaate zu machen ver¬
sprochen hat, ihre Stimme abzugeben, und es erhebt sich die Frage, wie ihr
Urtheil über die Gesammtverfassung, die ihnen jetzt zum ersten Mal zu be¬
sprechen gestattet ist, lauten wird, wie es im wohlverstandenen Interesse des
Landes lauten muß. Es ist die Stunde der Entscheidung, so weit die Ent¬
scheidung in den Händen der Holstciner liegt. Ein Mißgriff in der Stände¬
versammlung könnte vielen und großen Schaden im Gefolge haben, und es
ist die höchste Zeit, davor zu warnen. Die Stände sind vor fünf Jahren in
der traurigsten Zeit gewählt und zählen wol mehr als ein Mitglied unter sich,
welches die jetzt fast allgemeine klarere Einsicht in die Verhältnisse und die
gehobene Stimmung des Landes nicht vertritt. Der Adel könnte es mit den
jetzt regierenden Gewalten nicht verderben wollen, die übrigen Abgeordneten
werden von allen möglichen Verführungskünsten umwoben sein, und es steht
zu befürchten, daß die Versammlung sich zu unklaren Erklärungen verleiten
lassen wird.

In dieser Befürchtung hat Wilhelm Beseler unter dem Titel „Zur
Schleswig-holsteinischen Sache im November 1858. — Braunschweig,
C. A. Schwetschke und Sohn" eine Schrift veröffentlicht, in der er aus¬
einandersetzt, was ihm als die Pflicht der holsteinischen Stände in dieser Kri¬
sis erscheint, und deren Gedankengang wir im Nachstehenden mit dem Be¬
merkenmittheilen, daß, während wir dem reinen und hochsinnigen Patriotis¬
mus des Verfassers unsre wärmste Anerkennung zollen, das Ergebniß seiner
Betrachtung mit unserer Ueberzeugung nicht zusammentrifft. Ein Mann von
Beselers Bedeutung kann indeß beanspruchen, daß man seine Grüude aus-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/489>, abgerufen am 02.07.2024.