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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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englische Kirche, die vorherrscht, hat nicht die Vorrechte wie in England, die Sekten
sind stark vertreten. Nicht nur die bedeutenden, sondern auch kleine Städte haben
treffliche Bildungsanstalten, Lesezimmer, Bibliotheken u. s, w, Montreal hat deren
zehn, in Ober- und Untercanada erscheinen zusammen über 100 Zeitungen. Die
Verkehrsanstalten sind in rascher Ausbildung begriffen, 1851 bestanden 600 Post¬
ämter, 1857! 1300; 800 Meilen Tclegraphcnlinien sind ausgeführt, die großen wie
kleinen Straßen gut unterhalten, die Eisenbahnen im Ausbau begriffen, die Dampf¬
schiffahrt auf den Seen sehr ansehnlich. Canadas Gewerbfleiß ist noch wesentlich auf
Gewinnung von Nvhprvducten für den Export gerichtet, Getreide, Bauholz, Metalle,
Pelzwerk bilden die Hauptartikcl, der canadischc Weizen ist überall geschätzt, im süd¬
lichen Theil wird auch viel Mais gebaut; der russische Krieg hat der Cultur der
Faserstoffe, namentlich Hanf und Flachs, einen neuen Anstoß gegeben; Erbsen und
Hülsenfrüchte sind für die nördlichen Districte Hauptartikel. Von 1841--51 stieg
die Weizcncrnte in den Vereinigten Staaten um 48°/o und die Maisernte um 55°/",
dagegen in Canada um 100 und 163°/<>.

Sehr interessant ist das verhältnismäßig ausführliche Capitel über die An-
siedlung behandelt, die Bedingungen sind vortheilhaft, und durch zweckmäßige Ein¬
richtungen ist den Landspcculationen. wie die Uankees sie treiben, vorgebeugt. Die
Hauptgesellschaft, die Canada-Land-Company, verlangt nur Anzahlung von V" des
Kaufpreises und gestattet die Entrichtung des Restes in fünf gleichen jährlichen Ter¬
minen nebst Zinsen. Die Landpreise werden von Zeit zu Zeit durch den Gouverneur
festgestellt. Für tüchtige intelligente Ansiedler bietet Canada die vortheilhaftesten Um¬
stände, freilich können sie noch weniger als in den Vereinigten Staaten hoffen, ihre
Nationalität zu wahren, zumal eine sehr starke englische Einwanderung fortdauert.
Die Fabriken beschränken sich, von denen, die für die ersten Bedürfnisse des Landes
arbeiten, abgesehn, hauptsächlich auf Zurichtung der Nvhprodncte zum Export,
daher sind die Mahl- und Sägemühlen z. B. sehr zahlreich, alle Schncidcinstrumente,
Ackerbauwerkzeuge werten vorzüglich angefertigt. Das Bauholz aber findet, von der
Ausfuhr abgesehn, seine ausgedehnteste Verwendung durch den Schiffbau, die cana-
dischen Schiffe haben durch Ebenmaß, Dauer und Schnelligkeit großen Ruhm er¬
worben, die Dampf- und Segelschiffe der Binnengewässer zählen nach Tausenden. --

Wir empfehlen das Büchlein, dessen Brauchbarkeit noch durch eine saubere
Karte erhöht wird, allen, die sich von canadischen Verhältnissen unterrichten wollen.




Verantwortlicher Redacteur- I). Moritz Busch -- Verlag von F. L. Hervia
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Druck von C. E. Ell'ert in Leipzig.


englische Kirche, die vorherrscht, hat nicht die Vorrechte wie in England, die Sekten
sind stark vertreten. Nicht nur die bedeutenden, sondern auch kleine Städte haben
treffliche Bildungsanstalten, Lesezimmer, Bibliotheken u. s, w, Montreal hat deren
zehn, in Ober- und Untercanada erscheinen zusammen über 100 Zeitungen. Die
Verkehrsanstalten sind in rascher Ausbildung begriffen, 1851 bestanden 600 Post¬
ämter, 1857! 1300; 800 Meilen Tclegraphcnlinien sind ausgeführt, die großen wie
kleinen Straßen gut unterhalten, die Eisenbahnen im Ausbau begriffen, die Dampf¬
schiffahrt auf den Seen sehr ansehnlich. Canadas Gewerbfleiß ist noch wesentlich auf
Gewinnung von Nvhprvducten für den Export gerichtet, Getreide, Bauholz, Metalle,
Pelzwerk bilden die Hauptartikcl, der canadischc Weizen ist überall geschätzt, im süd¬
lichen Theil wird auch viel Mais gebaut; der russische Krieg hat der Cultur der
Faserstoffe, namentlich Hanf und Flachs, einen neuen Anstoß gegeben; Erbsen und
Hülsenfrüchte sind für die nördlichen Districte Hauptartikel. Von 1841—51 stieg
die Weizcncrnte in den Vereinigten Staaten um 48°/o und die Maisernte um 55°/»,
dagegen in Canada um 100 und 163°/<>.

Sehr interessant ist das verhältnismäßig ausführliche Capitel über die An-
siedlung behandelt, die Bedingungen sind vortheilhaft, und durch zweckmäßige Ein¬
richtungen ist den Landspcculationen. wie die Uankees sie treiben, vorgebeugt. Die
Hauptgesellschaft, die Canada-Land-Company, verlangt nur Anzahlung von V» des
Kaufpreises und gestattet die Entrichtung des Restes in fünf gleichen jährlichen Ter¬
minen nebst Zinsen. Die Landpreise werden von Zeit zu Zeit durch den Gouverneur
festgestellt. Für tüchtige intelligente Ansiedler bietet Canada die vortheilhaftesten Um¬
stände, freilich können sie noch weniger als in den Vereinigten Staaten hoffen, ihre
Nationalität zu wahren, zumal eine sehr starke englische Einwanderung fortdauert.
Die Fabriken beschränken sich, von denen, die für die ersten Bedürfnisse des Landes
arbeiten, abgesehn, hauptsächlich auf Zurichtung der Nvhprodncte zum Export,
daher sind die Mahl- und Sägemühlen z. B. sehr zahlreich, alle Schncidcinstrumente,
Ackerbauwerkzeuge werten vorzüglich angefertigt. Das Bauholz aber findet, von der
Ausfuhr abgesehn, seine ausgedehnteste Verwendung durch den Schiffbau, die cana-
dischen Schiffe haben durch Ebenmaß, Dauer und Schnelligkeit großen Ruhm er¬
worben, die Dampf- und Segelschiffe der Binnengewässer zählen nach Tausenden. —

Wir empfehlen das Büchlein, dessen Brauchbarkeit noch durch eine saubere
Karte erhöht wird, allen, die sich von canadischen Verhältnissen unterrichten wollen.




Verantwortlicher Redacteur- I). Moritz Busch — Verlag von F. L. Hervia
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[0488] englische Kirche, die vorherrscht, hat nicht die Vorrechte wie in England, die Sekten sind stark vertreten. Nicht nur die bedeutenden, sondern auch kleine Städte haben treffliche Bildungsanstalten, Lesezimmer, Bibliotheken u. s, w, Montreal hat deren zehn, in Ober- und Untercanada erscheinen zusammen über 100 Zeitungen. Die Verkehrsanstalten sind in rascher Ausbildung begriffen, 1851 bestanden 600 Post¬ ämter, 1857! 1300; 800 Meilen Tclegraphcnlinien sind ausgeführt, die großen wie kleinen Straßen gut unterhalten, die Eisenbahnen im Ausbau begriffen, die Dampf¬ schiffahrt auf den Seen sehr ansehnlich. Canadas Gewerbfleiß ist noch wesentlich auf Gewinnung von Nvhprvducten für den Export gerichtet, Getreide, Bauholz, Metalle, Pelzwerk bilden die Hauptartikcl, der canadischc Weizen ist überall geschätzt, im süd¬ lichen Theil wird auch viel Mais gebaut; der russische Krieg hat der Cultur der Faserstoffe, namentlich Hanf und Flachs, einen neuen Anstoß gegeben; Erbsen und Hülsenfrüchte sind für die nördlichen Districte Hauptartikel. Von 1841—51 stieg die Weizcncrnte in den Vereinigten Staaten um 48°/o und die Maisernte um 55°/», dagegen in Canada um 100 und 163°/<>. Sehr interessant ist das verhältnismäßig ausführliche Capitel über die An- siedlung behandelt, die Bedingungen sind vortheilhaft, und durch zweckmäßige Ein¬ richtungen ist den Landspcculationen. wie die Uankees sie treiben, vorgebeugt. Die Hauptgesellschaft, die Canada-Land-Company, verlangt nur Anzahlung von V» des Kaufpreises und gestattet die Entrichtung des Restes in fünf gleichen jährlichen Ter¬ minen nebst Zinsen. Die Landpreise werden von Zeit zu Zeit durch den Gouverneur festgestellt. Für tüchtige intelligente Ansiedler bietet Canada die vortheilhaftesten Um¬ stände, freilich können sie noch weniger als in den Vereinigten Staaten hoffen, ihre Nationalität zu wahren, zumal eine sehr starke englische Einwanderung fortdauert. Die Fabriken beschränken sich, von denen, die für die ersten Bedürfnisse des Landes arbeiten, abgesehn, hauptsächlich auf Zurichtung der Nvhprodncte zum Export, daher sind die Mahl- und Sägemühlen z. B. sehr zahlreich, alle Schncidcinstrumente, Ackerbauwerkzeuge werten vorzüglich angefertigt. Das Bauholz aber findet, von der Ausfuhr abgesehn, seine ausgedehnteste Verwendung durch den Schiffbau, die cana- dischen Schiffe haben durch Ebenmaß, Dauer und Schnelligkeit großen Ruhm er¬ worben, die Dampf- und Segelschiffe der Binnengewässer zählen nach Tausenden. — Wir empfehlen das Büchlein, dessen Brauchbarkeit noch durch eine saubere Karte erhöht wird, allen, die sich von canadischen Verhältnissen unterrichten wollen. Verantwortlicher Redacteur- I). Moritz Busch — Verlag von F. L. Hervia '-""> -'''"j!, " .,,,?>.,'.ivcivf n-.^'-l-',,.», ^i>>!!- , - n^',^ Druck von C. E. Ell'ert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/488>, abgerufen am 02.07.2024.