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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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der Civilisation zugleich aufgeschlagen wurden, aber aus den Charakter dieses
Volkes einen höchst verderblichen Einfluß üben. --

Weiterhin wird das Leben auf der Insel geschildert: Nicht aufzuzählen
find die Erzeugnisse, mit denen eine verschwenderische Natur dieses irdische
Paradies gesegnet hat. Hier wuchert der Feigenstock und schlingt sich um
Lorbeer-, Cocos- und Cypressenbnume, dort in dunkler Laube glühen Orangen,
Citronen, Bananen und Ananas, blüht die Mandel, alles ohne Zucht und Pflege
und von wunderbarer Größe. Schlanke Palmen ragen zum Himmel empor
und brechen fast unter der süßen Last der Datteln, und im Hintergrund er¬
heben sich 4000 Fuß hohe Riesenberge, von Früchten strotzend und von Blu-
menketten umwunden, die einen doppelten Eindruck machen, weil die Pracht
der tropischen Sonne und der zurückstrahlende Spiegel des Meeres einen zwei¬
fachen Effect geben.

Die Hauptstadt Otahaitis liegt reizend in einer Bucht der Westküste am
Abhang eines herrlichen Palmenhaines. Von fern gleicht der Ort mehr
einer ununterbrochenen Reihe von Landhäusern und Gartenmauern, als einer
Stadt, aber im Innern angelangt, machen die meist europäischen Gebäuden
gleichenden Häuser, die mit Gärten und Villas umgeben sind, einen freund¬
lichen Eindruck. In der eigentlichen Hauptstraße, die den ganzen Ort durch¬
schneidet, herrscht reges Leben. Da findet man englische und französische Kauf¬
läden, wo man alle Culturerfordcrnisse befriedigen kann, Hotels, Schenkstuben,
französische Spielbndcn, welche immer von Seefahrern aller Nationen gefüllt sind,
die sich hier die langersehnten Genüsse verschaffen, welche sie auf ihren Fahrten
so lange entbehrten.

Franzosen, Engländer. Neger, Portugiesen und Chinesen durchstreichen
die Straßen; die Häuser der Europäer sind mit wenigen Ausnahmen einstöckig,
mit Gärten und luftigen Verandas umgeben, mit Glasfenstern versehen und
verleihen dem Ort das Aussehen eines der bedeutenderen Plätze Südamerikas
oder Indiens. Die Hütten der Eingeborenen sind nicht alle nebeneinander
gruppirr. viele liegen ganz nahe am Ozean, andere wieder in der Mitte oder
im Hintergrunde der Stadt, welcher sie einen sehr eigenthümlichen Charakter
verleihen. Sie sind aus Bambus oder Holz gezimmert, mit kegelförmigem
Flechtwerk versehen und das Innere wird durch aus Pflanzenstoffen verfertigte
Vorhänge in Zimmer abgetheilt. Alle sind von Palmen und wilden Ba-
nanenbüumen umschattet, die sehr graziös aus dem niedern Laub hervorragen
und die lieblichsten Gärten bilden. . . .

Pomare IV. bewohnt ein vollkommen europäisch eingerichtetes Haus. Sie
ist an einen Eingeborenen verheirathet, der mit den Indianern so populär
ist, daß man ihn oft in ihrer Mitte in den Straßen spazieren sieht.

Das Gouvernementsgebüude, von Stein aufgeführt und mit vielen


der Civilisation zugleich aufgeschlagen wurden, aber aus den Charakter dieses
Volkes einen höchst verderblichen Einfluß üben. —

Weiterhin wird das Leben auf der Insel geschildert: Nicht aufzuzählen
find die Erzeugnisse, mit denen eine verschwenderische Natur dieses irdische
Paradies gesegnet hat. Hier wuchert der Feigenstock und schlingt sich um
Lorbeer-, Cocos- und Cypressenbnume, dort in dunkler Laube glühen Orangen,
Citronen, Bananen und Ananas, blüht die Mandel, alles ohne Zucht und Pflege
und von wunderbarer Größe. Schlanke Palmen ragen zum Himmel empor
und brechen fast unter der süßen Last der Datteln, und im Hintergrund er¬
heben sich 4000 Fuß hohe Riesenberge, von Früchten strotzend und von Blu-
menketten umwunden, die einen doppelten Eindruck machen, weil die Pracht
der tropischen Sonne und der zurückstrahlende Spiegel des Meeres einen zwei¬
fachen Effect geben.

Die Hauptstadt Otahaitis liegt reizend in einer Bucht der Westküste am
Abhang eines herrlichen Palmenhaines. Von fern gleicht der Ort mehr
einer ununterbrochenen Reihe von Landhäusern und Gartenmauern, als einer
Stadt, aber im Innern angelangt, machen die meist europäischen Gebäuden
gleichenden Häuser, die mit Gärten und Villas umgeben sind, einen freund¬
lichen Eindruck. In der eigentlichen Hauptstraße, die den ganzen Ort durch¬
schneidet, herrscht reges Leben. Da findet man englische und französische Kauf¬
läden, wo man alle Culturerfordcrnisse befriedigen kann, Hotels, Schenkstuben,
französische Spielbndcn, welche immer von Seefahrern aller Nationen gefüllt sind,
die sich hier die langersehnten Genüsse verschaffen, welche sie auf ihren Fahrten
so lange entbehrten.

Franzosen, Engländer. Neger, Portugiesen und Chinesen durchstreichen
die Straßen; die Häuser der Europäer sind mit wenigen Ausnahmen einstöckig,
mit Gärten und luftigen Verandas umgeben, mit Glasfenstern versehen und
verleihen dem Ort das Aussehen eines der bedeutenderen Plätze Südamerikas
oder Indiens. Die Hütten der Eingeborenen sind nicht alle nebeneinander
gruppirr. viele liegen ganz nahe am Ozean, andere wieder in der Mitte oder
im Hintergrunde der Stadt, welcher sie einen sehr eigenthümlichen Charakter
verleihen. Sie sind aus Bambus oder Holz gezimmert, mit kegelförmigem
Flechtwerk versehen und das Innere wird durch aus Pflanzenstoffen verfertigte
Vorhänge in Zimmer abgetheilt. Alle sind von Palmen und wilden Ba-
nanenbüumen umschattet, die sehr graziös aus dem niedern Laub hervorragen
und die lieblichsten Gärten bilden. . . .

Pomare IV. bewohnt ein vollkommen europäisch eingerichtetes Haus. Sie
ist an einen Eingeborenen verheirathet, der mit den Indianern so populär
ist, daß man ihn oft in ihrer Mitte in den Straßen spazieren sieht.

Das Gouvernementsgebüude, von Stein aufgeführt und mit vielen


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[0431] der Civilisation zugleich aufgeschlagen wurden, aber aus den Charakter dieses Volkes einen höchst verderblichen Einfluß üben. — Weiterhin wird das Leben auf der Insel geschildert: Nicht aufzuzählen find die Erzeugnisse, mit denen eine verschwenderische Natur dieses irdische Paradies gesegnet hat. Hier wuchert der Feigenstock und schlingt sich um Lorbeer-, Cocos- und Cypressenbnume, dort in dunkler Laube glühen Orangen, Citronen, Bananen und Ananas, blüht die Mandel, alles ohne Zucht und Pflege und von wunderbarer Größe. Schlanke Palmen ragen zum Himmel empor und brechen fast unter der süßen Last der Datteln, und im Hintergrund er¬ heben sich 4000 Fuß hohe Riesenberge, von Früchten strotzend und von Blu- menketten umwunden, die einen doppelten Eindruck machen, weil die Pracht der tropischen Sonne und der zurückstrahlende Spiegel des Meeres einen zwei¬ fachen Effect geben. Die Hauptstadt Otahaitis liegt reizend in einer Bucht der Westküste am Abhang eines herrlichen Palmenhaines. Von fern gleicht der Ort mehr einer ununterbrochenen Reihe von Landhäusern und Gartenmauern, als einer Stadt, aber im Innern angelangt, machen die meist europäischen Gebäuden gleichenden Häuser, die mit Gärten und Villas umgeben sind, einen freund¬ lichen Eindruck. In der eigentlichen Hauptstraße, die den ganzen Ort durch¬ schneidet, herrscht reges Leben. Da findet man englische und französische Kauf¬ läden, wo man alle Culturerfordcrnisse befriedigen kann, Hotels, Schenkstuben, französische Spielbndcn, welche immer von Seefahrern aller Nationen gefüllt sind, die sich hier die langersehnten Genüsse verschaffen, welche sie auf ihren Fahrten so lange entbehrten. Franzosen, Engländer. Neger, Portugiesen und Chinesen durchstreichen die Straßen; die Häuser der Europäer sind mit wenigen Ausnahmen einstöckig, mit Gärten und luftigen Verandas umgeben, mit Glasfenstern versehen und verleihen dem Ort das Aussehen eines der bedeutenderen Plätze Südamerikas oder Indiens. Die Hütten der Eingeborenen sind nicht alle nebeneinander gruppirr. viele liegen ganz nahe am Ozean, andere wieder in der Mitte oder im Hintergrunde der Stadt, welcher sie einen sehr eigenthümlichen Charakter verleihen. Sie sind aus Bambus oder Holz gezimmert, mit kegelförmigem Flechtwerk versehen und das Innere wird durch aus Pflanzenstoffen verfertigte Vorhänge in Zimmer abgetheilt. Alle sind von Palmen und wilden Ba- nanenbüumen umschattet, die sehr graziös aus dem niedern Laub hervorragen und die lieblichsten Gärten bilden. . . . Pomare IV. bewohnt ein vollkommen europäisch eingerichtetes Haus. Sie ist an einen Eingeborenen verheirathet, der mit den Indianern so populär ist, daß man ihn oft in ihrer Mitte in den Straßen spazieren sieht. Das Gouvernementsgebüude, von Stein aufgeführt und mit vielen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/431>, abgerufen am 05.07.2024.