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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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den umliegenden Landschaften die nöthigen Vorräthe und Hilfsmittel zusammen¬
gebracht und daselbst in steter Bereitschaft gehalten werden.

Der Dienst der öffentlichen Posten bestand in Beförderung theils von
Personen, theils von Lasten und Gepäck. Die erstere geschah bald zu Pferde,
bald zu Wagen. Von diesen letztern gab es drei Hauptarten. Zuerst gehör¬
ten dahin die Rheden, jene Reisewagen alter Form und Gattung (rlreZas),
deren sich noch Cicero zu seinen Fahrten bediente. Sie scheinen etwas schwer¬
fällig gewesen, und wenn wir die widersprechenden Berichte vereinigen wollen,
je nach Bedürfniß bald bedeckt, bald unbedeckt geblieben zu sein. Den kaiser¬
lichen Verordnungen gemäß sollten sie im Sommer mit acht, im Winter mit
zehn Pferden bespannt werden. Die zweite Art bildeten die in den späteren
Zeiten oft genannten Carrukeu (cal-rueg-o), Gefährte, welche ohngefähr die
Stelle unserer heutigen Kutschen vertraten., Sie hatten eine in die Höhe stre¬
bende Gestalt, und waren jedenfalls gedeckt, wenn auch manchmal nur zur
Hälfte. Als Fuhrwerke der römischen vornehmen Welt wurden sie oft auf
das herrlichste ausgeschmückt, mit silbernen und goldenen Nägeln beschlagen,
und durch zwei, wol auch durch vier Zugthiere in Bewegung gesetzt. Ihr
Name klingt noch in dem berühmten Carrocium der Mailänder wieder, und
hat sich in dem französischen Carrosse erhalten. Den Schluß machen die
zweirädrigen Fuhrwerke (birotae), wie sie noch heutiges Tages in manchen
italienischen Städten üblich geblieben sind. Sie entsprachen im Uebrigen den
französischen Cabrioleten, und mußten auf den Heerstraßen mit drei Zugthieren
bespannt werden.

Den zweiten Haupttheil des römischen Postwesens bildete die Beförderung
der Lasten und des Gepäckes. Die Römer faßten denselben unter dem Namen des
clavularischen Zuges (cursus clavuliz.ris) zusammen, den wir immerhin, wenn
wir dabei nur stets von einem allgemeinen und freien Verkehr 'der Gesell¬
schaft absehen, unsern sogenannten Güterzügen vergleichen mögen. Die Last¬
wagen (aiiMriac;), welche vorzugsweise dahin gehörten, hatten eine Art höl¬
zerner Stäbe (<^vull, woher der Name! cui'Lus clirvulariK), welche ohne
Zweifel unsern nungen sehr ähnlich waren, und zwischen welche der vermuth¬
lich mit Flechtwerk versehene Wagenkasten (caM-r) eingefügt war. Sie wur¬
den mindestens mit vier, in den meisten Fällen aber wol mit sechs und acht
Stieren bespannt, welche paarweise hintereinander hergingen. Ausnahmsweise
ersetzte man diese auch durch Pferde oder Maulesel. Die Güterzüge beförder¬
ten vorzüglich die Massen der Kriegsvorräthe. wie Linnenzeug, Kleidungsstücke,
Waffen und Schießbedarf, sodann die großen Geldsendungen in Gold und
Silber. Ergänzungsweise fand mit den.Güterzügcn auch die Beförderung
von Personen statt. Dahin gehörten zunächst die Familien der Soldaten,
und ganz besonders die Nachzügler und Kranken des Heeres.


den umliegenden Landschaften die nöthigen Vorräthe und Hilfsmittel zusammen¬
gebracht und daselbst in steter Bereitschaft gehalten werden.

Der Dienst der öffentlichen Posten bestand in Beförderung theils von
Personen, theils von Lasten und Gepäck. Die erstere geschah bald zu Pferde,
bald zu Wagen. Von diesen letztern gab es drei Hauptarten. Zuerst gehör¬
ten dahin die Rheden, jene Reisewagen alter Form und Gattung (rlreZas),
deren sich noch Cicero zu seinen Fahrten bediente. Sie scheinen etwas schwer¬
fällig gewesen, und wenn wir die widersprechenden Berichte vereinigen wollen,
je nach Bedürfniß bald bedeckt, bald unbedeckt geblieben zu sein. Den kaiser¬
lichen Verordnungen gemäß sollten sie im Sommer mit acht, im Winter mit
zehn Pferden bespannt werden. Die zweite Art bildeten die in den späteren
Zeiten oft genannten Carrukeu (cal-rueg-o), Gefährte, welche ohngefähr die
Stelle unserer heutigen Kutschen vertraten., Sie hatten eine in die Höhe stre¬
bende Gestalt, und waren jedenfalls gedeckt, wenn auch manchmal nur zur
Hälfte. Als Fuhrwerke der römischen vornehmen Welt wurden sie oft auf
das herrlichste ausgeschmückt, mit silbernen und goldenen Nägeln beschlagen,
und durch zwei, wol auch durch vier Zugthiere in Bewegung gesetzt. Ihr
Name klingt noch in dem berühmten Carrocium der Mailänder wieder, und
hat sich in dem französischen Carrosse erhalten. Den Schluß machen die
zweirädrigen Fuhrwerke (birotae), wie sie noch heutiges Tages in manchen
italienischen Städten üblich geblieben sind. Sie entsprachen im Uebrigen den
französischen Cabrioleten, und mußten auf den Heerstraßen mit drei Zugthieren
bespannt werden.

Den zweiten Haupttheil des römischen Postwesens bildete die Beförderung
der Lasten und des Gepäckes. Die Römer faßten denselben unter dem Namen des
clavularischen Zuges (cursus clavuliz.ris) zusammen, den wir immerhin, wenn
wir dabei nur stets von einem allgemeinen und freien Verkehr 'der Gesell¬
schaft absehen, unsern sogenannten Güterzügen vergleichen mögen. Die Last¬
wagen (aiiMriac;), welche vorzugsweise dahin gehörten, hatten eine Art höl¬
zerner Stäbe (<^vull, woher der Name! cui'Lus clirvulariK), welche ohne
Zweifel unsern nungen sehr ähnlich waren, und zwischen welche der vermuth¬
lich mit Flechtwerk versehene Wagenkasten (caM-r) eingefügt war. Sie wur¬
den mindestens mit vier, in den meisten Fällen aber wol mit sechs und acht
Stieren bespannt, welche paarweise hintereinander hergingen. Ausnahmsweise
ersetzte man diese auch durch Pferde oder Maulesel. Die Güterzüge beförder¬
ten vorzüglich die Massen der Kriegsvorräthe. wie Linnenzeug, Kleidungsstücke,
Waffen und Schießbedarf, sodann die großen Geldsendungen in Gold und
Silber. Ergänzungsweise fand mit den.Güterzügcn auch die Beförderung
von Personen statt. Dahin gehörten zunächst die Familien der Soldaten,
und ganz besonders die Nachzügler und Kranken des Heeres.


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[0042] den umliegenden Landschaften die nöthigen Vorräthe und Hilfsmittel zusammen¬ gebracht und daselbst in steter Bereitschaft gehalten werden. Der Dienst der öffentlichen Posten bestand in Beförderung theils von Personen, theils von Lasten und Gepäck. Die erstere geschah bald zu Pferde, bald zu Wagen. Von diesen letztern gab es drei Hauptarten. Zuerst gehör¬ ten dahin die Rheden, jene Reisewagen alter Form und Gattung (rlreZas), deren sich noch Cicero zu seinen Fahrten bediente. Sie scheinen etwas schwer¬ fällig gewesen, und wenn wir die widersprechenden Berichte vereinigen wollen, je nach Bedürfniß bald bedeckt, bald unbedeckt geblieben zu sein. Den kaiser¬ lichen Verordnungen gemäß sollten sie im Sommer mit acht, im Winter mit zehn Pferden bespannt werden. Die zweite Art bildeten die in den späteren Zeiten oft genannten Carrukeu (cal-rueg-o), Gefährte, welche ohngefähr die Stelle unserer heutigen Kutschen vertraten., Sie hatten eine in die Höhe stre¬ bende Gestalt, und waren jedenfalls gedeckt, wenn auch manchmal nur zur Hälfte. Als Fuhrwerke der römischen vornehmen Welt wurden sie oft auf das herrlichste ausgeschmückt, mit silbernen und goldenen Nägeln beschlagen, und durch zwei, wol auch durch vier Zugthiere in Bewegung gesetzt. Ihr Name klingt noch in dem berühmten Carrocium der Mailänder wieder, und hat sich in dem französischen Carrosse erhalten. Den Schluß machen die zweirädrigen Fuhrwerke (birotae), wie sie noch heutiges Tages in manchen italienischen Städten üblich geblieben sind. Sie entsprachen im Uebrigen den französischen Cabrioleten, und mußten auf den Heerstraßen mit drei Zugthieren bespannt werden. Den zweiten Haupttheil des römischen Postwesens bildete die Beförderung der Lasten und des Gepäckes. Die Römer faßten denselben unter dem Namen des clavularischen Zuges (cursus clavuliz.ris) zusammen, den wir immerhin, wenn wir dabei nur stets von einem allgemeinen und freien Verkehr 'der Gesell¬ schaft absehen, unsern sogenannten Güterzügen vergleichen mögen. Die Last¬ wagen (aiiMriac;), welche vorzugsweise dahin gehörten, hatten eine Art höl¬ zerner Stäbe (<^vull, woher der Name! cui'Lus clirvulariK), welche ohne Zweifel unsern nungen sehr ähnlich waren, und zwischen welche der vermuth¬ lich mit Flechtwerk versehene Wagenkasten (caM-r) eingefügt war. Sie wur¬ den mindestens mit vier, in den meisten Fällen aber wol mit sechs und acht Stieren bespannt, welche paarweise hintereinander hergingen. Ausnahmsweise ersetzte man diese auch durch Pferde oder Maulesel. Die Güterzüge beförder¬ ten vorzüglich die Massen der Kriegsvorräthe. wie Linnenzeug, Kleidungsstücke, Waffen und Schießbedarf, sodann die großen Geldsendungen in Gold und Silber. Ergänzungsweise fand mit den.Güterzügcn auch die Beförderung von Personen statt. Dahin gehörten zunächst die Familien der Soldaten, und ganz besonders die Nachzügler und Kranken des Heeres.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/42>, abgerufen am 26.07.2024.